
Ancelotti zieht Lehren aus Derby-Pleite
Neun Pflichtspiele, acht Siege – Real Madrids Start in die Spielzeit 2023/24 darf durchaus als gelungen bezeichnet werden. Dass sich dabei nach dessen Traumstart im königlichen Trikot mit sieben Treffer aus acht Einsätzen Vieles um Jude Bellingham dreht, ist wenig verwunderlich. Dennoch gibt es die eine oder andere Personalie in der spanischen Hauptstadt, die trotz der starken Anfangswochen der neuen Saison ein wenig unter dem Radar läuft. Eine davon ist Aurélien Tchouaméni, der sich nach einer aus persönlicher Sicht schwachen letztjährigen Rückrunde wieder zurück in die Startformation gekämpft hat – und Carlo Ancelottis Vertrauen bislang mit sehr guten Leistungen zurückzahlt.
Wie wichtig der Franzose in den bisherigen Partien für die Blancos ist, zeigt der Blick auf das einzige Spiel, in dem er nicht in der Startelf stand: die 1:3-Derbypleite gegen Atlético Madrid. Zwar hatte jene Niederlage gegen den Stadtrivalen vorrangig auch taktische Gründe, da die „Rojiblancos“ durch ihr 3-5-2 die Schwächen der königlichen Raute gnadenlos aufdeckten und auch höchst effektiv ausnutzten, dennoch erntete Ancelotti im Anschluss an die Partie auch starke Kritik für seine Personalauswahl. Insbesondere die Nichtberücksichtigung von Tchouaméni sorgte in jenem Spiel für große Verwunderung, da der 23-Jährige bislang als der große Stabilisator des Teams in Erscheinung trat.
Ein Spiel, aus dem der Cheftrainer der Königlichen jedoch offensichtlich seine Lehren gezogen hat. Gegen das bisherige Überraschungsteam der Saison aus Girona musste Routinier Luka Modrić letztlich auf der Bank Platz nehmen und der Franzose sollte auf der Position vor der Abwehr gegen die wilden Katalanen für Ordnung sorgen, Ein Plan, der nach einer kurzzeitig ungeordneten Anfangsphase voll aufging. Mit vier Tacklings, drei abgefangenen Bällen und einem geklärten Ball lieferte der französische Nationalspieler gemeinsam mit Aushilfs-Linksverteidiger Eduardo Camavinga die besten Defensivwerte ab.
Im Anschluss an die Partie im Montilivi hob der Italiener nochmals die besondere Bedeutung Tchouaménis hervor, der vor allem die zuletzt nicht unbedingt sattelfeste Innenverteidigung unterstützen sollte: „Um, zu vermeiden, dass Vinícius zu viel Arbeit nach hinten leisten muss, haben wir ihn ein bisschen weiter nach außen geschoben, während Tchouaméni sehr nah an den Innenverteidigern war, um zu verhindern, dass Räume hinter den Ketten entstehen. Doch am Ende war die kollektive Defensivarbeit wichtig und gut.“
Tchouaméni scheint sein Tief überwunden zu haben
Und auch in Ballbesitz fungiert der defensive Mittelfeldspieler als großer Stabilisator. Durch seine Positionstreue, Ballsicherheit und unheimliche Ruhe am Ball verleiht er dem Spiel der Königlichen die nötige Stabilität und ermöglicht seinen Nebenleuten wie Kroos entsprechende Akzente nach vorne zu setzen. Egal ob als Umlegespieler im Aufbau oder als Mann für den vorletzten Pass – aktuell knüpft der Franzose (endlich) wieder an seine starke Form aus der letztjährigen Hinrunde an und untermauert eindrucksvoll, weshalb Thomas Tuchel ihn im Sommer angeblich versuchte, als die dringend benötigte „holding six“ nach München zu lotsen.
Oder um es im alten Fußballjargon auszudrücken: Der Franzose macht selten außergewöhnliche Dinge, aber dafür die einfachen Dinge außergewöhnlich gut. Das Tief der vergangenen Rückrunde, in welches er in Anschluss an die WM-Pause (teils auch verletzungsbedingt) gefallen war, scheint der 23-Jährige jedenfalls überwunden zu haben.
Nach Debüt-Treffer: Tchouaméni will torgefährlicher werden
Woran es bislang haperte, war die Torgefahr – trotz seines vor allem aus der Distanz eigentlich starken Abschlusses. Auch das soll sich nach seinem Debüt-Treffer im 59. Pflichtspiel für die Königlichen nun ändern. „Endlich, endlich! Das ist ein Traum. Dieses Jahr werde ich versuchen, öfter zu treffen. Heute hatte ich mit diesem Tor die Möglichkeit, der Mannschaft zu helfen. Daher bin ich erfreut“, freute er sich nach der Partie über seinen ersten Torerfolg für die Merengues. Zusätzlich leitete er nach starker Balleroberung auch noch das 3:0 ein. Tchouaméni kann auch offensiv! Doch für den Moment würde es erst einmal genügen, wenn er konstant an seine starken spielerischen und defensiven Leistungen der letzten Wochen anzuknüpfen vermag. In dieser Verfassung ist Tchouaméni für die Königlichen nämlich unverzichtbar. Und das sollte auch für Top-Spiele wie das Derby gelten.
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