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Ticket-Schallmauer durchbrochen: Gegen Juve nichts unter 100 Euro

Eintrittskarten für K.o.-Spiele und Clásicos? Die sind bei Real Madrid seit Jahren besonders teuer. Aber jetzt wurde auch für eine „normale“ Partie, das Vorrundenspiel gegen Juventus, eine Schallmauer durchbrochen und erstmals ab 100 Euro pro Ticket verlangt. Und obwohl auf der anderen Seite das umgebaute Bernabéu noch nie 80.000-Zuschauer-Marke durchbrochen hat, wird Real Madrid die Ticketpreise wahrscheinlich weiter Jahr für Jahr anziehen. Speziell für den anschließenden Clásico.

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Das Bernabéu ist in der Theorie oft ausverkauft, aber nie zu 100 Prozent besucht – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Erstes „normales“ Spiel ab 100 Euro

Der jährliche Ticket-Wucher bei Real Madrid geht weiter. Und hat jetzt sogar eine Schallmauer für „normale“ Partien durchbrochen: die Dreistelligkeit. Teure Tickets gibt es natürlich schon lange bei den Blancos, aber dass jetzt auch die günstigsten Tickets einer Partie, die kein Clásico oder K.o.-Spiel ist, nicht mehr unter 100 Euro kosten – das gab es noch nie. Bis jetzt, bis die Blancos am Dienstag erste Details zum Vorverkauf gegen Juventus (22. Oktober, 21 Uhr) bekannt gegeben haben. Und für dieses Duell in der Champions-League-Ligaphase kosten Tickets eben 100 bis 275 Euro.

Jahr für Jahr zieht der spanische Rekordmeister die Ticketpreise ein Stück an. Das ist längst einkalkuliert und einer der Gründe für die jährlichen Umsatzrekorde – zuletzt 1,1 Milliarden Euro – und Fans natürlich ein Dorn im Auge. Zumindest Fans in Madrid, die regelmäßig ins Stadion gehen möchten. Aber der Fokus des Klubs auf einkommensstarke Fans, VIP und Touristen, dazu die globale Nachfrage mit hundertmillionen Anhängern macht es möglich, dass das Bernabéu in der Theorie fast immer ausverkauft ist, wenn auch seit Umbau quasi noch nie zu 100 Prozent voll besucht – ein paar Dauerkarten-Plätze bleiben doch immer noch frei. Auch weil manche Dauerkarten-Besitzer ihre Plätze im Zweitmarkt besonders teuer weiter verkaufen wollen und dann manchmal leer ausgehen.

Gegen Juventus gehen Ticketpreise von 100 bis 275 Euro (für Nicht-Mitglieder)

Vorverkauf kurzfristig, Shop technisch anfällig

Geht die Rechnung mancher Socios (die rund 97.000 Mitglieder, denen der Klub offiziell gehört) und des Klubs also auf? Durchaus. Einerseits zahlen Socios, die kein „Euroabono“ mit den CL-Spielen haben, eh noch vergünstigte Preise, aber auch diese sind jetzt auf 70 bis 193 Euro gestiegen, die Dreistelligkeit ist auch hier nicht mehr fern. Auf der anderen Seite erreicht der Klub regelmäßig das Ziel, alle teuren VIP-Tickets (normale Spiele ab 350 Euro, Top-Spiele ab 990 Euro) zu verkaufen – das hat quasi Priorität. Auch darum gibt es die VIP-Tickets schon Monate im Voraus, während der reguläre Vorverkauf erst sechs bis zehn Tage vor den Partien beginnt. Der Klub vermittelt so eine künstliche Verknappung, was manche Fans, die ohnehin aufgrund ihrer Reisen Planbarkeit benötigen, zu diesen teureren Tickets verleitet. Wenn dann auf der anderen Seite ein paar normale, „günstigere“ Tickets (auch im Gästeblock) mal übrig bleiben – scheinbar nicht so tragisch. So auch jetzt gegen Juventus?

