Spielbericht

Mit Effektivität, Glück und López – Unentschieden bei starken Basken

Ohne Cristiano Ronaldo aber mit hoher Effektivität, viel Glück und einem Diego López in Weltklasse-Form haben die Madrilenen 90 packende Minuten bei Real Sociedad überstanden und gegen die Basken, die unbedingt gewinnen mussten, 3:3 remis gespielt.

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Gonzalo Higuaín, Kaká und José Callejón bejubeln ein Tor für Real Madrid gegen Real Sociedad
Sorgten für die ersten beiden Tore: Higuaín, Kaká und Callejón

Ohne Ronaldo gegen Königsklassenhungrige Basken

DONOSTIA-SAN SEBASTIÁN. Neun Tage nach dem letzten Auftritt der Königlichen und sechs Tage nach dem Bekanntwerden der Trennung zwischen Madrid und Mourinho traten die Merengues beim Tabellenvierten Real Sociedad an. Auf acht Positionen verändert und ohne Cristiano Ronaldo und Mesut Özil (der eine auf der Tribüne, der andere auf der Bank) ließ es der portugiesische Übungsleiter in seinem vorletzten Auftritt an Madrids Seitenlinie gegen den Überraschungs-Aspiranten auf die Champions League angehen. Entsprechend motiviert und siegesgewillt präsentierten sich die elf Basken auf dem Feld sowie die 32.000 auf den Rängen. Von Beginn an bließ der Vorjahres-Zwölfte ins Angriffs-Rohr, war weit aufgerückt und stand einstellungsbedingt bei jedem Luftzweikampf einige Zentimeter höher in der Luft. Die Blancos, für die es um nichts mehr ging und schon von diesem Aspekt her gar nicht die gleiche Betriebstemperatur aufweisen konnten, hatten dem maximal motivierten Gegner nur ihre Physis entgegenzusetzen. Die Haudegen-Innenverteidigung um Ricardo Carvalho und Raúl Albiol machte nicht immer den sichersten Eindruck – gerade nicht bei Standards – und war mit den Gedanken nicht in jeder Szene auf der Höhe, konnte in robuster Art und Weise aber den flinken Sociedad-Stürmern Paroli bieten. Mit etwas Glück, einem formidablen Michaël Essien im Mittelfeld sowie dem mal wieder makellosen Diego López wuchs der Frust bei den Blau-Weißen schnell an. Vor allem, da die frühe Madrider Führung aus einem individuellen Fauxpas der Basken hervor ging: Rückpass auf Mikel González, der mit der vielen Zeit nichts anfangen und dem Druck der anstürmenden Gonzalo Higuaín und José Callejón nicht standhalten konnte. Der Argentinier bewies, dass er seinen alten Torriecher noch hat, kam 25 Meter vorm Tor an den Ball und konnte frei auf Claudio Bravo im Kasten zulaufen. Aus sieben Metern wurde Sociedads Nummer 1 dann ganz locker verladen – abgebrühter Flachschuss auf den langen Pfosten, 1:0 für Madrid.

Der Schock für die Basken, die heute unbedingt gewinnen wollten, währte nicht lange. Beim zu hoch angelegten Lupfer durch Mittelstürmer Imanol Agirretxe musste López nicht eingreifen, bei Antoine Griezmanns Kopfball aus kurzer Distanz zeigte er aber maximale Reaktionsschnelligkeit – gleiches galt bei einem nächsten Agirretxe-Kopfball. Der Druck auf die Gäste war enorm, sie kamen kaum zu Entlastungsangriffen, das baskische Publikum tat sein übriges dazu. Mit Glück und den Feuerwehrleuten Essien und López blieb es jedoch bei der mehr als schmeichelhaften 1:0-Führung der Hauptstädter. Vom Offensiv-Quartett Luka Modric, Kaká, Callejón und Higuaín war nach vorne nicht viel zu sehen, dennoch bemühten sich die vier – vor allem der Argentinier – sehr.

