Kommentar

Der FCB ist die Lachnummer der Fußballwelt

Die einen bekommen keinen neuen Trainer, die anderen wollen ihn jetzt wohl doch wieder los werden: Mit dem FC Bayern und FC Barcelona sorgen die beiden FCB für ordentlich Bauchschmerzen im Madridismo. Lachschmerzen. Dabei scheint speziell Barça nicht nur den finanziellen, sondern auch moralischen Bankrott erreicht zu haben – dank Joan Laporta, wie REAL TOTAL-Redakteur Nils Kern in einem natürlich etwas subjektiven Kommentar zusammenfasst.

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Noch ist es nicht offiziell, dass Laporta „seinen“ Xavi jetzt wohl doch absägen will – Foto: getty images

Bauchschmerzen dank Barça und Bayern

Bitte, hört auf! Bitte! Ich kann nicht mehr! Als wären die letzten Wochen nicht schon unterhaltsam genug für Madridistas, so komme ich einfach nicht mehr aus dem Lachen raus. Auch der größte Lachflash schmerzt irgendwann. Dabei ist man ja schon so einiges gewohnt vom FC Barcelona dank der letzten Jahre. Aber als am Donnerstagabend die Meldungen auftauchten, Joan Laporta könne Xavi Hernández doch wieder rauswerfen, hielt selbst ich das für unrealistisch. Nee, das wäre selbst für deren Verhältnisse…

Aber am Freitagmorgen sieht es tatsächlich danach aus, auch weil die Berichte von RAC1 und SPORT sich decken: Nach dem Rücktritt vom Rücktritt gibt’s jetzt wohl den Rauswurf. Xavi Hernández, der Ende Januar noch aufgab, nur um drei Monate später eine Rückwärtsrolle zu machen, und um dreieinhalb Wochen später doch vor die Tür gesetzt zu werden? Auch wenn noch nicht offiziell: Mein Zwerchfell reicht hiermit offiziell Klage gegen den FCB ein: das ist zu viel in so kurzer Zeit, zumal auch der andere FCB ein nie da gewesenes Trainer-Theater mit Hin-und-Her und Nein-doch-nicht-oder-vielleicht-ja-doch veranstaltet.

Natürlich schwingt hier viel Sarkasmus und Galgenhumor mit: Auf der einen Seite die nahezu maximal erfolgreichen Madrilenen, auf der anderen Seite die titellosen Katalanen, die sich mal wieder blamieren – sportlich wie institutionell. Aber die aktuellen Gründe machen es noch unterhaltsamer: Da sagt Xavi Hernández zum gefühlt ersten Mal etwas ehrliches, realistisches, statt gegen Schiedsrichter oder die Rasenhöhe zu schießen oder zu behaupten, man sei eigentlich in allen vier Duellen mit Real und Girona besser gewesen, und bekommt sofort die Retoure. „Ich denke, dass der Culé verstehen muss, dass die Situation sehr schwierig ist, vor allem auf wirtschaftlicher Ebene, um mit Top-Konkurrenten mitzuhalten – sowohl mit Real Madrid in Spanien als auch in Europa. Die wirtschaftliche Situation hat nichts mehr mit der von vor 25 Jahren zu tun, als ein Trainer kam und sagte: ,Ich will diesen, diesen, diesen, diesen und diesen.‘ Das ist jetzt nicht mehr so“, ist das ehrlichste, was ich in den letzten Jahren von ihm hörte (mehr). Keine Laporta-Show, keine Bitte an Reporter bitte gnädig zu sein, einfach nur eine ehrliche Einschätzung. Nicht mehr. Aber Joan Laporta scheint es da mit Nicht-Ja-Sagern wie Donald Trump zu halten: weg mit dem! Wer bei dem Schmierentheater des Showmans nicht mitmacht, wird gegangen (schon etliche Führungsmitglieder sind in den letzten Monaten gegangen wie Ferran Reverter, Mateu Alemany oder sogar Jordi Cruyff), und das gilt sogar für den Mann, den Laporta nach seinem Rücktritt unbedingt halten und schlussendlich doch von einem Verbleib überzeugen konnte (auch aus finanziellen Gründen angesichts eines noch ein Jahr gültigen Vertrags). Nur um ihn jetzt, beim ersten, minimalen (!) Gegenwind das Messer in den Rücken zu stoßen.

Bitte, hört auf, das ist selbst für Laporta-Verhältnisse echt mies. Und lächerlich. Barça hat Glück, dass es noch die Bayern gibt, denn was man alles rund um einen Trainer-Posten machen kann beziehungsweise nicht machen sollte, das ist aktuell an Lächerlichkeit nicht zu überbieten – die beiden FCB sind die beiden Lachnummern der Fußballwelt. Und daran auch selbst schuld dank der Egos ihrer Verantwortlichen.

