
Hazards trostloser Aufenthalt im San Siro
MAILAND. Seine ersten beiden Jahre bei Real Madrid waren, so gab es Eden Hazard jüngst selbst zu, „nicht gut“. Weit über 100 Millionen Euro haben die Königlichen immerhin inzwischen an den FC Chelsea überwiesen. Und auch deshalb will es der 30-Jährige „ihnen zurückzahlen“. Doch kam nun auch unter Carlo Ancelotti der erste Stolperstein zum Vorschein. Als die Madrilenen am Mittwochabend die Startelf vor dem ersten Gruppenspiel der Champions League gegen Inter Mailand verkündeten, war der Name Hazard nur als Ersatzspieler zu lesen.
Überraschend erhielt Lucas Vázquez den Vorzug auf dem rechten Flügel, legte Hazard zwar zuletzt keine beachtlich überzeugenden, aber immerhin zufriedenstellende Auftritte hin. Ancelotti sah den belgischen Offensivstar gegen den amtierenden italienischen Meister aber schlichtweg nicht imstande, die nötige Gefahr im Angriff auszustrahlen. Als die Anzeigetafeln des San Siro in der 66. Spielminute immer noch ein unspektakuläres 0:0 präsentierten, sah sich Ancelotti endlich gezwungen, um zu agieren.
Ancelotti liegt mit Entscheidung gegen Hazard richtig
Nicht aber brachte der italienische Übungsleiter Hazard, sondern den zehn Jahre jüngeren Rodrygo Goes. „Ich habe überlegt, Eden zu bringen“, erklärte Ancelotti nach Abpfiff seine Wechselentscheidung, meinte aber: „Inter hat das Zentrum sehr dicht gemacht, deshalb habe ich mich für einen noch klareren Spieler für die Außenbahn entschieden: Rodrygo.“ Und lag der Real-Chefcoach mit dieser Wahl goldrichtig, erzielte Rodrygo nach Vorarbeit von Neuzugang Eduardo Camavinga in der 89. Spielminute den erlösenden Siegtreffer zum 1:0.
Während der junge Brasilianer von seinen Teamkollegen hochgejubelt wurde und im Mittelpunkt stand, fand sich Hazard weiter auf der Ersatzbank wieder. Bis nach Schlusspfiff. Bitter für Reals Rekordeinkauf, hätte es sein großer Abend werden können. Aber „hätte“ und „wäre“ gibt es rund um Hazard und seinen aufreibend ersehnten Durchbruch beim spanischen Rekordmeister en masse.
Es wird eng…
Kam der technischversierte Rechtsfuß in seinen ersten beiden Spielzeiten bei den Madrilenen vor allem deshalb auf wenig Spielzeit, weil er fast ständig verletzt war, scheint er nun wenigstens fit zu sein – um trotzdem in so einem besonderen Match wie gegen Inter vor sich hin zu schmoren. Drei Jahre hat er theoretisch noch Zeit – bis 2024 läuft sein Vertrag -, um seinen bisherigen Status als Flop doch noch zu revidieren. Er „werde kein Scheitern hinterlassen“, dies versprach er im Juni, noch bevor die Saison losging.
Und doch haben die wenigsten, die es mit Real Madrid halten, noch Hoffnung, dass Hazard bei den Blancos zündet und das im Gewand des weißen Balletts auf den Rasen bringt, das ihn beim FC Chelsea zum Weltstar machte. Vinícius Júnior glänzt, Camavinga wirkt vielversprechend und Rodrygo liefert – alle sind sie etliche Jahre jünger als Hazard. Alle werden sie womöglich letzterem schneller den Rang ablaufen, als es ihm recht sein mag. Und kommende Saison könnten die Königlichen aus Paris und Dortmund weitere Offensivverstärkung akquirieren. Es wird eng für Hazard, wenn er nicht endlich liefert…
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