
„Ich weiß, dass ich jetzt umso stärker zurückkehre“
MADRID. „Wir werden mit ihm aber nichts überstürzen, sondern ihn Schritt für Schritt integrieren“, sagte Carlo Ancelotti nach dem Pokal-Spiel gegen UE Cornellà (5:0) und dem umjubelten Comeback von Jesé Rodríguez nach fast neunmonatiger Leidenszeit. Man will dem Jungstar und seinem Körper Zeit geben und keiner Verletzungen aufgrund einer zu frühen und zu hohen Belastung riskieren. Eine Einstellung, die auch der Spieler selbst teilt, bei der anstehenden Klub-WM in Marokko aber dennoch auf die eine oder andere Einsatzminute hofft: „Wir lassen es bei meiner Rückkehr auf den Platz langsam angehen, weil wir keine bösen Überraschungen erleben wollen. Aber ich glaube, dass der Trainer mir in Marokko Chancen geben wird. Wir müssen rotieren, denn vor uns liegen intensive Monate, der Gipfel der Saison, und in diesem Team, das so viele Turniere bestreitet, werden wir alle unsere Chance bekommen.“
Insgesamt überwiegt ohnehin die Freude, endlich wieder Fußball spielen zu können. In der Nachbetrachtung könne er der Verletzungszeit sogar etwas Positives abgewinnen, wie der Nachwuchs-Star verriet. Durch die schwere Verletzung habe er seine Einstellung zum Profitum nochmals verbessert und vor allem enorm viel gelernt: „Das war eine schwere Zeit, aber ich glaube, dass alle Dinge im Leben aus einem bestimmten Grund passieren. Wenn ich diese Verletzung hatte, dann vielleicht, weil ich etwas lernen, als Spieler reifen musste. Ich weiß, dass ich jetzt umso stärker zurückkehre. Man lernt aus allem etwas. Auch aus solchen Erfahrungen. Ich habe gelernt, in allem professioneller zu sein. Ich passe besser auf mich auf, achte mehr auf meine Ernährung, die Muskulatur, meinen Körper. Ich habe die Absicht, alles, was ich gelernt habe, in die Praxis umzusetzen, bis ich die Fußballschuhe an den Nagel hänge.“
Ancelotti und die Musik – zwei Stützen auf dem Weg zurück
Eine der großen Herausforderungen bei Verletzungen dieses Ausmaßes ist, die mentale Stärke nicht zu verlieren. Viele Sportler beschwören in diesen Phasen vor allem den familiären Rückhalt – oder den des Übungsleiters. Auch Jesé erhielt in der bis dato schlimmsten Zeit seiner noch jungen Karriere viel Unterstützung von Ancelotti. Da dieser früher einst selbst eine Ruptur des Kreuzbandes erlitten hatte, konnte „Carletto“ mit vielen hilfreichen Tipps zur Seite stehen: „Er hatte früher dieselbe Verletzung, und er hat mir mit seiner Erfahrung und seinen aufmunternden Worten sehr geholfen. Vor drei Monaten, bevor ich wieder spielen konnte, sagte er zu mir: ‚Du bist 21 Jahre alt und solltest nichts überstürzen. Höre auf deinen Körper und deinen Geist und bleibe gelassen, denn du hast noch viele Jahre im Fußball vor dir.‘“
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Noch mehr zeigte er sich allerdings von den menschlichen Qualitäten des Italieners begeistert, dem er einen enormen Anteil am Erfolg zuschreibt: „Wir alle wissen, dass er ein hervorragender Trainer ist, aber ich würde vor allem seine menschlichen Qualitäten hervorheben: Er versteht es, eine Mannschaft zu führen, und das ist das Allerschwierigste, vor allem bei einem Team wie Real Madrid, bei dem viele Spitzenspieler, viele Egos zusammentreffen. Und das macht er sehr gut! Er strahlt viel Ruhe und Frieden aus. Aber wenn er dann mal wütend wird, muss man sich vorsehen. Er weiß, wie er uns motivieren kann, und er hat ein Gespür für den richtigen Augenblick. Man merkt sofort, dass er früher selbst Spieler war.“
Neben der Unterstützung durch Ancelotti hatte Madrids Nummer 20 noch eine weitere große Stütze, die ihm seine Leidenszeit erträglicher gestaltete: seine große Leidenschaft, die Musik. Jesé: „Das hat mir viel geholfen. Die Musik war meine große Stütze. Vor allem nach der Operation, denn da durfte ich nichts machen: Also habe ich nach den Behandlungen Songs geschrieben. Nach dem Training und den Spielen ist die Musik meine Freizeitbeschäftigung Nummer eins. Andere gehen gern aus, ich bleibe lieber zu Hause und widme mich der Musik.“
„Gesunder Konkurrenzkampf“ hilft dem Team
[dataset id=565]Mittlerweile ist der Canterano aber wieder auf dem Platz und eilt mit den Königlichen von Sieg zu Sieg. Die gegenwärtige Siegesserie hat für ihn einen einfachen Grund: der Zusammenhalt im Team suche seinesgleichen. „Es hat eine enorme Verbesserung gegeben. Sehr schwierige Rekorde wurden gebrochen. All das schafft keine Mannschaft, sondern nur eine Familie. Wäre der Zusammenhalt nicht so groß, dann wäre es nicht zu diesem großen Wandel gekommen. Von außen betrachtet scheint es ganz einfach zu sein, aber das ist es nicht“, so der 21-Jährige.
Besonders hervorzuheben sei dabei das tolle Arbeitsklima im Kader. Natürlich gäbe es Konkurrenzdruck, aber alles in einem für die Mannschaft positiven Maße: „Es gibt viele verschiedene Egos in solch einem Kader. Was ich hier sehe, ist, dass wir hervorragende Spieler haben, zwischen denen jedoch eine ganz gesunde Rivalität herrscht. Da gibt es keinen Groll oder Neid, sondern einen Konkurrenzkampf zum Wohl des Teams. Und das ist so, weil diese Leute nicht nur hervorragende Spieler sind, sondern auch tolle Menschen. So sind wir von einer Mannschaft zu einer Familie geworden.“
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