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Kommentar nach City: Real braucht Geduld mit Alonso

Nach der enttäuschenden Niederlage gegen Celta Vigo wurde der sechste Champions-League-Spieltag gegen Manchester City zu Xabi Alonsos persönlichem Finale erklärt. Die Partie ist vorbei, endete ebenfalls mit einer Niederlage, aber der Baske ist immer noch da. REAL TOTAL-Redakteur Edin Soso erklärt, warum das auch gut so ist.

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Xabi Alonso Real Madrid
Xabi Alonso kämpft um seine Chance bei Real – Foto: Aitor Alcalde/Getty Images

Am Ende gab es wieder Pfiffe im Bernabéu. Nach dem desaströsen Auftritt gegen Celta am vergangenen Sonntag (0:2) entlud sich der Frust der Anhänger von Real Madrid noch in erster Linie beim Schiedsrichter der Partie, doch beim Abpfiff des Champions-League-Spiels gegen Manchester City (1:2) am Mittwochabend galt das Pfeifkonzert ausschließlich der eigenen Mannschaft. Die zuvor kein schlechtes, ja sogar ein relativ gutes Spiel gezeigt hat und gegen das Guardiola-Team vor allem in puncto Einsatz und Wille überzeugen konnte, nachdem es in den letzten Wochen gerade in dem Bereich fast an allem gemangelt hatte.

Und da sind wir auch schon beim entscheidenden Punkt: Real Madrids Spieler scheinen sich die Spiele auszusuchen, in denen sie vollen Einsatz zeigen und die sie mit maximaler Intensität angehen, wie es zuletzt beim überzeugenden Sieg in Bilbao und eben auch gegen Manchester City der Fall war. In allen anderen Partien seit Anfang November hat es an all dem hingegen gefehlt. Ein Muster, das dem Madridismo bereits aus der vergangenen Saison bekannt ist, in der der Trainer der Königlichen bekanntlich nicht Xabi Alonso hieß. Auch Carlo Ancelotti hatte es in seinem letzten Jahr als Real-Coach mit einer launischen Mannschaft zu tun, die teilweise von Woche zu Woche jeweils ein anderes Gesicht gezeigt hatte. Genau das scheinen auch die Anhänger erkannt zu haben und nehmen nun das Team aufs Korn, und nicht den Trainer.

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Xabi Alonso hat zuletzt offenkundig nicht alles richtig gemacht, sei es die mitunter fehlende Rotation auf bestimmten Positionen, ausbleibende oder wenig nachvollziehbare Wechsel oder aber taktische Maßnahmen, die teils überhaupt nicht gegriffen haben. Auf der anderen Seite darf nicht unterschlagen werden, dass der 44-jährige Baske seit seiner Ankunft in Madrid mit widrigen Umständen zu kämpfen hat: Der Kaltstart bei der FIFA Klub-WM mit dem letztjährigen Kader und noch nicht allen Verstärkungen, gefolgt von der Mini-Vorbereitung auf die neue Saison, und nicht zuletzt die Verletzungsmisere, die sich gerade in den letzten Wochen dramatisch zugespitzt hat. Trotz alledem legte Reals neue Mannschaft einen sehr guten Saisonstart hin, enttäuschte bis Anfang November praktisch nur im Stadtderby gegen Atlético Madrid, schien ansonsten vor allem spielerisch auf einem guten, dem richtigen Weg zu sein. Dies gilt in gleichem Maße für den Trainer selbst, der es relativ schnell geschafft hatte, einen ganz neuen Konkurrenzkampf zu entfachen, das Team gleichzeitig aber auch Schritt für Schritt taktisch weiterzuentwickeln.

