Reportage

Eines Weltfußballers unwürdig: Vinícius und die zu kurze Zündschnur

Wieder rückt Vinícius Júnior im Mestalla in den Mittelpunkt, wieder fliegt der Brasilianer mit Rot vom Platz. Nach seinem gewonnenen FIFA-Weltfußballertitel verpasst es der Angreifer, ein richtiges Statement zu setzen – und sorgt derweil für erneute Diskussionen um sein Verhalten.

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Vinícius Júnior Real Madrid
Vinícius lässt sich von Dimitrievski provozieren und verliert die Nerven – Foto: Aitor Alcalde/Getty Images

Vinícius füttert die Kritiker

VALENCIA. Für Vinícius Júnior war es eine Genugtuung. Beim Ballon d’Or war er leer ausgegangen. Überraschend für ihn, für Real Madrid. Der mutmaßliche Grund: Rodri gewann auch deshalb, da die Punkte in der Kategorie Fairplay und Respekt dem Mittelfeldstar von Manchester City zuteilwurden. Knapp zwei Monate später nahm Vinícius dann doch noch eine renommierte Individual-Trophäe entgegen: den Weltfußballer-Titel der FIFA – hier sind nicht allein Journalisten stimmberechtigt.

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Kritiker beanstandeten, auch diesen Preis habe Vinícius nicht verdient gewonnen. Er gehöre zwar zu den Spielern mit den stärksten fußballerischen Qualitäten, sein Verhalten aber lasse zu wünschen übrig. Vinícius schien sich von der Kritik allerdings nicht beirren zu lassen. Für ihn war es eben eine Genugtuung, ein verdienter Preis, den er sich hart erarbeitet hatte.

Mit seinem Auftritt im Mestalla hat es Vinícius jedoch verpasst, ein richtiges Statement zu setzen. Stattdessen nährte der Brasilianer abermals seine Kritiker. Dass mal wieder über sein Verhalten diskutiert wird? Keine Überraschung! Es lief zwischen dem FC Valencia und Real Madrid am Freitagabend die 79. Minute, als sich Vinícius zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ und damit untermauerte, dass seine Zündschnur doch bemerkenswert kurz ist.

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Vinícius fliegt und entschuldigt sich

Was war passiert? Nach einem misslungenen Angriffs Real Madrids ging Vinícius zu Boden, Valencias Keeper Stole Dimitrievski stupste Reals Nummer 7 provokant von hinten an. Und Vinícius? Der stand auf, griff den Torhüter mit beiden Händen an Hals und Kopf. Dimitrievski ging daraufhin theatralisch zu Boden, nach Eingriff des VAR zeigte Schiedsrichter Soto Grado die Rote Karte. Vinícius schäumte, musste von Mitspielern wie Antonio Rüdiger und Torwarttrainer Luis Llopis zurückgehalten werden.

Ärgerlich mutete der Platzverweis zu diesem Zeitpunkt nicht nur deshalb an, da er unnötig war, sondern weil Real Madrid gerade 0:1 hinten lag. Glück für Vinícius: Seine Kollegen drehten die Partie noch ohne ihn, besiegten Valencia mit 2:1. Immerhin: Vinícius entschuldigte sich umgehend via X: „Entschuldigung und danke ans Team!!!!!!“

Vinícius wird wohl für zwei Spiele gesperrt

Trainer Carlo Ancelotti verteidigte Vinícius: „Unsere Meinung ist, dass das keine Rote Karte war, sondern zwei Gelbe Karten waren.“ Real Madrid will gegen die Rote Karte Einspruch einlegen, die spanische Sportzeitung MARCA berichtet indes unter Berufung auf Verbandsquellen, dass Vinícius für zwei Spiele gesperrt wird. Demnach lege der Ligaverband für Vinícius’ Tätlichkeit keine Aggression zugrunde und berücksichtige Dimitrievskis vorangegangene Provokation.

Und dennoch: Vinícius hätte im Mestalla dafür sorgen sollen, gemeinsam mit dem Team den Rückstand zu drehen und zu beweisen, warum genau er der verdiente Weltfußballer ist. Nun wird wieder massiv über seine Attitüde debattiert. Schon 2023 ließ sich Vinícius im Mestalla – im Gerangel mit Hugo Duro – zu einer Tätlichkeit und Roten Karte hinreißen, damals war sein Verhalten als eine Reaktion auf den Rassismus-Eklat gewertet worden. Seinerzeit hob der Ligaverband die Rote Karte nachträglich auf. Das wird diesmal nicht der Fall sein.

