Mich kotzt es mittlerweile regelrecht an, dass das Ganze immer zu einer Grundsatzdiskussion darüber, ob man nun ein richtiger Madridista ist, nie zufrieden sein kann, eine Minderheit ist oder was auch immer hochstirilisiert und dann mit Totschagargumenten kleingeredet versucht wird, anstatt dass man mal auf konstruktive Kritik eingehen würde, oder anzuerkennen, das vieles schlichtweg viel komplexer und mit Nuancen versehen ist, als man es vielleicht lieber hätte.
Perez ist keine unfehlbare Halbgottheit, kein Mensch ist das, und insofern sind auch solche Personenkulte kompletter Quatsch. Das heisst im Umkehrschluss nicht, dass er gar nichts kann oder für Verein getan hat, das zu behaupten wäre genauso Blödsinn, wie dass er alleine für sämtliche Erfolge verantworlich und unfehlbar wäre.
Perez ist der 2 wichtigste und beste Präsident in der Geschichte dieses Klubs. Bernabeu ist aus meiner Sicht unerreichbar, aber Perez hat einen am Ende der 90er strauchelnden Klub wirtschaftlich äussert und sportlich über weite Strecken erfolgreich ins neue Jahrtausend gebracht und die Legacy von Real so erfolgreich fortgeführt. Finanziell ist er auf Grund seiner jahrzehnte lagen Erfahrung als Baumogul mit allen Wassern gewaschen und weiss, was er macht. Und hat den Verein damit durch schwierige Phasen geführt und steht heute auf sehr guten Beinen, und hat die finanziellen Grundlagen für die sportlichen Erfolge geschaffen, das kann ihm keiner nehmen.
Auf sportlicher Seite sind wir tendenziell erfolgreicher, wenn er sich auf seine Stärken beschränkt und die entsprechenden Fachgebiete entsprechenden Fachpersonen überlässt. Die Galactico Philosophie war wirtschaftlich top und hat für viel aufsehen gesorgt, aber ist sportlich langfristig klar gescheitert. Mou hat den Grunstein für das erfolgreiche letzte Jahrzehnt gelegt, Carlo, Zidane und nochmal Carlo die Früchte geerntet, meistens mit der vollen Unterstützung Perez'. Daher ist für mich das Verdikt relativ klar, Perez als Präsident und Wirtschaftsfachmann, absolut top, Perez als sportlicher Manager, naja.
Und
@Iago Blanco spricht etwas wichtiges an, der Klub setzt sich selber diese Ziele, alle Titel zu gewinnen war das klare Ziel dieser Saison, und letztendlich muss man sich dann halt auch daran messen lassen, und daran was man getan hat, um diese Ziele zu erreichen. Ich würde sogar soweit gehen dass diese hohen Ansprüche und streben nach mehr tief in der Klub DNA verankert sind und etwas sind, was sowohl der Verein an sich als auch Bernabeu, Perez über viele Jahre, viele Spieler usw. ausgezeichnet hat und viele Menschen, darunter auch mich, fasziniert und angezogen hat. Eine Meisterschaft, eine CL, ein Top Spieler war bei Real eben nicht genug. Man wollte immer mehr, mehr Meisterschaften, mehr Tospieler, mehr CLs, und hat dafür gekämpft.
Es ist natürlich nicht realistisch, dass man jede Saison jeden Titel gewinnt, und das erwatet auch keiner. Aber, dass man so lange wie möglich darum kämpft und versucht, sein sportliches und finanzielles Potenzial grösstmöglich auszuschöpfen. Und bei Misserfolg halt analysiert, was schiefgelaufen ist, und entsprechende Anpassungen macht. Und diesbezüglich scheint sich in den letzten Jahren doch zumindest eine gewisse Bequemlichkeit und Passivität eingeschlichen zu haben. Nach 5 CL Titeln in 8 Jahren natürlich irgendwo menschlich und verständlich, aber halt auch immer gefährlich, weil man irgendwann nachlässig wird und die Konkurrenz nicht schläft.
Daher vielleicht etwas weniger in Extremen und mehr in Nuancen und Komplexitäten denken. Man kann mit Perez Arbeit die letzten 20 Jahre über weite Strecken zufrieden sein und diese Loben und trotzdem Punkte kritisieren, mit denen man nicht zufrieden ist und die man verbessern könnte. Es wird nur allzugern das Fandasein in Frage gestellt, wenn man zu viel kritisiert/hohe Ansprüche an den Verein hat. Ich stelle die Frage auch gerne mal in die andere Richtung. Seid ihr wirklich 100% zufrieden mit der nationalen Ausbeute in den letzten 10-20 Jahren. Oder dass man schon wieder im März 12 Punkte hinter einem guten, aber keineswegs überragenden Barca zurückliegt? Oder mit dem Fussball, denn wir zuletzt oft gespielt haben? Ist das wirklich der Anspruch, der Real an sich selber und auch wir Fans an den Verein haben sollten?