In den vergangenen fünf Wochen kam dem ehemaligen Leverkusener Meistertrainer all dies zunehmend abhanden und plötzlich wurde die Partie gegen Manchester City seitens der Medienlandschaft und der Öffentlichkeit zu seinem persönlichen „Finale“ erklärt. Doch trotz der Niederlage wird Alonso nicht gehen müssen, zumindest nicht sofort. Denn die wichtigste Schlussfolgerung aus der knappen und ziemlich unglücklichen Niederlage gegen die Briten lautet in meinen Augen: Das ist kein Team, das gegen den eigenen Trainer spielt. Ganz unabhängig von Umarmungen von Rodrygo oder Vinícius Júnior und diversen öffentlichen Bekundungen seitens der Spieler, nach denen das Team geschlossen hinter dem Übungsleiter stehe, hinterließen die Blancos während der 90 Minuten gegen City auf mich persönlich den Eindruck, als sei ihnen tatsächlich daran gelegen, allen zu zeigen, dass sie mit Alonso weitermachen wollen. Und der Trainer selbst vermittelte in seiner Coaching Zone keine Resignation – im Gegenteil. Wer – wie ich – am Mittwochabend Reals Coach etwas genauer beobachten konnte, sah keinen resignierenden und aufgebenden Mann, sondern jemanden, der um seine Chance mit vollem Einsatz kämpft und auf keinen Fall aufgeben will.

Vor wenigen Tagen hatte ich selbst noch geschrieben, dass mir die Trennung vom Basken angesichts der Gesamtumstände als unumgänglich erscheint, doch nach den 90 Minuten gegen City möchte ich dies revidieren. Denn entgegen der allgemeinen und auch meiner Vermutung scheint Alonso sein Team immer noch so erreichen zu können, dass es trotz aller Widrigkeiten bis zur letzten Minute alles gab, um zumindest ein Unentschieden zu erreichen. Diese Mannschaft ist nicht tot. Angesichts der bereits genannten Begleitumstände im Sommer hatten eigentlich fast alle einen schwierigen Saisonstart unter Xabi Alonso erwartet, der aber bekanntlich völlig ausgeblieben war, dafür kommen jetzt alle Schwierigkeiten zeitversetzt und mit voller Wucht auf Real Madrid zu. Und nun heißt es zusammenstehen. Eine Saison ohne jegliche Krisen und einen Durchmarsch auf allen Fronten zu erwarten, wäre jenseits jeglicher Realität gewesen, dafür gab und gibt es im Kader selbst, aber auch in taktischer und strategischer Hinsicht noch viel zu viele Baustellen. Einige konnte Alonso einigermaßen bewältigen, viele andere noch lange nicht.

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Florentino Pérez und Reals Vereinsführung entschieden sich für den ehemaligen Mittelfeldspieler, weil sie an ihn als langfristiges Projekt geglaubt haben. Trotz der vielen Rückschläge und Rückschritte der vergangenen Wochen muss der Auftritt gegen das Team von Pep Guardiola diesen Glauben nun bestärken – Trainer und Team sind offensichtlich kein zerstrittener Haufen und gewillt, gemeinsam zu kämpfen. Man hat sich in Madrid bewusst und auch gezwungenermaßen für einen Neuanfang, einen Umbruch entschieden, und auch beim erfolgreichsten Klub der Welt muss man in einer solchen Situation bereit sein, Rückschläge zu akzeptieren und mit diesen umzugehen. Zumal es auch an sinnvollen und realistischen Alternativen für den aktuellen Trainer gänzlich fehlt. Castilla-Trainer Álvaro Arbeloa wäre ein kaum kalkulierbares Risiko, Namen wie Jürgen Klopp entbehren jeder realistischen Grundlage und eine Rückkehr zu Zinédine Zidane oder gar Carlo Ancelotti wäre ein absurder, grotesker Schritt, der mit solider Planung und langfristigem Denken wenig zu tun hätte.