Was Vinícius schleunigst lernen muss

Vinícius muss lernen, seine Emotionen zu kontrollieren, sich nicht derart leicht provozieren zu lassen. Mit seinem Verhalten polarisiert der Brasilianer. Das taten bereits einige Größen vor ihm. Nur ist dies ein schmaler Grat, mit dem der 24-Jährige immer noch nicht klug umzugehen weiß. Vinícius muss dazulernen und das lieber heute als morgen. Da sind auch Ancelotti und Real Madrid in der Pflicht, die ihn zumindest öffentlich in Schutz nehmen. Seine bislang zweite Rote Karte im Mestalla reiht sich nur ein in eine Serie fragwürdiger Verhaltensweisen.

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Kommentare
Selbst wenn er 4 Spiele Sperre erhält wird er daraus nicht lernen. Die Sperren werden sich auch noch häufen, wenn die Schiedsrichter (zurecht) anfangen seine Gesten gegenüber den Unparteiischen härter zu bestrafen. Ich würde mich als Schiedsrichter nur ungern bei jeder Entscheidung so provozieren und dämlich angrinsen lassen.
 
Es bricht mich an, dass wir uns wieder und wieder mit Vinís Verhalten und nicht mit seiner fußballerischen Genialität befassen müssen!
Ich hoffe, für sein gestriges Verhalten wird er von seinen Teamkollegen ordentlich zurechtgestutzt! Von Carlo scheint diesbezüglich ja nichts zu kommen. Ich schätze es sehr, dass er in den PKs die Spieler nicht runtermacht, aber ein „Wir werden das intern auswerten.“ wäre aus meiner Sicht gestern angebrachter gewesen als ein „Für uns waren das zwei gelbe Karten und keine rote“.
 
Selbst wenn er 4 Spiele Sperre erhält wird er daraus nicht lernen. Die Sperren werden sich auch noch häufen, wenn die Schiedsrichter (zurecht) anfangen seine Gesten gegenüber den Unparteiischen härter zu bestrafen. Ich würde mich als Schiedsrichter nur ungern bei jeder Entscheidung so provozieren und dämlich angrinsen lassen.
Genau,diese unfähigen laliga Schiris auch noch bestärken weiter so ne scheisse zu refen.
Hier lassen wir alles weiterlaufen ,aber sobald vini spielt,achten wir genau auf seine Reaktionen ,und im Zweifel haben wir ja noch den VAR der dann bei abwertenden Gesten einschreiten kann.
Wo im Regelwerk steht eigentlich geschrieben,das Gestik härter bestraft werden sollte?
Aber Diskussion über Schiris in laliga ist genauso sinnvoll in Religion und Politik .in dem Sinne ,schönes Wochenende
 
Danke für den Artikel. Der Trainer/Verein muss aufhören, seine Aktionen schönzureden, so auch wieder passiert auf der gestrigen Pressekonferenz. Stattdessen muss sich ihn endlich jemand zur Brust nehmen und notfalls auch mal Konsequenzen setzen.

@Wheeler selbst wenn er "nur" meckert und es keine direkte Konsequenz in Form einer Karte hat, geht er damit jedem Schiedsrichter auf den Sack. Berechtigte Reklamationen gegen ihn, werden dann nicht mehr ernst genommen. Ist genauso bei Schwalben, die Spieler, die sich ständig fallen lassen, bekommen irgendwann auch die berechtigten Pfiffe seltener. Sein Verhalten hat negative Auswirkungen für ihn und – noch schlimmer – die Mannschaft. Das muss reichen, um es zu verurteilen/abzustellen.
Man kann sich aber natürlich weiter auf die ach so bösen Schiedsrichter und die gemeinen Gegner ausreden, dann wird sich genau gar nichts ändern.
 
Danke für den Artikel. Der Trainer/Verein muss aufhören, seine Aktionen schönzureden, so auch wieder passiert auf der gestrigen Pressekonferenz. Stattdessen muss sich ihn endlich jemand zur Brust nehmen und notfalls auch mal Konsequenzen setzen.

@Wheeler selbst wenn er "nur" meckert und es keine direkte Konsequenz in Form einer Karte hat, geht er damit jedem Schiedsrichter auf den Sack. Berechtigte Reklamationen gegen ihn, werden dann nicht mehr ernst genommen. Ist genauso bei Schwalben, die Spieler, die sich ständig fallen lassen, bekommen irgendwann auch die berechtigten Pfiffe seltener. Sein Verhalten hat negative Auswirkungen für ihn und – noch schlimmer – die Mannschaft. Das muss reichen, um es zu verurteilen/abzustellen.
Man kann sich aber natürlich weiter auf die ach so bösen Schiedsrichter und die gemeinen Gegner ausreden, dann wird sich genau gar nichts ändern.
Die Schiris sind nicht böse sondern schlecht .Und wen nicht dieses Regelauslegungen nur auf real und vini beschränken ,ja dann gute Nacht
 
Ich habe die Nase voll mit ihm; ich würde ihn sofort für viel Geld verkaufen, sofort.
 

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