Analyse

Baustellen der Blancos: Zentraler Zielspieler, Leitwolf Valverde und Fokus auf Teamchemie

Mit acht von zwölf möglichen Zählern ist Real Madrid in LaLiga nicht wie erhofft aus den Startlöchern gekommen. Durch den 2:0-Erfolg gegen Betis haben die Merengues aber zumindest einen kompletten Fehlstart verhindern können. REAL TOTAL analysiert, an welchen Stellschrauben Carlo Ancelotti und Co. während und vor allem nach der Länderspielpause drehen müssen, um das Potenzial des Kaders zu entfalten, dem um vier Zähler enteilten FC Barcelona national Paroli zu bieten und in der Champions League ein Wörtchen um den Titel mitzureden.

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Federico Valverde dürfte der neue Taktgeber im Mittelfeld der Blancos werden – Foto: Denis Doyle/Getty Images

1. Tiefe im Spiel und zentraler Zielspieler

An den ersten vier Spieltagen der jungen Saison scheint es so, als würde den Madrilenen oftmals die nötige Tiefe fehlen. Dadurch, dass Joselu den Verein verlassen hat und der zurzeit verletzte Jude Bellingham nach der Mbappé-Verpflichtung eine defensivere Rolle bekleidet, fehlt den Blancos zurzeit der klassische tiefe Zielspieler. Ohne Frage ist es auch möglich, mit drei beweglichen, dribbelstarken Spielern in der vordersten Ebene zu agieren. Allerdings ist das Spiel des Meisters dadurch etwas ausrechenbarer. Einen Wandspieler, der den Ball klassisch festmacht, Gegenspieler bindet und somit Räume schafft, gibt es derzeit nicht. Zudem ist es deutlich schwieriger, mit Flanken zum Erfolg zu kommen, wie es den Königlichen beispielsweise im entscheidenden Halbfinalduell gegen die Bayern zum Erfolg verholfen hat, als Joselus Präsenz in der Box den Ausschlag fürs Weiterkommen gegeben hat. Hier sollte Ancelotti zumindest im Hinterkopf haben, Bellingham situativ auf der Neunerposition einzusetzen.

Nach dem Joselu-Abgang fehlt den Blancos auch aufgrund von Bellinghams Verletzung derzeit der zentrale Zielspieler als taktische Alternative – Foto: Clive Brunskill/Getty Images

2. Einen neuen Taktgeber definieren

Eine weitere Problematik stellt das Diktieren des Spielrhythmus‘ dar. So gibt es nach dem Karriereende von Toni Kroos derzeit keinen klaren Taktgeber im zentralen Mittelfeld. Gegen Betis hat Ancelotti diese Aufgabe Dani Ceballos übertragen. Mit seiner Dynamik und Kommunikationsfähigkeit versuchte der Spanier, das Spiel des Rekordmeisters zu ordnen. Die frühzeitige Auswechslung implizierte, dass der „Mister“ nicht vollends zufrieden mit den strategischen Fähigkeiten des 28-Jährigen war, schlussendlich wurde eine Verletzung bekannt.

Mit Blick auf die kommenden Wochen muss Ancelotti diese Rolle klar definieren. Am ehesten scheint Federico Valverde in der Lage, den Rhythmus des Spiels vorzugeben. Dafür müsste er jedoch seine ursprüngliche Stärke, das Box-to-Box-Spiel, zumindest in Teilen im Sinne einer noch höheren Stabilität im Ballbesitz aufzugeben. Eine Passquote von 90 Prozent in den ersten vier Partien deutet an, dass „Fede“ diese Transformation gelingen könnte. Dasselbe gilt auch für Eduardo Camavinga, wobei dieser mit seinen dynamischen Dribblings wie kein anderer in der Lage ist, die Statik eines Spiels zu ändern, sodass Valverde hier die logische(re) Wahl scheint. Aurélien Tchouaméni ist zwar ein solider Passspieler, verfügt aber primär im Spiel gegen den Ball seine großen Stärken.

