
„Nicht das Gefühl, dass er müde wirkte“
MADRID. Nach neun Jahren ist Schluss. Jürgen Klopp beendet seine Amtszeit als Trainer des FC Liverpool, sobald die Pflichtspiel-Saison im Frühsommer ein Ende findet. Vor dessen Arbeit mit bislang unter anderem einer englischen Meisterschaft und einem Champions-League-Titel zieht Toni Kroos seinen Hut.
Für den Mittelfeldregisseur von Real Madrid kam die Verkündung in der vergangenen Woche im ersten Moment überraschend. „Man hatte jetzt nicht das Gefühl, dass er müde wirkte. Das hat man nicht gemerkt. Viele hatten es ihm letztes Jahr nahegelegt, wo sie eine schwierige Zeit hatten. Viele hatten vielleicht ein bisschen damit gerechnet. Er hat einfach den Boss-Move gemacht und gesagt: Ich regele das wieder und höre dann auf“, sagte Kroos im Podcast „Einfach mal Luppen“, den er wöchentlich mit seinem Bruder Felix aufnimmt.
Toni Kroos: Jürgen Klopp „mittlerweile eine Legende“
„Was soll man zu Kloppo sagen? Obwohl er seit Ewigkeiten im Ausland arbeitet, wäre er in Umfragen mit Abstand der beliebteste Trainer – auch in Deutschland und ich glaube, das gleiche kann man mittlerweile in England machen. Das heißt etwas. Was er an Anerkennung dort gewonnen hat, ist mit dem, was er dort gewonnen hat, noch nicht einmal beschrieben. Jürgen Klopp ist für alle Liverpool- und Fußballfans ein Synonym einer gewissen Loyalität, vor allem Hingabe, Liebe zum Verein und Erfolg. Er ist in Deutschland mittlerweile eine Legende, in Liverpool und England eine Legende“, so der 34-Jährige, der daher meinte: „Gratulation schon mal im Voraus für denjenigen, der ihn danach bekommt.“
Der Ex-Trainer von Borussia Dortmund habe sich „verdient, diese Entscheidung von sich aus zu treffen, ist ein sehr schlauer Mann, der Momente erkennt. Wenn er der Meinung ist, dass jetzt der Moment ist, dann einfach nur: Chapeau. Man kann als deutsche Fußballfans nur hoffen, dass man ihn irgendwann dazu bewegen kann, in Deutschland was auch immer für eine Funktion auszuführen. Das wünscht man sich schon sehr, sehr viele Jahre“.
Girona bietet die Stirn: „Glaube, sie können Zweiter werden“
In Katalonien wünscht man sich unterdessen, dass der große Coup gelingt. Genauer: beim FC Girona. Das Team von Míchel hat in der laufenden Spielzeit der Primera División alle überrascht, inzwischen läuft es auf einen Titel-Zweikampf mit Real hinaus.
Kroos: „Sie spielen einfach wirklich einen guten Fußball. Es ist kein Zufall. Überraschend ist vielleicht diese Konstanz über so einen langen Zeitraum, damit haben die wenigsten gerechnet. Da muss man sagen: Absoluten Respekt bis hierhin. Auch die Art und Weise, das sind keine Ergebnisse, die mit Verteidigen und 1:0 gewinnen zustande gekommen sind. Das ist ein sehr, sehr guter Fußball. Auch sehr beeindruckend zum Beispiel, wie sie vor ein paar Wochen in Barcelona 4:2 gewonnen haben. Dass sie einzelne Spiele gewinnen, ist keine Überraschung mehr, weil sie die Qualität haben. Die Konstanz an sich ist schon nach wie vor noch überraschend, weil grundsätzlich vor der Saison keiner damit gerechnet hat, wahrscheinlich auch sie selbst nicht.“ Der Taktgeber des weißen Balletts mit einem Augenzwinkern: „Ich bleibe dabei: Ich glaube, dass sie Zweiter werden können.“
Toni Kroos: Aufholjagden fühlen sich „immer besonders an“
Girona hätte den Madrilenen im Klassement zuletzt gut und gerne auch entwischen können. Gegen die UD Almería (3:2) und die UD Las Palmas (2:1) brauchte Real jeweils einen Kraftakt, um nach einem 0:2 respektive 0:1 noch insgesamt sechs Punkte einzufahren. Sind die Aufholjagden für die Blancos inzwischen nichts als Normalität?
„Es fühlt sich schon immer besonders an, aber was sich schon eingestellt hat, ist natürlich, dass man im Team in der Tat jederzeit daran glaubt. Das haben wir zwar schon oft betont, aber man muss es immer wieder versuchen, zu beweisen. Das Schwerste ist es, ein Spiel zu drehen. Während des Spiels und vor dem Spiel würde jeder sagen: Das spielt man lieber von vorne weg, 1:0 zehnte Minute, 2:0 kurz vor der Halbzeit und dann den Ball laufen lassen. Aber es kommt auch mal vor, dass der Gegner in Führung geht. Es gibt viele Mannschaften, die dann unruhig werden, in das zweite oder dritte Tor reinlaufen. Gelassen ist das falsche Wort, aber es ist schon eine gewisse Überzeugung zu spüren, dass trotzdem noch drehen zu können. Das kannst du natürlich nur haben, wenn du damit gute Erfahrung gemacht hast. Trotzdem ist das alles andere als geplant, da spreche ich für alle“, so der Routinier.
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