
„Ich strebe nach la décima“
MADRID. José Mourinho und die Champions League. Das passt nun seit über zehn Jahren so gut zusammen, wie Real Madrid und Titelerfolge. Als Coach der Blancos feierte er am Mittwoch in Manchester sein Jubiläum auf der Trainerbank in einer Saison, die wie immer nur ein Ziel kennt: „la décima“. „Du willst immer gewinnen, willst deine Leute immer glücklich machen, genauso wie deinen Verein. Madrid strebt nach la décima, was eine beeindruckende Zahl wäre. Ich strebe nach dem dritten Titel mit einem unterschiedlichen Verein, was ebenfalls für mich persönlich toll wäre. Ich gehe das aber mit Ruhe an und arbeite. Der Europapokal ist der Special One“, erklärte er das Ziel. Der Pokal mit den großen Ohren ist nämlich die Trophäe, die ihm in Spanien noch fehlt, nachdem die Copa del Rey (2011) und die Meisterschaft (2012) bereits gewonnen wurden. Doch wie geht Mourinho eigentlich mit solchen Titelgewinnen um? „Als ich mit Porto die Champions League gewonnen habe, war am nächsten Tag auch nur ein ganz normaler Tag. Ich mag das Feiern nicht, weil ich nie glaube, dass es der letzte Titel war und ich noch mehr vorhabe. Also wenn ich gewinne, nehme ich Pokal und Medaille entgegen und gehe nach Hause.“
Als Feierbiest ist er nicht bekannt, doch gab es während seiner bisherigen Trainerlaufbahn einige bewegende Momente. Einer davon stammt aus der angesprochenen Saison mit Porto, als er überraschend den Silberpott holen konnte. Das Last-Minute-Tor von Costinha gegen Manchester United bleibt dabei jedem in Erinnerung. So auch Mourinho: „Er hat ein Tor in der letzten Minute geschossen und das brachte im Old Trafford alle Dämme zum Einsturz. Wir wären draußen gewesen, doch haben uns mit diesem Treffer qualifiziert, wonach wir gegen Depor und Monaco im Finale gespielt haben. Ich habe den Mantel von damals noch, doch werde ich ihn nie mehr tragen, weil es ein besonderer Moment war.“
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„Dieses Halbfinale tat weh“
Genauso schlecht wie um die Feierlaune des Portugiesen, ist es auch um die Emotionen am Spielfeldrand bestellt. Einen enthusiastischen Mou an der Seitenlinie – ein Bild mit Seltenheitswert! „Als wir damals im Bernabéu gegen Madrid gewannen bin ich in die Kabine, sah auf mein Handy und rief meine Frau an. Sie weiß nie das Ergebnis. Dann kam eine SMS von Drogba mit dem Inhalt: ‚Cristiano ist der zweite Trainer, der dich auf die Knie gebracht hat. Wer war der Erste?‘“, erinnerte sich Mourinho an diesen Zwischenfall mit dem Stürmer von Chelsea, als der Coach auf die Knie ging. Abschließend kam dann aber noch ein weniger lustiges Thema zur Sprache, das chronologisch am kürzesten zurück liegt. Das bittere Ausscheiden im Halbfinale gegen die Bayern in der letzten Saison. „Der nächste Tag war auch nur ein weiterer“, bewertete er diese Situation. „Du darfst in dieser Woche nicht traurig und deprimiert sein, weil du den Spielern helfen musst. Aber wenn du einen Moment zur Ruhe gekommen bist, hast du Zeit um darüber nachzudenken. Diese Art der Niederlage, vor allem mit so vielen Elfmetern, schmerzt.“
Durch all diese ganz besonderen Augenblicke, wurde Mourinho in den letzten Jahren zum gefürchtetsten und auch einem der erfolgreichsten seines Fachs. Nicht ohne Grund lautet sein Spitzname „the Special One“ (auf Deutsch: der Besondere), der aus seiner eigenen Aussage während einer Pressekonferenz stammt. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es solch großen Einfluss haben wird. Das war der Beginn des Spitznamen, den ich seit Jahren habe und mich nicht stört. Das ist die Folge von Worten, die ich in den Mund nahm, weshalb ich niemanden deswegen kritisieren würde. Ich fühle, dass ich in England Einfluss nehmen konnte, was dort etwas ganz Besonderes ist.“
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