
Ancelotti sieht bei Bellingham „keinerlei Risiko“
Sechs Spiele, sechs Siege. Der zuletzt mit der Chancenverwertung hadernde Joselu durfte einen Doppelpack bejubeln. Daniel Ceballos meldete sich nach seiner Verletzungspause mit einer guten Leistung endgültig zurück und erinnerte phasenweise an seine starken Auftritte aus der letzten Spielzeit. Bei Real Madrid gab es im Anschluss an den durchaus umjubelten 3:2-Erfolg bei Union Berlin eigentlich wenig zu meckern. Da wirkte es fast ein wenig wie das berühmte Suchen nach dem Haar in der Suppe, als auf der obligatorischen Pressekonferenz nach der Partie ein Journalist Carlo Ancelotti fragte, ob der Einsatz von Jude Bellingham – der in dieser Saison immerhin bereits 19 von 22 möglichen Pflichtspielen absolviert hat – nicht ein gewisses Risiko dargestellt hätte?
Eine Frage, die der italienische Trainer in seiner gewohnt stoischen Art nonchalant wegmoderierte: „Bellingham ist sehr gut in Form, seine physische Verfassung ist optimal. Da gab es keinerlei Risiko. Er hat uns sehr geholfen, dieses Spiel zu gewinnen.“ Selbige Frage hätte man ebenso hinsichtlich Rodrygo Goes stellen können, schließlich kam der Brasilianer bisher in allen 22 Pflichtspielen zum Einsatz und sprang zuletzt sogar trotz Knieproblemen für den kurzfristig erkrankten Brahím Díaz ein. Die Antwort von Ancelotti wäre vermutlich ähnlich ausgefallen.
Es mag in Anbetracht der makellosen Vorrunde in der Königsklasse sowie der bisherigen guten LaLiga-Saison durchaus ein wenig seltsam anmuten, die Personalentscheidungen Ancelottis zu hinterfragen. Doch ist es eben genau jene aktuell dünne Personaldecke bei den Blancos, die dem einen oder anderen Anhänger mit Blick auf Leistungsträger wie Bellingham oder Rodrygo ein wenig Sorgen bereitet. Schließlich fehlen mit Vinícius Júnior, Eduardo Camavinga, Aurelién Tchouaméni sowie Daniel Carvajal aktuell bereits vier Stammspieler längerfristig. Einen zusätzlichen Ausfall von Bellingham oder Rodrygo könnte Reals Offensive vermutlich nur bedingt auffangen.
Bloß kein erneutes 2014/15
Und dass derartige Bedenken nicht von ungefähr kommen, zeigt ein Blick in die Spielzeit 2014/15: Auch damals legte man die perfekte Gruppenphase hin und marschierte in der Hinrunde durch die heimische Liga, ehe man in der entscheidenden Saisonphase vor allem in den wichtigen Spielen (Atlético, Barcelona, Bilbao, Valencia, Turin) Federn ließ und am Ende ohne einen großen Titel da stand. Der Trainer damals: Carlo Ancelotti. Einer der Hauptgründe für den damaligen Leistungseinbruch: Die Verletzungen von Luka Modrić und Karim Benzema, die die Mannschaft in den entscheidenden Momenten nicht kompensieren konnte und unter anderem dafür sorgten, dass Sergio Ramos im Champions-League-Halbfine gegen Juventus Turin im defensiven Mittelfeld auflief. Auch damals der große Kritikpunkt an Ancelotti: Die fehlende Rotation, vor allem im ersten Halbjahr, die sich leider in der wichtigsten Phase schließlich auch bemerkbar machte.
Vinícius als warnendes Beispiel
Nun gehört zur ganzen Wahrheit aber auch, dass der aktuelle Kader in puncto Breite durchaus mehr hergibt als vor neun Jahren und Ancelotti diese Breite bisher – für seine Verhältnisse – durchaus auch nutzt. Mit eben der einen oder anderen Ausnahme. Der Italiener wird dabei auch nicht müde, immer wieder die Belastbarkeit Bellinghams oder Rodrygos zu betonen. Aufgrund ihres Alters und ihrer makellosen körperlichen Verfassung, seien sie durchaus in der Lage, diese Belastungen wegzustecken. Ähnliche Sätze waren letzte Saison auch immer wieder über Dauerbrenner Vinícius Júnior zu hören, nun muss der Brasilianer in dieser Spielzeit bereits zum zweiten Mal längerfristig zuschauen. Auch die Körper junger Sportler sind eben nur bis zu einem gewissen Grad belastbar.
Deshalb verwundert es eben umso mehr, warum nicht beispielsweise der zuletzt gut aufgelegte Brahím Díaz oder auch Nachwuchsjuwel Nico Paz gegen Union ihre Chance von Beginn an erhielten, denn allzu viele Möglichkeiten, Bellingham oder Rodrygo in den nächsten Wochen zu schonen, wird es nicht geben, da Vinícius und Co. voraussichtlich erst gegen Ende Januar zurückkehren werden. Bleibt zu hoffen, dass Ancelotti in dieser Hinsicht nicht zu sehr mit dem Feuer spielt…
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