Analyse

Kein Feuer, keine Intensität: Ein Auftritt, der nachdenklich stimmt

Real Madrid lässt zum vierten Mal in den letzten fünf Ligaspielen Federn und verliert gegen Celta Vigo vor heimischem Publikum mit 0:2. Die Niederlage ist hochverdient, die Art und Weise des Auftretens der Königlichen höchst bedenklich. Die Blancos laufen nun sogar Gefahr, die Saisonziele innerhalb weniger Wochen in den Sand zu setzen, für Xabi Alonso stehen harte und intensive Wochen bevor.

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Enttäuschte Gesichter bei den Blancos nach dem Auftritt gegen Celta – Foto: Angel Martinez/Getty Images

Real lässt Basics vermissen: Fehlende Intensität und Laufbereitschaft

Mit dem Schlusspfiff ertönte gleichzeitig ein Pfeifkonzert, das es im Bernabéu in dieser Lautstärke schon lange nicht mehr gegeben hatte. Und jene Pfiffe galten nicht dem Schiedsrichterteam um Referee Alejandro Quintero González, das sich ebenfalls beileibe nicht mit Ruhm bekleckerte, sondern einzig und allein dem königlichen Ensemble, das zuvor über einen Großteil der 90 Minuten eine bedenkliche Vorstellung abgeliefert hatte. Und zwar bedenklich in dem Sinne, dass man neben einer (erneut) spielerisch dürftigen Vorstellung diesmal auch grundlegende Basistugenden mehr oder weniger vollends vermissen ließ und mit einem Mangel an Intensität und Laufbereitschaft auftrat, der es nahezu unmöglich macht, Spiele in LaLiga zu gewinnen.

Xabi Alonso war am Spielfeldrand zwar anzumerken, dass ihm genau jene fehlende Intensität insbesondere gegen den Ball zur Weißglut trieb, dennoch hielt der Baske nach der Partie ein wenig die schützende Hand über seine Schützlinge. Es sei „jedermanns Verantwortung“, nicht nur die der Spieler, um aus dieser Situation herauszukommen. Warum seine Schützlinge jedoch erst nach dem ersten Platzverweis gegen Fran García nach 64 Minuten plötzlich das Gaspedal fanden und in Unterzahl eine weitaus gefälligere und leidenschaftlichere Vorstellung lieferten als zuvor, vermochte auch Reals Cheftrainer nicht wirklich zu beantworten.

Überhaupt schien es dem 44-Jährigen schwer zu fallen, die ersten 60 Minuten seiner Mannschaft in Worte zu fassen. Bereits während der Partie wirkte Alonso sichtlich konsterniert ob der Vorstellung seines Teams, vergrub sein Gesicht immer wieder in seinen Händen und schrie verzweifelt Anweisungen Richtung Spielfeld, die jedoch wirkungslos verpufften. Real agierte über weite Strecken leidenschafts- und körperlos und offenbarte derart enorme Abstände zwischen den Mannschaftsteilen, dass ein Treffer Vigos irgendwann nur eine Frage der Zeit schien. Dass dieses Celta aber durchaus verwundbar gewesen wäre, zeigte sich ab dem Zeitpunkt, als die Blancos in Unterzahl agierten und mit etwas Wut im Bauch plötzlich auch die nötige Intensität an den Tag legten.

Muss Alonso seine Rotationsstrategie überdenken?

