
Madrid im NFL-Fieber
Ein um ein paar Meter verlängertes Spielfeld, die live vorgetragene US-amerikanische Hymne (Karina Pasian), eine knackige Halbzeitshow (Daddy Yankee und Bizarrap), Schiedsrichter-Durchsagen durch die Lautsprecheranlage (sogar auf Spanisch), Trainer mit noch größeren Headsets … ja, das Estadio Santiago Bernabéu hat sich wirklich in ein NFL-Stadion verwandelt. So wie Madrid in eine Football-Stadt!
Dolphins gewinnen 16:13 gegen Commanders
Aber rund um das Spektakel in Real Madrids Stadion war nicht alles blumig, so war neben einem immer noch unköniglichen, fleckigen Rasen (der laut MARCA nach dem Spiel ausgetauscht wird) aufgrund der NFL-Sicherheitsvorkehrungen mit einem extra eingerichteten Sicherheitsbereich ums Stadion teils stundenlanges Warten angesagt – und das noch bis kurz vor Anpfiff der Partie zwischen den Miami Dolphins und den Washington Commanders. Diese fand im Rahmen der 11. Runde der Regular Season statt und hatte zwar nur zwei Touchdowns, aber dafür einen Gewinner: die Dolphins mit 16:13 in Overtime (zur Halbzeitpause 6:6).

Und Real Madrid. Denn die haben den 2024 quasi fertiggestellten und 1,3 Milliarden Euro teuren Umbau des Stadions nun endgültig der Weltöffentlichkeit präsentieren können. Zwar fehlen noch ein paar Dinge am und im Bernabéu (beispielsweise Skywalk und zweiter Videoring innen, Videomapping und Schriftzug an der Außenfassade), trotzdem reiht sich dieses allererste NFL-Game auf spanischem Boden in eine Liste besonderer Großereignisse ein: Endspiele der WM (1982), EM (1964), Copa Libertadores (2018) und des Europapokals (1957, 1969, 1980, 2010), sowie etlicher Konzerte, beispielsweise der Rolling Stones, Bruce Springsteen oder auch Taylor Swift.
Jetzt auch mit American Football erstmals eine Nicht-Fußball-Sportart. Und andere Sportarten wie Basketball oder Tennis waren ebenfalls ursprünglich eingeplant, als Real Madrids Präsident Florentino Pérez einst seine Vision und damit den Umbau vorgestellt hat und schlussendlich auch angegangen ist. Seit sechs Jahren wird am Bernabéu gewerkelt, durch die spielfreie Zeit der Corona-Pandemie kam sogar erst das Rasen-Tiefregallager hinzu, weswegen noch mehr Events wie Messen oder Firmengalas während der Saison möglich sind – ohne dem Rasen (noch mehr) zu schaden.
Stars wie Rüdiger und Zidane dabei
Und während angeblich durch den Stadionbetrieb – Tour, Fanshop und Gastronomie – durchschnittlich eine Million Euro pro Tag umgesetzt werden, konnte auch dieses Großereignis dem Bernabéu und dem Klub nicht schaden. Seit Tagen berichten US-amerikanische Reporter aus Madrid und wie beeindruckend der königliche Fußballtempel sei. Und auch die 78.610 Zuschauer waren beeindruckt, darunter auch Stars wie Zinédine Zidane (mit Sohn Enzo), Antonio Rüdiger, Álvaro Carreras, Dani Ceballos, Fran García und Andriy Lunin, dazu kommen Bekannte wie Marco Asensio, Oliver Glasner sowie die Atlético-Spieler Antoine Griezmann und Koke. Da kam auch NFL-Commissioner Roger Goodell ins Schwärmen: „Das ist ein Weltklasse-Stadion, vielleicht das beste der Welt!“
Die Dolphins haben gewonnen, ebenso Real Madrid – das Rennen um Spaniens erstes NFL-Spiel, aber auch noch mehr weltweites Ansehen. Und während durch Super-League-bedingte Streitigkeiten mit der UEFA ein weiteres CL-Finale an Atlético ging und auch das Camp Nou in Zukunft bessere Karten hat, erhoffen sich Pérez und Co. ein weiteres WM-Finale in ihrer Arena. Den Ernstfall mit XXL-Konzerten – bald soll es wohl wieder welche geben, nachdem Anwohner wegen Lärmschutz geklagt hatten – und speziell diesem NFL-Game haben die Blancos geschafft, auch wenn es speziell beim zähen Einlass vor dem Stadion noch einiges zu optimieren gibt. Das Super Bernabéu mag so noch nicht zu 100 Prozent fertig sein – auch im Untergrund wird an neuen Parkhäusern sowie am Ausbau der Metrostation gearbeitet –, aber trotzdem ist es längst eine der besten und beeindruckendsten Arenen der Welt. Und auch deswegen verriet Goodell früh: „Wir kommen zurück, absolut!“

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