
Ancelotti läutet die heiße Saisonphase ein
Auch wenn die Königlichen soeben gerade einen ihrer besten Auftritte in dieser Saison abgeliefert hatten, sonderlich lange wollte man sich mit dem 6:0 über Valladolid letzten Endes nicht aufhalten. Der Fokus galt relativ schnell – na klar – dem Copa-Clásico am kommenden Mittwoch, in dem die Blancos das 0:1 aus dem Hinspiel noch drehen wollen. Carlo Ancelotti zeigte sich nach Spielende jedenfalls ungewohnt angriffslustig und machte die Marschroute für die Begegnung im Camp Nou mehr als deutlich: „Wir sind zu 100 Prozent bereit, daran haben wir keine Zweifel. Von jetzt an haben wir nur einen Gedanken: am Mittwoch gewinnen!“
Ganz unter den Tisch kehren wollte man die Gala-Vorstellung zuvor aber natürlich nicht, auch wenn der Gegner unter dem Strich „nur“ Valladolid hieß und nach anfänglichen ordentlichen 15 Minuten am Ende nur noch sporadisch Gegenwehr leistete. Schließlich markierte die Begegnung am 27. Spieltag den Auftakt in die ominöse heiße, entscheidende Phase der Saison, in der die Blancos für gewöhnlich zur Höchstform auflaufen. Und so lieferte die Partie am Samstag-Nachmittag einige Anhaltspunkte, die für die anstehenden Aufgaben in Copa und der Champions League ein mehr als gutes Gefühl vermittelten.
Das sah auch Ancelotti so: „Heute beginnt die letzte Phase der Saison, das habe ich den Spielern auch gesagt. So wie letztes Jahr, als wir sie gegen Celta begannen und wir sehr litten. Dieses Jahr beginnen wir sie mit einem anderen Gefühl. Es war ein sehr gutes Spiel, auch wenn wir es zu Beginn nicht gut gemacht haben. Wir gehen mit guten Gefühlen aus dieser Partie heraus – vor allem, da die Genauigkeit in der Offensive, die wir fast immer hatten, zurückgekehrt ist. In den vergangenen Spielen fehlte uns das etwas. Diesmal waren die Stürmer sehr, sehr durchschlagskräftig und effizient. Sie haben zusammen gut kombiniert und dann wurde das Spiel ziemlich leicht.“
Benzema scheint die Pause gut getan zu haben
Dass den Blancos vor allem in der Offensive so einiges leicht von der Hand zu gehen schien, lag vor allem an einem vor Spielfreude nur so strotzendem Karim Benzema. Wirkte der Franzose vor der Länderspielpause noch komplett überspielt und phasenweise wie ein Fremdkörper im Spiel, agierte er diesmal wieder in gewohnter Manier als Dreh- und Angelpunkt und zeigte auch die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Gehäuse, die ihn vergangenes Jahr so auszeichnete. Die Länderspielpause scheint dem Kapitän der Königlichen gut getan zu haben. Gemäß seinen Social-Media-Kanälen nutzte Reals Nummer 9 die letzten zwei Wochen für intensive Arbeit im körperlichen Bereich und versuchte bestehende Defizite zu beseitigen. Und das Trainingsregime scheint Wirkung gezeigt zu haben, Benzema wirkte frisch und spritzig wie seit der WM-Pause nicht mehr.
4-2-3-1 als Fingerzeig für Mittwoch?
Aber auch der Rest der Mannschaft machte körperlich, trotz der Länderspiele, einen hervorragenden Eindruck. Und auch wenn Luka Modrić und Federico Valverde nochmals eine Pause erhielten, könnte die Ausrichtung gegen Valladolid ein kleiner Fingerzeig für den Mittwoch gewesen sein. Rodrygo wusste nämlich abermals auf der Zehnerposition im 4-2-3-1 zu gefallen und sorgte dank seiner Fähigkeiten im Dribbling und Kombinationsspiel für mehr Unberechenbarkeit im königlichen Angriffsspiel und vor allem für eine größere Entlastung von Vinícius, was sich auch bei Reals Linksaußen deutlich bemerkbar machte.
So war es bei den letzten Duellen mit den Katalanen eines der größten Probleme, dass man bei den Angriffen zumeist vollends auf Vinícius’ Dribbelstärke verließ, dieser sich aufgrund mangelnder Unterstützung aber selten behaupten konnte. Mit Rodrygo im Zentrum hätte man sowohl einen weiteren Akteur mit entsprechenden Dribbelfähigkeiten, der für zusätzliche Gefahr sorgen könnte, als auch einen weiteren Kombinationsspieler für Vinícius, wodurch das Angriffsspiel der Blancos an Unberechenbarkeit gewinnen könnte.
Für Ancelotti ist der Brasilianer jedenfalls definitiv eine ernsthafte Option für den Clásico: „Rodrygo ist in einer guten Form. Gegen Barcelona ist er natürlich nicht ausgeschlossen, denn im Moment ist er sehr gefährlich. Es ist eine Möglichkeit, dass er spielt. Es ist sehr schwierig, für Mittwoch eine Aufstellung zu wählen, denn es ist keine normale K.o.-Runde. Wir haben einen Rückstand und müssen etwas tun – mit dem Hintergedanken, dass es 90 oder auch mehr Minuten werden können. Rodrygo in der einen oder anderen Situation zu haben – da bin ich beruhigter.“
Real benötigt Intensität und Energie
Möglicherweise beweist Ancelotti hier sogar Mut und sorgt am Mittwoch für die eine oder andere personelle Überraschung. Unabhängig vom Personal steht jedoch fest: Real benötigt diesmal eine Mannschaft auf dem Feld, die der Intensität und Energie Barças selbige entgegen setzen kann. Dass dies auf jeden Fall möglich ist, dafür lieferte das Valladolid-Spiel genügend Anhaltspunkte. Nun gilt es, diesen Rückenwind und Elan mit in die Partie zu retten – und vielleicht sogar den Remontada-Geist der letzten Saison wieder aufleben zu lassen.
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