Analyse

Ecken, Elfmeter, Ceballos: Erkenntnisse zur 1:2-Pleite

Real Madrid lässt erneut Federn im Titelkampf - diesmal zu Hause. Dabei offenbaren die Königlichen weitere Schwachpunkte, die möglichst schnell beseitigt oder zumindest eingedämmt werden müssen, wenn die Saisonziele erreicht werden sollen. REAL TOTAL analysiert die wichtigsten Erkenntnisse nach der Niederlage gegen Valencia.

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Die Niederlage gegen Valencia offenbarte altbekannte Schwächen in Real Madrids Spiel – Foto: Denis Doyle/Getty Images

1. Ecken hinten wie vorne weiter problematisch

Bei Standards, was insbesondere für Eckstöße gilt, offenbart der Hauptstadtklub vor allem defensiv teilweise eklatante Fehler. In der seit Saisonbeginn durch Verletzungen gebeutelten Defensive schaffen es die Blancos auch aufgrund ständig wechselnden Personals nicht, Ordnung und Zuordnung zu halten, was bei gegnerischen Ecken häufig zu vogelwilden Szenen führt. So auch am Samstag gegen Valencia gesehen, als beim 0:1 Valencias Diakhaby sich gegen Antonio Rüdiger durchsetzte und problemlos einköpfen konnte. Unter der Woche kassierten die Blancos bereits in der Copa del Rey gegen Real Sociedad auf ähnliche Art und Weise in der Nachspielzeit den vierten Gegentreffer, der dann Verlängerung bedeutete. Zuordnung bei defensiven Standards – oft Fehlanzeige!  So kassierte Real Madrid wettbewerbsübergreifend schon das zwölfte Kopfball-Gegentor – ein Höchstwert!

Auf der anderen Seite entwickelt das Ancelotti-Team bei eigenen Eckbällen und Flanken weiterhin kaum bis gar keine Gefahr. Der Offensivreihe der Merengues geht jede Kopfballstärke ab, doch auch von hinten kommt bei Standardsituationen wenig Unterstützung – Rüdigers und Aurelién Tchouménis Kopfballtore gegen Real Sociedad bilden da eher die positive Ausnahme. Hier macht sich eben das Fehlen eines klassischen Mittelstürmers bemerkbar, wie man ihn letzte Saison noch in Joselu hatte. Derzeit wäre Canterano Gonzalo García der Einzige, der diesem Profil auch nur einigermaßen entspräche, wie in Leganés bewiesen, doch es ist schwer vorstellbar, dass Carlo Ancelotti in der entscheidenden Phase der Saison auf den Castilla-Stürmer setzen wird.

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Vinícius Júnior Real Madrid FC Valencia

Video-Highlights: Real 1:2 Valencia

Vinícius Júnior vergibt Foulelfmeter (13.), der FC Valencia geht in Führung (15.), Vinícius... weiterlesen

2. Nicht Vinícius, sondern Real hat ein Elfer-Problem

Was gewesen wäre, wenn Vinícius Júnior zwei Minuten vor dem ersten Rückstand den Elfmeter verwandelt und die Königlichen gegen Valencia in Führung gebracht hätte, ist natürlich reine Spekulation, doch sicher ist, dass es den Blancos das Leben grundsätzlich leichter gemacht hätte. Nach dem CL-Viertelfinal-Rückspiel bei Atlético Madrid war es der zweite verschossene Strafstoß des Brasilianers – und der fünfte der Königlichen in dieser Saison. Neben Kylian Mbappé, der im Herbst bei Gastspielen in Liverpool und Bilbao innerhalb einer Woche zweimal kläglich vergab, setzte auch Jude Bellingham im Hinspiel bei Valencia einen Elfer an den Pfosten. Dies zeigt, dass die Elfmetermisere sich durch die gesamte Saison zieht und kein exklusives Vinícius-Problem ist. Während es bis zum Winter keine feste Reihenfolge der Strafstoßstützen gab, entschied Carlo Ancelotti nach den Mbappé-Fehlschüssen eine einzuführen – Vinícius, Mbappé, Bellingham. Nachdem der Brasilianer in der letzten Saison fehlerfrei vom Punkt war, vor allem in großen und wichtigen Spielen (zweimal gegen Barcelona, im CL-Halbfinale gegen Bayern), eine durchaus verständliche Entscheidung. Nun ist es wohl an der Zeit, die Reihenfolge zu überdenken und zu ändern, denn Mbappé traf in den vergangenen Wochen regelmäßig und zuverlässig – eben auch vom Elfmeterpunkt. Doch der bisherige Saisonverlauf zeigt, dass es auch in diesem Segment keinerlei Garantien und Konstanz gibt, denn im CL-Elfmeterschießen bei Atlético vergab mit Lucas Vázquez ausgerechnet einer der zuverlässigsten Schützen aus der Vergangenheit.

