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Xabi Alonso

Garmian

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HERE WE GO!

Was für ein Moment – Xabi Alonso ist (offiziell) zurück bei Real Madrid, diesmal an der Seitenlinie als Cheftrainer!

Als Spieler hat er mit seiner Klasse, Übersicht und Ruhe im Mittelfeld Maßstäbe gesetzt und war Teil einer goldenen Ära. Jetzt kehrt er mit beeindruckender Trainerbilanz zurück ins Bernabéu, um eine neue Geschichte zu schreiben.

Ich möchte diesen Thread nutzen, um Xabi herzlich willkommen zu heißen und ihm alles Gute für diese neue Herausforderung zu wünschen. Wir glauben an dich, Maestro!

Wie seht ihr seine Rückkehr? Was erwartet ihr euch von seiner Amtszeit?

¡Hala Madrid y bienvenido de nuevo, Xabi!


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Anlässlich von Xabis Rückkehr nach Madrid habe ich mich hingesetzt und eine Taktikanalyse für euch geschrieben. Ich hoffe, sie gefällt euch und hilft euch, seine Spielweise ein bisschen besser zu verstehen. Grüße gehen raus an John auf X, dessen Arbeit mich zu dieser Analyse inspiriert hat.





Xabi Alonso: Eine hochstrukturierte Taktikmaschine



Real Madrid betritt eine neue Ära – die Ära der Taktik.

Xabi Alonso ist nicht einfach nur ein Trainer. Er ist ein Systemdenker. Ein Verfechter von schnellem, strukturiertem Fußball. Seine Spielweise hat eine klare Handschrift, und er lebt seine Prinzipien auf dem Platz mit absoluter Konsequenz. Werfen wir einen genauen Blick darauf.


1. Aufbauphase – Struktureller Ballbesitz mit dynamischer Dreierlinie

Die Kernidentität: Schneller Fußball – nicht nur schöner Fußball

Xabi Alonso ist überzeugt: Langsames, risikofreies Spiel tötet den Rhythmus. Sein Fußball lebt von Tempo. Aber nicht von Chaos – sondern von strukturierter Geschwindigkeit. Gemeint ist in erster Linie: Denkgeschwindigkeit.

• Schnelle Passfolgen
• Wenige Ballkontakte
• Vertikales Spiel nach vorne
• Permanente Bewegung
• Kein übermäßiges Dribbling, kein künstliches Verlangsamen

Es geht Alonso nicht um Ballbesitz um des Ballbesitzes willen. Die Formation ist ein Positionsgerüst, das schnelle Angriffe ermöglicht.

Primäre Formation: 3-4-2-1 / 3-2-5 im Aufbau
Ziel: Raumkontrolle über Zentrumsüberladung, asymmetrische Staffelungen & saubere Progression



Die Dreierkette: Risiko gehört zum Plan

Alonso hasst „Alibi-Verteidiger“. Seine Innenverteidiger müssen:
• Mutig nach vorn spielen
• Risiko-Pässe durch Linien spielen
• Pressingresistent sein
• Angriffe gezielt einleiten

Sie sind keine Sicherheitsgarantie – sie sind der erste Angriffsimpuls. Ballspielstarke Innenverteidiger sind Pflicht.
• Die Dreierkette mit Tah (zentral), Tapsoba (rechts) und Hincapié (links) ist die Grundlage des Spielaufbaus. Die Drei sorgen für einen sauberen Spielaufbau.



Die Schienenspieler: Asymmetrie als Waffe

Die Außenverteidiger – Grimaldo (LV) und Frimpong (RV) – Sie ziehen das Spiel auseinander, schieben hoch und breit: Schienenspieler oder Flügelverteidiger in einem 3-2-5.


Trent wird eine zentrale Rolle übernehmen – invertiert wie Grimaldo.
• Rückt beim Aufbau ins Zentrum
• Gibt das Tempo vor mit Kurzpässen
• Sorgt für Überzahl
• Spielt gefährliche Diagonalbälle und Verlagerungen


Auf der linken Seite wird ein klassischer Schienenspieler gebraucht. Gerüchte über eine Verpflichtung laufen – völlig logisch.
• Breite geben
• Ständige Überläufe
• Flankenläufe wie ein Flügelstürmer
• Präzise hohe und flache Hereingaben

Diese Asymmetrie ist gewollt: Eine Seite baut auf, die andere zieht auseinander. Beides dient dem Tempo – und der Struktur.




