
Selbst wenn Ancelotti gehen sollte: Raúl wäre wohl nicht erste Option
Was passiert im Sommer auf Real Madrids Trainerbank? Ob die zweite Ära von Carlo Ancelotti weiter geht, hängt wie üblich auch von der Titelausbeute ab: zwei kleine Titel wurden mit dem UEFA Super Cup und der Klub-WM schon eingefahren, aber ohne großen Pokal kann sich eigentlich kein Trainer bei den Blancos halten. „Die geschriebenen Regeln können sich auch ändern. Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Saison etwas gewinnen, von daher erledigt sich das Thema dann auch“, sagte der Italiener zu diesem ungeschriebenen Gesetz bereits. Zwar heißt es, die brasilianische Nationalmannschaft wolle „Carletto“ aufnehmen, andererseits erklärte der Italiener schon oft, sich nach Real Madrid in der spanischen Hauptstadt zur Ruhe setzen zu wollen. Diese Ruhe könnte noch fern sein, denn sollte es in Copa del Rey oder Champions League noch Silberware geben, dürfte zumindest der Verein den Italiener halten wollen.
Dass Ancelotti nicht nur bleiben könnte, sondern überhaupt noch da ist, scheint nun Auswirkungen auf eine andere Personalie zu haben. Auf einen, der bisher im Hintergrund bereit stand, bereit für den nächsten Schritt. Aber Raúl González Blanco könnte den Verein im Sommer verlassen, das berichtet zumindest Real-Experte Miguel Gutiérrez, besser bekannt als „Soy Madridista“. Der Spanier ist bestens bekannt und regelmäßig auf dem königlichen Trainingsgelände in Valdebebas vertreten – und verrät nun, dass Raúl nicht nur gehen will, sondern wird. Von 1992 bis 2010 als Jugend- und Profispieler für die Blancos aktiv, arbeitet der 45-Jährige seit 2018 als Nachwuchstrainer in „La Fábrica“. Nach einer erfolgreichen Saison mit der Juvenil B (U18) übernahm er 2019 die Castilla, leistet dort konstant gute Arbeit mit jungen Mannschaften, die jährlich enorm verändert werden. Dazu kam 2020 der Youth-League-Sieg als Interimslösung in der Juvenil A (U19). Als „Mann des Klubs“ präsentiert sich Raúl regelmäßig auf den Pressekonferenzen, berichtet von der Geduld, die er habe, und dass er bereit sei für seinen Traum, die erste Mannschaft zu trainieren. Aber dieser Traum wurde ihm 2021 schon verwehrt (angeblich trotz eines mündlichen Versprechens), als der Nachfolger von Zinédine Zidane nicht Raúl González, sondern Carlo Ancelotti hieß. Es hieß auch, der 63-Jährige sollte nur zu einer Übergangssaison kommen, gewann dann aber sowohl Meisterschaft als auch Champions League. Und weil auch jetzt trotz des quasi entschiedenen Meisterschaftsrennens weder eine Trennung im Sommer sicher zu sein scheint, noch dass Raúl der Top-Kandidat wäre (eher Mauricio Pochettino), hat die Real-Legende wohl vorerst genug.
Raúl abandonará el Real Madrid y Toril cambiará el Femenino por el Castilla. https://t.co/OE3tcXRfB9
— www.soymadridista.com (@soymadridista) March 28, 2023
Raúls Ziel eher USA als Europa?
Und könnte nach vier guten Jahren als Cheftrainer der zweiten Mannschaft – aktuell spielt die Castilla sogar um eine Qualifikation zu den Aufstiegs-Playoffs mit – erneut „adiós“ sagen, wie schon 2010, als er sich erst Schalke, dann Al-Sadd und schlussendlich noch New York Cosmos anschloss. „El Siete“ tätigt seitdem seine ersten Trainerschritte in Madrid, aber sein Geduldsfaden scheint wohl am Ende zu sein, auch weil Florentino Pérez und Co. ihm wohl eher nur eine Feuerwehr-Lösung zutrauen, also ihn als Notlösung für unter der Saison in der Hinterhand behalten wollen. Für Raúl nach guten Leistungen scheinbar zu wenig – interessierte Top-Klubs müssen sich jetzt trotzdem nicht die Hände reiben. Aus Loyalität würde er in Spanien wohl nur Real Madrid trainieren wollen und auch im Rest Europas würde ihn wohl nur Ex-Klub Schalke reizen. So heißt es im Bericht, dass Raúls nächstes Ziel eher die MLS in den USA sein könnte, auch weil dort seine Söhne studieren.
Castilla: Toril statt Arbeloa?
Raúl könnte aufgrund eines Rückkehrers gehen und so für ein anderes Comeback sorgen. Denn die zweite Mannschaft könnte dann wieder von Alberto Toril trainiert werden: Der tat das bereits von 2011 bis 2013 mehr oder weniger erfolgreich, versuchte sich dann in der „richtigen“ Fußballwelt, ehe er 2021 nach Madrid zurückkehrte und seit anderthalb Jahren die erste Frauenmannschaft leitet – auch das wohl mit dem Versprechen, dass er bald in den Herrenbereich zurückkehren dürfe, um wieder die Castilla zu trainieren. Die wäre dann für Álvaro Arbeloa, der nicht nur aufgrund des gewonnenen Pokalfinals eine erfolgreiche Saison mit der königlichen U19 erlebt, vorerst blockiert. Aber bei Arbeloa ist es wohl wie bei Raúl: Als Mann des Klubs hat er viel Geduld und wartet auf seine Chance – die Frage ist nur, wie lange dieser Geduldsfaden ist. Bei Raúl scheint er am Ende zu sein.
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