
„Turin kann Madrid erneut große Schwierigkeiten bereiten“
MADRID. Während das Königsklassen-Halbfinale zwischen Barcelona und Bayern München nach dem 3:0-Hinspiel-Erfolg der Katalanen praktisch schon entschieden ist, ist für das Rückspiel zwischen Real Madrid und Juventus Turin (Mittwoch, 20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) Spannung garantiert. Durch das 2:1 im heimischen Juventus Stadium reisen die Italiener mit einem kleinen Vorteil ins Bernabéu. Imponierend war dabei vor allem die Art und Weise, wie dieser Sieg zustande kam.
Atlético-Trainer Diego Simeone zeigte sich vom Auftritt der „Alten Dame“ durchaus beeindruckt und rechnet den Turinern auch in Madrid sehr gute Chancen aus: „Juventus begann ungeheuer stark in Turin. Es dauerte, bis Madrid seine Balance gefunden hatte. In der zweiten Hälfte bot Juve dann 45 Minuten exzellenten Fußball und erarbeitete sich den Vorteil für das Rückspiel. Juventus ist ein Team, das besonders in der Defensive gut funkioniert, aber auch im Umschaltspiel aus dem Mittelfeld. Neben Andrea Pirlo finden sich ganz ausgezeichnete Spieler. Sollte Paul Pogba zurückkehren, wird er Juve vor allem in dieser wichtigen Zone helfen. Die Bianchoneri greifen blitzschnell an und sobald Real den Ball verlieren sollte, müssen sie auf Carlos Tévez aufpassen, der sich gefährlich zwischen den Verteidigungslinien bewegt. Seine Wege sind unvorhersehbar und nur schwer zu decken. Sollte Fernando Llorente spielen, verfügt Juve zudem über eine Anspielstation in vorderster Front, die mit dem Rücken zum Tor den Ball sichern kann. Die Hoffnungen von Juventus werden darauf ruhen, dass sie nach Ballgewinn schnell vor das gegnerische Tor gelangen. Gelingt ihnen das, können sie Madrid erneut große Schwierigkeiten bereiten.“
Real muss für ein Weiterkommen mindestens ein Tor erzielen, Juve würde auch ein 0:0 genügen. Mit Rückkehrer Karim Benzema besitzt Carlo Ancelotti dabei eine weitere offensive Alternative in der Hinterhand. Der Franzose macht die Madrilenen noch ein Stück weit unberechenbarer. Ein Plus in den Augen des argentinischen Fußball-Lehrers: „Real fehlt zum Finale ein Tor, doch sollte Juve im Bernabéu treffen, braucht Madrid schon zwei. Gareth Bale kehrt nach einer Verletzung zurück, auch Karim Benzema steht wieder zur Verfügung. ‚Chicharito‘ hat zuletzt seine guten Momente für Real gehabt, aber es ist auch klar, dass die Präsenz von Bale und Benzema Madrid mehr Optionen verleiht. Beide sind für das Team wichtige Spieler, die wissen, wie man solche Spiele angeht. Die Chancen zwischen diesen beiden Mannschaften mit herausgragenden Spielern in ihren Reihen stehen 50:50. Und wir ich immer sage: Am Ende werden kleine Details entscheiden.“
„Über 90 Minuten sollte die Fitness kein Faktor sein“
Eine entscheidende Rolle werden auch wieder die Trainer einnehmen. Im Hinspiel wusste Massimiliano Allegri sein Team perfekt einzustellen, wohingegen die Blancos zeitweise neben der Spur wirkten. Dass Ancelotti Sergio Ramos erneut im defensiven Mittelfeld aufbot, erwies sich im Nachhinein als Fehlgriff, da der Andalusier einen mehr als gebrauchten Tag erwischte. „El Cholo“ springt seinem Kollegen an der Seitenlinie jedoch zur Seite und findet, dass man auch einem erfahrenen Übungsleiter Fehler zugestehen müsse. Er sei vollends überzeugt, dass sich die Königlichen am Mittwoch anders präsentieren werden: „Carlo Ancelotti arbeitet bereits seit zwei Jahren mit seinen Spielern zusammen und wird eine klare Vorstellung davon haben, wie Real Madrid am Mittwoch gegen Juventus den Turnaround schafft. Dafür, dass er Ramos im Mittelfeld spielen ließ, ist Ancelotti kritisiert worden. Doch wenn ein Trainer so eine Entscheidung trifft, dann, weil er sie in der jeweiligen Situation für die beste Lösung hält. Kein Trainer würde absichtlich eine schlechtere Option für sein Team wählen. Gegen Atletico und Sevilla ging der Schachzug mit Ramos im Mittelfeld auf und wurde als großartige Entscheidung gelobt. Klappt es nicht und die Mannschaft verliert, wird man kritisiert – ich denke nicht, dass das fair ist. Natürlich, zum Trainerdasein gehört die Kritik nach den Partien einfach dazu. Doch Ancelotti ist sehr erfahren und wird sich treu bleiben.“
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Ausschlaggebend könnte aber auch die Physis sein. Juventus machte bereits vergangene Woche den „Scudetto“ perfekt und konnte am Wochenende (1:1 gegen Cagliari) ordentlich rotieren. Real erlebte dagegen am Samstag beim 2:2 gegen Valencia eine höchst intensive Partie inklusive aufreibender Aufholjagd. „Über 90 Minuten“, so Simeone „sollte die Fitness noch kein ausschlaggebender Faktor sein“. Bei einer Verlängerung könnte dies jedoch anders aussehen: „Juventus ist bereits italienischer Meister, Madrid hingegen hatte am Sonntag erst eine schwere Partie gegen Valencia. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass Druck im Ligabetrieb sich auch positiv auf den internationalen Wettbewerb auswirkt. Denn wenn es für ein Team um etwas geht, sind Spannung und Konzentration einfach höher. Letzte Saison habe ich das mit Atlético erlebt, als wir unser Liga-Finale in Barcelona austrugen und nur wenige Tage später Real Madrid im Champions League-Finale gegenüberstanden. Müdigkeit sollte bei Real am Mittwoch also keine Rolle spielen. Sollte die Partie jedoch 2:1 enden und in die Verlängerung gehen, muss Madrid nochmal 30 Minuten drauflegen. Dann kann sich eine längere Erholung auszahlen.“
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