
LaLiga: Fan-Rückkehr in alle Stadien geplant
MADRID. Erinnern sich die Profis von Real Madrid eigentlich noch an das Estadio Santiago Bernabéu? 15 Monate ist es inzwischen her, dass sie den pompösen Fußballtempel am Paseo de la Castellana betreten und in ihm Fußball gespielt haben. Der Rest ist bekannt: Coronavirus-Pandemie, Saison-Unterbrechung, Saison-Wiederaufnahme ohne Zuschauer auf den Tribünen und der daher vollzogene Umzug in das kleine Estadio Alfredo Di Stéfano auf dem Trainingsgelände, um den Bernabéu-Umbau nicht unnötigerweise zu stören.
Weil sich die COVID-19-Situation auch in Spanien und Madrid im Laufe der vergangenen Woche und Monate deutlich entspannt hat, sollen in der neuen Saison bestenfalls alle Partien wieder mit Publikum auf den Tribünen stattfinden – ab wann genau und mit welcher prozentualen Auslastung, bleibt noch abzuwarten. Für Real tut sich damit jedoch ein Problem auf: Das Bernabéu wird unmöglich zum geplanten Saisonstart in der Primera División Mitte August spielbereit sein. Dafür genügt aktuell allein ein Blick in den Innenraum.
Bernabéu meilenweit vom Fußball-Comeback entfernt
Die untersten Ränge sind bis auf wenige Stellen inexistent. Es besteht keine reguläre Verbindung zwischen Kabinenbereich und Spielfeld. Es besteht nicht mal ein Spielfeld. Auf der eigentlichen Rasenfläche, die komplett uneben ist, befinden sich viel Sand, etliche Kräne und sonstige Geräte, die dem Umbau dienen. Vor der Westtribüne entstand derweil unlängst eine Grube, die noch tiefer werden wird. Hier wird an der Errichtung des unterirdischen Lagers für den zukünftig ein- und ausfahrbaren Fußballplatz gearbeitet.
— Real Madrid C.F. (@realmadrid) June 7, 2021
Eine einzige Baustelle ist das Bernabéu auch von außen betrachtet, sodass sich schon hier wichtige Fragen stellen: Wo kann es überhaupt zumutbare Eingänge für Zuschauer, Journalisten, Fernsehteams und die Mannschaften geben? Wo können TV-Sender ihre Übertragungswagen platzieren? Pressesaal und Interview-Zone wurden übrigens ebenfalls dem Erdboden gleichgemacht. Kurzum: Reals Stadion ist aktuell meilenweit davon entfernt, sein Fußball-Comeback zu feiern. Es befindet sich in einem Zustand, der selbst innerhalb von zwei Monaten kaum signifikant zu verändern ist.
Real Madrid braucht dringend Ticketeinnahmen
Wie die Sportzeitung MARCA berichtet, hat sich im Klub daher der Gedanke verbreitet, bei Stadtrivale Atlético anzufragen, seine Heimspiele in der kommenden Spielzeit mit Blick auf die Fan-Rückkehr vorübergehend im Estadio Wanda Metropolitano auszutragen. Dieses bietet knapp 70.000 Menschen Platz. Selbst im Falle einer nur 30-prozentigen Auslastung könnte Real dort mit etwas über 20.000 Besuchern rechnen. Die seit über einem Jahr fehlenden Ticketeinnahmen tun den Blancos wirtschaftlich besonders weh. Im Einnahme-Mix macht dieser Posten immerhin 25 Prozent aus. Das Di Stéfano, in dem Real seit einem Jahr seine Heimspiele bestreitet, kann insgesamt lediglich 6.000 Personen beherbergen.

Dass die Merengues bald tatsächlich regelmäßig als Heimteam im Metropolitano auflaufen, ist aufgrund aller Umstände gar kein so unrealistisches Szenario. Hinzu kommt, dass ihnen das Stadion von Atlético trotz der Rivalität ja auch schon angeboten wurde. „Wir werden Real Madrid zur Verfügung stehen. Niemand soll daran zweifeln“, gab Präsident Enrique Cerezo vor exakt einem Jahr zu verstehen. Real lehnte dankend ab, weil ein Umzug dorthin aufgrund der Geisterspiele schlicht nicht nötig war und das Di Stéfano deswegen genügte.
Ändert sich das demnächst? Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht, denn Medienberichten zufolge möchten die Merengues den Liga-Verband LFP darum bitten, die ersten drei Spieltage allesamt auswärts zu absolvieren, um dann nach der ersten Länderspiel-Unterbrechung gegen Ende September in das Bernabéu zurückzukehren.
Community-Beiträge