0
Ein Meilenstein für alle Beteiligten
Im Januar wurde es offiziell verkündet, nun ist es so weit: Die NFL, die größte und populärste aller amerikanischen Profiligen, ist in Madrid angekommen. Genauer im Estadio Santiago Bernabéu, der Heimstätte von Real Madrid. Für die Liga selbst, die seit Jahren wie keine andere auf internationale Expansion setzt, ist das erste Spiel der Regular Season in Spanien ein Meilenstein. Seit 2007 finden regelmäßig NFL-Spiele außerhalb der USA statt – im Rahmen der NFL International Series fanden bereits 62 Spiele statt, unter anderem in London, Dublin, München, Frankfurt, Berlin, Mexiko-Stadt, São Paulo und Toronto.
Seit 2022 gilt die Regelung, nach der jedes Team der NFL mindestens einmal alle acht Jahre international spielen muss. Bis zu vier Spiele werden jährlich international ausgetragen, dazu könnten Teams weitere Spiele freiwillig international austragen, wie dies die Jaguars bereits machen. Und wie die Miami Dolphins, die im Bernabéu nominell Gastgeber sind, es für die Zukunft auch angekündigt haben.
Aber auch für Real Madrid ist das NFL Madrid Game ein historischer Moment, denn es ist das erste sportliche Großevent abseits des Fußballs, das im frisch und aufwendig umgebauten Stadion des spanischen Rekordmeisters stattfindet. Nach Konzerten, Kongressen und Messen, die bereits seit mehr als einem Jahr im Bernabéu stattfinden, läutet das Duell am Sonntag eine neue Ära ein, in der in Reals Heimstätte auch regelmäßig Sportveranstaltungen von weltweiter Bedeutung ausgetragen – so wird beispielsweise auch die Basketball-EM 2029 im königlichen Tempel stattfinden. Und bereits jetzt kann man festhalten, dass die Stadion-Strategie von Klubpräsident Florentino Pérez aufgeht.
Bernabéu als Objekt globaler Bewunderung
„Wir möchten, dass sich dieses Spiel wie ein Mini-Super Bowl anfühlt“, erklärte Peter O’Reilly, Executive Vice President for International Business and Events der NFL im Vorfeld der Partie. Diese Worte verdeutlichen die Bedeutung des Madrid Game für die Liga und ihre internationale Strategie. Und tatsächlich findet das Aufeinandertreffen zweier aus sportlicher Sicht aktuell eher durchschnittlicher NFL-Teams globale Resonanz, wie es sonst nur bei Events wie dem Champions-League-Finale, WM-Finale oder eben dem Super Bowl selbst der Fall ist.
Im Zentrum des allgemeinen Interesses steht dabei tatsächlich das Stadion selbst, denn seit Tagen wird weltweit in Medien und auf allen Social-Media-Plattformen mit großer Bewunderung und Anerkennung über die Faszination Bernabéu berichtet. Selbst amerikanische NFL-Journalisten, die große und spektakuläre Stadien längst gewohnt sind, sind ob des Anblicks des Stadions teilweise sprachlos respektive begeistert und fasziniert. So schrieb NFL-Experte McQuaid nach seinen ersten Eindrücken aus dem Bernabéu auf X: „Fotos werden dem, was ich im Bernabéu sehe und erlebe, nicht gerecht. Unfassbar!“
Putting together my favorite things I saw during our tour of the Bernabéu and it’s gonna take multiple posts ???? pic.twitter.com/i1hDfLzkOu
— Marcel Louis-Jacques (@Marcel_LJ) November 14, 2025
Aber auch Fans aus den USA, die gar nicht nach Madrid gereist sind, sind von den Bildern und Videos aus Real Madrids Heimstätte fasziniert. Wenn schon das leere Real-Stadion solch eine Wirkung auf eher fußballfremde Beobachter erzeugt, ist am Sonntag um 15:30 Uhr, wenn es an der Concha Espina rappelvoll und stimmungsvoll wird, wohl noch eine Steigerung zu erwarten. Dabei präsentiert sich das Bernabéu auch logistisch in Höchstform, denn innerhalb weniger Tage wurde aus einem modernen Fußballstadion eine NFL-Szenerie, wie sie im Buche steht. Sowohl im als auch außerhalb der Heimstätte von Real Madrid steht alles im Zeichen der beiden Teams und der Liga selbst, doch immer und überall ist auch der Name des gastgebenden Klubs präsent und sichtbar – wohl noch nie standen die Königlichen so mittendrin im Fokus des globalen Interesses, ohne dabei sportlich in irgendeiner Form involviert zu sein.
