
Zwischenfazit: So schneiden die Real-Akteure nach der ersten Saisonhälfte ab
Zwischendurch sah es bei Real Madrid so aus, als könnte das Jahr 2024 in einem Desaster enden. Seit Saisonbeginn ist der Kader vom Verletzungspech verfolgt, was sich an über 20 Ausfällen äußert, darunter wieder zwei schwere Rückschläge: Daniel Carvajal zog sich am 5. Oktober einen Totalschaden im Knie zu und nur knapp einen Monat später folgte Éder Militãos zweiter Kreuzbandriss innerhalb von 15 Monaten. Auf dem Platz machte sich die Misere bemerkbar. Es fehlte an Spielwitz, Struktur, Offensivpower und defensiver Stabilität. Zwischenzeitlich schien es sogar, als wäre der Kampfgeist verloren gegangen – ein Element, dass die DNA von Real Madrid stets ausmacht.
Das machte sich auch an den jeweils nach den Partien verteilten Einzelkritiken bemerkbar. Oft waren die Leistungen einiger Spieler nicht zufriedenstellend, Carlo Ancelotti wirkte zwischendurch machtlos und überfordert. Dennoch zeigt das Zwischenfazit der Einzelbewertungen sowie der Gesamtschnitt ein Ergebnis, das den aktuellen Stand optimal widerspiegelt und auch beweist: Am Ende ist das Team (zumindest in LaLiga) trotzdem da, wenn es gebraucht wird.
TOR
Thibaut Courtois
Die Leistung eines Torhüters hängt in vielen Fällen von der Vorarbeit des eigenen Teams ab. Thibaut Courtois griff in 24 absolvierten Spielen bereits 30 Mal hinter sich. Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison waren es nur 16 Gegentore, was vor allem an der der defizitären Abwehrleistung seiner Vormänner liegt. Hin und wieder zeigte der 1,99-Meter-Mann kleine Unsicherheiten und brachte sich selbst unnötig in Schwierigkeiten, doch fehlte ihm durch zwischenzeitliche Verletzungsunterbrechungen auch die nötige Konstanz. Doch wie so oft bewahrte der Belgier seine Mannschaft auch in einigen Spielen vor Schlimmerem. REAL TOTAL-Note: 2,6
Andriy Lunin
Andriy Lunin vertrat seinen Torhüterkollegen in fünf Fällen, als dieser mit muskulären Problemen ausfiel. In diesen Partien erfüllte der Ukrainer seine Aufgabe ordentlich, bekam dreimal die Note 3, einmal die Note 4 und einmal die Note 2. Nachdem sich Courtois vergangene Saison das Kreuzband gerissen hatte, wurde Kepa Arrizabalaga vom FC Chelsea verpflichtet, doch Lunin stach den Spanier nach nur wenigen Spielen aus und hat sich seitdem als ein zuverlässiger Ersatz zwischen den Pfosten etabliert. Sollte sich Reals Nummer 1 noch einmal verletzen, ist mit Lunin im Tor wenig zu befürchten. REAL TOTAL-Note: 3,0
ABWEHR
Lucas Vázquez
Der Rechtsverteidiger ist leistungstechnisch unberechenbar. Über grottige Auftritte bis hin zu überzeugenden Leistungen war in dieser Saison bisher alles zu beobachten. Nach Carvajals Verletzung wurde Vázquez noch mehr in die Verantwortung gezogen, da auf rechts keine weitere Option (außer Federico Valverde) vorhanden war. Doch oft wurde der offensiv ausgerichtete Abwehrspieler den Erwartungen nicht gerecht. REAL TOTAL-Note: 3,4
Daniel Carvajal
Bis zu seiner schweren Knieverletzung hat Dani Carvajal – den Gesamtumständen entsprechend – eine der solidesten Leistungen des Teams erbracht. Auch wenn der Abwehrchef durch seine Ungestümheit den ein oder anderen Fehler nicht verhindern konnte (57 Prozent Zweikampfquote), wusste der 32-Jährige das Team mit seinem Kampfgeist und der großartigen Präsenz auf dem Platz zu pushen und kleine Pannen auszubügeln. Der Verlust des Spaniers wiegt weiterhin schwer, denn noch immer gibt auf der Rechtsverteidiger-Position ein Loch, dass zwischenzeitlich bereits mit Federico Valverde gestopft werden musste und muss, da Real bekanntlich von Wintertransfers absieht. REAL TOTAL-Note: 2,8
Éder Militão