Mittelfeld = Rhythmusgeber

Direkt nach den Innenverteidigern liegt es am Mittelfeld, das Tempo hochzuhalten.
• Ballannahme unter Druck
• Direkt weiterspielen
• Kein Hängenbleiben – der Ball muss laufen
• Gegner ins Pressing locken – dann die Lücke nutzen

Denn: Wer den Ball zu lange hält, gibt dem Gegner Zeit zur Neuordnung. Wer ihn schnell unter Druck bewegt, bringt ihn aus dem Gleichgewicht.

Das Mittelfeld hat klare Aufgaben:
• Ständiges Scanning
• Ein- bis zwei Kontakte – nicht mehr
• Vertikales Denken in jeder Aktion

• Granit Xhaka und Palacios bilden ein tiefes Doppel-Zentrum, wobei Xhaka als Quarterback agiert – rhythmusbestimmend, vertikal initiierend. Eine Doppelsechs verbindet Defensive und Offensive.

• Die Halbräume sind mit Florian Wirtz (links) und Hofmann/Adli/Tella (rechts) besetzt – sie pendeln situativ im 10er Raum und agieren zwischen den Linien.

• Der Neuner presst, verbindet, läuft in die Tiefe und vollendet




Spielaufbau unter Druck: Risiko als System

Was verrückt klingt, ist Methode: Alonso will, dass der Ball bewusst zu Spielern unter Druck gespielt wird – vor allem in der ersten Aufbauphase. Warum? Druck zieht Gegner an – und öffnet Räume.
• Pässe in den Druck
• Direktes Klatschspiel
• Der freie dritte Spieler nutzt die entstehenden Lücken

So knackt Alonso tiefe Abwehrblöcke: durch Tempo, Bewegung und Dreiecksbildung.

Besonderheiten im Aufbau:
• Alonso nutzt asymmetrische Aufbaubewegungen: Beispiel – Frimpong bleibt extrem breit, Grimaldo rückt invers ein → linke Seite wird zu einem inversen Aufbaukanal.
• Diese Staffelung erzeugt Dreiecke um den Ball, erleichtert Progressionspässe (Third-Man-Kombinationen!) und sichert Restverteidigung durch gestaffelte Absicherung.


Was Xabi Alonso an Spielern nicht ausstehen kann:
• Innenverteidiger, die beim Aufbau zögern
• Zentrale Mittelfeldspieler, die nur Sicherheitsbälle nach hinten oder quer spielen
• Außenspieler, die zu lange am Ball kleben
• Dribbler, die das Tempo herausnehmen

Im Zentrum steht: Momentum. Wer es unterbricht, passt nicht ins System.
Das Mittelfeld: Es muss schnell ticken, nicht lange

Geschwindigkeit bricht Struktur
Xabis zentraler Gedanke: „Wenn du schnell spielst, muss der Gegner schnell reagieren – und verliert seine Ordnung.“

Er setzt auf:
• Schnelle Passmuster
• Dreiecke mit Zug nach vorn
• Spieler, die Gegner binden
• Rückpässe (selten) als Lockmittel – um dann vertikal zu explodieren



2. Zentrumsbesetzung & Überladungen – Das Prinzip der „kontrollierten Invasion“

• Leverkusen will ins Zentrum – aber nur vorbereitet.

Alonso lehrt seine Spieler, zuerst Breite & Tiefe zu schaffen, um dann mit gut getimten Bewegungen das Zentrum zu überladen.

Beispiel:
• Wirtz lässt sich fallen → zieht einen Sechser → öffnet den Kanal
• Gleichzeitig schiebt Grimaldo oder ein Achter in den offenen Raum → diagonaler Steckpass von Xhaka oder Wirtz → Durchbruch
• Diese Überladungen sind oft kurzzeitig, maximal effektiv. Es geht nicht um ständiges Ballbesitzgedröhne – sondern um gezielte Aktionen mit maximaler Wirkung.



3. Flügelspiel & Vertikale Progression – Der “Frimpong-Effekt”

• Der rechte Flügel wird bewusst in Isolation gespielt – Frimpong bekommt oft 1-gegen-1-Situationen.
• Alonso stellt dafür gezielt die Staffelung so ein, dass der rechte Halbraum (Hofmann/Adli/Tella) tiefer spielt, um den Ball auf außen zu lenken.
• Frimpong ist dann der “Raumfresser” – mit extremem Speed, Timing und eins gegen eins Stärke.

