
Real Madrid: Vinícius macht vor Gericht Aussage
MADRID/VALENCIA. Auf diesen Rummel hätte er grundsätzlich gerne verzichtet. Vinícius Júnior ist am Donnerstagmorgen vor einem Gericht in Madrid nördlich des Estadio Santiago Bernabéu an der Plaza de Castilla erschienen, um nach den rassistischen Anfeindungen ihm gegenüber am 21. Mai im Estadio Mestalla des FC Valencia eine Aussage abzugeben. Dies geschah dort wiederum per Videokonferenz gegenüber der Justiz in Valencia. Zweimal musste der Termin verschoben werden, zuvor war dieser für den 27. Juni (Urlaubszeit von Vinícius) und 28. September (organisatorische Gründe) angesetzt.
Was war passiert? Bei der 0:1-Niederlage erwischte Reals Angreifer zunächst gezielt einen Fan des gastgebenden Klubs, der ihn offenbar wegen seiner Hautfarbe beleidigte, woraufhin eine Fetzerei begann, an der sich auch die Protagonisten auf dem Rasen beteiligten. Später, in der siebten Minute der 17-minütigen Nachspielzeit, sah Vinícius die Rote Karte. Ricardo de Burgos Bengoetxea ahndete nur eine Schlagbewegung des Flügel-Stars, obwohl er zuvor für mehrere Sekunden in den Schwitzkasten genommen wurde.
Die Entscheidung des Schiedsrichters quittierte Vinícius mit höhnischem Applaus, den er beim Verlassen des Platzes dann auch den Rängen im Stadion entgegenbrachte. Der Brasilianer drehte sich zudem in alle Richtungen des Runds, zeigte dabei mit zwei Fingern eine Zwei – wie das Peace-Zeichen. Damit spielte er auf den möglichen Zweitliga-Abstieg an, den Valencia am Saisonende abwenden konnte. Währenddessen sollen „Affe, Affe“-Rufe (auf Spanisch „Mono, mono“) von weiten Teilen der Tribüne gefallen sein. Verzwickt dabei: Die Gegenseite behauptete, es sei nicht „Mono“ skandiert worden, sondern das leicht zu verwechselnde „tonto“. Das steht im Spanischen für „Dummkopf“.
Valencia – Real Madrid: Vinícius beschuldigt ganzes Stadion
Anhand von Aufzeichnungen der Überwachungskameras wurden drei Übeltäter unlängst identifiziert und von Valencia mit einem lebenslangen Stadionverbot bestraft. Der LaLiga-Klub hat nun jedoch auch empört gegenüber Vinícius reagiert, weil dieser die Anhänger der „Fledermäuse“ in seiner Aussage Medienberichten zufolge offenbar zu sehr über einen Kamm scherte – womöglich wegen ebenjener „Mono“– oder „Tonto“-Rufe aus dem Rund.
Manuel Izquierdo, Anwalt eines Angeklagten: „Er sagte, dass er von allen in Mestalla beleidigt wurde, dass er nicht nur von den jungen Fans beleidigt wurde, sondern auch von den übrigen Zuschauern in Mestalla.“ Dennoch fordert der momentane Tabellenneunte den Superstar entschlossen zu seiner Richtigstellung auf.
„Valencia fordert, dass Vinícius Aussage öffentlich korrigiert“
Valencia brachte am Donnerstagnachmittag „seine Überraschung, Ablehnung und Empörung zum Ausdruck. Wie Trainer Carlo Ancelotti selbst öffentlich eingeräumt hat, kann das Verhalten in keinem Fall auf das gesamte Mestalla-Stadion verallgemeinert werden. Der Verein ist sich des Ernstes dieser Angelegenheit voll bewusst. Rassismus hat weder im Fußball noch in der Gesellschaft etwas zu suchen, aber er kann nicht mit Irrtümern oder unbegründeten Lügen bekämpft werden“, betonte der Verein in einer Stellungnahme.
???? COMUNICADO OFICIAL | DECLARACIÓN DE VINICIUS
— Valencia CF (@valenciacf) October 5, 2023
Die Thematik erfordere „die Beteiligung aller und der FC Valencia ist sich bewusst, dass wir bei dieser Art von Äußerungen sehr genau und verantwortungsbewusst vorgehen müssen. Valencia-Fans dürfen nicht als rassistisch bezeichnet werden und der FC Valencia fordert, dass Vinícius Jr. seine angebliche Aussage von heute Morgen öffentlich korrigiert“.
„Zugegeben, dass er die Zuschauer provoziert hat“
Der Real-Star soll laut der Aussage des Anwalts wiederum eingeräumt haben, die Ränge im Mestalla selbst auch angestachelt zu haben: „Er hat zugegeben, dass er sich als besserer Spieler fühlt, wenn er ausgepfiffen wird. Und er hat zugegeben, dass er an diesem Tag die Zuschauer in Mestalla provoziert hat.“
Nach Angaben der Tageszeitung EL PAÍS habe Vinícius schon am Mittwoch zu Protokoll gegeben, am 5. März im Estadio Beníto Villamarín von Real Betis ähnlich beleidigt worden zu sein. Der Fall werde ebenfalls untersucht. Im Mestalla-Fall soll mit Éder Militão am 23. November übrigens ein weiterer Real-Profi aussagen. Es wird auf Grundlage einer Prüfung ausgegangen, dass auch er zu den Opfern vermeintlich rassistischer Beleidigungen gehörte.
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