
Sieben Kilo abgenommen
Seltsam sei es gewesen, mitten in einem FIFA-Turnier zu sein, während die meisten Ligakonkurrenten in die Saisonvorbereitung starten, so Kylian Mbappé zu Beginn des großen Interviews, das er in der aktuellen Länderspielpause dem spanischen Pay-TV-Sender Movistar+ gab. In der Sendung Universo Valdano, wo er bei Jorge Valdano, einer Real-Legende aus den achtziger Jahren, zu Gast war, offenbarte der Franzose, dass die Magenerkrankung, die ihn während der Klub-WM in den USA zu Beginn des Sommers heimgesucht hatte, ernsthaft war: „Ja, ich war richtig krank und hatte etwa sieben Kilo abgenommen. Inzwischen habe ich zwei oder drei wieder zugenommen, aber insgesamt wiege ich weniger als letztes Jahr und fühle mich wohl damit.“
Seine Bilanz aus den den ersten zehn Pflichtspielen mit den Königlichen, in denen er bereits 14 Treffer und zwei Assists auf dem Konto hat, lässt daran auch keinen Zweifel aufkommen. Für Mbappé zählen die guten Zahlen zu Beginn der Spielzeit jedoch nichts, denn es gehe darum, am Ende die gemeinschaftlichen Ziele zu erreichen: „Wir sind gut in die Saison gestartet, sind Tabellenführer in der Liga und stehen auch in der Champions League gut da. Langsam beginnen wir zu verstehen, was der Trainer von uns will. Insgesamt müssen wir uns aber noch deutlich verbessern, wenn wir unsere Saisonziele erreichen wollen“, so der Weltmeister von 2018.
Derby ohne Intensität
Neun Siege stehen bei den Blancos bisher wettbewerbsübergreifend zu Buche, nur ein Spiel wurde verloren, aber diese eine Pleite hatte es ich sich – bekanntlich gingen Mbappé und Co. im Madrid-Derby bei Atlético mit 2:5 baden. Dieses Spiel sei eine Lektion gewesen, denn es habe allen gezeigt, dass ohne die nötige Intensität in den Zweikämpfen kein Spitzenspiel gewonnen werden könne. „Sie gewannen einfach alle Zweikämpfe, so ist es schwer, ein Spiel wie dieses zu gewinnen. Dadurch kamen wir aus dem Rhythmus, verloren die Kontrolle über das Spiel und es kam, wie es kommen musste. Wir müssen und werden jedes Mal, wenn es schwierig wird, an dieses Spiel denken und kämpfen, um so etwas nicht noch einmal erleben zu müssen“, unterstreicht Mbappé die Wichtigkeit der bisher einzigen Saisonniederlage, vor allem in der Art und Weise, wie sie zustande kam.
Überhaupt betont der beste LaLiga-Schütze konstant, wie wichtig ihm der Teamerfolg ist und wie wenig individuelle Leistungen und Auszeichnungen wert sind, wenn sie am Ende nicht mit Titeln gekrönt werden. So ist es für Mbappé ein „Problem, wenn du drei Tore in einem WM-Finale schießt, aber am Ende nur Vizeweltmeister bist“. Ebenso wenig bringe einem etwas der Goldene Schuh, den Mbappé 2024/25 als Europas bester Torschütze gewann, wann man am Ende der Spielzeit quasi titellos dastehe.