Das Wichtigste ist jedoch die potenzielle und in meinen Augen gar nicht so unmögliche langfristige Aussicht: Wenn der Verein, die Mannschaft und der Trainer es schaffen, das aktuelle Tal gemeinsam zu durchschreiten, kann Real Madrid daraus so gestärkt hervorgehen, dass das mittel- und langfristig alles möglich ist. Alles andere wären sechs verlorene und weggeworfene Monate sowie eine äußerst ungewisse Zukunft, unter welchen neuen Trainer auch immer.

Kommentare
Ein sehr guter Artikel, wir sollten Xabi unter jeden möglichen Umständen halten. Ihm die nötige Zeit und auch Sicherheit geben, wenn wieder ein Vini ausrasten sollte, dann darf und muss ein Xabi ein Exempel statuieren. Seit dem Classico geben wir in dieser Hinsicht keine gute Figur ab. Diese Machtbalance zwischen monetären Interessen und sportlichen Interessen ist aus den Fugen geraten weil Spieler wie Vini, diese auch auf den Prüfstand stellen. Worte wie „Entweder Xabi oder ihr könnt mich verkaufen!“ sollen gefallen sein. Zumal klar ist wie ein Pérez in der Hinsicht tickt, einen Spieler wie Vini gibt es selten, Trainer wie Xabi gibt es viele. Ich hoffe jedoch das Pérez an das Projekt unnachgiebig glaubt und Alonso die Macht gibt so zu entscheiden wie es ihm genehm ist um aus der Truppe eine spielstarke Mannschaft aufzubauen. Wir haben keine Strategen und Leader mehr wie Modric, Kroos, Benzema und Ramos, die die Kabine unter Kontrolle hatten bei etwaigen Kursabweichungen. Unsere neuen Spieler müssen erst reinwachsen, Hoffnung habe ich in einen Dean und Tchou.
 
Ich weiß nicht, warum, aber ich habe das Gefühl, dass uns das Spiel gestern mehr geeint als zerstritten hat. Fragt mich nicht, wieso, aber ich habe ab jetzt ein gutes Gefühl. Ich glaube, auch der Letzte – Xabi eingeschlossen – hat verstanden, worum es geht: nämlich um Real Madrid. Das Spiel hat, glaube ich, die emotionale Beziehung zwischen allen gestärkt. Wenn das passt, wird auch der Fußball wieder stimmen. Das haben wir diese Saison und beim CWC schon gesehen und ich glaube fest daran.

Kopf hoch, Madridistas! Ich glaube an das Trainerteam und an unsere Mannschaft. Sie haben es alle schon bewiesen. Auch die Fans sollten langsam wieder geeint auftreten. Es kann nicht sein, dass sie sich auf einzelne Spieler fokussieren und Partei ergreifen. Ich glaube, kein Spieler spielt mit Absicht gegen den Erfolg. Das ist, denke ich, allen hier auch klar. Habt Vertrauen zueinander, respektiert euch, achtet auf eure Worte und lasst uns gemeinsam positiv gestimmt sein und Erfolge feiern. Wir tanzen auf allen drei Hochzeiten, trotz dieser Misere. Wir sind vier Punkte von Barça entfernt, das ist aufholbar. Ein Unentschieden, und wir haben wieder alles in der eigenen Hand. In der Champions League ist die Gruppenphase nur semi wichtig, die wichtigen Spiele kommen erst.

Also noch mal, liebe RealTotal-Madridistas: Habt Geduld, genießt die kommenden Feiertage mit euren Liebsten, nehmt alles Positive mit und lasst uns gemeinsam an dieses wundervolle Real Madrid glauben!​
 
im grunde guter artikel, aber schon verrückt, dass man überhaupt revidieren muss, dass man alonsos entlassung gefordert/gewittert hat. was da die letzten tage aufgebauscht wurde, ist mal wieder classic spanische medien. davon hat sich RT eigentlich nie wirklich anstecken lassen. und wenn perez wirklich über eine entlassung nachgedacht hat (was selten dämlich wäre) und es echte indizien dafür gab, dann müsste man die Endspiel-Panikmache auch nicht revidieren.
 