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Schmeichelhaftes 3:3 dank fast unbezwingbaren Diego López

In seiner vorletzten Halbzeitansprache schien „the Special One“ die richtigen Worte gefunden zu haben. Ganz anders trat seine Mannschaft plötzlich auf – kombinationssicherer, kontrollierter und mit mehr Zug zum Tor. Die erste Chance vergab Kaká aber noch deutlich. Und die Basken? Nicht mehr ganz so aggressiv und stabil wie zuvor – sie haderten mit ihren vielen vergebenen Chancen. Und so sollte es vorerst weiter gehen: Agirretxe wird sicher Albträume von Madrids Schlussmann haben, der in der 48. Minute erneut eine Weltklasse-Tat gegen den Spanier auspackte. Die Merengues näherten sich dem zweiten Tor weiter an, in einer strittigen Szene ließ sich der heute mächtig variable Higuaín zu einem Fall hinreißen, als De La Bella seinen freien Lauf aufs Tor unterband – der Schiedsrichter ließ weiter spielen. In der 58. klingelte es dann aber: José Callejón schlich sich von seinen Bewachern davon und schob die gefühlvolle Kaká-Flanke über die Linie – eiskalt.

Wer dachte, der Bann der Hausherren war nun gebrochen, täuschte sich gewaltig. Das zum ersten Mal ausverkaufte Estadio Anoeta lief genauso zur Höchstform auf, wie seine Mannschaft. Und sie wurden belohnt: Sami Khedira wehrte in der 63. Minute eine Flanke mit dem Arm ab, Xabi Prieto, der schon im Hinspiel dreifach traf, verwandelte den fälligen Strafstoß. Wind auf den großen, baskischen Segeln! Nach zurvor haufenweise vergebenen Chancen konnte vor allem Antoine Griezmann Frust und Freude laut raus schreien, als er in der 78. Minute den fälligen Ausgleich erzielte, nachdem er eine Szene zuvor López umkurvte aber das freie Tor nicht traf. Ausgleich, 2:2 – Madrid durfte zittern. Mourinho hatte bereits gewechselt: brachte zuvor Mesut Özil und Ángel Di María für die lauffreudigen Kaká und Callejón und wenig später Nacho für Kapitän Marcelo. Aber die Merengues gaben sich ebenfalls nicht auf, hatten neben der Glück-Unterhose auch die Effizienz-Socken ins Gepäck gepackt. Minute 80: Traum-Kombination zwischen Özil und Khedira. Der Abräumer spielte den Spielmacher vorm Strafraum an, startete in den Torraum vor Sociedads Torhüter, wo er von seinem Kumpel perfekt bedient wurde und chipte die Kugel eiskalt über Keeper Bravo. Diese Aktion verdiente, na klar, ein Wort: bravo! Sollten die Gäste hier wirklich als glückliche Sieger vom Platz gehen? Es roch sehr stark danach! Die Blau-Weißen schmissen alles nach vorne, wollten den vierten Platz gegen den FC Valencia, der parallel mit 1:0 gegen Granada gewann, mit allen Mitteln behaupten. Aber sie scheiterten Großchance um Großchance am Mann des Spiels: Diego López! Der 31-Jährige packte noch einige Paraden in der Schlussphase aus, unter anderem eine „muss er machen“-Chance gegen seinen Liebling Agirretxe. Das Spiel schien gelaufen – die Nachspielzeit fast beendet. Doch dann, das nicht mehr Geglaubte: Sociedad glich doch noch aus! In der letzten Szene des Spiels warf sich Prieto mit seinem Körper (und dadurch auch leicht strittig) in eine kopfballverlängerte Flanke, versenkte sich, López und Ball irgendwie in den Maschen. Sie hatten es doch noch irgendwie geschafft und die Niederlage abgewendet, Respekt!

Der Punkt geht für die Blancos natürlich in Ordnung – wie schon beim knappen 4:3-Hinspielsieg im Januar zeigten die Basken, dass sie nicht mehr zum unteren Mittelfeld der letzten Spielzeiten gehören, nachdem sie 2010 selbst erst aufgestiegen waren. Sociedad kämpfte mit Herz und ließ sich auch angesichts der verschwenderischen Chancenverwertung nicht aus der Ruhe bringen – ihr Traum von der Königsklasse geht weiter. Für Madrid geht es um nichts mehr, da kann ein solch schmeichelhafter Punkt – trotz aller Gegenwehr und Effizienz in der Offensive – noch als Erfolg angesehen werden. Zum letzten Spiel der Saison, dem letzten in der Ära des José Mourinho, erwartet man kommenden Samstag um 21 Uhr CA Osasuna (LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker).

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum 37. Spieltag gegen Real Sociedad
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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