
„Uns hat die Einstellung gefehlt“ – Kopfschütteln bei den Fans
MADRID/DORTMUND. Wenn man auf die Straßen Madrids geht, auf Fans von Real trifft und sie fragt, welchen Erfolg sie sich von ihrem Herzensklub am liebsten wünschen, dann hört man in zehn von zehn Fällen: la Décima, den zehnten Triumph in der Champions League. Der Wettbewerb, in dem Real Madrid neunmal als Sieger hervorging, somit quasi groß wurde, sich in aller Welt bekannt machte und Sympathien erspielte. Die Antwort jener Anhängerschaft ist seit nunmehr elf Jahren die gleiche. Denn seit dem letzten Gewinn der Königsklasse im Jahr 2002 gelang es den Merengues nicht ein einziges Mal, den Silberpott wieder für sich zu beanspruchen, geschweige denn überhaupt in ein CL-Endspiel einzuziehen. 2003 gelang noch mal ein Halbfinaleinzug, 2004 schied man im Viertelfinale aus, in den sechs Folgejahren mussten die Blancos die Segel sang- und klanglos schon nach dem Achtelfinale streichen.
Dann, 2010, kam José Mourinho – als frisch gebackener Champions-League-Sieger mit Inter Mailand. Den Pokal sollte „the Special One“ mit den Königlichen direkt wieder gewinnen, allerdings erreichte er in Jahr eins mit Madrid nur das Halbfinale (0:2 und 1:1 gegen Barcelona), genauso im vergangenen Jahr (1:2 und 1:3 n.E.). Dem Anschein nach wird es in der dritten Mourinho-Saison leider wieder nur bei einer Teilnahme an der Runde der letzten Vier bleiben. Einen Strich durch die Rechnung macht dem ganzen Madridismo der erfrischende, unbekümmerte, wilde und temporeiche Fußball von Borussia Dortmund. Am Mittwoch ging Madrid im Westfalenstadion mit 1:4 unter. Der BVB deklassierte und blamierte die Superstars um Cristiano Ronaldo, Sergio Ramos und Co., die seit Beginn der Saison von la Décima sprechen, wenn es aber wie vor drei Tagen darauf ankommt, nicht auf der Höhe sind. „Uns allen hat die Einstellung gefehlt“, sagte Kapitän Ramos nach der Klatsche. Der Anhänger kommt sich bei derartigen Worten vor wie in einem falschen Film, sie verursachen einzig und allein Sprachlosigkeit und Kopfschütteln. Wie will man den Champions-League-Pott nach langen, viel zu langen elf Jahren bitte holen, wenn die Einstellung nicht vorhanden ist?
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Historie macht Hoffnung
In Anbetracht des Resultats im Halbfinal-Hinspiel sehen verständlicherweise wahrlich nicht wenige den Deutschen Meister der letzten zwei Jahre schon im Finale. 4:1 im Hinspiel? Da würden die Blancos schon ein 3:0, 5:1 oder 6:2 im alles entscheidenden Rückspiel am Dienstag im Estadio Santiago Bernabéu (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) benötigen, um es nach den satten elf Jahren endlich mal wieder ins Champions-League-Finale zu schaffen. Denjenigen, bei denen die Hoffnung noch nicht verflogen ist, wird dieser Tage gerne mal Ahnungslosigkeit und Träumerei vorgeworfen – zu Unrecht! Jedoch nicht, weil die Floskel „Im Fußball ist alles möglich!“ derzeit in aller Munde ist. Ein Blick in die Historie Real Madrids zeigt: Mit historischen Aufholjagden kennt man sich gut aus!
1975/76 gingen die Madrilenen im Europapokal-Viertelfinale wie in Dortmund mit 1:4 unter, gewannen im Rückspiel dann aber mit 5:1 und kamen weiter. 1979/80 im Viertelfinale gegen Celtic Glasgow: 0:2 im Hinspiel, 3:0-Sieg im Rückspiel. Zweiunddreizigstelfinale im UEFA Cup, Saison 1984/85: Real unterliegt Kroatien-Klub HNK Rijeka erst mit 1:3, siegt dann 2:0. Selbe Saison gegen den RSC Anderlecht: Auf eine 0:3-Pleite folgt ein 6:1-Kantersieg. Als es später, genauer im Halbfinale, gegen Inter Mailand ging und Madrid mit 1:3 verlor, steckte die damalige Ikone Juanito dem Inter-Verteidiger Graziano Bini: „90 Minuten im Bernabéu sind sehr lang!“ Die Königlichen gewannen 3:0, der „Geist des Juanito“ entstand. Von ihm ist noch heute die Rede. Fans fordern Einsatz, Leidenschaft, Kampf – Dinge, die Juanito einst vorlebte. So gelang 1985/86 nach dem 1:5-Debakel bei Borussia Mönchengladbach auch noch die Wende – 4:0 im UEFA Cup-Achtelfinale. In derselben Spielzeit trafen die Spanier erneut auf Inter, verloren erneut das Hinspiel (0:3), gewannen aber erneut das Rückspiel (5:1).
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Taten statt Sprüche – Cristiano Ronaldo macht es vor
„Ich spreche am Dienstag“, sagte Cristiano Ronaldo den Journalisten nach der Blamage am Mittwoch im Vorbeigehen. Der 28-jährige Portugiese macht das, was alle Spieler bis zum Rückspiel tun sollten: Nicht weiter von dem Pott, möglichen Plänen für das Match oder sonstigem sprechen, lieber Taten folgen lassen! Dann könnten die Madridistas auf den Straßen bald andere Antworten geben als „la Décima“…
Real Madrid LIVE: Tickets für’s Saisonfinale in Pokal, Liga und Champions League
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