
Die Ausgangslage
- Endlich wieder Champions-League-Finale! Wobei es bei Real Madrid noch gar nicht lange her ist: 2022 stand Trainer Carlo Ancelotti mit seinem Ensemble letztmals im Endspiel der Königsklasse, mit einem 1:0-Sieg gegen den FC Liverpool gab es in Paris „La Decimocuarta“, den 14. Europapokal-Titel. Diesmal heißt der Gegner Borussia Dortmund, der Endspielort lautet London. Am Samstagabend (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und und im TV) steigt in Wembley – im jetzt achtfachen Rekordfinalstadion ist es Reals erstes Finale – der Kracher zwischen den Königlichen und dem BVB, die Madrilenen gelten nicht zuletzt aufgrund ihres Status als Rekordsieger und jetzt 18-facher Rekordfinalist als Favorit. Wobei sich die Blancos gegen den Bundesligisten in der jüngeren Vergangenheit nicht immer leicht taten. 2013 scheiterte José Mourinho seinerzeit als Real-Trainer im Champions-League-Halbfinale an den Westfalen, das letzte Aufeinandertreffen der beiden Klubs gab es in der Gruppenphase der Saison 2017/18. Zinédine Zidane, der damals noch als Coach das Sagen hatte, gewann mit seiner Mannschaft beide Spiele. Ein Erfolg gegen die Dortmunder wäre für Ancelotti etwas Besonderes: Der Italiener hat als Spieler zweimal und als Trainer schon viermal den Henkelpott gewonnen. Bereits jetzt ist der 64-Jährige unter den Fußballlehrern Rekordhalter, er könnte seine Bestmarke weiter ausbauen. Was (aus deutscher Sicht) aber einen noch emotionaleren Wert hat: Das Endspiel in Wembley wird Toni Kroos’ letzter Einsatz als Profi von Real Madrid sein. Der 34-jährige Mittelfeldspieler beendet nach der Europameisterschaft im Sommer seine Karriere, in seinem 465. und letztem Pflichtspiel als Blanco besitzt er die Aussicht, mit seinem insgesamt sechsten Champions-League-Titel (fünf mit Real Madrid) abzutreten – das wäre Rekord. Für Jude Bellingham hätte ein Triumph über seinen Ex-Klub dagegen seinen ersten CL-Titel zur Folge. Der 20-jährige Engländer wechselte erst im vergangenen Sommer für über 103 Millionen Euro von Dortmund nach Madrid, ausgerechnet in Wembley kommt es nun zum Wiedersehen. Für Real Madrid wäre der Henkelpott der dritte Titel der Saison: die Supercopa de España und LaLiga wurden bereits gewonnen.
Der Gegner
- Borussia Dortmund im Champions-League-Finale! Wer hätte das zu Saisonbeginn gedacht? Als den Schwarzgelben Paris Saint-Germain, AC Mailand und Newcastle United in der Gruppe zugelost wurde, war von der „Todesgruppe F“ die Rede. Nicht wenige gingen davon aus, dass der BVB den Einzug in die K.o.-Phase verpassen würde. Doch stattdessen setzte sich Trainer Edin Terzić mit seiner Mannschaft eindrucksvoll als Gruppenerster durch. Auf dem Weg ins Endspiel räumten die Dortmunder anschließend die PSV Eindhoven, Atlético Madrid und letztlich sogar PSG aus dem Weg. Verdient haben sich die Westfalen die Finalteilnahme allemal, das merkte jüngst auch Ancelotti an. Dennoch mutet die Saison des BVB kurios an: In der Endtabelle der Bundesliga landete man nämlich nur auf dem fünften Platz, die Königsklassen-Teilnahme hat man aber in