Analyse

Asensio, Hazard und ein Problem: Fünf Erkenntnisse zu Reals Sieg

Real Madrid setzt mit dem 3:0 gegen den FC Valencia auf dem Papier ein Ausrufezeichen im spanischen Titelkampf. Das Ergebnis täuscht jedoch wie bereits in Spiel eins nach dem Re-Start über eine phasenweise dürftige Vorstellung der Mannschaft von Zinédine Zidane hinweg. Aus dem Duell mit den „Fledermäusen“ lässt sich aber auch viel Positives ziehen. REAL TOTAL mit fünf Erkenntnissen zum 29. Spieltag.

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Eden Hazard (r.) überzeugte über weite Strecken gegen den FC Valencia – Foto: imago images / Agencia EFE

1. Zwei Gesichter: Real spielt mit dem Feuer

Aller Anfang ist schwer und so steht wie schon nach dem 3:1 gegen Éibar die Erkenntnis, dass Real noch nicht wirklich konstant auf Top-Niveau performt. Die erste Viertelstunde wirkte äußerst vielversprechend, das Bällchen lief und wurde bei Verlust schnell zurückerobert – doch danach baute die Zidane-Elf ab und kam nicht mehr so gut ins Gegenpressing. Die Folge: Valencia erspielte sich per Konter einige Torchancen. Die größte hatte Ex-Blanco Rodrigo Moreno in der 15. Minute, der nach einem starken Pass von Maxi Gómez plötzlich allein vor Thibaut Courtois auftauchte, aber nur den Pfosten traf. Wenige Augenblicke später (20.) machte es der spanische Nationalstürmer besser, wurde wegen einer Abseitsposition von Gómez aber nachträglich vom VAR aus der Torschützenliste genommen.

Nach diesem kleinen Schock funktionierte bis zur Pause praktisch nichts mehr aufseiten der Hausherren. Ein wenig skurril war auch die taktische Maßnahme von Zidane, Fede Valverde ins rechte Mittelfeld zu beordern. Überhaupt schien die nicht zum ersten Mal angewandte Idee, neben Valverde noch drei zentrale Mittelfeldspieler (Casemiro, Toni Kroos und Luka Modrić) im 4-4-2 aufzubieten, weder defensiv noch offensiv besonders hilfreich zu sein. Reals Spiel war auf Flanken und Überraschungsmomente der stets anspielbaren Karim Benzema und Eden Hazard gemünzt – und damit einmal mehr ziemlich leicht berechenbar für die wuchtigen Defensivspieler der “Fledermäuse”. Nach dem Seitenwechsel wurde es deutlich besser, was aber auch daran lag, dass die Gäste aus Valencia nicht an ihre starke erste Hälfte anzuknüpfen wussten.

Unter dem Strich war es “ein verdienter Sieg”, wie Zidane hinterher mit Fug und Recht befand, doch in den kommenden Wochen muss das Team sowohl im spielerischen als auch im körperlichen Bereich weiter zulegen anstatt zwei Gesichter zu zeigen. Anderenfalls droht zwangsläufig ein Patzer, der im Meisterschaftsrennen mit dem FC Barcelona schwere Folgen haben könnte. Am Sonntagabend (22 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) geht es zu Real Sociedad, einer abgezockteren und frecheren Mannschaft als Valencia, die im Copa-Halbfinale allen voran die Schwächen von Zidanes Mannschaft in der Rückwärtsbewegung gnadenlos ausnutzte (3:4).

2. Asensio kann im Endspurt noch wichtig werden

Solche Geschichten schreibt nur der Fußball: 330 Tage nach seiner schweren Knieverletzung meldete sich Marco Asensio gegen die Valencianos nur 30 Sekunden nach seiner Einwechslung in der 73. Minute mit einem Bilderbuch-Tor zurück. Außerdem bereitete er auch noch das sehenswerte 3:0 durch Benzema (86.) vor. “Hinter mir liegen Monate harter Arbeit”, sagte der zum “Man of the Match” gekürte Mallorquiner nach dem Abpfiff, “ich wollte der Mannschaft unbedingt helfen”.

