Frag’ den Redakteur

Frag’ den Redakteur: Mbappé-Gerüchte und Ancelotti-Nachfolger

Wie wahrscheinlich ist es, dass Kylian Mbappé im Sommer 2023 zu Real Madrid wechselt und was ist mit Harry Kane? Wer soll Carlo Ancelotti 2024 ersetzen und wie können Fans von Real Madrid generell in die Zukunft blicken? REAL TOTAL-Redakteur Adrian Kühnel beantwortet Fragen der Community.

1.1k
Adrian Kühnel
REAL TOTAL-Redakteur Adrian Kühnel beantwortet Fragen zu Mbappé, Ancelotti & Co. – Fotos: Privat, Getty Images

Frage von Madridista993: Wie wahrscheinlich haltet ihr das Mbappe diesen Sommer zu Real Madrid wechselt? Da er ja nun nicht seine Klausel zieht wäre ein Wechsel dieses Jahr möglich. Und falls Mbappe nicht kommen sollte, wie steht es um die Verpflichtung um Kane?

Antwort von Adrian Kühnel: Das mit einer Prozentzahl anzugeben, ist schwierig. Die meisten (auch wir von REAL TOTAL) haben vermutlich Mitte Mai 2022 – vor der Verlängerung – gesagt, Mbappé wechselt zu 90 Prozent zu Real Madrid. Und trotzdem verlängerte Mbappé anschließend bei PSG. Aber ich sehe es in diesem Sommer so: Mbappé hat klargestellt, seinen 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Ein erneutes Umdenken halte ich für unwahrscheinlich. Da PSG ihn nicht ablösefrei ziehen und noch eine Ablöse kassieren will, macht eigentlich nur ein Wechsel in diesem Sommer Sinn. Der Sommer ist noch lang und im Fußball ist sowieso sehr viel dynamisch. Was heute ist, kann morgen schon nicht mehr gelten. Ich gehe aber schon davon aus, dass Real Madrid auf den richtigen Moment, auf die richtigen Signale wartet, um Mbappé bereits in diesen Sommer zu verpflichten. Deshalb auch das Abwarten zwecks Alternativen. Dazu zählt Harry Kane. Ob Real Madrid aber rund 100 Millionen Euro für einen bald 30-Jährigen zahlt, der nur noch ein Jahr Vertrag hat? Ich glaube es nicht, aber wer weiß …

Frage von Hardtothecore: Können die jungen (neuen) Mittelfeldspieler um Tchouameni, Camavinga, Bellingham und Valverde das KMC Trio in der Gegenwart/Zukunft adäquat ersetzen?

Antwort von Adrian Kühnel: Können: ja. Zweifellos haben Toni Kroos, Luka Modrić und Casemiro eine Ära bei Real Madrid geprägt. Aber auch hier mussten sich beispielsweise Modrić und Casemiro erstmal im Mittelfeld einfügen, starteten nicht direkt durch. Wobei Spieler wie Aurélien Tchouaméni, Eduardo Camavinga und Federico Valverde sowieso schon recht weit sind für ihr Alter, ihr Potential noch nicht ausgeschöpft haben. Der Rest kommt meiner Meinung nach einfach über Erfahrung. Deshalb ist es auch noch gut, dass Kroos und aller Voraussicht nach auch Modrić noch mindestens ein Jahr bei Real Madrid spielen, die Jüngeren dementsprechend weiterhin von ihnen lernen können. Das hat, finde ich, bislang einen sehr vielversprechenden Eindruck geweckt. Zudem stößt mit Jude Bellingham nun ein weiterer Mittelfeldspieler dazu, der wiederum andere Qualitäten als Tchouaméni und Camavinga mitbringt und perspektivisch noch mehr zum Leader avancieren könnte. Von daher blicke ich im Mittelfeld optimistisch in die Zukunft.

Frage von AmadoRM: Wie blickt ihr in die Zukunft? Wir haben eine glorreiche Zeit hinter uns mit dem besten Mittelfeld der Welt, Ausnahmespieler wie Ronaldo und Benzema. Der Umbruch findet statt, aber es ist eine hohe Investition in sehr junge Spieler die Weltklasse werden können oder auch eben nicht.