Muster:
3rd-Man-Pass:
• Xhaka → Adli → Frimpong im Lauf
• Oder auch: Tah → diagonaler Chip Ball auf Frimpong in den Lauf



4. Gegenpressing & Restverteidigung – Das geheime Rückgrat

Kein wildes Draufgehen – Xabis Pressing ist getriggert und intelligent.
• Sobald Ballverlust – Leverkusen rastet kontrolliert aus:
• Innerhalb von 3 Sekunden setzt die erste Welle des Gegenpressings ein: vor allem durch Xhaka, Wirtz, Adli.
• Gleichzeitig ist die Restverteidigung auf Linie gestaffelt: einer aus der Dreierkette (oft Tapsoba) rückt ein, der andere sichert tief.
• Zone wird nie entblößt. Das ist fast schon dogmatisch bei Alonso – selbst bei extremen Überladungen bleibt ein Sechser oder Innenverteidiger als Korrektiv.



5. Pressingphasen – Hybrid aus Mannorientierung & Raumdeckung

• Pressingsystem variiert je nach Gegner:
• Gegen spielstarke Gegner wie Bayern → tiefes 5-4-1 mit Raumkompaktheit & Umschaltfokus
• Gegen tiefstehende Gegner → hohes 3-2-5-Pressing, mit mannorientierter Staffelung in der vordersten Linie

Trigger für Pressing:
• Schlechter erster Kontakt des Gegners
• Rückpass zum Keeper (dann Wirtz oder Stürmer mit hohem Sprintpressing)
• Pässe auf Außenverteidiger, die mit dem Rücken zum Spiel stehen



6. Offensive Prinzipien – Modular & situationsflexibel

Prinzipien statt starre Muster. Alonso nutzt:
• Positionsrotationen → z. B. Wirtz rückt auf den Flügel, Grimaldo übernimmt Halbraum
• Underlaps & Overlaps → besonders von Frimpong, oft durch Halbraum freigeblockt
• Laufweg-Variabilität der Achter/10er – mal direkt in die Tiefe, mal als Klatschspieler

Xabi Alonso arbeitet sehr sequencing-basiert:
• Jeder Angriff ist eine vorbereitete Sequenz
• Entscheidung wird in hohem Tempo gefällt.



FAZIT:
Schneller Fußball. Intelligenter Fußball. Strukturierter Fußball.
Xabi Alonso kommt nicht, um die Vergangenheit zu kopieren – sondern um die Zukunft zu gestalten. Und das auf Basis eines Wortes: GESCHWINDIGKEIT. Geschwindigkeit des Denkens.
Angesichts der Spielerprofile, der taktischen Struktur und der individuellen Qualitäten entsteht hier möglicherweise etwas Großes.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anlässlich von Xabis Rückkehr nach Madrid habe ich mich hingesetzt und eine Taktikanalyse für euch geschrieben. Ich hoffe, sie gefällt euch und hilft euch, seine Spielweise ein bisschen besser zu verstehen.



Xabi Alonso: Eine hochstrukturierte Taktikmaschine



Real Madrid betritt eine neue Ära – die Ära der Taktik.

Xabi Alonso ist nicht einfach nur ein Trainer. Er ist ein Systemdenker. Ein Verfechter von schnellem, strukturiertem Fußball. Seine Spielweise hat eine klare Handschrift, und er lebt seine Prinzipien auf dem Platz mit absoluter Konsequenz. Werfen wir einen genauen Blick darauf.


1. Aufbauphase – Struktureller Ballbesitz mit dynamischer Dreierlinie

Die Kernidentität: Schneller Fußball – nicht nur schöner Fußball

Xabi Alonso ist überzeugt: Langsames, risikofreies Spiel tötet den Rhythmus. Sein Fußball lebt von Tempo. Aber nicht von Chaos – sondern von strukturierter Geschwindigkeit. Gemeint ist in erster Linie: Denkgeschwindigkeit.

• Schnelle Passfolgen
• Wenige Ballkontakte
• Vertikales Spiel nach vorne
• Permanente Bewegung
• Kein übermäßiges Dribbling, kein künstliches Verlangsamen

Es geht Alonso nicht um Ballbesitz um des Ballbesitzes willen. Die Formation ist ein Positionsgerüst, das schnelle Angriffe ermöglicht.

