Hat er damals ganz geschickt gemacht. Seine Kapitalkraft wird ihn noch lange an das Amt binden. Zumindest solange, wie er Bock hat.
Und genau das ist das Problem. Er macht worauf er Bock hat, unabhängig von irgendwas.
Ich bin ja als Perez Kritiker bekannt. Und ich will ihm nicht alles in die Schuhe schieben, er hat sehr viel für diesen Verein getan, darunter viel Positives. Dafür respektiere und danke ich ihm. Aber ich habe Mühe damit, dass er bei den grossen Kritik und Erneuerungs Debatten oft ausgeklammert wird. Letztendlich ist er der Big Boss in diesem Verein und beeinflusst viele Dinge, direkt und indirekt, positiv wie negativ. Er kann am meisten bewirken. Wenn wir wirklich langfristig und nachhaltig etwas verändern wollen, warum klammern wir dann den vielleicht grössten Machtfaktor, der mMn oft nötigen Vortschritt verhindert, permament aus? Wir können noch 100 neue Trainer verpflichten und 100 neue Spieler verkaufen, die Grundprobleme bleiben die gleichen.
Perez ist ein Machtmensch, der gerne alles in der Hans hält und sich nur ungern dreinreden lässt. Ist an sich nicht falsch, aber es wird gefährlich, wenn man zuviel Macht hat und/oder Entscheidungen nach persönlichen Vorlieben und weniger danach fällt, was den Verein weiter bringt. Schaut man sich Perez Karriere an, fällt eines besonders auf. Er muss immer das letzte Wort haben. Er entscheided Dinge, wie sie ihm gefallen, über alles und alle anderen hinweg. Er arbeitet gerne mit Leuten, die möglichst nicht aufmüpfen und seine Ansichten umsetzen. Bei Misserfolg kann man ihnen einfach die Schuld zuschieben und sie entlassen. Kritische Stimmen werden früher oder später eliminiert. Das kann vorteilhaft sein für den Verein, oft aber auch nachteilhaft.
Jetzt mal ganz ehrlich, wann hat Perez zuletzt eine Entscheidung getroffen, die ihm persönlich misfallen ist, aber den Verein langfristig weitergebracht hat? In meinen Augen war es Mou 2010. Damals hatte er schlichtweg keine Wahl mehr, weil der Druck so gross wurde, und er gab Mou wohl eher zähneknirschend die totale Macht, die er verlangte. Das ging 3 Jahre gut, bis Mou von sich aus ging. Seither fällt er Entscheidungen mMn wieder vorwiegend nach seinen Wünschen. Carlo ist ein starker Trainer und hat das Team weitergebracht, aber am Ende war auch er ein Wohlfühltrainer, er hat die Kontroversen Transfers von Bale und James und Di Marias unrühmlicher Abgang hingenommen und wurde beim ersten Gegenwind entlassen. Rafa war ein Madridista mit Ideen, die jedoch keiner Ernst nahm, und wurde auch schnell wieder gegangen. Zidanes Beförderung damals war ein grosses Risiko. Im Nachhinein wars ein Glücksgriff, hätte aber böse enden können. Zidanes Rücktritt, wohl auch wegen Bale, traf ihn unvorbereitet, er hätte die Chance auf Conte oder Poche gehabt, holte aber Lope als noch eher ein Grünschnabel. CR und Bale kann man nicht direkt in Verbindung setzen, aber ich finde es sinnbildlich, wie man bei CR nicht mal versucht hat, ihn zu einem Verbleib zu überreden und auch keinen Ersatz holte, während man Bale um jeden Preis halten wollte. Ja keine Veränderung, ja keine Nachteile für die CL Helden, nur kritische Stimme werden gegangen. Lope wurde bald wieder gegangen, Conte stellte Forderungen, Perez setzte lieber auf Solari in der Hoffnung auf Zidane 2.0. Das ging nicht auf und man holte schon fast aus Verzweiflung das Original zurück. Bisher kann man fast meinen, dass es kam wie es kommen musste.
Man kann Perez logischerweise nicht alles anhängen und ein neuer Präsident wird aleine auch nicht alles ändern. Aber ich finde Perez' Rolle in der ganzen Geschichte wird zu oft ausgeblendet oder schöngeredet. Seit 3-4 Jahren herrscht in diesem Verein so ne Art Wohlfahrts und Paradiesstimmung. Trainer werden nach ihrer Verbindung zu Madrid und wie handlich ihr Charakter ist ausgesucht, und nicht danach was der Verein braucht. Transfers werden möglichst so getätigt, dass sie die CL Helden nicht bedrängen, nicht danach wo Bedarf herrscht. In Ungnade gefallene Spieler werden aussotiert und Kritiker verstummt. Zwischen eigener Wahrnehmung und Wünschen sowie Realität liegen meilenweit auseinander. Das ist mMn das Grundsatzproblem, und solange dieses nicht behoben wird, bringen auch weitere 100 neue Trainer und Spieler langfristig nichts. Perez hat diesen Zustand zu nicht kleinen Teilen mitgeformt, und er ist der einzige, der aktuell die Macht hat, ihn wieder aufzubrechen.
Alternativen sind tatsächlich schwierig zu finden, aber Nadal wäre z.B. ein Versuch wert, dann würde zumindest der Verein wieder ins Zentrum rücken. Ansonsten muss Perez über seinen eigenen Schatten springen und wieder einen Trainer holen, der einen Namen, klare Ideen und Eier hat, auch wenn es jemand ausserhalb von Madrid ist, er Macht abtreten muss und die CL Helden aussotiert werden. Wenn sich das nicht ändert, wer kommt dann mit den gegeben Kriterien nach Zidane? Raul? Guti? Xabi Alonso? Solari zurück? Realistisch gesehen hat keiner von ihnen die nötige Erfahrung und den Namen für den benötigten Umbruch, und es wäre schade, sie alle so zu verheizen, gerade bei Guti und Xabi habe ich grosse Erwartungen, aber sie müssen wachsen und Erfahrungen machen. Perez hat es also in der Hand, so wie er es gerne hat, aber er steht sich momentan selber im Weg.
Just my 2C.