Antwort von Adrian Kühnel: Ein gewisses Risiko ist immer dabei. Und nicht jeder junge Spieler schlägt auch ein. Das beste Beispiel: Luka Jović. Aber doch finde ich, dass Real Madrid in den letzten Jahren auf dem Transfermarkt sehr viel richtig gemacht hat. Ältere und verdiente Spieler werden nach und nach durch jüngere und vielversprechende Spieler ersetzt. Aber ich hatte bislang nicht das Gefühl, dass etwas überhastet geschieht. Alles zu seiner Zeit und alles folgt einem Plan. Dem zu folgen, war spätestens 2018 ab dem Abgang von Cristiano Ronaldo notwendig. Dass die Mannschaft mittel- bis langfristig ein anderes und neues Gesicht bekommen wird, war klar. Und man sollte dann auch mal in Kauf nehmen, dass nicht jedes Jahr der Champions-League-Titel gewonnen wird. Das ist alles Teil des Prozesses. Und aus den Widrigkeiten hat Real Madrid in letzter Zeit in der Regel die richtigen Schlüsse gezogen. Der Umbruch ist auch noch nicht abgeschlossen, allerdings kann doch recht zuversichtlich in die Zukunft geblickt werden. Mit Spielern wie Jude Bellingham, Aurélien Tchouaméni, Eduardo Camavinga Federico Valverde, Rodrygo Goes, möglicherweise auch Fran García besitzt Real Madrid ein gutes Fundament, um perspektivisch die größten Titel zu gewinnen.

Frage von: Wie seht ihr die Gerüchte um einen Abgang von Fede? Anscheinend bietet Liverpool um die 60 Mio. – was ich viel zu wenig fände. Zudem möchte ich DEN Kapitän der Zukunft von RM nicht gehen sehen.

Antwort von Adrian Kühnel: Weder Real Madrid noch Federico Valverde werden sich in diesem Sommer mit einer Trennung auseinandersetzen. Klar, Valverde hatte in der abgelaufenen Saison die ein oder anderen Probleme, trotzdem würde ich ihn noch zu den Spielern zählen, die als „unantastbar“ gelten. Gerüchte gab es bereits vor ein, zwei Jahren. Doch konkret war es denke ich nie, weil sich Real und Valverde damit nicht auseinandergesetzt haben. Außerdem, und wie du schon sagst, kann er perspektivisch das Kapitänsamt übernehmen. Er ist ein Spieler, der auf lange Zeit in Madrid spielen könnte und für den Teamgeist von enormer Bedeutung ist.

Frage von Edis K.: Was wird hier die Priorität sein? Mbappé oder ein echter 9er?

Antwort von Adrian Kühnel: Wie bereits bei der Frage von Madridista993 erwähnt: Ich denke, Real Madrid will nichts überhastet machen. Aktuell wird vermutlich abgewartet werden, wie sich die Situation um Mbappé entwickelt. Viel läuft sowieso hinter den Kulissen ab und sickert teilweise nicht mal an die Medien durch – persönliche Gespräche zwischen Mbappé und Pérez zum Beispiel. Besteht in diesem Sommer eine realistische Chance, Mbappé zu verpflichten, wird Real Madrid sich höchstwahrscheinlich auch darum bemühen. Sollte er wirklich kommen, könnte er auch in der Spitze spielen. Das halte ich nicht für ein Problem. Als Backup hätte man immer noch Joselu. Und zur Not kann auch ab und an Rodrygo Goes ins Zentrum rücken.

Frage von Ghostwriter: Solltet gerade Ihr von REAL TOTAL nicht ein bisschen zurückhaltender agieren beim Thema Mbappé und nicht jeden Unfug aufgreifen, den andere Zeitungen in die Welt setzen?

Antwort von Adrian Kühnel: Auch wir haben uns im letzten Sommer die Finger an Mbappé verbrannt, das stimmt. Im Anschluss haben wir trotzdem versucht, so vorsichtig wie möglich mit dem Thema umzugehen. Man kommt aber meiner Meinung nach nicht drumherum, darüber zu berichten. Dass kaum ein Thema die Fans von Real Madrid so beschäftigt wie Mbappé, ist Tatsache. Und dann ist die Frage: was berichtet man? Wenn es öffentliche und präzise Aussagen zum Thema sind, kann man das auch aufgreifen und einordnen. Das haben wir versucht, bei den jüngsten Ereignissen zu machen. Und sonst gilt es: nicht auf jede Quelle verlassen. Wenn jedoch beispielsweise mit der L’ÉQUIPE und NEW YORK TIMES zwei renommierte Zeitungen dieselbe Information verbreiten, kann man in der Regel schon davon ausgehen, dass ein Wahrheitsgehalt dran ist. Trotzdem heißt es immer noch: einordnen und kritisch hinterfragen – und keine Hoffnungen schöpfen.

Frage von lukalegendo22: Wen seht ihr als geeigneten Nachfolger für Ancelotti 2024?