Primäre Formation: 3-4-2-1 / 3-2-5 im Aufbau
Ziel: Raumkontrolle über Zentrumsüberladung, asymmetrische Staffelungen & saubere Progression



Die Dreierkette: Risiko gehört zum Plan

Alonso hasst „Alibi-Verteidiger“. Seine Innenverteidiger müssen:
• Mutig nach vorn spielen
• Risiko-Pässe durch Linien spielen
• Pressingresistent sein
• Angriffe gezielt einleiten

Sie sind keine Sicherheitsgarantie – sie sind der erste Angriffsimpuls. Ballspielstarke Innenverteidiger sind Pflicht.
• Die Dreierkette mit Tah (zentral), Tapsoba (rechts) und Hincapié (links) ist die Grundlage des Spielaufbaus. Die Drei sorgen für einen sauberen Spielaufbau.



Die Schienenspieler: Asymmetrie als Waffe

Die Außenverteidiger – Grimaldo (LV) und Frimpong (RV) – Sie ziehen das Spiel auseinander, schieben hoch und breit: Schienenspieler oder Flügelverteidiger in einem 3-2-5.


Trent wird eine zentrale Rolle übernehmen – invertiert wie Grimaldo.
• Rückt beim Aufbau ins Zentrum
• Gibt das Tempo vor mit Kurzpässen
• Sorgt für Überzahl
• Spielt gefährliche Diagonalbälle und Verlagerungen


Auf der linken Seite wird ein klassischer Schienenspieler gebraucht. Gerüchte über eine Verpflichtung laufen – völlig logisch.
• Breite geben
• Ständige Überläufe
• Flankenläufe wie ein Flügelstürmer
• Präzise hohe und flache Hereingaben

Diese Asymmetrie ist gewollt: Eine Seite baut auf, die andere zieht auseinander. Beides dient dem Tempo – und der Struktur.




Mittelfeld = Rhythmusgeber

Direkt nach den Innenverteidigern liegt es am Mittelfeld, das Tempo hochzuhalten.
• Ballannahme unter Druck
• Direkt weiterspielen
• Kein Hängenbleiben – der Ball muss laufen
• Gegner ins Pressing locken – dann die Lücke nutzen

Denn: Wer den Ball zu lange hält, gibt dem Gegner Zeit zur Neuordnung. Wer ihn schnell unter Druck bewegt, bringt ihn aus dem Gleichgewicht.

Das Mittelfeld hat klare Aufgaben:
• Ständiges Scanning
• Ein- bis zwei Kontakte – nicht mehr
• Vertikales Denken in jeder Aktion

• Granit Xhaka und Palacios bilden ein tiefes Doppel-Zentrum, wobei Xhaka als Quarterback agiert – rhythmusbestimmend, vertikal initiierend. Eine Doppelsechs verbindet Defensive und Offensive.

• Die Halbräume sind mit Florian Wirtz (links) und Hofmann/Adli/Tella (rechts) besetzt – sie pendeln situativ im 10er Raum und agieren zwischen den Linien.

• Der Neuner presst, verbindet, läuft in die Tiefe und vollendet




Spielaufbau unter Druck: Risiko als System

Was verrückt klingt, ist Methode: Alonso will, dass der Ball bewusst zu Spielern unter Druck gespielt wird – vor allem in der ersten Aufbauphase. Warum? Druck zieht Gegner an – und öffnet Räume.
• Pässe in den Druck
• Direktes Klatschspiel
• Der freie dritte Spieler nutzt die entstehenden Lücken

So knackt Alonso tiefe Abwehrblöcke: durch Tempo, Bewegung und Dreiecksbildung.

Besonderheiten im Aufbau:
• Alonso nutzt asymmetrische Aufbaubewegungen: Beispiel – Frimpong bleibt extrem breit, Grimaldo rückt invers ein → linke Seite wird zu einem inversen Aufbaukanal.
• Diese Staffelung erzeugt Dreiecke um den Ball, erleichtert Progressionspässe (Third-Man-Kombinationen!) und sichert Restverteidigung durch gestaffelte Absicherung.


Was Xabi Alonso an Spielern nicht ausstehen kann:
• Innenverteidiger, die beim Aufbau zögern
• Zentrale Mittelfeldspieler, die nur Sicherheitsbälle nach hinten oder quer spielen
• Außenspieler, die zu lange am Ball kleben
• Dribbler, die das Tempo herausnehmen

Im Zentrum steht: Momentum. Wer es unterbricht, passt nicht ins System.
Das Mittelfeld: Es muss schnell ticken, nicht lange

Geschwindigkeit bricht Struktur
Xabis zentraler Gedanke: „Wenn du schnell spielst, muss der Gegner schnell reagieren – und verliert seine Ordnung.“

Er setzt auf:
• Schnelle Passmuster
• Dreiecke mit Zug nach vorn
• Spieler, die Gegner binden
• Rückpässe (selten) als Lockmittel – um dann vertikal zu explodieren



2. Zentrumsbesetzung & Überladungen – Das Prinzip der „kontrollierten Invasion“

• Leverkusen will ins Zentrum – aber nur vorbereitet.

