Meine Damen und Herren, was ist denn hier los? Da wird sich bei einem Interview über die Aussagen eines Ex-Spielers echauffiert, gleichzeitig werden Kommentare vom Stapel gelassen, die ich wohl nicht mal im tiefsten Bayern nach Mitternacht in den Wirtshäusern hören würde. Da wird sich hier gegenseitig der Bauch gepinselt, wie viel besser wir als die "Bauern" und die barcawelt-Fraktion seien, gleichzeitig Beschimpfungen der untersten Schublade. Emotionen schön und gut, ich persönlich habe aber ein etwas anderes Verständnis vom Umgang mit dem Verein und seinen (ehemaligen) Mitgliedern.
Rein inhaltlich:
Meine emotionale Bindung zu Hazard war schon immer etwas niedriger, weil ich nie erwartet habe, dass ein Neuzugang Ronaldo allein schon zu 80% ersetzen kann, geschweige denn komplett. Andererseits fand ich bereits 2018 den Gedanken vollkommen abstrus, einen 50-Tore-Mann durch einen 15-Tore-Mann ersetzen zu wollen. Hazard hatte bei Chelsea durchaus seine Qualitäten, aber auf keinen Fall solche, die es durch den Ronaldo-Abgang zu ersetzen galt.
Die Story scheint einfach. Traum erfüllt, dann Fehlstart, dann Verletzungen, dann Psyche, dann Aufgabe. Wir können selbstverständlich ein "was wäre wenn" spielen - was wäre wenn Hazard sich erst 2022 relevant verletzt hätte? Würden wir ihn dann als schlampiges Genie mit ungenutztem Potenzial betiteln, wie wir es etwa bei Ronaldinho tun? Er mag niemals der motivierteste und arbeitsamste unserer Spieler gewesen sein, aber durch sein Talent musste er es wohl auch nie sein.
In den vier Jahren mit ihm konnten wir 6 Titel gewinnen, er scheint der Mannschaft nicht geschadet zu haben. Finanziell war das eine gravierende Fehlinvestition, die aber bei wirklich jedem Transfer passieren kann. Für uns war er wohl nie wirklich prädestiniert, aufgrund der gesuchten Rolle und seiner Arbeitsmoral, dann kam auch noch viel Pech dazu, das er vorher nicht hatte, gepaart mit dem psychischen KO. Eine traurige Geschichte, ich bin nicht überrascht, dass er ein halbes Jahr nach der Vertragsauflösung nichts sinnvolles dazu beitragen kann, außer oberflächlichen Rechtfertigungen.
Ich wünsche ihm gute Besserung - eine PL-Legende bleibt er, eine Real-Legende wurde er nicht im geringsten. Diesen über-pathetischen Hass, der aus unserem Lager gerne versprüht wird (Grüße an Bale), braucht es aber wirklich nicht. Dafür war er nicht destruktiv genug.