Analyse

Benzema auf Ronaldos Spuren: Plötzlich Killer

Karim Benzema entwickelt sich mehr und mehr zur königlichen Lebensversicherung. Auch wenn die Bindung zum Spiel in den letzten Wochen ein wenig leidet, präsentiert sich der Franzose aktuell als absoluter Killer vor dem Tor. Genau das braucht Real Madrid.

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Real Madrid's French forward Karim Benzema celebrates after scoring a goal during the Spanish league football match between Sevilla FC and Real Madrid CF at the Ramon Sanchez Pizjuan stadium in Seville on September 22, 2019. (Photo by CRISTINA QUICLER / AFP) (Photo credit should read CRISTINA QUICLER/AFP/Getty Images)
Karim Benzema hat einen Lauf – Foto: Cristina Quicler/AFP/Getty Images

Benzema erzielte 15 der letzten 31 Real-Treffer

SEVILLA. Ein schneller Antritt Richtung kurzer Pfosten. Ein abrupter Richtungswechsel. Vier, fünf Schritte rückwärts. Ein perfekt getimeter Kopfball gegen die Laufrichtung des Torwarts. Tor, 1:0! Karim Benzema hat gegen den FC Sevilla mal wieder das getan, was er in letzter Zeit ziemlich häufig tut: Einen Treffer erzielt – und darüber hinaus noch die Partie zugunsten seiner Farben entschieden. Nach fünf Liga-Spieltagen steht der Franzose nun bei starken fünf Toren und führt gemeinsam mit Villarreals Gerard Moreno die LaLiga-Torschützenliste an. Saisonübergreifend zeichnet sich Reals Nummer 9 in den vergangenen 20 Spielen sogar für sage und schreibe 15 der insgesamt 31 Real-Treffer (48 Prozent) verantwortlich. „Big Benz“ hat sich still und heimlich zu Reals Lebensversicherung gemausert – und entwickelt sich mehr und mehr zu dem Killer, den man seit dem Abgang von Cristiano Ronaldo so schmerzlich vermisst.

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SEVILLE, SPAIN - SEPTEMBER 22: Casemiro of Real Madrid CF duels for the ball with Fernando Reges of Sevilla FC during the Liga match between Sevilla FC and Real Madrid CF at Estadio Ramon Sanchez Pizjuan on September 22, 2019 in Seville, Spain. (Photo by Aitor Alcalde/Getty Images)

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Benzema hat seinen Spielstil angepasst

Wurde Reals dritter Kapitän Anfang des Jahres noch ein wenig belächelt, als er in einem Interview mit FRANCE FOOTBALL davon sprach, nach Ronaldos Weggang nun endgültig aus dessen Schatten treten und sich nun zum unumstrittenen Sturmführer des königlichen Star-Ensembles aufschwingen zu wollen, sind die Kritiker in dieser Hinsicht längst verstummt. Zu beständig liefert der Franzose mittlerweile ab, zu viele (wichtige) Tore erzielte der 31-Jährige in den letzten Monaten. Dass er in der vergangenen Spielzeit sowohl seine zweitbeste Saison hinsichtlich eigener Treffer als auch der Scorerpunkte hinlegte, ging in Anbetracht von Reals Katastrophenjahr leider ein wenig unter.

Doch auch wenn die kollektiven Probleme der Blancos letztlich zu groß waren, zeichnete sich besonders gegen Ende der vergangenen Spielzeit bereits ab, was nun nahtlos seine Fortsetzung zu finden scheint. Benzema mausert sich mehr und mehr zum Knipser, der genau dann zur Stelle ist, wenn sein Team ihn benötigt. Auch wenn direkte Vergleiche nicht immer zielführend sind und aufgrund der unterschiedlichen Arten von Spielertypen, die beide Akteure repräsentierten, auch nur bedingt funktioniert, wandelt der Franzose aktuell in gewisser Weise tatsächlich auf den Spuren Ronaldos.

Was nämlich in den letzten Liga-Partien besonders auffiel: Benzema partizipierte weitaus weniger als gewohnt am Spiel, lauerte stattdessen geduldig auf seine Chancen, um dann im entscheidenden Moment – anders als vielleicht so manches Mal die Jahre zuvor – eiskalt zuzuschlagen. War der frühere Lyon-Akteur in den vergangenen Jahren eher der Verbindungs- statt Abschlussspieler, der die Angriffsmaschinerie rund um Zielspieler Ronaldo durch sein cleveres taktisches Verhalten und seine technische Extraklasse am Laufen hielt, hat sich das Aufgabengebiet Benzemas wieder merklich Richtung gegnerischem Strafraum verschoben. Da man nun auch wieder über die entsprechenden Spielertypen verfügt, fallen die kreativen Aufgaben im Spielaufbau eher in die Hände von James Rodríguez oder Eden Hazard.