Clásico wird neue Preis-Rekorde aufstellen

Bei derartigen Preisen und der ohnehin nicht einfachen Verfügbarkeit (zum kurzfristigem Verkauf kommt ein sehr anfälliger Online-Ticket-Shop) ist es unwahrscheinlich, dass das Bernabéu diesmal voll besucht sein wird. Genauso unwahrscheinlich ist es, dass der Klub mit der jährlich steigenden Preispolitik scheitert. Zu groß ist die globale Nachfrage, speziell nach dem Bernabéu-Umbau, weswegen es für viele Fans – nicht nur von Real Madrid – quasi wieder ein erstes Mal im königlichen Fußballtempel ist.

Und dieser Fußballtempel hat eben schon viele Top-Spiele mit teuren Preisen erlebt, so lagen in der Vorsaison die Preise des Clásicos zwischen Rekord bedeutenden 125 und 445 Euro, aber jetzt betrifft es eben auch „einfache“ Vorrundenpartien: 100 bis 275 Euro gegen Juventus. Dazu haben „normale“ Fans ohnehin kaum Chancen auf die günstigsten Eintrittskarten, da die Socios in den günstigeren Kategorien selten etwas übrig lassen, und durch den Onlineshop wird es nochmal schwieriger gemacht, weswegen viele Fans längst zu VIP-Tickets oder dem Zweitmarkt greifen. Real Madrid kann es sich scheinbar erlauben, auch wenn der Besucherhöchstwert zuletzt gegen Villarreal mit 75.216 Fans noch unter der vermeintlichen Maximalauslastung – circa 81.000, nach der Umbaufertigstellung gibt es da noch widersprüchliche Zahlen – liegt. Wenn nicht gegen Juve, dann immerhin gegen Barça volles Haus? Im Jahr 2024 wurde nicht einmal die 80.000 geknackt! Dazu kommt: Für den nur vier Tage späteren Clásico sind noch gar keine Details bekannt außer die VIP-Tickets, die bei 990 Euro beginnen. Auch hier wird womöglich nicht jeder Sitzplatz im Bernabéu besetzt sein, und trotzdem die Blancos weitere Umsatzrekorde aufstellen mit dann vermutlich Ticketpreisen von 130 bis 450 Euro. So wird der jährliche Ticket-Wucher und -Wahnsinn eben Jahr für Jahr größer.

Für den Clásico in 18 Tagen sind noch keine Preise bekannt, geschweigedenn dass der Vorverkauf begonnen hat
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von
Nils Kern

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Kommentare
Für eine Einzelperson ist es schon nicht sehr erschwinglich. Aber Eltern möchten auch ihre Kinder bzw. ihre Familien mitnehmen. Das wird immer unmöglicher. Es sind ja nicht nur die Tickets ...
Man möchte auch essen und trinken und vielleicht noch ein Souvenir kaufen. Das entwickelt sich seit Jahren in die falsche Richtung.
Einerseits möchte Perez mit A22/SL Fußball für alle zugänglicher machen und die Möglichkeit bieten, gratis Spiele zu streamen. Andererseits werden für „Standard”-Spiele utopische Preise verlangt.
Ich finde das sehr schade und es ist ein sehr mieses Signal an die treuen Fans vor Ort und an alle, die sich diesen „Luxus” nicht leisten können.
 
Für eine Einzelperson ist es schon nicht sehr erschwinglich. Aber Eltern möchten auch ihre Kinder bzw. ihre Familien mitnehmen. Das wird immer unmöglicher. Es sind ja nicht nur die Tickets ...
Man möchte auch essen und trinken und vielleicht noch ein Souvenir kaufen. Das entwickelt sich seit Jahren in die falsche Richtung.
Einerseits möchte Perez mit A22/SL Fußball für alle zugänglicher machen und die Möglichkeit bieten, gratis Spiele zu streamen. Andererseits werden für „Standard”-Spiele utopische Preise verlangt.
Ich finde das sehr schade und es ist ein sehr mieses Signal an die treuen Fans vor Ort und an alle, die sich diesen „Luxus” nicht leisten können.
Perez möchte den Fußball überhaupt nicht zugänglicher machen. Es ging von Beginn an immer nur um Geld, alles andere ist PR-Geschwätz.
 
Perez möchte den Fußball überhaupt nicht zugänglicher machen. Es ging von Beginn an immer nur um Geld, alles andere ist PR-Geschwätz.
Der Tiefpunkt wird die Umwandlung des Vereins in eine AG, inkl. Verkauf von Vereinsanteilen sein.
 

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