In Kombination mit Antonio Rüdiger lief der Brasilianer oft nicht so rund, wie gefordert und gewollt. Durch Abstimmungsprobleme entstanden viele Fehler und oft sah der Innenverteidiger unglücklich aus, auch wenn er einige gute Momente hatte. Anstatt sich wieder einzugrooven und seine alte Stabilität zurückzugewinnen, ereilte den 26-Jährigen jedoch im November ein harter Rückschlag. In einer scheinbar harmlosen Abwehraktion riss er sich ohne Fremdeinwirkung zum zweiten Mal in 15 Monaten das Kreuzband und muss nun von vorn beginnen. REAL TOTAL-Note: 2,9
Antonio Rüdiger
Antonio Rüdiger kann definitiv mehr, als er im bisherigen Saisonverlauf gezeigt hat. Die erwähnte Unstimmigkeit mit Abwehrpartner Militão machte sich auch beim Deutschen bemerkbar. Unkonzentrierte Aktionen und Orientierungsprobleme taten ihr Übriges. Und doch gibt der 31-Jährige hinten eine gewisse Sicherheit und zeigt sich inzwischen offensiv immer aktiver. Als neues Kopfballungeheuer (2 Tore) versucht er seinen Vorgänger Sergio Ramos allmählich abzulösen und an guten Tagen wagt der gebürtige Berliner auch mal einen Sprint bis ins gegnerische Drittel und immerhin brachte er bisher 33 Prozent seiner Flanken zum eigenen Mann. REAL TOTAL-Note: 3,1
Raúl Asencio
Gott sei Dank! Real Madrid kann auch noch Talente aus der eigenen Jugend hochziehen. Als die Not in der Innenverteidigung groß genug wurde, blieb Carlo Ancelotti nichts anderes mehr übrig, als in der Castilla nach Ersatz zu suchen. Dort fand sich Raúl Asencio – ein Rohdiamant, der bereits mit dem Feinschliff begonnen hat. In seinen fünf Einsätzen hat er das viermal bewiesen (2,5/2,5/3,5/1,5) und nur wurde nur einmal mit Note vier am vorgezogenen 19. Spieltag gegen Athletic Bilbao (0:3) bewertet, als er –wie alle anderen auch –versagte. Der 21-Jährige trumpft mit seiner Reaktionsschnelligkeit, gesunder Aggressivität und Zweikampfstärke (73 Prozent bei bisher 33 Zweikämpfen) auf. Bleibt zu hoffen, dass er auch in der zweiten Saisonhälfte weiterhin berücksichtigt wird, denn in den letzten vier Spielen kam es nur noch zu Kurzeinsätzen, da Ancelotti sich entschlossen hatte, den ungelernten Aurélien Tchouaméni in der Innenverteidigung zu postieren. REAL TOTAL-Note: 2,8
Jesús Vallejo
Befindet sich genau genommen nur in der Statistik, da er einmal in dieser Saison für genau zehn Minuten auf dem Platz stand – und in diesen bestätigte (Note 5), warum die Bank der bessere Ort ist. Das Traurigste daran: Vallejo ist gelernter Innenverteidiger und musste über die letzten Wochen und Monate schmerzlich erfahren, dass seine Leistung selbst in der größten Notsituation nicht ausreicht, um aufs Feld zu kommen. Spätestens Ende der Saison sollte mit dem auslaufenden Vertrag auch seine Zeit bei den Blancos vorbei sein. REAL TOTAL-Note: 5,0
Ferland Mendy
Carlo Ancelotti setzt hohe Stücke auf den Franzosen und betont stets seine Wichtigkeit für die Mannschaft. Die größte Schwäche des Linksverteidigers ist bekannt: sein Offensivdrang. Doch tatsächlich beweist der 29-Jährige in den meisten Fällen, dass defensiv auf ihn Verlass ist. In seinem Drittel kommt er bisher auf eine Passquote von 94 Prozent, 95 in der eigenen und wenn der Defensivmann dann mal in die gegnerische Hälfte vordringt bringt er seine Pässe zumindest auch zu 93 an den Mann, dafür sieht es mit Flanken eher mau aus (1). Zum Verleich: Bei García sind es bisher 22 und Lucas Vázquez auf der anderen Seite trägt 20 bei. REAL TOTAL-Note: 3,4
Fran García
Zumindest links hat Real Madrid die Möglichkeit zu variieren. Richtet Reals Coach sein Spiel defensiver aus, ist Mendy das Mittel der Wahl. Soll es mehr Offensivdrang geben, steht Fran García auf dem Platz – und macht seine Sache gut. Der Linksverteidiger bringt sich im vorderen Drittel gut ein. Neben seinen 22 Flanken kommt er auf fünf Torschussvorlagen und sogar sieben eigene Abschlüsse und stellt für Vinícius Júnior und Kylian Mbappé eine gute Stütze dar. Ein Marcelo ist auch aus dem 25-Jährigen noch nicht geworden, aber als Konstante in Reals zerrütteter Defensive kann er sich allemal bezeichnen. REAL TOTAL-Note: 3,0
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