Während in puncto Einsatz und Wille ganz klar die Spielerseite in der Verantwortung steht, darf aber auch die taktische Herangehensweise gegen Celta in Frage gestellt werden. Dass man nach dem erfrischenden Auftritt in Bilbao die Doppelspitze aus Kylian Mbappé und Vinícius Júnior beibehalten würde, war folgerichtig, weshalb Alonso jedoch seinen Ansatz, auf ein kompaktes, laufstarkes Mittelfeld zu setzen, wieder über den Haufen warf, erscheint im Nachgang fragwürdig. Das Zentrum aus Aurelién Tchouaméni und Arda Güler funktionierte gegen den Ball überhaupt nicht, und auch die (abermals) neu formierte Viererkette, in der sowohl Raúl Asencio als auch Álvaro Carreras positionsfremd agierten, zeigte sich immer wieder mit Abstimmungsproblemen. Dass man den leicht angeschlagenen Eduardo Camavinga sowie den zuletzt erst wieder genesenen Antonio Rüdiger mit Blick auf Manchester City schonen wollte, erscheint folgerichtig, weshalb dann jedoch komplett fitte Alternativen und für das System offensichtlich passendere Alternativen wie Daniel Ceballos oder auch Brahim Díaz nicht berücksichtigt wurden, ist jedoch wiederum fraglich.

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Prinzipiell ist Alonsos Ansatz, in Anbetracht des fordernden Spielplans (fast) die gesamte Kadertiefe nutzen zu wollen, lobenswert und mit den Erfahrungen der letzten Jahre, als genau diese fehlende Rotation den Blancos oftmals zum Verhängnis wurde, der richtige Weg. Dennoch bedarf es hierfür auch eines gefestigten Grundgerüsts, das man aktuell – sowohl personell als auch systematisch beziehungsweise formationsbedingt – noch nicht gefunden hat.

Viele Re-Verletzungen und schlechtes Belastungsmanagement

Was man Alonso und seinem Staff definitiv vorwerfen kann, ist die Thematik rund um das Verletzungsmanagement. Grundlegend sind zwei Dinge auffällig: Einerseits, dass aktuell viele Spieler an muskulären Verletzungen laborieren (Huijsen, Trent, Mendy, Carvajal, Alaba, nun auch Militão) respektive wie im Fall Rüdigers erst jüngst wieder genesen sind, andererseits ist die Quote an Re-Verletzungen enorm hoch (Alaba, Trent, Mendy). Ohne detaillierte Kenntnisse der internen Vorgänge ist eine Beurteilung von außen sicherlich immer schwierig, zumal die Gründe für (muskuläre) Verletzungen stets vielschichtig sein können, dennoch ist eine Häufung ähnlicher Verletzungsmuster innerhalb eines kurzen Zeitraums immer auffällig. Dies mag zwar vor allem auch in der fehlenden Vorbereitung durch die Klub-WM begründet liegen, da eine wichtige Periode fehlte, um die körperlichen Grundlagen für eine lange Saison zu legen (zumal andere Teilnehmer der Klub-WM mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben), allerdings ist ein gehäuftes Auftreten von Re-Verletzungen muskulärer Natur immer im Großteil der Fälle oftmals eine Symptomatik fehlerhaften Belastungsmanagements. Insbesondere im Fall von Trent als auch nun Militão steht das Trainerteam in der Verantwortung, da hier die Spielzeiten nach Reintegration (Trent) beziehungsweise die allgemeine Steuerung der Belastungsspitzen (durch Militãos Vorgeschichte) nicht zwangsläufig im Sinne der Spieler gehandhabt wurde und man nun abermals längerfristige Ausfälle zu beklagen hat.

Alonso und die Spieler stehen in der Pflicht

Die Ausgangslage für die kommenden Wochen ist eindeutig: Sowohl Alonso als auch die Spieler selbst stehen nun in der Pflicht, die Saisonziele nicht schon bereits bis zum Januar in den Sand zu setzen. Dafür bedarf es von Spielerseite vor allem die entsprechende Bereitschaft und Intensität, und zwar nicht nur in den vermeintlichen Top-Spielen wie nun am Mittwoch gegen Manchester City. Sondern auch und vor allem in den „kleinen“ Duellen im Liga-Alltag. Alonsos Aufgabe ist es, hierfür das nötige Gerüst zu finden und weiterzuentwickeln. Am besten möglichst schnell, denn das Projekt Alonso steht bereits jetzt auf extrem wackligen Beinen…

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Jegliche Freude an dieser Zusammenarbeit ist nun verflogen. Unabhängig von den Spielern kann man die vielen Fehlentscheidungen des Trainers nicht mehr auf die Spieler abwälzen. Die Spieler haben zu Recht ihr Fett wegbekommen, aber aufstellen und einstellen tut immer noch der Trainer. Wenn das nach so vielen Monaten das Ergebnis ist, sollte man Xabi nochmals stärker hinterfragen und etwas nach Leverkusen schauen. Dort gab es eine ähnliche Entwicklung.