der Tasche; im DFB-Pokal war derweil bereits im Achtelfinale Schluss. Mit einem möglichen Sieg gegen Real Madrid könnten die Borussen die Spielzeit beileibe trotzdem krönen. Ob das gelingt? Der BVB geht als Außenseiter ins Duell, hat in Wembley aber noch eine Rechnung offen. Als die Dortmunder letztmals im CL-Finale standen, fand dieses ebenfalls in London statt – doch 2013 verlor man unter dem damaligen Trainer Jürgen Klopp 1:2 gegen den FC Bayern München. Klopp, der jüngst einen emotionalen Abschied vom FC Liverpool feierte, wird als Unterstützer in Wembley vor Ort sein und Terzić und dessen Spieler anfeuern. Terzić war 2013 übrigens als Fan in Wembley dabei, nun steht er an der Seitenlinie und könnte nach dem DFB-Pokal 2021 seinen zweiten Titel als Cheftrainer gewinnen. Der 41-jährige Übungsleiter startete beim BVB einst als Co-Trainer in der Jugend. Einer seiner damaligen Spieler: Antonio Rüdiger. Auflaufen könnten die Dortmunder wie bereits im Halbfinale gegen Paris. Ob Marco Reus noch zu seinem allerletzten BVB-Einsatz kommen wird? Der Angreifer verlängert seinen auslaufenden Vertrag nicht, der Henkelpott wäre für den 35-Jährigen, der in seiner Karriere durchaus vom (Verletzungs-)Pech verfolgt wurde, ein denkwürdiges Abschiedsgeschenk.
Voraussichtliche Startelf: Kobel – Ryerson, Hummels, Schlotterbeck, Maatsen – Sabitzer, Can – Sancho, Brandt, Adeyemi – Füllkrug.
Personelles und voraussichtliche Aufstellung
- Real Madrid nominierte alle Profis für den Kader des Endspiels – wenngleich klar ist: Nicht jeder ist einsatzbereit, zudem steht Andriy Lunin nur theoretisch im Aufgebot gegen Borussia Dortmund. Nach seinem Fieber und der möglichen Ansteckungsgefahr reist der ukrainische Torhüter nach. Wie die Blancos bekannt gaben, wird das nicht am Freitag der Fall sein, um noch im Abschlusstraining dabei zu sein, sondern erst am Samstag. Bedeutet: Mehr als ein Bankplatz ist für den Ukrainer nicht drin. Ohnehin führt an einem Startelfeinsatz von Thibaut Courtois wohl kein Weg vorbei. Während Lunin noch in Madrid blieb, zählten die verletzten David Alaba (Reha nach Kreuzbandriss) und Aurélien Tchouaméni (Stressverletzung) zum Tross, der sich am Donnerstag auf den Weg nach London begab. Zur mentalen Unterstützung wird das Duo benötigt und darf generell zum Saisonabschluss nicht fehlen. Unterdessen sind auch zwei Canteranos in England dabei, aber nur einer könnte eingesetzt werden. Nur Mario Martín, der 20-jährige defensive Mittelfeldspieler der Castilla, ist spielberechtigt, wohingegen Jeremy de León, der 20 Jahre alte Winterneuzugang der Castilla, nicht registriert ist, in der K.-o.-Runde aber immerhin schon regelmäßig in den Trainingseinheiten mitwirken durfte. Überraschungen sind indes in der Startelf keine zu erwarten, sodass Eduardo Camavinga im Mittelfeld den verletzten Tchouaméni ersetzt und Kapitän Nacho Fernández in seinem womöglich ebenfalls letztem Spiel für Real Madrid neben Antonio Rüdiger verteidigt. Halbfinalheld Joselu, der vor zwei Jahren noch als Fan in Paris dabei war, wird indes wieder auf der Bank auf seine Chance lauern.
