Reportage

Die Leichtigkeit ist weg: Warum Arda Gülers Entwicklung stagniert

Auf sich allein gestellt, unzufrieden, glücklos: Der Copa-Auftritt in Leganés was ein wenig das Spiegelbild der bisherigen Saison von Arda Güler. Während dem Türken in der Rückrunde des Vorjahres alles beinahe spielerisch gelang, tut er sich in seiner ersten „richtigen“ Saison bei Real Madrid ziemlich schwer. Anstatt den nächsten Schritt zu tun, scheint der 19-Jährige seit Wochen zu stagnieren, immer noch nach seiner richtigen Rolle und Position im Team suchend. REAL TOTAL beleuchtet die (Hinter-)Gründe der ersten kleinen Krise des Talents.

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Arda Gülers Saison verläuft noch ziemlich glücklos – Foto: Angel Martinez/Getty Images

Güler wirkt isoliert

Kurz vor der Halbzeit des Copa-Duells in Leganés sah man Carlo Ancelotti energisch auf Arda Güler einreden – scheinbar war Real Madrids Coach mit der Defensivarbeit und der Positionierung des Türken in bestimmten Szenen wenig zufrieden und ließ ihn das auch spüren. Zudem signalisierte der Spielgestalter in mehreren Situationen seinen Mitspielern deutlich gestikulierend, wohin sie wann laufen sollen, doch keiner schien ihn zu verstehen. Alles Szenen mit Symbolcharakter, denn die Situation des 19-Jährigen erscheint insgesamt ziemlich kompliziert. So wirkte Güler in weiten Teilen der Partie im Madrider Vorort durchaus bemüht, aber ein wenig verloren, isoliert und auf sich allein gestellt. Den Zahlen der 76 Spielminuten vor seiner Auswechslung zufolge schlug sich der Türke in Leganés eigentlich gar nicht schlecht: Er berührte den Ball 59 Mal, hatte eine Passeffektivität von 93 Prozent (38 von 41 Pässen kamen an), schloss alle seine Dribblings ab, erarbeitete sich zwei klare Torchancen, spielte von seinen zwei versuchten Pässen zwei lange Pässe (100 Prozent Effektivität), hatte drei Zweikämpfe auf dem Feld und gewann alle drei, gewann alle seine Tacklings, war der Spieler mit den zweitmeisten Flanken (vier) und beging zwei Fouls. Und doch scheinen die Leichtigkeit und das spielerische Selbstverständnis, die seine Auftritte noch in der letzten Rückrunde auszeichneten und vor der Saison hohe Erwartungen weckten, dem Talent in seiner ersten kompletten Spielzeit bei den Königlichen ein wenig abhandengekommen zu sein. In Leganés stand er erst zum zweiten Mal in der Startelf – einen vollen Monat nach der ersten Copa-Runde beim Viertligisten Deportiva Minera, wo er mit zwei Treffern der beste Mann auf dem Platz war. Dazwischen reihten sich wenige Kurzeinsätze, bei denen der Linksfuß zwar nie richtig enttäuschte, jedoch regelmäßig das Besondere vermissen ließ.

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Kein Platz im neuen System

In den letzten 13 Spielen stand Güler nur zweimal in der Startelf und fiel in der internen Minutentabelle auf den 18. Platz zurück. Tatsächlich war seine Einsatzquote (891 Minuten) bis Mittwochabend fast gleich hoch wie die von Daniel Carvajal (878), der sich vor genau vier Monaten verletzte. Nur Ersatztorwart Andriy Lunin, ein Neuling wie Endrick, der lange verletzte David Alaba und der unsichtbare Jesús Vallejo haben weniger gespielt. Im aktuellen 4-2-3-1-System hat es Güler enorm schwer, seinen Platz zu finden, denn die vier offensiven Positionen sind fest vergeben und wenn einer mal fehlt, wie zuletzt Vinícius Júnior, dann heißt der erste Ersatz Brahim Díaz, der seine Einsätze durch seinen Impact allerdings auch regelmäßig rechtfertigt. Auch im zentralen defensiven Mittelfeld ist die Konkurrenzsituation trotz diverser Verletzungen äußerst kompliziert, denn in den letzten Wochen setzte Ancelotti in der Regel auf die gut funktionierende Doppelsechs Ceballos-Valverde, und Oldie Luka Modrić ist immer noch zu gut und zu verlässlich, um in der Rotationsskala weiter nach unten zu rutschen. Außerdem fehlt es Güler für eine der Positionen hinter dem Offensivquartett schlicht an defensiver Qualität und Intensität bei Rückwärtsläufen.

Zu wenig Einsätze oder zu wenig Impact?

