Interview

„Es gibt nun einmal auch verkleidete Madridistas“

Fast alle Spieler sind derzeit mit der Nationalmannschaft unterwegs, weshalb José Mourinho nun scheinbar arbeitslos in Valdebebas sitzt. Dass dies natürlich nicht ganz so dramatisch zu sehen sei, erklärte der Coach der Blancos heute in einem ausführlichen Interview mit REAL MADRID TV, wobei er einige interessante Themen ansprach. Der „FIFA-Virus“, „verkleidete“ Madridistas und ein „Junge, mit dem man Geduld haben muss“ kamen unter anderem zur Sprache.

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Hält von so manchen Kritikern rein gar nichts: José Mourinho

Ich schaue die ganze Woche auf Dortmund

MADRID. Was treibt eigentlich José Mourinho, wenn 19 seiner Spieler in der ganzen Welt unterwegs sind, um für ihre Nationalmannschaften zu spielen? Möchte man vermuten, dass der Coach der Blancos selbst die Fußballschuhe schnürt und mit seiner übrig gebliebenen Rumpftruppe „Drei-gegen-Drei“ spielt, der hat sich gewaltig geirrt. Der Portugiese arbeitet und legt den Fokus dabei vor allem auf den deutschen Meister: „Im Moment beschäftigte ich mit beispielsweise sehr mit Borussia Dortmund. Das ist etwas, was ich unter normalen Umständen nicht in diesem Ausmaße tun könnte. Wenn wir jetzt am Wochenende natürlich gegen Celta Vigo spielen, bin ich nur darauf fokussiert. Aber diese Woche schaue ich nur auf Dortmund.“

Das Spiel gegen Manchester City war der Knackpunkt für das Team“ José Mourinho über den Wendepunkt nach dem schwachen Saisonstart

Immerhin geht es für die Königlichen in der Todesgruppe, in der nur aktuelle Landesmeister vertreten sind, gleich richtig los. Zwar steht man mit sechs Punkten an der Spitze des Tableaus, doch weiß „the Special One“ um die Brisanz der Gegner. „Wir, Borussia, Ajax und City. Das ist eine einzigartige Gruppe. Wenn du dir die anderen Gruppen anschaust, könnte man glauben, dass es sich um Freundschaftsspiele handelt und man unter der Woche die Spieler für das Wochenende schonen kann“, beklagte sich der Portugiese über das schlechte Los in der Königsklasse. Doch wäre es nicht Real Madrid und vor allem nicht José Mourinho, wenn nicht auch diese Aufgabe gemeistert werden könnte. Den Sieg im Bernabéu sieht der Trainer nämlich als Knackpunkt nach dem verkorksten Liga-Auftakt und lobt dabei „die Fans im Bernabéu, die sehr gerecht waren. Sie haben das Team unterstützt und waren sympathisch. Das Team hat das Spiel fast verloren, aber die Fans sind ruhig geblieben, was sich auf das Team übertragen hat. Man hat bei diesem Spiel den mentalen ,Klick‘ in der Mannschaft gesehen. Die Mannschaft hat das gebraucht und hat sich so wiedergefunden.“

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Ich spüre das Vertrauen, aber es gibt immer auch Gegner

Mit dem Ambiente im heimischen Stadion scheint Mou also zufrieden, was ihn zugleich in echten Redefluss versetzte. Denn wie steht es denn nun eigentlich um das werte Befinden nach zwei Jahren an der Concha Espina? „Ich glaube, dass man mich hier mag“, schätzt er seinen Stellenwert in der spanischen Hauptstadt ein. „Ich bin ein Trainer, der den 32. Meistertitel gewonnen hat und einen spanischen Pokal, der nach langer Zeit wieder gewonnen wurde. Ich bin nur ein ganz kleiner Teil dieser großen Geschichte“, gab er sich fast demütig. „Die Madridistas auf der Straße oder an meinem Auto zeigen mir aber, dass sie Vertrauen in mich haben. Denn auch wenn wir einmal verlieren, spüre ich dieses Vertrauen. Ich merke, dass die Menschen meine Art wertschätzen. Ich bin hierher gekommen und wollte meine Sache vom ersten Tag an gut machen.“ Doch trotzt Ruhm und Ehre gibt es immer wieder Personen, die am Stuhl des 49-Jährigen zu sägen versuchen. „Ich glaube es ist normal, dass es so etwas gibt. Soweit ich Madrid kenne, habe ich bereits gemerkt, dass es einige ,verkleidete‘ Madridistas gibt.“

So hagelt es natürlich auch immer wieder Kritik an den oftmals eigenwilligen Verhaltensweisen, mit denen „the Special One“ Probleme löst. Ob selbst verpasste Maulkörbe, verbale Rundumschläge oder der Finger im Auge eines Barça-Verantwortlichen – Mourinho ist eben Mourinho. „Ich bin für professionelle Kritik immer offen, auch wenn ich einmal nicht zustimme. Wenn es allerdings um mein Privatleben geht, möchte ich das ausblenden. Meine Kinder, und meine Frau haben damit nichts zu tun“, stellte der zweifache Familienvater sich auf einen klaren Standpunkt, den er schon seit der Frühphase seines Erfolges vertritt.

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Der FIFA-Virus“: Du weißt nie, wie die Spieler zurückkehren“

Derzeit gibt es bei Real Madrid einige Sorgen. Zwar befinden sich kaum Spieler der ersten Mannschaft in der spanischen Hauptstadt, doch flattern die Hiobsbotschaften gerade so herein. Fábio Coentrão fällt für vier Wochen, Marcelo für drei Monate aus – beide Linksverteidiger außer Gefecht. Zwar wollte der Cheftrainer nicht näher darauf eingehen, doch war seine Meinung zu den Ausflügen der Nationalteams nicht verkennbar: „Es ist zwar wichtig, dass unsere Spieler in ihren Nationalmannschaften spielen, aber für einen Trainer, der das Trainieren und die Spiele am Wochenende mag, ist es nicht einfach und zeigt dir einige Zweifel auf. Du weißt nicht, wie sie wieder einsteigen, was sie machen, ob sie Glück haben werden während deren Wettbewerbe, ob sie glücklich heimkommen oder weniger glücklich. Und auch ob sie Probleme haben werden oder nicht…“

[dataset id=36] Zum Abschluss des Interviews mit dem hauseigenen Fernsehsender fiel das Gespräch dann noch auf einen jungen Mann, der erst im Sommer den Weg nach Madrid gefunden hat. Luka Modric war der Wunschspieler, der nun mit Mesut Özil und Kaká um den Platz im Mittelfeld kämpft. Viel Geld für einen weiteren Edel-Joker oder doch langfristige Investition? „Die Menschen müssen geduldig sein. Vor allem mit Luka, denn er ist noch ein junger Kerl. Man muss ihm die Zeit geben, um in der Mannschaft zu wachsen. Wir wissen, dass er ein großartiger Spieler ist. Ich glaube, dass das Bernabéu schon lange nicht mehr einen solch fantastischen Jungen gesehen hat, aber man muss eben Ruhe bewahren“, nahm er den Druck vom Kroaten.

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von
Marcel Hildmann

Sportjournalismus-Student, der seit dem CL-Sieg 2002 im Bann der Königlichen steht und seit vielen Jahren im World Wide Web sein redaktionelles Unwesen treibt. Aus Leidenschaft wird nun Beruf – REALTOTAL ist dafür die perfekte Plattform.

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