Zwischenstation oder gescheiterte Träume?
Wo man hinblickt, ein bisschen Real Madrid ist beinahe überall zu finden – zumindest, wenn es um Talente oder ehemalige Spieler geht. La Fábrica produziert am Fließband vielversprechende Akteure. Doch statt im Bernabéu das Rampenlicht zu genießen, werden viele von ihnen quer durch Europa verteilt. Für manche ist der Traum von den Blancos bereits geplatzt, für andere bleibt noch ein kleines Hintertürchen offen – oder etwa doch nicht? Wer darf noch hoffen, wer muss sich verabschieden? Ein Blick auf die Leihgaben sowie die verkauften Spieler, die dennoch in gewisser Form auf dem königlichen Radar verweilen. So machen sich die einstigen Juwelen, die um eine zweite Chance kämpfen – oder zumindest um eine Karriere als Profi bei einem anderen Spitzenklub.
Reinier Jesus (Leihe an Granada bis 2025)
Ob Reinier in dieser Liste überhaupt noch Platz verdient? Fraglich. Seit seinem Wechsel 2020 von Flamengo hat der 22-jährige Brasilianer vor allem eins gesammelt: Enttäuschungen und Rückschläge. Nach seiner glücklosen Zeit in Dortmund und Girona folgte ein dramatischer Abstieg mit Frosinone in Italien. Nun also Granada – zweite Liga in Spanien. Zumindest kommt er auf 22 Einsätze, ein Tor, vier Vorlagen. Zugegeben, er kam auch erst Ende August verspätet zum Team, verpasste die komplette Vorbereitung sowie die ersten drei Spieltage. Doch reicht das, um Real zu überzeugen? Eher nicht. Eine Offensivkraft, die in der zweiten Liga fünf Scorer erzielt? Das ist nicht Real-like und so wird es keine Zukunft an der Concha Espina für das einstige Versprechen geben.

In dieser Aufstellung hat Reinier als Leihgabe eine Sonderstellung, da er auch nicht als klassisches Eigengewächs gelten darf. Sein Transfer folgte dem Plan à la Vinícius oder auch Rodrygo, es war schon die Rede vom neuen Kaká. Ergebnis: gescheitert! Es zeigt wieder einmal, dass Erfolg nicht planbar ist und Talent nicht immer zu Ruhm führt. Auch wenn es für das weiße Ballett nicht mehr reichen wird, Fuß zu fassen im Profifußball wäre zumindest ein kleines Trostpflaster für den Südamerikaner.
Mario Martín (Leihe an Real Valladolid bis 2025)
Nach soliden Jahren bei der Castilla und einer guten Saisonvorbereitung mit den Profis wurde Mario Martín im Sommer an Real Valladolid verliehen. Der 20-jährige Defensivmann hat dort den Sprung in den Profifußball gemeistert und erarbeitet sich seine Einsatzzeiten – doch dort läuft es alles andere als rund. Der Klub ist zwar rechnerisch noch zu retten, aber realistisch betrachtet ist der Abstieg besiegelt, die Niederlagen – teils als Schützenfeste – häufen sich. Die erwünschte Spielpraxis bekommt er zwar, aber reicht das? Ein Platz im überfüllten Mittelfeld Reals ist ohnehin schwer zu ergattern. Besonders, wenn Valladolid absteigt, hat der Spanier wenig Argumente für ein Comeback. Die Startelfquote von 58 Prozent zeugt zudem auch nicht von einer absoluten Größe innerhalb des Teams.

Der Defensivmann hat sicher seine Qualitäten, doch das hat der Ancelotti-Kader natürlich auch. Mit Spielern wie Camavinga oder Tchouaméni stehen dem Trainer bereits sehr variable Defensivstrategen zur Verfügung, die beide auch noch sehr jung sind. Ein Upgrade stellt in aktueller Verfassung Mario Martín kaum dar, weshalb intensive Bestrebungen für eine (baldige) Rückkehr nicht zu erwarten sind. Nach seiner Leihe dürfte Martín so im Sommer 2025 nur kurzzeitig zurückkehren, um danach langfristig abgegeben zu werden.
Verkauft – und schon abgeschrieben?
Manche Talente haben Real Madrid endgültig verlassen, doch ganz abgeschrieben sind sie nicht – zumindest auf dem Papier. Über etwaige Rückkaufoptionen oder Weiterverkaufsbeteiligungen bleibt eine unsichtbare Verbindung zur Concha Espina bestehen. Doch reicht das, um irgendwann zurückzukehren?
Sergio Arribas (UD Almería, Vertrag bis 2029)
Der offensive Mittelfeldspieler war einer der auffälligsten Castilla-Spieler, doch in Almería lief es nicht nach Plan. Trotz neun Toren und fünf Assists in der Vorsaison konnte er den Abstieg nicht verhindern. Nach nun 30 Spieltagen in der Segunda División befinden sich Arribas und Co. auf dem siebten Rang, die begehrten Aufstiegsplätze liegen weiterhin in Schlagdistanz. Dazu beigetragen hat Arribas mit sechs Treffern und drei Vorlagen, verteilt auf 31 Einssätze (inklusive Pokal). Klar, Real hat ein Vorkaufsrecht, aber ohne Aufstieg wird Arribas kaum eine Option für die Königlichen.

Das sehr unwahrscheinliche Comeback im weißen Dress ist zwar sicher schade für den quirligen Spanier, aber er scheint bei Almería in zweierlei Hinsicht Fuß zu fassen. Es ist sein zweites Jahr als Stammkraft und mit 23 Jahren stehen viele Türen weiterhin offen. Auch privat passt es offensichtlich für den 1,74 Meter-Mann: Erst kürzlich wurde der Offensivspieler erstmals Papa. Glückwunsch sagen wir dazu! Ob er seine Zukunft auch langfristig im sonnigen Andalusien sieht?
Miguel Gutiérrez (FC Girona, Vertrag bis 2027)

Nico Paz (Como 1907, Vertrag bis 2028)

Für die meisten aller Talente ist es schwer, sich einen Platz in Madrids Zukunftsplänen zu erkämpfen – das ist aber auch immer so! Nicht nur, weil manche in der Vergangenheit zu wenig überzeugten oder bei zu kleinen Klubs agieren, sondern auch, weil ihre Positionen bereits mit hochkarätigen Spielern besetzt sind. Reinier Jesus wird man als teures Missverständnis abschreiben müssen, Mario Martíns Leistungen überzeugen nicht vollends und für den feinfüßigen Sergio Arribas scheint es einfach keinen geeigneten Platz im Ancelotti-Kader zu geben. Dennoch stehen die Zeichen gerade für Miguel Gutiérrez und Nico Paz gar nicht so schlecht für ein mögliches Comeback an der Concha Espina. Beide überzeugen bei ihren Klubs, für beide Spieler existiert eine Rückkaufoption. Und die wirkt sehr interessant, paart man erst die Leistungen für ihre Klubs mit dem jungen Alter. Frischen Wind kann jedes Team vertragen und vielleicht sind diese beiden jene Spieler, die diese Brise nach Madrid wehen lassen und eine neue Zukunft mitgestalten.
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