In der Vorsaison kam Güler, nachdem er verletzungsbedingt die ersten sieben Monate komplett ausgefallen war, auf zwölf Einsätze (442 Minuten) und erzielte dabei sechs Treffer. In der aktuellen Spielzeit stehen bei 967 Minuten in 27 Einsätzen drei Tore und fünf Vorlagen zu Buche – davon jeweils zwei gegen das unterklassige Minera. Zahlen, die zwar noch keine Alarmglocken schrillen lassen, aber doch etwas Bände sprechen, wenngleich die Effektivität in der vergangenen Rückrunde (1,29 Tore pro 90 Minuten) mit Vorsicht zu genießen ist, denn Güler wurde erst regelmäßig eingesetzt, als Real Madrid den LaLiga-Titel praktisch unter Dach und Fach hatte und keinerlei Ergebnisdruck herrschte. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Ancelotti aktuell nicht nur generell wenig und selten auf den ehemaligen Fenerbahce-Spieler setzt, sondern vor allem in engen Spielen praktisch gar nicht. So wechselte der Trainer ihn in der 76. Minute gegen Las Palmas beim Stand von 4:1, in der 64. Minute gegen Salzburg (4:0), in der 73. Minute in Valladolid (2:0) und in der 72. Minute gegen Brest (2:0) ein. Bei der Niederlage bei Espanyol kamen in der Schlussphase Modrić und Brahim, Güler hingegen blieb auf der Bank. Wenn man noch weiter zurückblickt, kam er in Valencia beim umkämpften 2:1-Sieg auch nicht zum Einsatz. Im Copa-Duell gegen Celta hingegen stand es bei Gülers Einwechslung 2:0 und die Partie schien unter Kontrolle zu sein. Gegen Sevilla kam er beim Stand von 4:1 in der 70. Minute rein und gegen Pachuca im Intercontinental Cup bei 3:0 in der 88. Minute. Anders gesagt: Wenn auf der Anzeigetafel kein Unterschied von zwei Toren besteht, findet Arda Güler schlichtweg nicht statt. Bei einem Unentschieden oder wenn die Blancos ein Comeback brauchen, sind die Optionen von Ancelotti auf ein absolutes Minimum reduziert, und dabei spielt der Türke momentan gar keine Rolle. Dabei geben die nackten Zahlen dem italienischen Coach durchaus Recht, allerdings kann auf der anderen Seite eben damit argumentiert werden, dass der Spielgestalter auch keine ausreichenden Möglichkeiten bekommt, sich unter Druck zu beweisen.

Geduld ist gefragt – auf beiden Seiten

Trotz der aktuell unbefriedigenden Situation gibt es auch positive Entwicklungen festzuhalten. So hat sich Güler im Vergleich zum Vorjahr durch hartes Training körperlich enorm gesteigert, ist nicht mehr der extrem schüchterne Junge, der vor 18 Monaten nach Madrid kam. Sein Stellenwert in der Kabine ist inzwischen deutlich gewachsen. Dem Vernehmen nach ist der Verein weiterhin davon überzeugt, dass Güler ein Generationstalent ist, das auch über die aktuelle Vertragslaufzeit (bis 2029) im Bernabéu spielen soll, und wird weiterhin Geduld mit ihm haben. Ob das Gleiche auch für den Spieler selbst gilt, bleibt abzuwarten. Güler hat ein Wettbewerbsgen in sich, ist enorm ehrgeizig und mit seiner aktuellen Situation sicherlich nicht restlos glücklich. Wenn er weiterhin an sich arbeitet, werden sich in den kommenden Wochen mit Sicherheit weitere Einsatzmöglichkeiten ergeben, denn mit dem engen Titelkampf in LaLiga, den Champions-League-Playoffs und dem möglichen Achtelfinale sowie dem Copa-Halbfinale stehen die Königlichen vor einem Mammutprogramm. Mit dem einen oder anderen guten Auftritt könnte Arda Güler dabei seiner persönlichen Saison eine neue Wendung geben. Dafür muss er vom Trainer aber auch die entsprechenden Chancen bekommen.

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Kommentare
Was soll den der großartiges lernen von Carlo? Taktik, seine richtige Position?
Sicher nicht, übrigens ist für mich genau das gleiche mit Cama. Hängt für mich jetzt auch schon mehr als eine Jahr in der Luft ohne signifikanter Steigerung.
Aber wie es Jude schon gesagt hat, bei Carlo weiß niemand genau was er machen soll.
Da gibt es keine einstudierten Taktiken, Spieliden oder Anweisungen

was Endrick gestern am platz veranstaltet hat ist teilweise eine Frechheit. (Und das nicht zum ersten mal)
Dennoch kümmert auch das Carlo nicht. Ein Vini wird auch immer schlimmer...

Unser Trainer hat weder die Kontrolle noch eine Idee was er machen soll
 
Falsche Position? Check!
Zu wenig Spielpraxis? Check!
Fehlende taktische Vorhaben? Check!
Fehlendes Temp? Check!


