Pressekonferenz

Seltene Ancelotti-PK: „Keine Lust, über Fußball zu sprechen“

Durch den verheerenden Sturm „Dana“, der vergangene Woche über Valencia wütete, fiel der vergangene Spieltag für Real Madrid aus. Nun geht es weiter mit dem vierten Spieltag der Champions League im Bernabéu gegen AC Mailand. Vor der Partie spricht Carlo Ancelotti mit der Presse und stellt noch vor Beginn der Fragerunde mit Nachdruck klar, dass Fußball absolut kein Thema sein werde.

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Carlo Ancelotti spricht vor dem Königsklassen-Spiel gegen AC Mailand – Foto: REAL TOTAL/Nils Kern

Vor Real Madrid – AC Mailand: CARLO ANCELOTTI über …

… die Flutkatastrophe in Valencia: „Zuallererst möchte ich etwas zu dem sagen, was vor einer Woche passiert ist … die Tragödie in Valencia. Wir sind zutiefst erschüttert. Das ist unsere Emotion. Wir sind sehr nah dran an Valencia und an allen Orten, die betroffen sind. Wir hoffen, dass Lösungen gefunden werden. Deswegen hoffe ich, dass ihr versteht, und ich bin mir sicher, ihr werdet das verstehen, dass es schwer ist, in so einem Moment über Fußball zu reden. Es ist auch kompliziert, in so einem Moment auf dem Platz zu stehen, denn wir sind Teil dieses Landes und das betrifft uns alle. Der Fußball geht weiter, aber steht an zweiter Stelle. Um den Respekt vor allen Menschen zu wahren, die betroffen sind, möchte ich diese Pressekonferenz so einfach wie möglich halten. Ich habe gar keine Lust, über Fußball zu sprechen. Auch wenn es für mich ein besonderes Spiel ist und ich natürlich gern darüber sprechen würde, möchte ich versuchen, so wenig wie möglich darauf einzugehen. Danke!“

… die Vorbereitung des Champions-League-Spiels (Dienstag, 21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) unter diesen Umständen: „Es ist sehr schwer. Man hat seinen Kopf nicht immer bei der Arbeit, denn das betrifft alle. Man hört und liest Dinge, denn was da passiert ist, ist schrecklich. Wir haben uns vorbereitet, weil wir Profis sind, aber das war es auch. Wir wollen das Spiel gewinnen, natürlich. Das ist das, was wir machen müssen.“

… die Art und Weise, wie die Regierung mit der Situation umgegangen ist: „Ich kann nicht darüber urteilen, wie damit umgegangen wird. Ich muss daran denken, was da passiert ist und was ich tun kann, um so gut wie möglich zu helfen. Was passiert ist, ist frustrierend, aber ich habe gar nicht das Recht, darüber zu reden, wie die Politik gehandelt hat. Ich kann nur sagen, wie traurig ich darüber bin, Menschen in dieser Art und Weise leiden zu sehen. Es ist sehr schwer nachzuvollziehen, dass 2024 so etwas passieren kann. Wir können genau berechnen, in welcher Sekunde es anfangen wird zu regnen, aber wir sind immer noch nicht in der Lage, so etwas vorherzusehen.“

… das Verhalten der spanischen Politiker: „Naja, das Thema Politik ist sehr kompliziert, nicht nur hier in Spanien, sondern in allen Ländern. Welche Schuld die Politik hat? Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Was ich aber weiß, ist, dass die Menschen frustriert sind, weil sie alles verloren haben und diese Frustration ist völlig verständlich.“

… das Ausmaß der Katastrophe: „Ich habe so etwas noch nie gesehen, nein. Es ist eine unglaubliche Katastrophe. Die Menschen helfen und das ist etwas, was jeder Bürger tun sollte – aufwachen und alle Betroffenen so gut wie möglich unterstützen.“

… die LaLiga-Spiele, die trotz der Flutkatastrophe ausgetragen wurden: „Ich glaube, dass ziemlich klar wurde, dass kein Spieler an diesem Wochenende spielen wollte, aber wir müssen die Entscheidungen respektieren, die von oben getroffen werden.“

… die Frage, ob der Fußball eine Gelegenheit verpasst hätte zu helfen, in dem er vergangenes Wochenende stillgestanden hätte: „Es gibt viele Möglichkeiten, zu helfen. Ich glaube, dass an diesem Wochenende kein Fußball hätte stattfinden dürfen. Aber auch wenn er das tut, hat er die Mittel und die Pflicht zu helfen.“