- Verletzt: David Alaba (Reha nach Kreuzbandriss) und Aurélien Tchouaméni (Stressverletzung)

Die Stimmen zum Spiel
Carlo Ancelotti (Cheftrainer Real Madrid): „Wir hatten genug Zeit, dieses Spiel vorzubereiten. Das Team ist voll konzentriert und gut vorbereitet. Die Stimmung in der Kabine, ist wie sie vor so einem Spiel sein sollte. Der Respekt vor dem Gegner ist groß, so wie es sein sollte. Hoffentlich geht es gut aus.“
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Edin Terzić (Cheftrainer Borussia Dortmund): „Wir sind noch nicht zu 100 Prozent glücklich. Natürlich sind wir zufrieden damit, ins Finale eingezogen zu sein, aber ein Finale spielt man nicht, sondern ein Finale gewinnt man. Um die Champions League zu gewinnen, führt der Weg dieses Jahr über das Wembley gegen Real Madrid zum Titel. Unser klares Ziel ist es natürlich dann auch, den Pokal in den Händen zu halten.”
Statistiken und Besonderes
- GESAMTBILANZ: Real Madrid und Borussia Dortmund standen sich bislang in 14 Pflichtspielen gegenüber, wobei alle Duelle in der Champions League respektive in deren Zwischenrunde stattfanden. Die Bilanz spricht dabei für die Königlichen, die sechsmal als Sieger vom Feld gingen. Während fünf Aufeinandertreffen unentschieden endeten, siegte der BVB dreimal. Torbilanz: 24 zu 19 aus Sicht der Blancos. Bei den drei K.o.-Runden gingen zwei an die Blancos (1998 und 2014), wohingegen 2013 der BVB weiter kam.
- DER KREIS SCHLIESST SICH: Weil Mats Hummels und Marco Reus beide im Champions-League-Finale 2013 spielten, wäre ein Einsatz von Hummels oder Reus die längste Spanne zwischen zwei Endspielteilnahmen (elf Jahre) in der Champions League beziehungsweise im Europapokal der Landesmeister seit Gianluigi Buffon (zwölf Jahre, 2003 bis 2015) und die zweitlängste eines Feldspielers überhaupt, nach Lothar Matthäus (zwölf Jahre, 1987 bis 1999). Toni Kroos konnte 2013 übrigens aufgrund eines Muskelbündelrisses nicht für den FC Bayern München auf dem Rasen stehen, Anteil am Titel hatte er dennoch. Dafür stand Alaba beim Wembley-Erfolg 2013 auf dem Rasen.
- MÖGLICHER AUFSTIEG IN DEN SECHSER-KLUB: Mit einem Triumph über Borussia Dortmund stünden Nacho Fernández, Luka Modrić, Toni Kroos und Daniel Carvajal bei jeweils sechs Europapokal-Titeln. Seit 1966 gab es keinen, der da ran kommen konnte. Sollte Real Madrid in Wembley siegen, müsste Francisco „Paco“ Gento seinen ersten Platz im Olymp also teilen. Für Nacho und Modrić wäre es sogar der insgesamt 26. Titel mit Real – niemand gewann mehr in Reals Historie, und Nacho wird wohl auch nicht mehr gewinnsen, da er im Gegensatz zum Kroaten seinen Vertrag wohl nicht verlängern wird.
- DAVID GEGEN GOLIATH: Real Madrid steht zum 18. Mal in einem Finale der Königsklasse, schon im Vorfeld halten die Madrilenen mit 17 Teilnahmen den Rekord. In 14 dieser 17 Endspielen stemmten die Merengues den Henkelpott in die Höhe. Sollten sich die Königlichen „La Decimoquinta“ schnappen, hätten sie den renommiertesten Titel im Klubfußball mehr als doppelt so oft gewonnen wie jede andere Mannschaft; die AC Mailand folgt mit sieben. Borussia Dortmund steht derweil erst zum dritten Mal im Champions-League-Finale: 1997 besiegte der BVB in München Juventus, 2013 scheiterten die Westfalen in London am FC Bayern. Das Aufeinandertreffen mit Real Madrid wird das erste Champions-League-Endspiel zwischen einer deutschen und spanischen Mannschaft seit dem Finale 2002 sein. Damals besiegte Real Madrid in Glasgow Bayer Leverkusen mit 2:1 – Reals damals zweiter deutscher Gegner in einem Finale nach Frankfurt 1960 (7:3).
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