3. Ceballos’ Rückkehr macht Hoffnung

Er war die Entdeckung des neuen Kalenderjahres: Mit seinen wichtigen Tiefenbällen, gepaart mit der Fähigkeit, den Spielrhythmus zu bestimmen und zu kontrollieren, übernahm Dani Ceballos nach dem Jahreswechsel nicht nur ein wenig die Rolle von Toni Kroos, sondern gab mit seiner Physis und defensiven Qualitäten Reals Mittelfeld eine zusätzliche Dimension im Vergleich zum legendären deutschen Regisseur. Zusammen mit dem Box-To-Box-Experten Federico Valverde bildete der Spanier das wohl am besten funktionierende Pärchen im defensiven Mittelfeld, und das schien auch Carlo Ancelotti so zu sehen. Immer wieder suchte der Italiener nach Möglichkeit, Ceballos aufzustellen und verschob dafür andere Akteure auf andere Positionen. Es schien, als hätte der Andalusier endlich sein (spätes) Glück beim Rekordmeister gefunden und gleichzeitig erschien auch die Lücke, die das Karriereende von Toni Kroos hinterlassen hatte, nicht mehr so riesig wie zu Saisonbeginn. Seit über einem Monat fehlt der 28-Jährige nun verletzungsbedingt und hinterließ selbst eine große Lücke, denn den Königlichen geht seit über einem Monat die Kontrolle und Stabilität im Zentrum ab. Immerhin trainiert Ceballos seit Freitag wieder mit der Mannschaft, was Hoffnungen auf einen möglichen Einsatz im CL-Viertelfinal-Hinspiel bei Arsenal (8. April, 21 Uhr) macht. Dabei wird Valverde wohl eher hinten rechts eingesetzt werden, doch in Ceballos’ Abwesenheit mauserte sich mit Aurelién Tchouaméni immerhin ein weiterer Spieler zu einer verlässlichen Größe im Mittelfeld.

4. Offensive Automatismen weiterhin Fehlanzeige

Grundsätzlich funktioniert Real Madrids Offensive seit Monaten, zumindest auf den ersten Blick. So erspielten sich die Blancos auch gegen Valencia mehr als genug Chancen (xG 3,7), um das Spiel gewinnen zu können, doch bei genauer Betrachtung leidet das Offensivspiel immer noch an einer altbekannten Schwäche: Im Spiel nach vorne fehlt es den Blancos schon seit Saisonbeginn an Konstanz, es fehlen erkennbar einstudierte Abläufe, Automatismen, man verlässt sich regelmäßig auf die – zweifelsfrei vorhandene – individuelle Klasse, vor allem die des Kylian Mbappé. Und wenn der mal – so wie am Samstagnachmittag gegen Valencia – keinen guten Tag in Sachen Abschluss erwischt, wird es problematisch. Hier macht es sich Carlo Ancelotti viel zu einfach, indem er einfach darauf vertraut, dass einer der Stars vorne schon etwas herzaubern wird. Dass die hohe individuelle Klasse offensiv viel effizienter genutzt werden kann, in dem man sie mit Automatismen und klaren Abläufen versieht, zeigt Woche für Woche der FC Barcelona, dessen grundsätzliches Potenzial vorne zumindest nicht höher als das der Königlichen ist. Doch die Katalanen haben nach 30 Spieltagen sage und schreibe 20 Treffer mehr auf dem Konto als die Hauptstädter, vor allem hat das Flick-Team gegen Mannschaften wie Valencia in der Regel überhaupt keine Probleme, die Spiele rechtzeitig zu entscheiden und damit auch Kräfte für wichtigere Partien zu sparen. Real Madrid hingegen konnte nach dem 19. Januar und dem 4:1-Heimsieg gegen Las Palmas keine Ligapartie mehr zu 100 Prozent souverän gestalten, sondern müht sich selbst gegen Teams wie Rayo Vallecano und Leganés zu knappen und kräftezehrenden Siegen – von Verlängerungsdramen in der Copa del Rey gegen Celta und Real Sociedad ganz zu schweigen. Kräfte, die in den kommenden, entscheidenden Duellen um drei mögliche Titel womöglich fehlen werden.