 

Hauptschuldig? Laporta ist nicht besser als Bartomeu

Und jetzt nochmal etwas ernster: Bei so einem Chaos habe ich wenig bis kein Mitleid mit all denen, die sich vor drei Jahren für den aussprachen, der meiner Meinung nach für all das hauptverantwortlich ist: Joan Laporta. Beim Präsidentschaftskampf 2021 gab es zwei Optionen oder Strategien: Víctor Font und Toni Freixa standen für einen eher nachhaltigeren Ansatz, auf La Masia setzen statt weitere Verschuldung durch Millionentransfers, lieber erstmal ohne Liga- oder CL-Titel bleiben, dafür gesunden – Hauptsache die CL-Qualifikation erreichen und mal die Copa del Rey gewinnen. Auf der anderen Seite log Laporta den Fans das Blaue vom Himmel runter, versprach einen Messi-Verbleib, kündigte quasi einen Haaland-Transfer und etliche Titel an und ging ins volle Risiko mit über 25 Transfers, darunter mal nur kurzfristige wie Adama Traoré oder Pierre-Emerick Aubameyang, oder auch teuren Stars wie Robert Lewandowski.

Kurzfristigen sportlichen Erfolg hat das gebracht angesichts der Meisterschaft 2023, aber was hat das auf lange Sicht gebracht – wo ist Barça ein Jahr nach der Meisterschaft? Quasi wieder am Boden, mit nicht gerade weniger Schulden, sondern Sommer für Sommer einem Ritt auf der finanziellen Rasierklinge, indem man beispielsweise etliche Anteile an Barça Studios (an was?) verkauft, ohne dass man dafür schon alle Zahlungen erhalten hat. Der Barcelonismo, den Xavi um Geduld und Demut bat („Der Barcelonista muss das verstehen und wir werden uns darauf einstellen.“), wollte Laportas Himmelsschlösser und bekam nicht nur sportliche Blamagen wie die beiden Ausscheiden in den CL-Gruppenphasen 2021 und 2022, sondern auch die beiden größten Skandäle ihrer Vereinsgeschichte: das weiter brodelnde Negreira-Gate kam ans Licht (das wäre vermutlich auch unter Font oder Freixa  geschehen) und um den zweitschlimmsten Skandal scheint es in der Öffentlichkeit noch weniger Interesse zu geben, denn wie EL PÉRIODICO im November veröffentlichte, geht es auf der Camp-Nou-Baustelle scheinbar zu wie auf FIFA-Baustellen mit gravierenden Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen. Laportas Werk – noch greift seine Propaganda-Maschinerie, von gewissen Themen abzulenken: kleinere Dinge wie Golden-Boy- oder Supercopa-Titel medial ausschlachten hier, ein paar Gerüchte lancieren um Stars wie Joshua Kimmich oder Bernardo Silva da, Talente wie Ansu Fati oder Eric García pushen oder auch mal mit einer-Milliarde-Ausstiegsklauseln dekorieren hier, Amazon-Dokus dort… und wenn all das noch nicht reicht, um den Schein zu wahren oder finanzielle Stärke vorzutäuschen, dann kann man immer noch die Opferrolle einnehmen und Verschwörungen gegen Barça verbreiten. Keine Frage: Josep Bartomeu hat dem Klub enorm geschadet, an den finanziellen Ruin gebracht oder eigentlich längst darüber hinaus, aber Laporta steht dem meiner Meinung in wenig nach, dank Laporta gibt es spätestens jetzt – sollte es nach alldem zur Xavi-Entlassung kommen – auch einen moralischen Bankrott. Nueva era.

Oh FCB, es tut echt weh…

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von
REAL TOTAL

Hier schreibt die Redaktion von REAL TOTAL, dem führenden Magazin über Real Madrid im deutschsprachigen Raum.

Kommentare
Die Parallelen zwischen den beiden FCB Clubs werden immer deutlicher: ob Bayern oder Katalonien Hauptsache der FCB ist nicht Schuld, Trainer Hick Hack, Rasenschuld, Schiri schuld.
Wahnsinn wie ähnlich die sich geworden sind.
 
Die Aussagen von Xavi werden aus meiner Sicht etwas kleingeredet. Zwar ist das kein Grund, ihn gleich zu entlassen, aber Xavi darf sich so nicht äussern. Sicherlich ist es wahr, aber was Xavi indirekt sagte war, das sie die nächsten Jahre chancenlos sein werden und Real weiter dominieren wird. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, aber das sind nicht die Ambitionen von Barça. Was sollen die Spieler dabei denken? Kann also verstehen dass der Vorstand empört darüber ist.
 