Pérez’ Strategie geht (weiter) auf
Der spanische Markt mit mehr als elf Millionen Fans wird von der NFL als strategisch wichtig angesehen. „Spanien ist ein wirklich wichtiger Markt für das Wachstum der NFL. Es gibt eine leidenschaftliche Fangemeinde, auf der wir aufbauen wollen“, sagte Peter O’Reilly, der mit einem Umsatz von mindestens 70 Millionen Euro aus dem Madrid Game rechnet. Die Veranstaltung wird in der Halbzeitpause mit einer erstklassigen Musikshow aufwarten, bei der der argentinische Produzent Bizarrap und der puertoricanische Rapper Daddy Yankee zum ersten Mal gemeinsam auftreten werden. Außerdem wird die Banda del Grupo de Infantería de Marina de Madrid die Marcha Real, den Königlichen Marsch spielen, während die US-amerikanische Sängerin Karina Pasian die US-Nationalhymne singen wird. Die Übertragung des Spiels erfolgt über die Plattform DAZN, zudem wird mit einem geschätzten wirtschaftlichen Effekt zwischen 10,6 und 21,2 Millionen Euro für den Gastronomie- und Tourismussektor in Madrid gerechnet.
Die globale Präsenz des Stadions und der Marke Real Madrid im Rahmen des NFL-Großevents unterstreicht die Bedeutung der langfristigen Strategie des Vereins, die vom fast abgeschlossenen Bernabéu-Umbau ausgeht – und ihren Erfolg. Denn längst ist das Stadion zu einem Ort geworden, der quasi 365 Tage pro Jahr mit Aktivitäten und Angeboten tausende von Besuchern anlockt und so nicht nur einen in der Fußballwelt fast beispiellosen Werbeeffekt für die Königlichen selbst erzeugt, sondern sich auch finanziell selbst trägt. Mehr noch: Das Bernabéu ist zu einer wahren Goldmine geworden, denn mittlerweile generiert Real aus dem Stadionbetrieb mehr als eine Million Euro im Schnitt – täglich!
NFL im Bernabéu: Alle Infos
Länderspielpause in Madrid, aber dennoch ist in der spanischen Hauptstadt viel los. Denn die... weiterlesen
Mit der Tour Bernabéu, den mittlerweile zahlreichen gastronomischen Angeboten sowie korporativen Veranstaltungen ist das Stadion inzwischen Touristenmagnet Nummer eins der spanischen Hauptstadt. Im Jahr 2024 verzeichnete Real Madrid in seinem Stadion doppelt so viele Besucher wie das weltberühmte Prado-Museum und erzielte dabei beinahe 100 Prozent mehr Umsatz als das bisherige Wahrzeichen Madrids. Ab jetzt kann man nämlich mit Fug und Recht behaupten, dass das Estadio Santiago Bernabéu auch in dem Segment nicht nur das Prado überholt hat. So stellt nach Konzerten von beispielsweise Weltstar Taylor Swift und der nahenden WM 2030 das NFL-Game nur einen weiteren Schritt dar auf der Entwicklung des Stadions und des Klubs zu einer globalen, kaum einzuholenden Institution.
Community-Beiträge