Carlo Ancelotti ist nicht nur als Menschenfänger und Moderator, sondern auch in puncto taktische Arbeit gefragt – Foto: CESAR MANSO/AFP via Getty Images

3. Defensives Umschalten und Kontersicherung

Ein zentraler Aspekt, den Ancelotti gemeinsam mit seinem Trainerteam bearbeiten muss, ist zudem das Umschalten von Offensive auf Defensive. Nach Ballverlust wirkten die Merengues in den ersten Partien oftmals nicht entschlossen genug im Gegenpressing, eine der Stärken der Vorsaison. Zudem wirkt die Balance zwischen Offensive und Defensive (auch im Sinne der Kontersicherung und Positionierung nach möglichen Ballverlusten) nicht auf dem Niveau der Vorsaison. Dies ist sicherlich auch mit der fehlenden körperlichen und mentalen Frische zu erklären, die aus der kräftezehrenden Vorsaison inklusive Europameisterschaft und Copa América resultiert.

Zum einen gilt es, das Fitnessniveau sukzessive zu steigern und stark belasteten Spielern Möglichkeiten zur Regeneration zu schaffen. Zum andern muss Ancelotti gezielt an Aspekten wie Gegenpressing, Kontersicherung und Energie in den Umschaltaktionen feilen. Hier spielt die Zeit für die Blancos.

4. Die Struktur innerhalb der Kabine neugestalten

Abschließend wirkt es so, als müsse die lediglich auf einigen Positionen veränderte Mannschaft (wieder) zusammenwachsen. Real Madrid hat die vielen Henkelpötte der jüngeren Vergangenheit nicht ausschließlich aufgrund der spielerischen Klasse gewonnen. Entscheidende Aspekte waren stets der Glaube an den „Mythos Real“, die unbändige Energie des Madridismo und die immense Geschlossenheit in der Kabine. Die Abgänge von Kroos, Nacho oder Joselu tun nicht nur auf, sondern ganz besonders auch neben dem Platz weh. Hier wird wichtig sein, dass eine vergleichbare Struktur erwächst und andere Spieler – zum Beispiel ein Antonio Rüdiger oder ein Federico Valverde – diese Rollen übernehmen und eine vergleichbare Struktur mitentwickeln. Und dann kommt ja bald Kabinenliebling David Alaba zurück. Ancelotti wird hier wieder seine Führungskompetenzen einfließen lassen müssen, um maximalen Erfolg zu ermöglichen.

Fazit

Nach den ersten viel Spieltagen in LaLiga wird deutlich, dass Real Madrid noch einige Baustellen aufweist, die es zu beheben gilt, wollen die Blancos am Ende der Saison erneut Titel einfahren. Dabei wird deutlich, dass Trainer Carlo Ancelotti nicht nur als Moderator und Menschenfänger gefragt sein wird. Darüber hinaus ist essenziell, die richtigen Stellschrauben im taktischen Konstrukt zu drehen. Dann dürfte das „neue Real“ – auch aufgrund der zunehmenden körperlichen und mentalen Frische – sein Potenzial schon bald stärker entfalten als in den ersten Wochen der jungen Saison.

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Kommentare
5. Stellschraube an der ordentlich gedreht werden muss: Vinicius

Bestimmt haben dies viele vor mir schon angemerkt, aber dieses Verhalten von Vini ist absolut nicht Real-würdig. Ganz im Gegenteil! Der missbraucht die Spiele um irgendwelche persönlichen Probleme zu überwiden, was aber bestimmt nicht gelingt. Mit jeder Theatereinlage bietet er Angriffsfläche für neue Anfeindungen vom gegnerischen und gar vom eigenen Lager, was zu noch mehr Problemen führt. Und ganz nebenbei halten diese Geschichten Vini davon ab, sein volles Potenzial auf dem Platz auszuschöpfen. Die teils heftigen persönlichen und rassistischen Angriffe in Motivation umzumünzen ist - so denke ich - bei Vini bloss noch eine Wunschvorstellung.

In diesem Sinne wünsche ich mir eine Denkpause für ihn und dass er ordentlich an sich arbeitet.
 
Ich sehe das zu sehr großen Teilen auch so. Und ich hoffe man tut unsere Kommentare hier nicht sofort einfach nur als Vini-Bashing ab, denn das sind sie nicht. Es geht um sachliche Kritik, denn in der Form wie Vini es betreibt habe ich es persönlich noch nie gesehen. Natürlich hat auch Nils gestern in der 3. HZ den DAZN-Kommentator zu Recht kritisiert und mit Sicherheit hat der Kommentator es auch reichlich übertrieben, aber ich muss sagen, mich hat zunehmend jede weitere Aktion von Vini genervt. Man muss auch nicht nach jeder Aktion das Publikum anfeuern. Nach einem klaren Foul von ihm hat er seinen Frust freien Lauf gegeben indem er das Publikum versucht hat anzupeitschen. Nach einem eigenen Foul? Geht's noch?