Das ist ihm gelungen. Und wie es aussieht, kann Real die Unterstützung von Asensio im Saisonendspurt noch gut gebrauchen. Man sollte nach einer derart langen Pause keine Wundertaten erwarten oder verlangen, aber der 24-Jährige kann mit all seiner Vielseitigkeit und Raffinesse durchaus zu einem Trumpf auf dem Weg zum 34. Meistertitel werden. “Sein Tor zeigt, dass er schon gut dabei ist und die nötige Qualität hat, um wichtig für uns zu sein”, meinte auch Zidane.

3. Benzema und Hazard harmonieren immer besser

Über den ewigen und sich zum unangefochtenen Leader der Offensive manövrierten Benzema, der mit seinem Doppelpack gegen Valencia doppelt Geschichte schrieb, muss nicht mehr viel erzählt werden. Über sein immer besser werdendes Zusammenspiel mit Hazard hingegen schon. Der Franzose und der Belgier harmonierten bereits gegen Éibar prächtig und setzten diesen Trend am späten Donnerstagabend fort.

Hazard bereitete das so wichtige 1:0 durch Benzema (61.) vor, nachdem er in der ersten Hälfte fast noch selbst nach einem Zuspiel seines Sturmpartners getroffen hatte. Wie Asensio könnte auch der Mann mit der Nummer 7 noch zu einem Schlüssel in den nächsten Wochen werden. Zidane pries auf der Pressekonferenz die Fitness des Neuzugangs, der 82 Minuten lang zum Einsatz kam. “Vor allem physisch war das eine sehr gute Leistung von ihm. Wir sind alle froh, dass wir Eden haben”, sagte der 47-Jährige.

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4. Hinten links führt kein Weg an Mendy vorbei

Ein Grund dafür, warum Hazard bis auf ein paar zu waghalsige Dribblingversuche ein recht gutes Spiel auf der linken Außenbahn machte, trug den Namen Ferland Mendy. Der Linksverteidiger-Neuling aus Frankreich demonstrierte gegen Valencia trotz des einen oder anderen Stockfehlers einmal mehr, warum er bereits vor der Corona-Pause in den wichtigen Spielen den Vorzug vor Routinier Marcelo erhalten hatte. Mendy hielt Hazard den Rücken frei, bremste Valencias Shootingstar Ferrán Torres über weite Strecken aus und führte mit elf Zweikämpfen die meisten nach Sergio Ramos (13). Ganz nebenbei beendete er das Spiel mit einer noch besseren Passquote (96,6 Prozent) als Toni Kroos (95,2 Prozent) und bereite das 2:0 durch Asensio nach einem starken Dribbling glänzend vor. Kurzum: Er legte “ein komplettes Spiel” hin, wie die Sportzeitung AS in ihrer Einzelkritik befand. Bei den 48 Millionen Euro, die Real auf Geheiß von Zidane an Olympique Lyon für ihn überwies, handelte es sich offensichtlich um gut angelegtes Geld.

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5. Zidane wird kein Freund mehr von Wechseln

“Never change a winnig team”, lautet das Motto von Zidane. So auch gegen Valencia, als er nur zwei der fünf möglichen Wechseln vornahm. Neben Top-Joker Asensio brachte der Real-Coach noch Vinícius Júnior für knapp zehn Minuten. Ein bisschen wenig, wenn man bedenkt, wie viel Potenzial auf der Bank schlummert und wie eng getaktet der Spielplan ist. Andererseits lag “Zizou” diesmal auch nicht unbedingt falsch mit seinen personellen Entscheidungen. Seine Erklärung nach der Partie: “Wir haben ein gutes Spiel gemacht, man hätte sicher mehr wechseln können. Aber wir haben uns für zwei entschieden. Letztens waren es fünf Wechsel. Am Ende des Tages ist alles gut gegangen, das ist das Wichtigste. An anderen Tagen werden wir sicher mehr Wechsel benötigen. Aber, dass ich fünfmal wechseln darf, wird mich nicht dahingehend beeinflussen, dass ich immer fünfmal wechseln werde.” Damit wird man sich wohl abfinden müssen – Fans wie Ersatzspieler.

