
Ungewöhnlich: Toni Kroos fährt total aus der Haut
MADRID. In der 35. Minute geht er plötzlich die Wände hoch. Toni Kroos reagierte am Sonntagabend im Estadio Santiago Bernabéu bei der LaLiga-Partie gegen den FC Sevilla wutentbrannt, als Schiedsrichter Isidro Díaz de Mera Escuderos vor dem Strafraum der Gäste ein Foul gegen ihn ahndete, das vermutlich und vor allem aus der Sicht des Mittelfeldstrategen gar keines war. Kroos war gegen Loïc Badé mit üblichem Körpereinsatz in einen Zweikampf gegangen, hatte seine Arme dabei demonstrativ hochgerissen, um zu betonen, nichts Verbotenes zu tun. Der Referee sah das anders, woraufhin der deutsche Routinier von Real Madrid aus der Haut fuhr, wild auf den Boden schlug, brüllte und fuchtelnd vor dem Unparteiischen gestikulierte.
Was sagt Kroos dazu? Der 34-Jährige war nach dem 1:0 am 26. Spieltag keiner der Interview-Protagonisten, bezog dafür nun im Podcast „Einfach mal Luppen“, den er mit Bruder Felix aufnimmt. Reals Nummer 8: „Die Behauptung, dass mich das zum Ausrasten gebracht hat, die werde ich mit dem Bildmaterial, das es gibt, schwer widerlegen können. Irgendwo habe ich gelesen: Wenn Toni Kroos und Carlo Ancelotti beide wegen Meckern Gelb kriegen, dann ist irgendetwas faul, dann kann etwas nicht stimmen. Die Emotion kommt bei mir jetzt eigentlich nicht immer so extrem zum Vorschein. Ich bin eigentlich auch niemand, der sich während des Spiels sehr gerne mit Schiedsrichtern beschäftigt, mache ich normal auch nie. Aber das war in der Tat irgendwie einer zu viel, eine Kleinigkeit zu viel.“
„Es hat sich über die ganze erste Halbzeit summiert“
Er erklärte: „Es hat sich über die ganze erste Halbzeit summiert, finde ich, dass alles, was 50:50 war, gegen uns gepfiffen wurde. Auch Szenen, die gar nicht 50:50 waren. Was mich bei meiner Aktion so aufgeregt hat, ist, dass er ja wirklich einen Meter danebenstand. Das war ja Wahnsinn. Ich gehe ja quasi weg vom Gegenspieler. Ich sehe, dass er da am eigenen Sechzehner anfängt, zu dribbeln – und sehe schon, wie er einfach nur in mich reinlaufen will. Ich gehe dann sogar noch weg, dass er gar nicht groß zum Kontakt kommt. Und das pfeift er dann ab. Das war noch so das i-Tüpfelchen, was er sich da alles so zurechtgepfiffen hat. Gott sieht alles und hat dann wahrscheinlich beim Kollegen kurz in die Wade gestochen. Da waren 80.000 Sniper, die waren alle bereit.“ Gemeint: Die ebenso wütenden Real-Fans.
Díaz de Mera Escuderos musste seinen Einsatz in der 60. Minute wegen Beschwerden in der rechten Wade abbrechen, was in einer Drangphase der Blancos zu einer fünfminütigen Unterbrechung führte. Der Vierte Offizielle zog sich um, wurde verkabelt. „Da hatten wir zwei, drei richtig gute Chancen. Er hat wirklich alles falsch gemacht, sich selbst noch im falschen Augenblick verletzt. Man muss wirklich sagen, dass der Vierte Offizielle der deutlich bessere Schiedsrichter ist. Er hat einen guten Job gemacht“, lobte Kroos den erst 29-jährigen Carlos Fernández Buergo, der als unerwarteter Ersatz zugleich sein LaLiga-Debüt gefeiert hatte.
So habt Ihr Toni Kroos noch NIE gesehen! ???? Wenn ausgerechnet Sergio Ramos dich beruhigen muss… #DAZNmoment #LaLiga pic.twitter.com/UKPaPiBLBW
— DAZN DE (@DAZN_DE) February 26, 2024
Toni Kroos wird von Sergio Ramos geschützt: „Nett von ihm“
Von dem verletzten Spielleiter war der Taktgeber der Madrilenen zuvor wegen des Wutanfalls übrigens mit einer Gelben Karte abgestraft worden. Kroos hatte dennoch weiter gemeckert, was Ex-Mitspieler Sergio Ramos bemerkte. Der Sevilla-Verteidiger versuchte, Kroos wegzudrängen, um die Situation zu beruhigen und ihn vor einem Platzverweis zu bewahren.
„Ich hätte keine Gelb-Rote Karte bekommen, das hatte ich gefühlt im Griff. Dass er aufgepasst hat, ist nett von ihm. Er war häufig genug in der Situation, er weiß, wie das ist. Nur bei ihm war es meistens ein Foul und er hat sich genauso aufgeregt“, kommentierte der Neu-Nationalspieler das Eingreifen von Ramos schmunzelnd.
„Schiedsrichter wissen: Habe gutes Verhältnis mit ihnen“
Kroos, der in der Primera División bei drei Gelben Kartons steht, schilderte zudem: „Eigentlich kennen die Schiedsrichter die Spieler ja sehr gut. Sie wissen ganz genau, welcher Spieler wie ist. Bei mir wissen die hier auch, dass ich eigentlich mit den Schiedsrichtern ein wirklich gutes Verhältnis habe. Ich bin da sicher nicht der, der da mit den Armen wedelnd jedes Mal protestiert und so weiter. Wirklich nur, wenn ich mich in der allgemeinen Phase oder vor allem in der Aktion sehr, sehr ungerecht behandelt fühle. Deswegen wäre es auf gar keinen Fall Gelb-Rot geworden. Was ich ihm noch mal zwar deutlich, aber ohne, dass es für Gelb gereicht hätte, einfach habe sagen wollen, ist, dass er genau einen Meter danebenstand. Wie es sein kann, dass er das nicht sehen kann.“
Díaz de Mera Escuderos war zum siebten Mal bei einem Real-Spiel im Einsatz. Ziemlich kurios: Bei den sechs Siegen kassierten die Merengues nie ein Gegentor, satte fünfmal holten sie ein 1:0, einmal ein 2:0. Das eine Unentschieden war das 1:1 im Bernabéu zum Abschluss der vergangenen Saison gegen den Athletic Club.
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