Sorry aber auch ich finde das ganze reichlich überzogen und würde mir wünschen, dass er daran arbeitet. Ich finde auch von Seiten des Vereins und von Ancelotti sollte da was kommen.
5. Stellschraube an der ordentlich gedreht werden muss: Vinicius

Bestimmt haben dies viele vor mir schon angemerkt, aber dieses Verhalten von Vini ist absolut nicht Real-würdig. Ganz im Gegenteil! Der missbraucht die Spiele um irgendwelche persönlichen Probleme zu überwiden, was aber bestimmt nicht gelingt. Mit jeder Theatereinlage bietet er Angriffsfläche für neue Anfeindungen vom gegnerischen und gar vom eigenen Lager, was zu noch mehr Problemen führt. Und ganz nebenbei halten diese Geschichten Vini davon ab, sein volles Potenzial auf dem Platz auszuschöpfen. Die teils heftigen persönlichen und rassistischen Angriffe in Motivation umzumünzen ist - so denke ich - bei Vini bloss noch eine Wunschvorstellung.

In diesem Sinne wünsche ich mir eine Denkpause für ihn und dass er ordentlich an sich arbeitet.
 
Eine weitere Baustelle wäre für mich auch die Positionierung von Mbappe. Aus meiner Sicht ist er im Sturmzentrum einfach falsch aufgehoben. Man beraubt ihm quasi einer seiner grössten Qualitäten - der Sprint. So nahe am Tor gibt es kaum Raum für seine unfassbare Schnelligkeit. Auf Links scheint Vini gesetzt zu sein, auch nur schon, weil er die anderen Positionen im Sturm nicht wirklich stark besetzen kann. Von daher würde ich Kylian auf Rechts ansetzen und dann in der Mitte entweder Rodrygo oder sogar Endrick aufstellen. Mit dem Jüngsten haben mir mMn bereits einen Zielspieler. Auch wenn er aufgrund seiner Körpergrösse vielleicht nicht unbedingt als Wandspieler fungieren kann, ist er sooo brutal torgeil und bewegt und positioniert sich auch schon sehr gut.
 
Caballos war ne gute Maßnahme, jetzt ist er verletzt. Man man man.
 
Ich sehe das zu sehr großen Teilen auch so. Und ich hoffe man tut unsere Kommentare hier nicht sofort einfach nur als Vini-Bashing ab, denn das sind sie nicht. Es geht um sachliche Kritik, denn in der Form wie Vini es betreibt habe ich es persönlich noch nie gesehen. Natürlich hat auch Nils gestern in der 3. HZ den DAZN-Kommentator zu Recht kritisiert und mit Sicherheit hat der Kommentator es auch reichlich übertrieben, aber ich muss sagen, mich hat zunehmend jede weitere Aktion von Vini genervt. Man muss auch nicht nach jeder Aktion das Publikum anfeuern. Nach einem klaren Foul von ihm hat er seinen Frust freien Lauf gegeben indem er das Publikum versucht hat anzupeitschen. Nach einem eigenen Foul? Geht's noch?

Sorry aber auch ich finde das ganze reichlich überzogen und würde mir wünschen, dass er daran arbeitet. Ich finde auch von Seiten des Vereins und von Ancelotti sollte da was kommen.
5. Stellschraube an der ordentlich gedreht werden muss: Vinicius

Bestimmt haben dies viele vor mir schon angemerkt, aber dieses Verhalten von Vini ist absolut nicht Real-würdig. Ganz im Gegenteil! Der missbraucht die Spiele um irgendwelche persönlichen Probleme zu überwiden, was aber bestimmt nicht gelingt. Mit jeder Theatereinlage bietet er Angriffsfläche für neue Anfeindungen vom gegnerischen und gar vom eigenen Lager, was zu noch mehr Problemen führt. Und ganz nebenbei halten diese Geschichten Vini davon ab, sein volles Potenzial auf dem Platz auszuschöpfen. Die teils heftigen persönlichen und rassistischen Angriffe in Motivation umzumünzen ist - so denke ich - bei Vini bloss noch eine Wunschvorstellung.