Wenn wir zurückblicken, hat jeder Spieler schon bewiesen, dass mehr mit dieser Mannschaft möglich ist, aber alle drei Tage die Startaufstellung und das System zu ändern, ist auch nicht das Wahre. Ich war mehr als begeistert von der Vorstellung, Xabi an der Seitenlinie zu haben und eine neue Ära einzuleiten. Aber nun ist es ein Alptraum, der sich in die Länge zieht, mit Werbepausen, in denen es gut läuft. Das kann aber nicht der Anspruch sein. Gestern war es für mich persönlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich wünsche Xabi nur das Beste und halte ihn für einen fähigen Trainer. Das hat er ja auch bewiesen. Aber Real hat ihn aufgegessen und ausgespuckt.

City sollte mMn kein Entscheidungsspiel für den Trainer werden, aber es wird eine Richtung aufweisen....
 
Kann mir mal wer erklären wieso wir eigentlich immer SOnntag abend um 21 uhr spielen ........ das ist zu allem Überfluss auch noch immer die Beschissenste Zeit die es gibt
 
Kann mir mal wer erklären wieso wir eigentlich immer SOnntag abend um 21 uhr spielen ........ das ist zu allem Überfluss auch noch immer die Beschissenste Zeit die es gibt
Wie bekannt, sind wir die Lieblinge der LaLiga, da werden wir sehr oft benach... ich meine bevorzugt.
 
Wie bekannt, sind wir die Lieblinge der LaLiga, da werden wir sehr oft benach... ich meine bevorzugt.
Das geht mir ja langsam auch so auf die eier, mein Normaler Schlafrhythmus ist 21:30 bis 5:00 uhr und das muss ich jedes mal aufbrechen wegen unseren spielen und sehe die 2te Hälfte dann nur noch halb weil ich einfach so müde bin
 
Jegliche Freude an dieser Zusammenarbeit ist nun verflogen. Unabhängig von den Spielern kann man die vielen Fehlentscheidungen des Trainers nicht mehr auf die Spieler abwälzen. Die Spieler haben zu Recht ihr Fett wegbekommen, aber aufstellen und einstellen tut immer noch der Trainer. Wenn das nach so vielen Monaten das Ergebnis ist, sollte man Xabi nochmals stärker hinterfragen und etwas nach Leverkusen schauen. Dort gab es eine ähnliche Entwicklung.

Wenn wir zurückblicken, hat jeder Spieler schon bewiesen, dass mehr mit dieser Mannschaft möglich ist, aber alle drei Tage die Startaufstellung und das System zu ändern, ist auch nicht das Wahre. Ich war mehr als begeistert von der Vorstellung, Xabi an der Seitenlinie zu haben und eine neue Ära einzuleiten. Aber nun ist es ein Alptraum, der sich in die Länge zieht, mit Werbepausen, in denen es gut läuft. Das kann aber nicht der Anspruch sein. Gestern war es für mich persönlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich wünsche Xabi nur das Beste und halte ihn für einen fähigen Trainer. Das hat er ja auch bewiesen. Aber Real hat ihn aufgegessen und ausgespuckt.

City sollte mMn kein Entscheidungsspiel für den Trainer werden, aber es wird eine Richtung aufweisen....

Ich sag wir werden von City hergespielt , Pep wird so heiß darauf sein , das sieht ja jeder blinde das wir aktuell taktisch so am arsch sind und da kommt dann Pep der wird alles dafür tun uns aus unserem eigenen Stadion zu ballern
 

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