Unsere Spieler stagnieren in deren Entwicklung. Es ist einfach traurig anzusehen, aber irgendwie passiert da entwicklungstechnisch nicht viel.
 
Was soll den der großartiges lernen von Carlo? Taktik, seine richtige Position?
Sicher nicht, übrigens ist für mich genau das gleiche mit Cama. Hängt für mich jetzt auch schon mehr als eine Jahr in der Luft ohne signifikanter Steigerung.
Aber wie es Jude schon gesagt hat, bei Carlo weiß niemand genau was er machen soll.
Da gibt es keine einstudierten Taktiken, Spieliden oder Anweisungen

was Endrick gestern am platz veranstaltet hat ist teilweise eine Frechheit. (Und das nicht zum ersten mal)
Dennoch kümmert auch das Carlo nicht. Ein Vini wird auch immer schlimmer...

Unser Trainer hat weder die Kontrolle noch eine Idee was er machen soll
Du hast absolut Recht! Es ist logisch das ein Spieler der fast nie spielen darf auch nicht gut spielt. Ein Mbappe konnte spielen bis er sich gesteigert hat. Mbappe und Endrick sind unsre nominellen 9er. Ein Endrick hatte nie die chance sich einzugewöhnen wie ein Mbappe von daher kann man auch von einem Endrick noch fast garnichts erwarten. Einen Endrick hätte ich halt auch niemals gekauft, er ist viel zu klein für einen Stürmer und das kann er nicht anderweitig kompensieren. Mal sehen wie Alonso ab dem Sommer spielen lassen wird! Dann ist hoffentlich Schluss mit "die beste 11 muss spielen" gelabere. Das Spiel war ein Armustzeugniss sondergleichen fast hätte man verloren gegen den nächsten Noname Verein.

Lesenswert wäre ein schonungslos ehrlicher Artikel von euch über Ancelotti und Alonso mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen. Z.B. welche Spieler haben die Trainer verbessert (nicht diejenigen die sich selbst verbessert haben sondern dank des Inputs des Trainers) usw.
 
Also ein Alonso muss so schnell wie möglich her! Das kann man sich ja nicht anschauen. Ich sehe Arda als 10er und das war bis er kam. Nur gibts bei uns diese Position nicht und wenns sie gibt dann spielen Bellingham und Modrić dort.
Es muss ein neues System mit neuer Taktik her und die heißt Gegenpressing. So wie Liverpool und Leverkusen spielen. Wir haben die 3 schnellsten Spieler der Welt vorne und den besten 10er dahinter. Wir würden alles fi… im Fußball mit Schnellern AV wie TAA und einen schnellen LV. Das Mittelfeld mit Fede, Cama Tchou und Dani ist perfekt mit Abräumer/Box-to-Box Spielern. Das spielt macht dann der 10er.
 
Also ein Alonso muss so schnell wie möglich her! Das kann man sich ja nicht anschauen. Ich sehe Arda als 10er und das war bis er kam. Nur gibts bei uns diese Position nicht und wenns sie gibt dann spielen Bellingham und Modrić dort.
Es muss ein neues System mit neuer Taktik her und die heißt Gegenpressing. So wie Liverpool und Leverkusen spielen. Wir haben die 3 schnellsten Spieler der Welt vorne und den besten 10er dahinter. Wir würden alles fi… im Fußball mit Schnellern AV wie TAA und einen schnellen LV. Das Mittelfeld mit Fede, Cama Tchou und Dani ist perfekt mit Abräumer/Box-to-Box Spielern. Das spielt macht dann der 10er.
Ein guter Trainer würde Modric kaum mehr spielen lassen. Modric ist 40 und JETZT ist die Zeit reif für ihn einen Nachfolger aufzubauen. Modric hört im Sommer auf bei Real und wenn wechselt man dann ein wenn man stand jetzt keine Alternative für ihn hat!
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, dass RT jetzt auch anfängt, nicht vorhandene Probleme auszuschlachten, finde ich traurig!
Er ist jetzt 19 (!!) Jahre, hat jetzt 1 oder 2 schwächere Spiele gemacht und man schwingt sofort die „Stagnations“-Keule und analysiert und rätselt.

Ein Bisschen weniger Hysterie wäre zur Abwechslung mal schön!
 
Ein guter Trainer würde Modric kaum mehr spielen lassen. Modric ist 40 und JETZT ist die Zeit reif für ihn einen Nachfolger aufzubauen. Modric hört im Sommer auf bei Real und wenn wechselt man dann ein wenn man stand jetzt keine Alternative für ihn hat!
glaubst du echt modric hört auf? ich wette er verlängert, spricht für mich alles dafür. seine leistungen sind solide, er ist ein anführer in der mannschaft und er will sicher nicht aufhören. er gibt sich auch mit der backup rolle zufrieden und wenn sein gehalt gekürzt werden soll, dann wird er das sicher akzeptieren.
 

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