In diesem Sinne wünsche ich mir eine Denkpause für ihn und dass er ordentlich an sich arbeitet.
Im Vorkommentar fragt sich der User, ob Vini in der Lage ist, die rassistischen Beleidigungen in Motivation umzuwandeln. Warum muss sich der angegriffene Spieler im 21. Jahrhundert überhaupt mit diesem Thema auseinandersetzen!? Heutzutage MUSS man von der Gesellschaft erwarten, dass sich jeder Einzelne besser verhält. Deshalb ist es absolut richtig, dass die Mannschaft ein Statement setzt, wenn die Nachfahren der Franco-Herrschaft wieder ein "Affenkonzert" veranstalten. Man muss auch auf die unterirdische Qualität der spanischen Schiedsrichter hinweisen, die überhaupt nicht in der Lage sind, ein vernünftiges Spiel zu leiten. Auch wenn die Reaktionen von Vini manchmal zu heftig erscheinen, wurde er auch dazu getrieben. Deshalb finde ich es sehr schwierig, ihn in dieser Situation zu verurteilen. Die dummen Sprüche des Kommentators gestern zeigen doch nur, dass Rassismus immer noch allgegenwärtig ist. Bei Brasilianern heißt es dann: "Wir sind hier nicht am Strand", während beim "Vorzeigesportler" Marko Reus von "sagenhafter Ballbehandlung" die Rede ist.
 
Vinicius ist Brasilianer und mit Brasilien bringt man weiterhin die Strandfußballer in Verbindung. Ich denke dem ist auch heute noch so und Brasilien ist wohl dem entsprechend auch stolz darauf. Die Anspielung war weder eine Anfeindung und erst recht fern von jeder rassistischen Äußerung. Hier sollte man die Kirche schon im Dorf lassen. Ein Strandfußballer jongliert den Ball und ich fand die Anspielung in dieser Situation naheliegend wenn auch sie sich der Kommentator sparen hätte können, denn er sollte sich natürlich in erster Linie nicht wertend äußern. Dass der Kommentator unprofessionell ist steht wohl außer Frage, aber hier eine Rassismusdebatte zu erkennen finde ich überzogen. Dass der Kommentator Vini nicht mag und grundsätzlich kein Real Madrid-Fan ist ist hinlänglich bekannt. Darüber kann man sich ärgern. Trotzdem kann man Vini mMn für seine Reaktionen reagieren.

Soweit ich es erkennen konnte war Vinicius gestern in keiner Sekunde rassistischen Vorfällen ausgeliefert. Trotzdem wurde sein Verhalten mit Fortdauer des Spiels in meinen Augen fast unerträglich. Auch Spieler wie Ibrahimovic, Arnautovic, Balotelli oder teilweise auch CR7 haben mit ihrem Verhalten auf dem Platz angeeckt und des öfteren war es "to much". Bei Vini ist dieses "to much" aber die Regel und zwar unabhängig jeglicher Rassismusdebatte.
Im Vorkommentar fragt sich der User, ob Vini in der Lage ist, die rassistischen Beleidigungen in Motivation umzuwandeln. Warum muss sich der angegriffene Spieler im 21. Jahrhundert überhaupt mit diesem Thema auseinandersetzen!? Heutzutage MUSS man von der Gesellschaft erwarten, dass sich jeder Einzelne besser verhält. Deshalb ist es absolut richtig, dass die Mannschaft ein Statement setzt, wenn die Nachfahren der Franco-Herrschaft wieder ein "Affenkonzert" veranstalten. Man muss auch auf die unterirdische Qualität der spanischen Schiedsrichter hinweisen, die überhaupt nicht in der Lage sind, ein vernünftiges Spiel zu leiten. Auch wenn die Reaktionen von Vini manchmal zu heftig erscheinen, wurde er auch dazu getrieben. Deshalb finde ich es sehr schwierig, ihn in dieser Situation zu verurteilen. Die dummen Sprüche des Kommentators gestern zeigen doch nur, dass Rassismus immer noch allgegenwärtig ist. Bei Brasilianern heißt es dann: "Wir sind hier nicht am Strand", während beim "Vorzeigesportler" Marko Reus von "sagenhafter Ballbehandlung" die Rede ist.
 
Ich finde vini fussballerisch hammer aber sein Verhalten erbärmlich und real unwürdig. Real hat einen schlechten Ruf bei sehr vielen weil vini sich so unerträglich benimmt. Ancelotti ist nicht in der Lage ihm mal Grenzen zu setzten aber jemand sollte das endlich mal machen!
 

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