Interview

Cañizares besorgt: „Die Dinge mit Iker laufen aus dem Ruder“

Die Personalie Iker Casillas spaltet den Madridismo: die einen fordern seinen Abgang, die anderen hoffen, dass die Vereins-Ikone um jeden Preis bleibt. Für Santiago Cañizares ist die derzeitige Situation rund um den Kapitän gefährlich, da teils jegliches Maß an Objektivität verloren zu gehen scheint und die Dinge außer Kontrolle gerieten. Doch eines sei sicher: egal, wie die Situation auch ende, Casillas würde seinen Weg finden.

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Iker Casillas (l.) und Santiago Cañizares liefen gemeinsam für Spanien auf

„Es ist schwer, ein objektives Urteil zu fällen“

MADRID. Die Vorstellung, dass Iker Casillas zur kommenden Saison ein Trikot trägt, welches nicht das Wappen von Real Madrid ziert, scheint noch immer bizarr und schwer vorstellbar. Doch die Anzeichen, dass das Undenkbare eintritt, verdichten sich und ein Abschied der Madrider Vereinslegende scheint so nah wie nie zuvor. Die Personalie Casillas spaltet mittlerweile gar die Fanlandschaft und polarisiert. So manchen geht dabei allerdings nach nötige Maß an Nüchternheit und Objektivität verloren, findet Spaniens Torwart-Ikone Santiago Cañizares:  „Wir sind nicht das beste Land, wenn es um den Rückzug von Idolen geht. Bei Iker verliert man den Verstand, die Dinge laufen aus dem Ruder. Es ist schwer, ein objektives Urteil über seine Leistungen zu fällen. Iker ist so großartig, so wichtig, dass ein Teil ihn sofort draußen sehen will, wenn sie ein Tor kassieren… und der der andere Teil sagt, dass jede Parade von ihm eine Weltklasseparade sei. Die Figur Iker Casillas schränkt Real Madrid ein, aber es ist nicht seine Schuld. Es ist nicht einfach, ein Team für Iker zu finden“, so die deutliche Meinung des Kult-Keepers am Rande der Präsentation seines Buches „Papá“.

Dass es überhaupt so weit gekommen sei, liege wohl in den früheren überragenden Leistungen begründet, an die die der 34-Jährige mittlerweile nicht mehr gänzlich anzuknüpfen vermag. Vermutlich setze sich der Kapitän der Blancos deshalb zu sehr unter Druck: „Es gefällt mir nicht, ihn in dieser Situation zu sehen, das erscheint mir nicht gerecht. Ich empfinde Bewunderung für ihn. Man kann ihm nur vorwerfen, dass er zu gut gespielt hat und als er dies nicht mehr tat, verrante er sich in den Fehlern… Du willst einfach immer so weitermachen. Wir sind ungerecht, weil wir vergessen, was passiert ist. Wenn er zurücktritt, wird man wertschätzen, was er getan hat.

„Du trittst nicht zurück, sie werfen dich weg“

Gleichzeitig fühlte sich der frühere Nationaltorwart Spaniens an das Ende seiner Karriere erinnert. Auch Cañizares musste relativ schmerzlos seinen Posten im Tor des FC Valencia räumen und wurde von Trainer Ronald Koeman aus dem Kader gestrichen. Nach Koemans Entlassung kehrte Cañizares zwar ins Team zurück, konnte sich jedoch nicht mehr als Stammtorhüter durchsetzen. Allerdings habe er seinen Weg gefunden, damit umzugehen: „Aus dem Fußball ziehst du dich nicht zurück, sie werfen dich weg. Das passierte mir auch. Es ist nicht einfach damit umzugehen. Mir half es viel, dass ich mich verliebte.

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Sollte Casillas’ Zeit nach 16 Jahren in Madrid tatsächlich abgelaufen sein, ist sich der 46-Jährige jedoch sicher, dass dieser auch außerhalb seiner Heimatstadt erfolgreich sein werde: „Es ist klar, dass er nicht seinen besten Moment durchlebt, aber das ist ganz natürlich, damit muss man sich abfinden. Wenn er in Madrid nicht sein Glück findet, findet er es woanders.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

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