… die Frage, ob es Zeit wäre, den Fußball hinten anzustellen: „Ich glaube, der Fußball ist eine Party. Du kannst feiern, wenn es dir gut geht, wenn es deiner Familie gut geht. Wenn es allen gut geht, mache ich das. Aber wenn es niemandem gut geht, kannst du das nicht machen. Der Fußball braucht eine Pause, für mich schon. Denn der Fußball ist die wichtigste Sache unter den unwichtigsten Sachen im Leben. Doch wir sind Angestellte, wir sind nicht diejenigen, die das Sagen haben.“

… die Mittel der Trainer, einen Spielstopp zu forcieren: „Ich glaube, die Macht, die wir haben, ist bei null. Wir können da keine Art von Entscheidung treffen. Ich glaube, dass alle Trainer derselben Meinung waren, dass nicht gespielt werden sollte. Doch wir haben absolut keinen Einfluss.“

… die Frage, warum es nicht möglich ist, den Fußball zu pausieren: „Warum? Ich glaube, dass ich nicht die richtige Person bin, um darüber zu reden. Es gibt einen Satz, der sagt: ‚Das Spektakel muss weitergehen‘, aber das stimmt nicht. Wie ich schon gesagt habe, wir müssen damit zurechtkommen, manchmal Dinge zu tun, die wir nicht machen wollen.“

… seine Auszeichnung zum Trainer des Jahres: „Ich bin zufrieden. Der Ballon d’Or ist vorbei, ich möchte alle Gewinner beglückwünschen. Für mich war der Ballon d’Or der 1. Juni, als wir die Champions League gewonnen haben.“

… die Frage, ob es eine seiner kompliziertesten Wochen war, den Ballon d’Or, den Clásico und die Katastrophe betreffend: „Es war und ist eine sehr schwierige Woche, denn es ist eine Ausnahmesituation und das hat nichts mit dem Ballon d’Or zu tun. Ich wiederhole es, ich beglückwünsche alle Gewinner. Der ausschlaggebende Faktor ist, was gerade hier in Spanien passiert.“

… die Stimmung bei Vinícius nach seinem verpassten Ballon d’Or: „Normal, wie bei uns allen, denn wir sind uns alle darüber bewusst, was hier gerade vor sich geht. Deshalb fiel das Spiel aus und zum Glück mussten wir am Wochenende nicht spielen. Und in diesem Sinne hatten wir ‚leider‘ viel Zeit, das jetzige Spiel vorzubereiten. Vinícius hat normal trainiert, wie alle anderen auch.“

… Vinícius mentaler Zustand nach dem Ballon d’Or: „Ich wiederhole: Vinícius ist, wie wir alle, traurig, aber nicht, weil er nicht den Ballon d’Or gewonnen hat, sondern weil er sieht, was gerade in Valencia passiert.“

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Kommentare
Aus menschlicher Sicht müsste man wahrscheinlich monatelang nicht Fußball spielen bzw. "Parys feiern" wie es Carlo hier beschreibt, aber das ist absolut unsinnig! Als in Italien 2012 das Erdbeben ganze Landstriche in Schutt und Asche gelegt hat wurde natürlich nicht gespielt, aber die Situation der Leute dort war danach noch monatelang die Hölle. Sogar jetzt, über 10 Jahre später, sieht es dort teilweise noch immer aus wie in einem Kriegsgebiet. Wie lange soll man nicht spielen? 1 Woche? 1 Monat? Das ändert an der Situation genau gar nichts...es geht hier natürlich um Respekt gegenüber der notleidenden Menschen und um den ersten Schockzustand der überwunden werden muss aber in spätestens 1 Monat spricht keiner mehr davon, der nicht direkt oder indirekt von der Katastrophe betroffen ist. Auch nicht Ancelotti...

Was müsste die Regierung tun? So schnell wie möglich Hilfsmittel zur Verfügung stellen und jeden verfügbaren Mann/Frau in das Gebiet schicken. Was müsste der Verband tun? Den Spieltag einfrieren und an einem gemeinsamen Spieltag alle Spiele einheitlich nachholen.
 
so verrückt es klingt aber diese Katastrophe kam für uns zum Perfekten Zeitpunkt , ich bin da voll auf Carlos seite aber man muss auch sagen das es gerade mal lauter um uns wurde ein paar sachen außerhalb mit Ballon´dor Barca pleite etc, darüber redet jetzt keiner mehr, bin dennoch wie jeder zutiefst bestürzt was da los is in Valencia und allen beteiligten wünsche ich so viel Kraft wie es nur möglich ist.
 

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