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REAL TOTAL

Hier schreibt die Redaktion von REAL TOTAL, dem führenden Magazin über Real Madrid im deutschsprachigen Raum.

Kommentare
Punkt 6 - wäre für mich, dass dieses 4-4-2 mit dem armen Federico als Teilzeitrechtsaußen nie mehr gespielt wird. Nach dem wir wieder auf 4-4-3 umstellten, lief es besser. Zudem empfinde ich es als unvorteilhaft, bei nur noch 4Mittelfeldspielern (Isco verletzt/James ohne Bedeutung) sie auch noch alle vier gleichzeitig einzusetzen, es sollte immer einer geschont werden können.
 
Ganz ehrlich, ich war schockiert als wir mit der selben 11 aus der Halbzeitpause auf den Platz kamen. Wir haben gewonnen, somit kann man Zidane nichts vorwerfen, aber wäre es anders ausgegangen hätte er sich einiges an Kritik anhören können (ich denke nicht nur von mir).
Was ich trotzdem nicht verstehe ist warum Kroos, Modric, Valverde und Casemiro als einzige wirkliche 6er/8er gemeinsam so lange spielen müssen. Speziell Valverde war auf Rechtsaußen ziemlich lost...
 
Ich hätte mir früher einen Wechsel gewünscht, auch wenn das erste Tor noch vor einem Wechsel fiel, sah die Mannschaft einfach vorher zu blass aus. Die Mittelfeldspieler jetzt zu verheizen ist auch eine riskante Idee, Case wird sich bald eine gelbe fangen und Ersatz haben wir nicht für diese Positionen.

Was mir gefiel war das man nach dem ersten Tor den Druck hoch hielt, dadurch fiel dann auch das wunderschöne zweite Tor.
 
Erkenntnis Nummer 2.5:
Asensio kann mit seiner Abschlussstärke das fehlende Puzzlestück im 3-Zack werden.
Benzema, Vinicius und Hazard sind zwar technisch stark, konnten aber bislang seit Ronaldos Abgang das fehlende "Torgen" nicht kompensieren. Bei Rodrygo habe ich Ansätze gesehen und auch bei Asensio habe ich einfach das Gefühl er kann Tore schießen, die Andere nicht geschossen hätten.
Bewerbungsvideo:
 
Ich hätte mir früher einen Wechsel gewünscht, auch wenn das erste Tor noch vor einem Wechsel fiel, sah die Mannschaft einfach vorher zu blass aus. Die Mittelfeldspieler jetzt zu verheizen ist auch eine riskante Idee, Case wird sich bald eine gelbe fangen und Ersatz haben wir nicht für diese Positionen.

Was mir gefiel war das man nach dem ersten Tor den Druck hoch hielt, dadurch fiel dann auch das wunderschöne zweite Tor.

Ich war mir ziemlich sicher, dass Casemiro gelb sehen wird. Zum Glück blieb er ohne. Gegen RS kann er sich die gerne fangen. Als nächstes ist Mallorca dran. Da kann man getrost* Valverde auf die 6 stellen oder mit einer Doppel 6 spielen.

*getrost, obwohl man 1:0 im Hinspiel gegen Mallorca verloren hat [emoji38]
 
Also das mit Valverde, Kroos, Modrić und Casemiro gleichzeitig in dieser Konstellation klappt einfach nicht. Das hat sich gegen Valencia wieder mal gezeigt. Es braucht eben mindestens einen weiteren schnellen außen Spieler a la Vinícius oder Rodrygo neben Hazard und co.
Anstelle von Modric/Kroos sollte Valverde dauerhaft gesetzt sein. Kroos und Modric sollten sich meiner Meinung nach den Platz dann teilen. Valverde hat alles was es braucht um ein Weltklasse 8er zu werden. Deswegen sollte er die Spielzeit bekommen die sonst Modric und Kroos hätten.
 

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