Top-Artikel, Nils!

Es wäre trotzdem bedauerlich, wenn der FC Barcelona sportlich nicht mehr mithalten könnte. Eine wettbewerbsfähige Liga ist essentiell, um international auf Augenhöhe zu bleiben – sowohl sportlich als auch finanziell.

So sehr mich das Chaos bei Barcelona auch amüsiert, hoffe ich dennoch, dass der Verein nicht allzu stark abrutscht. Denken wir zum Beispiel an die El Clásico-Spiele: Real Madrid braucht den Druck durch die Konkurrenz und ein hohes Niveau in der Liga. Ansonsten könnten wir bald wie die französische Liga enden, die von dem (langweiligen) Serienmeister PSG dominiert wird.
 
Die Aussagen von Xavi werden aus meiner Sicht etwas kleingeredet. Zwar ist das kein Grund, ihn gleich zu entlassen, aber Xavi darf sich so nicht äussern. Sicherlich ist es wahr, aber was Xavi indirekt sagte war, das sie die nächsten Jahre chancenlos sein werden und Real weiter dominieren wird. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, aber das sind nicht die Ambitionen von Barça. Was sollen die Spieler dabei denken? Kann also verstehen dass der Vorstand empört darüber ist.
Also wenn sich Ancelotti in Phrase wiederholt und nichts neues sagt,ist das langweilig und kann man sich sparen,aber wenn Xavi die „Wahrheit „ sagt ,kann er das auch nicht machen.ok.
Frag mich ,hinter wem die Cules stehen,dem Totengräber Laporta oder dem supertrainer Xavi .
Seh immer noch die Möglichkeit ,das 49.9 % an barca an einen Scheich verkauft wird .würde mich jedenfall nicht wundern
 
Top-Artikel, Nils!

Es wäre trotzdem bedauerlich, wenn der FC Barcelona sportlich nicht mehr mithalten könnte. Eine wettbewerbsfähige Liga ist essentiell, um international auf Augenhöhe zu bleiben – sowohl sportlich als auch finanziell.

So sehr mich das Chaos bei Barcelona auch amüsiert, hoffe ich dennoch, dass der Verein nicht allzu stark abrutscht. Denken wir zum Beispiel an die El Clásico-Spiele: Real Madrid braucht den Druck durch die Konkurrenz und ein hohes Niveau in der Liga. Ansonsten könnten wir bald wie die französische Liga enden, die von dem (langweiligen) Serienmeister PSG dominiert wird.

Barça wird weiterhin einen deutlich besseren Kader haben als jede andere Mannschaft in der Liga, mit Ausnahme Real natürlich. Und sie werden in Zukunft auch weiterhin Clasicos gewinnen. Es ist also nicht so, dass sie derart abrutschen werden. Das wäre in der Premier League der Fall, aber hier in La Liga werden sie weiterhin gemütlich um die Meisterschaft mitspielen.
 
FC Hollywood is it best könnte man sagen
 
Tatsächlich muss man sagen, dass die beiden FCB's schwierige Jahre hinter sich haben und das ist mit Sicherheit in erster Linie damit verbunden, dass die Vereinsführung absolut kopflos unterwegs ist.

Bei all den Problemen, die diese beiden Vereine aktuell haben, sollte man trotzdem aufpassen sie frühzeitig zu begraben. Gerade beim FC Bayern, dessen Probleme lediglich in Sachen Vereinsführung liegen, kann es auch wieder sehr schnell in die andere Richtung gehen. Bei FC Barcelona liegt natürlich so einiges im Argen, aber rein sportlich gesehen gibt es dort einiges worauf man aufbauen kann. Der richtige Ansatz wäre mit Sicherheit der etwas konservativere, indem man sich damit begnügt ein paar Jahre im Hintergrund gute Arbeit mit den herausragenden Talenten zu leisten. Ob dies der katalanische Stolz jemals zulassen wird wage ich aber auch zu bezweifeln.

Sollten wir nach dieser großartigen Saison zusätzlich den CL-Titel einstreichen und 1 Woche später Mbappé "für lau" eintüten wäre das wohl eine der unvergesslichsten Spielzeiten ever!
 
Einfach small club mentality. Ein Witz von einem Verein. Bin schon gespannt wie Alex bei der neuen Tiki Taka Folge alles wieder gutreden will und Reals Überlegenheit in ALLEN Belangen kleinredet.
Auch in den breiten Medien kommt Barcelona viel zu gut davon. Einfach eine Lachnummer
 

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