
„Auch wenn Madrid nicht wäre, hätte ich Paris verlassen“
MADRID. Zwischen der Bekanntgabe Ende Mai, dass José Mourinho Real Madrid als Trainer verlassen werde und der Verpflichtung von Carlo Ancelotti lagen rund vier Wochen. Vier Wochen war nicht klar, wer die Königlichen ab dem 1. Juli coachen würde, bis die Würfel endlich gefallen sind und „Carletto“ in der spanischen Hauptstadt offiziell als neuer Übungsleiter vorgestellt wurde. Die Dauer lässt darauf schließen, dass die Verhandlungen zwischen Real und Paris St. Germain, dem Klub des Italieners, äußerst schwierig waren, zumal die Franzosen selbst zunächst keinen adäquaten Ersatz ausfindig machen konnten, falls sie ihrem Cheftrainer eine Freigabe erteilen würden. Letztlich durfte der 54-Jährige gehen, weil in Laurent Blanc ein Nachfolger gefunden war.
[dataset id=563]Doch wie Ancelotti im Interview mit dem französischen Blatt L’EQUIPE verriet, hätte er der Seine selbst dann den Rücken gekehrt, wenn sie niemand aus Madrid bei ihm gemeldet hätte: „Jeder dachte, ich habe Paris nur wegen dem Angebot aus Madrid verlassen, aber das ist nicht die Wahrheit. Ich habe diese Entscheidung getroffen, weil es mir bei PSG zu kompliziert geworden ist. Als ich bei PSG unterschrieben habe, glaubte ich an das Projekt. Neue Spieler sind gekommen, ein Team musste formiert werden und so etwas braucht eben seine Zeit. Die ersten sechs Monate verliefen gut, aber dann habe ich realisiert, dass das Management plötzlich eine andere Philosophie verfolgte. Das war kein Projekt mehr, man wollte nur noch schnellen Erfolge. Von den Verantwortlichen kam nach einer schwächeren Phase kein Vertrauen mehr.“
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„…dann habe ich Leonardo gesagt: ‚Ich werde gehen‘“
Damit bezog sich Ancelotti im Gespräch explizit auf die 1:0-Niederlage gegen Kellerkind Stade de Reims am 2. März diesen Jahres. Der Führung um Nasser Al-Khelaifi scheint es wohl gar nicht gepasst zu haben, dass die sich damals auf Platz eins befindenden Pariser gegen einen Underdog verlieren und so leichtfertig wichtige Punkte um die Meisterschaft verschenkten. Olympique Lyon kam bis auf zwei Punkte an den Spitzenreiter heran. „Wir haben wirklich sehr schlecht gespielt. Aber ich dachte, nach den drei sehr guten Monaten, die wir hatten, würde es etwas ruhig zugehen. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, das Vertrauen zu haben. Am nächsten Tag habe ich Leonardo (PSG-Sportdirektor; d. Red.) mitgeteilt, dass ich zum dem Ende der Saison gehen würde“, schilderte Ancelotti.
„Özil kam nie zu mir, um mit mir zu reden“
Nun ist der Italiener also bei Real Madrid – und hat dort zuletzt den Weggang von Mesut Özil zum FC Arsenal hinnehmen müssen. Die Begründung des 24-Jährigen, er habe das Vertrauen vom Real-Coach nicht mehr gespürt, kann Ancelotti nicht nachvollziehen: „Beim Konkurrenzkampf kannst du auf zwei Arten reagieren: du bleibst und kämpfst oder du gehst. Özil war es lieber zu gehen. Er sagte, er habe kein Vertrauen von mir gespürt. Er kam aber nie zu mir, um mit mir zu reden. Bis zur Länderspielpause hat er zweimal in der Startelf gestanden in drei Spielen. Im dritten nicht, weil ich hörte, dass er mit anderen Klubs verhandelt.“
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