
„Hätte das wahrscheinlich genau so aufgeschrieben“
MADRID. Wie oft lief er eigentlich im Estadio Santiago Bernabéu auf? Es würde nach dort satten zehn Jahren seine Zeit brauchen, um das herauszufinden. Klar ist aber: Am Samstag trat Toni Kroos zum letzten Mal als aktiver Profi in Real Madrids Stadion an. Der emotionale Abschied von den Fans, denen er am Samstag mit dem Champions-League-Titel gegen Borussia Dortmund noch eine weitere Freude bereiten will (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und im TV), bleibt ihm in bester Erinnerung. Für immer.
„Wenn ich mir das hätte vor zehn Jahren wünschen dürfen, wie das alles vielleicht mal in diesem Stadion zu Ende gehen sollte, dann hätte ich das wahrscheinlich genau so aufgeschrieben, wie es war. Es war unfassbar speziell. Ich bin froh, dass ich in der Lage war, das zu genießen“, resümierte der 34-Jährige, der seine Karriere im Sommer beendet, in der jüngsten Ausgabe des Podcasts „Einfach mal Luppen“, den er mit Bruder Felix betreibt.
Wie gut das weiße Ballett ab der kommenden Saison ohne den Taktgeber klar kommt, bleibt abzuwarten. Kroos macht Real und den Madridistas diesbezüglich aber Mut, glaubt an weiterhin trophäenreiche Spielzeiten. Das sagte er bei dem Radiosender ONDA CERO.
„War klar, dass Madrid eines Tages ohne Toni Kroos spielt“
„Wichtig ist, dass Real Madrid trotzdem erfolgreich bleibt. Ich glaube, sie waren immer sehr gut darin, eine Mannschaft zusammenzustellen, die fähig ist, zu gewinnen. Du musst dich immer den Spielern anpassen, die du hast. Es war klar, dass Madrid eines Tages ohne Toni Kroos spielt. Madrid wird eines Tages ohne Luka Modrić spielen müssen. Genauso mussten wir auch ohne Cristiano (Ronaldo), ohne Sergio (Ramos) spielen. Dennoch blieben wir erfolgreich. Das wird auch nächste Saison und danach so sein. Du musst eine Idee haben, wie du gewinnen willst. Die Art und Weise wird sich vielleicht etwas verändern, aber ich habe keine Zweifel, dass Madrid immer erfolgreich bleibt“, so der Routinier, der übrigens verriet, er hätte über seine Rückkehr in die Nationalmannschaft „vielleicht zwei, drei Wochen länger nachgedacht“, wäre die Europameisterschaft (14. Juni bis 14. Juli) nun nicht in Deutschland.
„Habe Toni gesagt: ‚Würde am liebsten Zuhause bleiben‘“
So wie am vergangenen Wochenende in Madrid und am kommenden beim Finale im Londoner Wembley-Stadion werden seine Familienangehörigen, Wegbegleiter und engen Freunde ihm auch bei dem Turnier in den Stadien nahe sein. Anlässlich des letzten Saison-Heimspiels der Blancos äußerten sich einige davon im Kroos-Podcast.
Ehefrau Jessica vor dem Spieltag: „Samstag wird echt, echt hart für alle. Ich möchte nicht an diesen Tag denken. Schon seit Wochen fange ich an zu heulen, wenn ich daran denke. Ich bin froh, wenn ich es hinter mir habe. Ich kann und will nicht auf den Rasen, mache ich nicht. Ich habe zu Toni schon gesagt: ‚Ich würde am liebsten Zuhause bleiben, allein.‘“
„So ein würdevoller Abschied rein von den Mitspielern“
Bruder Felix: „Man hat sich gefreut, weil man weiß, es ist etwas Großes, Besonderes, aber trotzdem auch Endgültiges. Das war ein mulmiges Gefühl. Du hast in allen Augen und Gesichtern gesehen, dass sie vor dem Spiel noch nicht wussten: Wie gehen wir damit um? Wie fühlen wir das, wie wird es überhaupt? Es war eine Mischung aus Vorfreude, Wehmut und ein bisschen Angst vor den Emotionen. Aber wir haben uns gegenseitig Halt gegeben. Die Gesänge mit seinem Namen hielten das ganze Spiel an, die Choreo mit dem Wimpel über zwei Etagen war einzigartig. Die Gänsehaut hat an dem Abend selten aufgehört. Dass da etwas ganz anderes im Fokus stand, hat man während des Spiels gemerkt. Das Spiel an sich, das schlecht war, war sowas von egal. Was man ganz besonders rausheben muss, ist dieses wirklich würdige Mitfeiern der Mitspieler. Das hat Toni nach dem Spiel auch gesagt und bewusst wahrgenommen. Von Nummer eins bis 30 waren alle dabei, sie sind mit respektvollem Abstand hinter ihm her, haben alles mitgemacht, ihn mit gefeiert, ihn sich feiern lassen. Es war außergewöhnlich, das zu sehen, wie die Mitspieler ihm das gegönnt haben, wie sie ihn einfach wertschätzen. Das habe ich nie gesehen, das war so ein würdevoller Abschied rein von den Mitspielern. Alle wollten ihn feiern. Man kann an so einem Abend viel erwarten, aber das hat einiges übertroffen. Da bin ich sehr, sehr dankbar, dass ich das miterleben durfte. Das war ein Abend, den wir so nie vergessen werden.“

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Mutter von Toni Kroos: „Hat mich unheimlich geflasht“
Mutter Birgit kurz vor dem Spiel: „Ich habe letzte Woche schon gelitten, als ich die ganzen Reaktionen der Mannschaft gesehen habe. Wahnsinn! So liebevoll, so herzlich. Da konnte man sehen, was für eine Stellung er hatte. Das hat mich unheimlich geflasht, ich hatte schon die eine oder andere Träne. Ich musste aufhören zu lesen. (Federico) Valverde war die Härte. Im Prinzip ist es noch Vorfreude, das alles zu sehen und zu erleben, wie Toni gefeiert wird. Ich weiß aber auch, dass ich ganz wehmütig weinen werde. Es sind aber nicht unbedingt traurigen Tränen, sondern Erfolgstränen.“
Berater von Toni Kroos: „Mir ist kotzschlecht“
Berater Volker Struth kurz vor dem Spiel: „Gemischte Gefühle. Mir ist kotzschlecht, wenn ich ehrlich bin. Eine Mischung aus Traurigkeit und mega stolz. Ich war genau in diesem Stadion vor knapp zehn Jahren bei der Präsentation. Diese zehn Jahre – ich weiß gar nicht, wo die geblieben sind. Aber das Schöne ist, was in diesen zehn Jahren passiert ist. Das ist ja unbeschreiblich. Ich kriege gerade Gänsehaut. Das Stadion ist gerade ein Drittel gefüllt und ich könnte jetzt schon heulen. Ich bin überglücklich und muss ganz ehrlich sagen: Ich bin froh, dass es heute nicht das letzte Spiel ist, weil ich sonst komplett fertig wäre. Auf dem Niveau aufzuhören – für mich ist das Problem, dass er aktuell zu den fünf, sechs besten Spielern auf der Welt gehört. Und das macht es schwer. Es überwiegt aber, was hier in den zehn Jahren passiert ist. Was der Mann sich hier erarbeitet hat, was für eine Wertschätzung, Liebe und Anerkennung. Es haben viele schon erleben müssen, wie brutal das auch sein kann, wenn du hier nicht funktionierst. Und er hat es vom ersten Tag an gemacht. Es ist einfach ein Märchen. Ich wüsste nicht, mit was das zu vergleichen ist.“
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