Real Madrid Trikot

Und auch wenn es vielleicht so wirkt, dass Benzema nicht mehr die große Bindung zum Spiel besitzt wie noch in den Jahren zuvor, scheint genau dies gewollt. Kommt „Benzy“ aktuell in Abschlusspositionen, wird es nämlich brandgefährlich. Sowohl die Qualität der Abschlüsse als auch die Ausbeute haben zugenommen. Dass darunter möglicherweise die spielerische Anbindung ein wenig leidet, ist bei dem aktuellen Output mehr als zu verkraften. Eine offensichtliche Parallele zu CR7, der seinen Spielstil über die Jahre hinweg ebenfalls adaptierte und sich die ein oder andere spielerische „Auszeit“ während einer Partie herausnahm, um letztlich im entscheidenden Moment zur Stelle zu sein.

Zidanes Real benötigt einen Killer

Genau einen solchen Killer benötigt Zidanes Real Madrid. Genau zu ebendiesem mausert sich die Nummer 9 aktuell. Auch wenn es natürlich abzuwarten gilt, inwieweit die Madrilenen die Vorstellung in Sevilla in den nächsten Wochen und Monaten bestätigen können, war der Auftritt im Pizjuán möglicherweise ein Vorgeschmack darauf, worauf man sich von den Königlichen in dieser Saison noch freuen darf. Haben Spieler wie Hazard oder James erst einmal ihren Rhythmus gefunden, wird auch ein Benzema noch mehr profitieren – und hoffentlich noch öfters als Killer in Erscheinung treten, als er es aktuell ohnehin schon tut.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Dieser Artikel ist ja fast schon Majestätsbeleidigung, in meinen Augen. Einen Jahrtausendmann und Genie des Fußballs wie Cristiano mit Benzema zu vergleichen ist wie einen Ferrari mit einem Fiat zu vergleichen ((c) Zlatan).

Benzema hat nicht das Geringste mit Cristiano gemein. Cristiano hat ein komplettes Jahrzent lang die Tore der iberischen Halbinsel und darüber hinaus, völlig unabhängig von Rang und Klasse seiner Opfer, kaputt geschossen und Jahr für Jahr mit 50 + X Toren (meist noch gekrönt durch mindestens 20 Assists) aufgewartet. Benzema hingegen hat sich im Wesentlichen in seinem und Bales Windschatten hochgezogen.
Der Fussball ist wunderschön und doch so grässlich zugleich, denn auf der einen Seite bringt er hervorragende Sportler wie Cristiano Ronaldo oder Karim Benzema hervor, auf der anderen Seite Leute wie dich.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Benz als Knipser ist natürlich wichtig. Mehr Sinn macht er aber wenn er Tor gefährliche Winger neben sich hat. Wie firmino mit Salah und Mane z.B.
 
Der Fussball ist wunderschön und doch so grässlich zugleich, denn auf der einen Seite bringt er hervorragende Sportler wie Cristiano Ronaldo oder Karim Benzema hervor, auf der anderen Seite auch Leute wie dich.

Unabhängig davon auf wen das zielt. Die Poesie in deinen Worten und die anschließende konträre Pointe, haben mir ein schmutziges Lachen abgerungen. :D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wir verstehen was du sagen willst und ich glaube der Madridismo sieht das genau so aber im Artikel wurde in keinster Weise ein Vergleich gezogen, Yannick hat nur hervorgehoben dass:

Big Benz“ hat sich still und heimlich zu Reals Lebensversicherung gemausert – und entwickelt sich mehr und mehr zu dem Killer, den man seit dem Abgang von Cristiano Ronaldo so schmerzlich vermisst.

Ist das nicht so? Bale Hazard und James können auch noch ne Schippe zulegen dann kann man das Vakuum das King CR7 hinterlassen hat langsam wieder ausgleichen.. aber nicht ersetzen.. ;-)

Ein kleiner Rat von mir: die Galacticos sind Geschichte, die Königlichen um CR7 genau so, die Zeit und das Leben stehen nicht still, komm mal darauf klar, deine Schwarzmalerei ist ja nicht zum aushalten und erinnert mich immer an einen frustrierten Jugendlichen..


Dieser Artikel ist ja fast schon Majestätsbeleidigung, in meinen Augen. Einen Jahrtausendmann und Genie des Fußballs wie Cristiano mit Benzema zu vergleichen ist wie einen Ferrari mit einem Fiat zu vergleichen ((c) Zlatan).

Benzema hat nicht das Geringste mit Cristiano gemein. Cristiano hat ein komplettes Jahrzent lang die Tore der iberischen Halbinsel und darüber hinaus, völlig unabhängig von Rang und Klasse seiner Opfer, kaputt geschossen und Jahr für Jahr mit 50 + X Toren (meist noch gekrönt durch mindestens 20 Assists) aufgewartet. Benzema hingegen hat sich im Wesentlichen in seinem und Bales Windschatten hochgezogen.
 

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