Reportage

Erwartet schwerer Stand: Ceballos bei Real Madrid wie abgetaucht

In der Rückrunde der vergangenen Saison erweiterte Stammkraft, in der laufenden Spielzeit im Abseits: Daniel Ceballos ist nach seiner Vertragsverlängerung bei Real Madrid kaum ein Faktor, wirkt wie abgetaucht. Das hat nicht nur einen Grund.

733
Daniel Ceballos Real Madrid
Ceballos hat es bei Real schwer – Foto: Thomas Coex/AFP via Getty Images

Ceballos überragte in Rückrunde der letzten Saison

MADRID. Sie hatten ihn geradezu angefleht, ihnen treu zu bleiben. Als Daniel Ceballos bei Real Madrid Anfang 2023 wie ein Phönix aus der Asche emporstieg und als erweiterter Stammspieler unter Carlo Ancelotti einen starken Auftritt nach dem anderen hinlegte, huldigten die Fans ihm im Estadio Santiago Bernabéu mit langgezogenen „Ceballos, Ceballos“-Sprechchören. Und sie riefen dem Mittelfeldakteur, dessen Vertrag zum vergangenen 30. Juni auslief, zu: „Ceballos, quédate.“ Also: Bleibe doch bitte.

Herangetragen hatten sie diesen Wunsch an ihn etwa vor 13 Monaten. Gegner: FC Valencia. Mit den „Blanquinegros“ bekommen die Königlichen es auch jetzt wieder zu tun, diesmal auswärts (Samstag, 21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN). Doch die Situation des 27-jährigen Spaniers stellt sich ganz anders dar als beim damaligen Heimspiel.

Ceballos, der bis Mitte 2027 verlängerte, ist kaum noch präsent. Trainer Carlo Ancelotti galt und gilt eigentlich als Fan des emsigen Spielgestalters, dessen 20 Einsätze zunächst nach gar nicht mal wenig klingen. Allerdings setzte der Trainer ihn dabei bloß rund 500 Minuten lang ein. 37 Pflichtspiele liegen in sämtlichen Wettbewerben bis dato hinter Real, die Nummer 19 wirkte lediglich viermal von Anfang an mit. Nicht der Anspruch für jemanden, der vor seiner Einigung mit dem Klub noch ambitioniert betont hatte: „Ich will Fußball spielen und auf Grundlage meiner Form auf dem Platz bewertet werden. Ich will keine Vertragsverlängerung, wenn ich sie mir nicht verdiene.“

Verletzt! Denkbar schlechter Saisonstart bei Real Madrid

Ceballos startete unglücklich in das Spieljahr, zog sich bereits kurz nach dem Trainingsauftakt im Juli eine Verletzung an der distalen Sehne im hinteren rechten Oberschenkel zu. Er verpasste nahezu die komplette Vorbereitung, folglich auch die ersten sieben Partien nach dem Startschuss Mitte August. Sein Comeback gab der gebürtige Andalusier Ende September gegen die UD Las Palmas. Ceballos: „Es war nicht der ideale Start in die Saison für mich.“ Sich dann mit so einem großen Rückstand im Vergleich zu den Konkurrenten festzuspielen – kaum zu schaffen. Zumal die Plätze im Mittelfeld ja noch umkämpfter sind als in der Zeit, in der er besonders glänzte.

Dass er einen schweren Stand haben würde, war selbst vor dem verletzungsbedingten K.o. abzusehen. Ceballos hat nach der Verpflichtung von Jude Bellingham nämlich noch mehr namhaftere Profis vor sich, die allesamt das Zeug zum Stammspieler haben. Obendrein eroberte Aurélien Tchouaméni seinen Defensiv-Posten vor der Abwehr im Sommer zurück, während Eduardo Camavinga in der vergangenen Rückrunde häufig als Linksverteidiger-Notnagel gebraucht wurde. Tchouaméni muss wiederum jetzt oft in der Viererkette aushelfen.