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3. Halbzeit: Ancelottis Zeit endet

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Kommentare
Die Erkenntnis ist immer die gleiche, Carlo versagt auf ganzer Linie, wenn die individuelle Klasse der Spieler nicht greift. Gott weiß, wie viele Fehler er macht, gemacht hat und immer wieder macht. Allein seine Entscheidungen, bei den Auswechslungen und den Zeitpunkten gegen Valencia.

Carlo hat ein Lied und das läuft in Dauerschleife.
 
Ancelottis Zeit ist ja schon sehr lange rum. Der Mann ist taktisch sehr begrenzt und veraltet. Er ist wirklich ein alter Hase der weiß wie man mit Stars umgehen muss und eine Vaterfigur. Dadurch wird er respektiert und schafft ein gutes Klima.
ABER:
Man hat gesehen, dass er bei Mannschaft ohne Weltklasse Spieler sehr viele Probleme hatte und kaum erfolgreich war. Siehe Neapel und Everton und auch bei Bayern wurde er gefeuert. Wenn die Spieler nicht abliefern, dann wird’s einfach nichts.

Wir brauchen endlich und dringend einen Alonso. Einer der auch durchgreift und nach Leistung geht.
 
Das erschreckende bei mir ist,das es mir fast egal ist .wir verlieren ? Ja dumm.Barca spielt im anschluss nur 1:1 ,hat aber anstatt 6 punkte nur 4 Punkte Vorsprung ? Ja und ? Real Madrid hat diese Saison einfach nicht den Spirit sich die Meisterschaft anzueignen.zuviel defizite in einzelnen Mannschaftsteilen.ein Ancelotti der ,so erfahren er ist,hinten immer die selben Fehler macht und aufs falsche personal setzt ,welches nachweislich für die eingesetzte Position nicht befähigt sind.
Soll ich mich da jetzt Woche für Woche aufregen? Mitnichten.spielt vasquez am Dienstag gegen Arsenal ? Bin ich zu 98 % sicher .wird er Leistung bringen? Zu 99% nein.hatte er letzt Saison noch seine guten Phasen ist er mitlerweile an dem Punkt angelangt dem Team nur noch zu schaden.
Anstatt sich das Team zu saisonfinale (CL Copa und Meisterschaft ) steigert ,besser wird und wie aus einem Guss spielt,sieht die Realität gerade ganz anders aus .von spiel zu spiel schlechter .schade eigentlich.
Hoffe auf einen neuen Übungsleiter zu neuen Saison.egal wie wir in den einzelnen Wettbewerben abschneiden.
So Träge ,müde und konfus kann es doch nicht weitergehen.das muss Perez doch auch sehen
 
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Ancelottis Zeit ist ja schon sehr lange rum. Der Mann ist taktisch sehr begrenzt und veraltet. Er ist wirklich ein alter Hase der weiß wie man mit Stars umgehen muss und eine Vaterfigur. Dadurch wird er respektiert und schafft ein gutes Klima.
ABER:
Man hat gesehen, dass er bei Mannschaft ohne Weltklasse Spieler sehr viele Probleme hatte und kaum erfolgreich war. Siehe Neapel und Everton und auch bei Bayern wurde er gefeuert. Wenn die Spieler nicht abliefern, dann wird’s einfach nichts.

Wir brauchen endlich und dringend einen Alonso. Einer der auch durchgreift und nach Leistung geht.


Wenn die Spieler nicht abliefern dann wird es bei keinem Trainer der Welt etwas
 
Bin schon seit langem am hoffen, dass Rodrygo die Elfmeter übernimmt! Vini habe ich nie als sicheren Schützen gesehen, hat es aber lange gut gemacht. Mbappé hat auch verschossen und Bellingham steht für mich auch hinter Rodrygo.

1. Rodrygo
2. Mbappé
3. Vini Jr.
4. Modrić
5. Bellingham
 

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