
REAL TOTAL beleuchtet fünf zentrale Erkenntnisse aus dem Gastspiel im Estadio Anoeta – und ordnet Reals perfekten Saisonstart unter Xabi Alonso ein.
1. Verbesserte Standards als neue Waffe
Ein großer Unterschied zur Vorsaison: Real Madrid wirkt nach ruhenden Bällen deutlich gefährlicher. Allen voran Arda Güler hebt die Qualität von Freistößen und Ecken mit seiner Technik auf ein neues Level. Ob direkt aufs Tor oder mit Zug in den Strafraum – der türkische Nationalspieler sorgt fast immer für Gefahr. Dazu kommt: Unter Alonso probiert die Mannschaft deutlich mehr Varianten ein.
Das wurde etwa in der 26. Minute sichtbar, als Dean Huijsen einen perfekt getretenen Freistoß von Güler per Kopf auf Éder Militão verlängerte. Dessen Versuch parierte Álex Remiro stark, doch die Szene unterstreicht, dass die Mischung aus individueller Qualität und einstudierten Abläufen inzwischen eine echte Waffe ist. Gerade in Partien, die zäh verlaufen, kann Real Madrid so fast immer zu guten Abschlüssen kommen.
2. Güler und Mbappé – das perfekte Match?
Nicht nur bei Standards, auch im offenen Spiel wird deutlich, dass Real Madrid mit Arda Güler und Kylian Mbappé ein Duo gefunden hat, das das Angriffsspiel prägen und auch in schwierigen Phasen tragen kann. Der Türke blüht unter Alonso auf, spielt mit großem Vertrauen und übernimmt die Rolle des kreativen Kopfes im Mittelfeld. 92 Prozent Passquote, im Schnitt 3,5 Key-Pässe und zwei herausgespielte Großchancen pro Partie zeigen, wie konstant er Chancen kreiert.

In San Sebastián leitete er sein Tor selbst ein, indem er Mbappé mit einem punktgenauen Tiefenpass in Szene setzte. Der Franzose bewies Übersicht, legte den Ball zurück – und Güler vollendete. Güler versteht es, Linien zu überspielen, Mbappé bringt Tempo, Zielstrebigkeit und ein exzellentes Einlaufverhalten mit. Mit vier Saisontoren und einem Assist hat der Weltmeister bereits seine Effizienz unter Beweis gestellt, während Güler vor allem durch Kreativität glänzt. Zusammen heben sie das Offensivspiel der Königlichen bereits jetzt auf ein neues Level und machen deutlich, welch enormes Potenzial in dieser Verbindung steckt.
3. Alonsos Handschrift wird immer deutlicher: (Gegen)pressing funktioniert
Dass die Arbeit von Alonso schon früh Früchte trägt, wird auch im Spiel gegen den Ball deutlich. Real Madrid presst in dieser Saison häufiger hoch und zwingt Gegner zu Fehlern im Aufbau. Gleichzeitig funktioniert auch das Umschalten nach Ballverlust besser als noch in der Vorsaison.
Ein gutes Beispiel liefert erneut Arda Güler, der mit 3,5 zurückeroberten Bällen pro Spiel einen überraschend hohen Wert für einen Offensivspieler aufweist. Gegen Real Sociedad gewann er zudem alle seine fünf Bodenzweikämpfe – ein Beleg für die Aggressivität, die Alonso von allen einfordert. Diese Mentalität ist inzwischen bei nahezu jedem Spieler zu sehen. Das Gegenpressing wirkt koordiniert und konsequent, wodurch Real häufiger in aussichtsreichen Zonen Ballgewinne verzeichnet. Für die bislang perfekte Punkteausbeute ist diese Intensität ein entscheidender Faktor.
4. Vinícius Júnior zu locker
Nicht alle Spieler präsentieren sich jedoch schon in Topform. Vinícius Júnior bleibt bislang hinter den Erwartungen zurück. Zwar sucht er wie gewohnt das Dribbling und hat nach wie vor das Potenzial, Spiele mit Einzelaktionen zu entscheiden. Doch aktuell fehlt es ihm zu oft an Zielstrebigkeit und Klarheit im letzten Drittel.
Ein Paradebeispiel dafür war ein Konter, bei dem er den Ball leichtfertig vertändelte, statt die Szene entschlossen zu Ende zu spielen. Auch insgesamt fehlt es ihm bislang an Torgefahr, wirkliche Durchschlagskraft im Abschluss war selten zu sehen. Für die Blancos ist das momentan kein gravierendes Problem – doch klar ist: Mit einem Vinícius in Topform hätte Real im Offensivspiel noch ganz andere Möglichkeiten.
5. Klar erkennbare Belastungssteuerung
Ein Aspekt, in dem Alonso deutlich anders vorgeht als sein Vorgänger Carlo Ancelotti, ist die Belastungssteuerung. Ancelotti setzte fast immer auf seine Stars, auch nach langen Reisen von Nationalmannschaften. Alonso dagegen scheut sich nicht, Leistungsträger nach strapaziösen Länderspielen eine Pause zu gönnen. Gegen Sociedad blieben mit Rodrygo, Federico Valverde und Franco Mastantuono gleich mehrere Südamerikaner zunächst auf der Bank – ein Szenario, das unter Ancelotti kaum vorstellbar gewesen wäre. Stattdessen durfte Daniel Ceballos von Beginn an ran, was das Vertrauen des Trainers in die Breite des Kaders unterstreicht. Alonso setzt damit ein Signal: Jeder wird gebraucht, und Rotation ist kein Risiko, sondern Mittel, um über die lange Saison frisch und stabil zu bleiben. Ob sich dieses Konzept dauerhaft auszahlt, wird sich zeigen – die ersten Resultate geben Alonso jedoch recht.
Fazit
Vier Spiele, vier Siege, zwölf Punkte – Real Madrid hat den Start in LaLiga gemeistert, und das trotz Unterzahl und kleiner Schwächen. Entscheidend ist weniger die makellose Bilanz als die Entwicklung: Alonso hat der Mannschaft früh Struktur und Selbstbewusstsein verliehen. Dass der Rekordmeister schon jetzt so stabil wirkt, lässt erahnen, welches Potenzial noch im Team steckt – gerade wenn der Chefcoach den eingeschlagenen Weg mit derselben Konsequenz weitergeht.
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