Real Madrid: Noch mehr Konkurrenz im Mittelfeld

Ein Freiraum im Mittelfeld eröffnet sich für Ceballos dadurch aber nicht wirklich, weil dennoch Optionen mit höheren Ansprüchen bleiben: Luka Modrić zum Beispiel. Neben Toni Kroos, neben Camavinga, neben Bellingham, neben Federico Valverde, je nach taktischer Herangehensweise erhält auch Brahim Díaz den Vorzug. Wenigstens scheint er sich in der Rangordnung noch vor dem 19-jährigen Arda Güler zu befinden. Der Türke sollte am Sonntag in der Schlussphase gegen den FC Sevilla eingewechselt werden, er stand schon an der Seitenlinie bereit – beim Stand von 0:0. Als Güler geduldig wartete, fiel aber das 1:0 durch Modrić. Der Youngster musste zurück auf die Bank, dafür kam kurz darauf der defensivere Ceballos, um als frische Kraft bei der Sicherung des Spielstands zu helfen.

Das bisher einzige Saison-Highlight für den früheren Akteur von Betis: Sein Siegtor zum 3:2 beim mehr oder weniger bedeutungslosen Champions-League-Gruppenabschluss Mitte Dezember gegen Union Berlin. Ansonsten: kein weiteres Tor, gar keine Vorlage. Anderthalb Wochen vor seinem Erfolgserlebnis im Olympiastadion hatte er noch gemeint: „Ich arbeite viel, um zu meinem Niveau zurückzukehren. Nach und nach will ich dort wieder hinkommen. Es braucht dafür den Rhythmus. Ich hoffe, dass meine beste Version in sehr kurzer Zeit wieder zu sehen sein wird.“ Den schweren Stand hat Ceballos aber nach wie vor inne.

Ceballos muss auf Abschiede zweier Legenden hoffen

Sofern die meisten fit bleiben, kann er auf eine realistische und wirklich zufriedenstellende Wende wohl erst zur nächsten Saison hoffen. Aber auch dafür müsste einiges passieren. Etwas Historisches sogar: Modrić und Kroos entscheiden sich im Doppelpack dazu, nicht nochmals zu verlängern. Ob gleich beide ihm diesen Gefallen aber auch tun?

REAL TOTAL supporten: Alle Infos oder direkt zu Steady

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Im Ernst keine Relevanz mehr für Real reicht es bei ihm nicht er wirkt wie ein Fremdkörper wenn er ins Spiel kommt da ist mit ein Paz oder Güler lieber
 
Die Ankunft von Bellingham hat unser Mittelfeld komplett über den Haufen geworfen. Tchouameni hat sich die 6 erkämpft, Kroos ist die Seele unseres Spiels und Valverde und Camavinga performen auf sehr hohem Niveau. Dazu kommt die starke Jokerrolle von Brahim und ein wartendes Talent wie Arda. Wenn sogar ein Kaliber wie Modric derzeit nur auf der Bank sitzt ist das ein Ausrufezeichen. Wir haben im Mittelfeld ein Luxusproblem. Mit dem Abgang von Modric könnte Ceballos Wichtigkeit wieder steigen und er könnte auch zu mehr Einsätzen kommen, aber bis dahin wird er sich mit 10-Minuten-Einsätzen zufrieden geben müssen. Für die ganz große Bühne reicht es bei ihm auf Dauer einfach nicht. Eine Rückkehr zu Betis Sevilla wäre mMn das Beste für ihn persönlich. Der bis 2027 dotierte Vertrag spricht da aber eher nicht dafür, denn eine Ablöse für ihn würde sich wohl um die 20-25 Mio bewegen. Alles in allem sind aber Leute wie Joselu, Vazquez oder Ceballos sehr wichtige Kaderspieler und sollten gehalten werden.
 