Guter Artikel .Was wurde aber propagiert als Alonso verpflichtet wurde? Man braucht Geduld.Das diese Geduld aber mit wenig attraktivem spiel und auch weniger Erfolg einher gehen könnte ,daran hat wohl niemand gedacht.Man dachte wohl ,spieler und Trainer müssen sich erst aneinander gewöhnen,die spieler an ein neues System ,und nebenbei gewinnen wir spiel um spiel.
Ist wohl nicht so,wer hätte es gedacht .Meisterschaft und CL gewinnst du nicht im Dezember ,soviel ist klar.Schaun wir mal ,wie es im Frühjahr aussieht.
 
Glückwunsch Edin sehr guter Artikel. Ich bin nicht dafür, dass Alonso gefeuert wird. Bei seiner ersten Pressekonferenz hat er gesagt, dass das ein Proses ist bis die Mannschaft dauerhaft erfolgreich sein wird. Da war mir klar es wohl eine Saison werden kann ohne Titel. Aber das ist für mich nicht schlimm, solange wir die CL Quali schaffen. Alonso hatte schon gesehen das sich bei der Mannschaft einiges ändern muss und er versucht es auch. Aber wenn unsere Spieler kein Bock auf modernen Fußball mit dauerhaft pressing haben, dann kann kein Trainer was machen. Und zurück zu Ancelotti und Zidane nein danke sie waren gut und auch temporär erfolgreich, aber das ist keine Option. Alonso hat auch Fehler gemacht aber er ist von Mbappe zu sehr abhängig, weil er nun viele Tore schießt aber leider ruht er sich auch viel aus. Dazu kommt wohl wenig Rückendeckung von Pérez und die großen Egos von Vini, Mbappe und Bellingham sind. Ich hätte Endrick öfters für 45 Minuten gebracht, halte ihn für stärker als Gonzalo. Dafür muss er auch ein Vini oder Mbappe mal auf die Bank. Mit der Verteidigung und den ganzen Verletzungen kann er nichts für. Pérez muss Geduld haben und auch mal im Winter neue Spieler holen. Im Mittelfeld sind alle sehr ähnlich und keiner übernimmt die Verantwortung. Alonso brennt für die Mannschaft, dass sieht man, aber wenn die Spieler nicht laufen, dass kann ich nicht ab. Verlieren kann man immer, aber Arbeitsverweigerung geht gar nicht. Alonso Kopf hoch und alles geben. Hala Madrid y nada más
 
Ich bin absolut pro Alonso er sollte gerade nach der fehlenden Vorbereitung 1 Jahr Schonfrist bekommen um richtig im Klub anzukommen. Wenn wir jetzt wieder einen Zidane aus dem Hut zaubern werden wir uns nie als Klub zu einer modernen Fußballmannschaft weiterentwickeln.
Trotzdem ist es natürlich aus Vereinssicht/Planungssicht ein absolutes Desaster wenn man als Real Madrid 2 Saisons in Folge ohne großen Titel dasteht. Aber das ist nicht Alonsos Schuld - das haben andere verbockt.
Wenn ein Auftrag schief geht sind vielleicht die Mitarbeiter Schuld, wenn die Firma Insolvenz geht der Chef/ das Management.
So ist es auch im Fußball: Wenn ein Spiel verloren geht, dann ist es vielleicht die Schuld der Mannschaft, eine verlorene Saison oder sogar 2 in Folge liegdn in der Hand des Managements.
 
ZEIT ist in unserem Verein vor allem unter Perez für einen Trainer ein Fremdwort - wenn dieses Projekt bereits vorzeitig beendet wird, obwohl man sich mit Alonso auf eine längerfristige Zusammenarbeit geeinigt hat, dann sollte auch der Präsi endlich seinen Hut nehmen und den Stab an Rafael Nadal übergeben!!!!

Dieser wartet bereits sehnsüchtig auf die Aufgabe Real Madrid Präsident zu werden.
 

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