Antwort von Adrian Kühnel: Ein interessantes Thema, da ich damit rechne, dass Carlo Ancelotti seinen 2024 auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern wird und dann für ihn Schluss bei Real Madrid ist. Allerdings ist noch schwierig vorherzusagen, wer ihn beerben könnte. Ich glaube aber, dass Real Madrid vor allem zwei Kandidaten in Aussicht hat: Raúl González Blanco und Xabi Alonso. Und da gilt es abzuwarten, wie sich beide Trainer im Verlauf der kommenden Saison schlagen. Hat Raúl weiterhin mit der Castilla Erfolg, wird er Argumente für die Ancelotti-Nachfolge sammeln. Gleichzeitig wird Real Madrid auch Alonsos Entwicklung bei Bayer Leverkusen verfolgen. Arbeitet er dort weiterhin so vielversprechend, könnte ich ihn mir eher als Raúl als Ancelotti-Nachfolger vorstellen. Weil er schon mehr Erfahrung auf Top-Niveau hat. Und zudem endet Alonsos Vertrag in Leverkusen 2024. Möglicherweise will sich Florentino Pérez die Chance nicht entgehen lassen. Sofern Alonso weiterhin stark arbeitet, werden nämlich auch andere Top-Vereine anklopfen.

Frage von firoramos42: Findest du auch das Courtois vielleicht der beste Torhüter in der Real Madrid Geschichte ist?

Antwort von Adrian Kühnel: Mit Sicherheit ist er einer der besten Torhüter in der Geschichte von Real Madrid. Ob er der beste Real-Keeper aller Zeiten ist? Das ist eine subjektive Auslegung meiner Ansicht nach. Ich war auch ein großer Fan von Iker Casillas. Aber auf ihn hatte ich einen anderen Blick: Ich war jünger und habe mich beruflich nicht so detailliert mit ihm befasst wie mit Courtois. Ich würde Courtois auf alle Fälle aber im All-Time-Torhüter-Ranking von Real Madrid schon sehr weit oben einordnen.

Frage von Blackbeardsm: Falls der Mbappe Transfer nicht klappt denkt ihr Real könnte eine Saison auf nur Rodrygo/Joselu im Mittelsturm setzten?

Antwort von Adrian Kühnel: Das denke ich nicht und wäre zu riskant. Vor allem wird sich Real Madrid europäisch wieder stärker präsentieren wollen. Und damit meine ich: nicht erneut 0:4 von Manchester City abgeschossen zu werden. Die Entscheider bei Real Madrid werden daran arbeiten, das bestmögliche Team für die kommende Saison zusammenzustellen. Und vermutlich ist für den Offensivbereich erstmal einiges abhängig von der Entwicklung bei Mbappé. Kommt er nicht, wird sich Real Madrid um eine oder mehrere Alternativen bemühen. Aber nur mit Joselu und Rodrygo im Sturmzentrum in die Saison zu gehen, wäre doch sehr gewagt. Ein warnendes Beispiel: der FC Bayern München. Auch dort dachte man offensichtlich anfänglich, es ginge ohne Robert Lewandowski schon mal für eine Saison. Am Ende stellte sich doch heraus, dass man lieber einen adäquaten Ersatz verpflichtet hätte.

Frage von Toninho: Mbappé ist kein Madridista, der für das Wappen spielt. Ich wünsche mir eher Haaland, aber der ist unbezahlbar. Oder nicht? Was meint Ihr?

Antwort von Adrian Kühnel: Man munkelt ja, er besitzt eine Klausel in seinem bis 2027 datierten Vertrag bei Manchester City. Ob es diese tatsächlich gibt, wissen wohl nur Haaland, seine Berater und Manchester City. Und vielleicht auch Real Madrid? Spekulativ. Bislang macht Haalands Beraterin Rafaela Pimenta ein großes Geheimnis daraus, ob es diese Klausel gibt und bei wie viel sie liegt. Es hieß mal, ab 2024 kann er für 150 Millionen Euro wechseln. Ein anderes Mal hieß es, er kann ab 2024 für 180 Millionen Euro wechseln. Und ein anderes Mal hieß es, er kann ab 2024 für 200 Millionen Euro wechseln. Was diesen Sommer betrifft: Haaland wird – sofern es nicht noch irgendeine andere überraschende Klausel gibt – nicht zu bezahlen sein. Für Manchester City ist er viel zu wichtig. Ohne eine etwaige Klausel muss schon sehr viel passieren, dass Manchester City Haaland verkaufen wird.

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes

Verwandte Artikel

Frag’ den Redakteur: Transfers, Finanzen, Legenden und REAL TOTAL

Ihr habt gefragt, wir haben geantwortet: In der neuen Ausgabe von Frag'...

Vor Trainingsauftakt: Zeit für Frag’ den Redakteur mit Edin Soso

Die ohnehin kurze Sommerpause nähert sich dem Ende zu, die Königlichen stehen...

Frag’ den Redakteur: Vinícius und Mbappé, Abwehr und Titel

Ihr habt gefragt, wir haben geantwortet: In der neuen Ausgabe von Frag'...

Länderspielpause: Zeit für Frag’ den Redakteur mit Edin Soso

Nach sage und schreibe elf englischen Wochen, nach 22 Spielen seit dem...