Nun, er hat den neuen Vertrag im vollen Wissen unterschrieben, dass er diese Saison 6 brutale Spieler + Brahim und Arda als (in)direkte Konkurrenz haben wird und die Spielzeit entsprechend weniger üppig ausfallen dürfte. Und fairerweise muss man finde ich auch sagen, dass er aktuell weit weg von irgend einer konstant guten Form ist wie vor 1 Jahr. Carlo belohnt gute Leistungen in der Regel, auch wenn es manchmal 2-3 Anläufe braucht. Umgekehrt bringen dich unsichere Einsätze halt nicht weiter. Die Verletzung kam halt wirklich im dümmsten Moment, wenn du die Vorbereitung verpasst, rennst du den Rest der Saison hinterher.

Für Ceballos gilt aktuell vor allem durchbrissen, fit bleiben und bereit sein, wenn er gebraucht wird. Im Saison Endspurt könnte er durchaus nochmal wichtig werden. Und im Sommer geht Modric denke ich, dann werden die Karten nochmal neu gemischt. Künftig werden auch die Iscos, Nachos und Vazquez' dieser Generation wichtig sein, wozu Ceballos gehören dürfte.

Sollte er dennoch wechseln wollen, ich denke der Verein würde ihm keine unnötig grossen Steine in den Weg legen.
 
Zuletzt bearbeitet:
verstehe auch nicht warum man seinen Vertrag verlängert hat. Mit Bellingham, Brahim und Güler als Neuzugänge und einen Paz aus der Castilla haben wir viele TOP Mittelfeldspieler.
Auch wenn ein Modric aufhört, haben wir Paz der nachrückt.
Falls ein Mbappe kommt und wir evtl. wieder ein 4-3-3 spielen, ist noch weniger Platz im MF als jetzt.
Ich wäre ja für ein 3-5-2 oder 3-4-3, aber da bräuchte es noch einen oder zwei IV
 
Nagut aber bei allem Respekt was hat er sich denn damals gedacht? Natürlich ist es schwer so einen großen Verein zu verlassen aber jeder wusste schon 1-2 Monate vor Bellingham's Ankunft das er kommen wird, da verstehe ich auch nicht warum du dein Vertrag verlängerst. Ich habe es schon letzten Sommer gesagt, das beste was er machen konnte war zu gehen weil er so stark gespielt hat und in Madrid wirst du niemals Stanmspieler wenn du Camavinga und Tchouameni neben dir hast die paar Jahre jünger und besser sind oder einen Kroos der die Seele der Mannschaft ist oder einen Jude Bellingham der bei BVB letzte Saison sehr gut war und sogar manchmal Kapitän. Er hätte zu Milan gehen müssen.
 
Ich finde er hat echt viel Potenzial und wenn modric und irgenwann Kroos weg sind kann er durchaus eine gute Alternative sein
 
ceballos ist ein guter spieler aber er daddelt zu viel rum in gefährlichen zonen imho, versucht immer alles mit seiner technik zu lösen anstatt mal nen rückpass zu spielen. er ist eigentlich immer für 1,2 gefährliche ballverluste gut. wenn er das nicht abstellt sehe ich keine chance dass carlo ihn aufstellt weil er offensiv dafür nicht genug "upside" hat.
 
Ich mag ihn . Er hat was an sich was ich mag . Das Ding ist auch das unsere Mittelfeldplätze zurzeit festvergeben sind. Aber er wird noch zu gebrauchen sein wenn irgendwann die Verletzungshexe uns wieder regelmäßig heimsucht
 

Verwandte Artikel

Vom Fragezeichen zum Königstransfer: Carreras überzeugt auf ganzer Linie

Álvaro Carreras hat sich bereit nach wenigen Wochen bei den Königlichen festgespielt...

Vinícius: Der Freifahrtschein ist weg – und Rodrygo sitzt im Nacken

Vinícius Júnior gehört auch für Xabi Alonso zu den fundamentalsten Spielern bei...

Keiner trifft öfter: Kylian Mbappé wird gerade erst warm

Es war die wohl am meisten diskutierte Verpflichtung in der jüngeren Vereinsgeschichte...

Alaba: Neue Rolle unter Alonso – Berater macht Ansage

David Alaba scheint bei Real Madrid plötzlich kein reiner Verteidiger mehr zu...