Beziehung zu Vinícius? „Mehr als gut!“
Überhaupt keine Probleme sieht der 26-Jährige in seinem Verhältnis zu Vinícius Júnior, welches vor allem in der vergangenen Spielzeit medial immer wieder als eines der großen Probleme der Blancos hervorgehoben wurde, vor allem in Phasen, als es für Real nicht lief. Dafür äußert Mbappé Verständnis, denn „bei zwei berühmten Spielern in einem Team Probleme von außen zu konstruieren, verkauft sich gut. Das ist nicht nur in Spanien so, sondern in Frankreich und anderswo auch.“ Tatsächlich sei die Beziehung der beiden Stars aber von Beginn an sehr gut gewesen, auf und neben dem Platz. „Dieses Jahr ist unser Verhältnis noch besser, weil wir uns viel besser kennen. Viní ist ein phantastischer Fußballer und ein toller, sympathischer Mensch. Das Gerede von außen wissen wir beide gut einzuschätzen, wir wissen, dass die Leute immer aller mögliche über uns reden werden, aber wir verfolgen beide dieselben Ziele: Real Madrid helfen, Titel zu gewinnen. Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir beide in Form sein und dem Team helfen“, stellt der Angreifer klar und versichert, dass er der erste sein wird, der redet, wenn es mal wirklich Probleme geben sollte: „Wenn es mal etwas Ernstes geben sollte, was ich natürlich nicht hoffe, werde ich dann auch sagen, dass es ernst ist. Dann werden die Leute sagen „Ah, jetzt ist es ernst, jetzt müssen wir Kylian zuhören“. Diese Dinge sind aber nicht ernst, es ist einfach das Leben eines berühmten Fußballers, das Leben eines Spielers von Real Madrid, nicht mehr und nicht weniger.“
In Madrid und in Spanien sehr glücklich
Zwischen seinem alten Klub Paris Saint-Germain und Real Madrid sieht Mbappé zwar keine gravierenden Unterschiede in der alltäglichen Arbeit, sehr wohl aber in der eigenen Erwartungshaltung. An den Druck von außen sei er längst gewöhnt, aber beim „größten und besten Klub der Welt machst du dir selbst zusätzlich Druck. Du siehst all die Spieler, die hier gespielt haben, und all die Titel, die sie gewonnen haben, und dann bist du es selbst, der sagt: Ich bin beim besten Verein der Welt, ich muss gut sein, ich muss ein Vorbild für meine Mitspieler und für die Menschen sein. Das ist ein Druck, den du dir selbst auferlegst, der aber positiv ist, weil er dir hilft, dein Niveau zu steigern und dem Team zu helfen.“
Bei Real, in der Stadt Madrid und in Spanien sei er auch abgesehen vom Sportlichen sehr glücklich und genieße das Leben in seiner neuen Heimat. Während er in den ersten Monaten nach dem Wechsel auf Anraten des Vereins meist zu Hause war, sei er mittlerweile oft in der Stadt und unter Menschen, was in Madrid selbst für einen Superstar wie ihn kein großes Problem sei. „Die Menschen in Madrid respektieren die Privatsphäre wirklich sehr. Natürlich bitten einige um bestimmte Dinge, aber das ist normal, das gehört zum Leben eines Profis dazu. Die Menschen sind aber sehr freundlich und immer hilfsbereit. Zu meiner Familie, die kein Spanisch spricht, sind sie immer nett und hilfsbereit, das imponiert mir sehr. Das sind Kleinigkeiten, die mir viel bedeuten“, schwärmt Mbappé von seiner neuen Heimat, in der er sich von Beginn an überhaupt nicht fremdfühlte: „Ich kam an und fühlte mich sofort wie ein Teil der Familie. Von Anfang an haben mir die Menschen im Klub, aber auch außerhalb, so viel Liebe und Zuneigung entgegengebracht, dass ich mich wie ein spanischer Spieler fühle. Das hat mich überrascht, denn ich war es nicht gewohnt, so viel Zuneigung von überall zu erfahren. Das macht mich sehr glücklich und deshalb werde ich den Menschen immer dankbar sein, bei jedem Interview, bei jedem Autogrammwunsch.“
„Cristiano gibt mir Ratschläge“
Allgemein bekannt ist es, dass Cristiano Ronaldo Mbappés großes Vorbild seit Kindheitstagen war und immer noch ist. Dem kuriosen Umstand, dass er genau wie der legendäre Portugiese für seine ersten 40 LaLiga-Tore gerade einmal 42 Spiele brauchte, bemisst der gebürtige Pariser noch keine große Bedeutung: „Er hat das neun Jahre lang jede Saison gemacht, ich gerade einmal eineinhalb.“ Er schätze sich glücklich, mit CR7, der immer ein Vorbild und Beispiel für ihn gewesen sei, im ständigen Austausch zu stehen. „Cristiano hilft mir sehr, er gibt mir Ratschläge. Er ist die Nummer eins bei Real Madrid, er ist der Referenzspieler für uns alle. Die Leute träumen immer noch von ihm. Ich möchte aber meinen eigenen Weg gehen und hoffe, dass die Menschen irgendwann auch von mir träumen. Dass es historische Momente für mich und Real Madrid werden.“
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