Interview

Alonso-Hysterie mit absurden Zügen: Mbappé versteht die Frage kaum

Geht bei Real Madrid gerade die Welt unter? So manche Medienberichte suggerieren das mit Blick auf Xabi Alonso und dessen vermeintlich abgekühltem Verhältnis zur Mannschaft. Kylian Mbappé widerspricht den dramatisierenden Meldungen.

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Kylian Mbappé Xabi Alonso Real Madrid
Xabi Alonso coacht Kylian Mbappé und Co. seit Juni – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Absurde Spekulation rund um Xabi Alonso

MADRID. Es klingt wie ein Märchen – und nichts als das ist es wohl auch. Kaum hat Real Madrid erstmals unter Xabi Alonso ein zweites Spiel in Folge nicht siegreich gestalten können, macht ernsthaft die Runde, der Trainer würde quasi vor dem Aus stehen. Als ob es hieße: Auf das nächste Negativ-Ereignis folgt die Kündigung.

Von einem abermals nur oberflächlich und ohne Details in den Raum geworfenen Ego-Problem in der Kabine ist die Rede. Davon, Alonso würde inzwischen einen Star nach dem anderen verlieren, Profis würden rebellieren.

Tatsächlich hatte mit THE ATHLETIC und hierbei in Person des spanischen Real-Reporters Mario Cortegana eine seriöse Quelle erst Ende Oktober berichtet, dass die im Vergleich zu Carlo Ancelotti wesentlich höhere Disziplin in der alltäglichen Arbeit bei den Akteuren nicht bestens ankommen würde. Vielen sei nicht begreiflich, warum unter Alonso so viel mehr investiert werden solle, wenn es mit der lockeren Art und Weise unter Ancelotti zu größten Titeln wie dem Triumph in der Champions League reichte.

Katalanische Zeitungen in Madrid keine Big Player

Nun jedoch schlagen Berichte wesentlich höhere Wellen, die von katalanischen Sportzeitungen stammen. Ihr Kerngeschäft: Erzrivale FC Barcelona – nicht Real Madrid. Sie spielen im Kosmos der Königlichen keine große Rolle, sind dementsprechend in der Regel schlicht und ergreifend keine ernstzunehmenden Quellen. Umgekehrt ist das mit MARCA und AS in der Welt von Barça nicht anders.

Während die MUNDO DEPORTIVO von Rissen innerhalb der Kabine schrieb, behauptete die SPORT, Präsident Florentino Pérez hätte doch eigentlich viel lieber Jürgen Klopp anstelle von Alonso als Ancelotti-Nachfolger an Land gezogen. Wären derartige Artikel erschienen, hätte Real nach dem 0:1 gegen den FC Liverpool nicht auch das allerdings für gewöhnlich schwierige LaLiga-Auswärtsspiel gegen Rayo Vallecano in den Sand gesetzt (0:0)?

Mal wieder diese Schwarz-Weiß-Berichterstattung

Dass der 43 Jahre alte Spanier keinen derart harmonischen Umgang mit den Stars pflegt wie der 66 Jahre alte Italiener, wusste so ziemlich jeder von vornherein und wird kaum jemand abstreiten. Man erinnere sich nur an Vinícius Júnior und dessen Wutanfall nach der Auswechslung im Clásico gegen Barça. Offensichtlich ist auch, dass das Team spielerisch zuletzt einen Rückschritt gemacht hat.

Wie viel intern aber wirklich im Argen liegt, darüber kann vor dem Hintergrund der bis dato eigentlich zufriedenstellenden Saison (13 von 16 Spielen gewonnen) nur spekuliert werden, solange es vielmehr nach einer ermüdenden und zu dramatisierten Schwarz-Weiß-Berichterstattung anmutet und auf seriöse Weise kein Licht ins Dunkel gelangt. Die Protagonisten selbst könnten dabei behilflich sein, wobei es auch hier niemanden wundern sollte, dass sie in der Öffentlichkeit nichts sagen werden, was für noch mehr Unruhe sorgt.

Mbappé: „Was willst du, was ich dir sage?“

Kylian Mbappé, einer derer also, dessen Ego so ein Problem sein soll, hat sich am Donnerstag zu Wort gemeldet. Gegenüber dem spanischen Radiosender COPE sagte er nach dem 4:0 gegen die Ukraine im Parc de Princes über die angeblich schlechte Alonso-Entwicklung in der Kabine: „Was willst du, was ich dir sage? Ich habe nichts zu sagen. Du weißt, dass die Leute eine Menge reden, wenn du bei Real Madrid nicht gewinnst. So ist es.“

Der 26-Jährige ergänzte: „Wir haben zwei Spiele nicht gewonnen, das wissen wir. Wir haben sehr schlecht gespielt, aber wir kommen nach der Länderspielpause zurück, um gegen Elche zu gewinnen. Wir sind Erster in der Liga, wir befinden uns unter den ersten acht Mannschaften der Champions League. Es läuft nicht perfekt, natürlich, aber du weißt besser als ich, dass die Leute in Madrid versuchen, viel daraus zu machen, wenn Dinge auf dem Platz nicht so funktionieren. Wir sind geeint.“ Klingt nach: ein bisschen mehr kühler Kopf, bitte.

Ancelotti hatte passend dazu kürzlich erst mit einem Schmunzeln zurückgeblickt: „Eine Sache, die ich bei Real Madrid gelernt habe, ist, dass ein Unentschieden da der Auftakt zu einer Krise ist. Kein Witz.“ Tatsächlich keiner.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Hirngespinnste von ein paar irrelevanten Schwurblern und sonst garnichts!
 

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