Alonso lehrt seine Spieler, zuerst Breite & Tiefe zu schaffen, um dann mit gut getimten Bewegungen das Zentrum zu überladen.

Beispiel:
• Wirtz lässt sich fallen → zieht einen Sechser → öffnet den Kanal
• Gleichzeitig schiebt Grimaldo oder ein Achter in den offenen Raum → diagonaler Steckpass von Xhaka oder Wirtz → Durchbruch
• Diese Überladungen sind oft kurzzeitig, maximal effektiv. Es geht nicht um ständiges Ballbesitzgedröhne – sondern um gezielte Aktionen mit maximaler Wirkung.



3. Flügelspiel & Vertikale Progression – Der “Frimpong-Effekt”

• Der rechte Flügel wird bewusst in Isolation gespielt – Frimpong bekommt oft 1-gegen-1-Situationen.
• Alonso stellt dafür gezielt die Staffelung so ein, dass der rechte Halbraum (Hofmann/Adli/Tella) tiefer spielt, um den Ball auf außen zu lenken.
• Frimpong ist dann der “Raumfresser” – mit extremem Speed, Timing und eins gegen eins Stärke.

Muster:
3rd-Man-Pass:
• Xhaka → Adli → Frimpong im Lauf
• Oder auch: Tah → diagonaler Chip Ball auf Frimpong in den Lauf



4. Gegenpressing & Restverteidigung – Das geheime Rückgrat

Kein wildes Draufgehen – Xabis Pressing ist getriggert und intelligent.
• Sobald Ballverlust – Leverkusen rastet kontrolliert aus:
• Innerhalb von 3 Sekunden setzt die erste Welle des Gegenpressings ein: vor allem durch Xhaka, Wirtz, Adli.
• Gleichzeitig ist die Restverteidigung auf Linie gestaffelt: einer aus der Dreierkette (oft Tapsoba) rückt ein, der andere sichert tief.
• Zone wird nie entblößt. Das ist fast schon dogmatisch bei Alonso – selbst bei extremen Überladungen bleibt ein Sechser oder Innenverteidiger als Korrektiv.



5. Pressingphasen – Hybrid aus Mannorientierung & Raumdeckung

• Pressingsystem variiert je nach Gegner:
• Gegen spielstarke Gegner wie Bayern → tiefes 5-4-1 mit Raumkompaktheit & Umschaltfokus
• Gegen tiefstehende Gegner → hohes 3-2-5-Pressing, mit mannorientierter Staffelung in der vordersten Linie

Trigger für Pressing:
• Schlechter erster Kontakt des Gegners
• Rückpass zum Keeper (dann Wirtz oder Stürmer mit hohem Sprintpressing)
• Pässe auf Außenverteidiger, die mit dem Rücken zum Spiel stehen



6. Offensive Prinzipien – Modular & situationsflexibel

Prinzipien statt starre Muster. Alonso nutzt:
• Positionsrotationen → z. B. Wirtz rückt auf den Flügel, Grimaldo übernimmt Halbraum
• Underlaps & Overlaps → besonders von Frimpong, oft durch Halbraum freigeblockt
• Laufweg-Variabilität der Achter/10er – mal direkt in die Tiefe, mal als Klatschspieler

Xabi Alonso arbeitet sehr sequencing-basiert:
• Jeder Angriff ist eine vorbereitete Sequenz
• Entscheidung wird in hohem Tempo gefällt.



FAZIT:
Schneller Fußball. Intelligenter Fußball. Strukturierter Fußball.
Xabi Alonso kommt nicht, um die Vergangenheit zu kopieren – sondern um die Zukunft zu gestalten. Und das auf Basis eines Wortes: GESCHWINDIGKEIT. Geschwindigkeit des Denkens.
Angesichts der Spielerprofile, der taktischen Struktur und der individuellen Qualitäten entsteht hier möglicherweise etwas Großes.
BOMBASTISCHER ARTIKEL DANKE DANKE DANKE
 
Dank je wel @Garmian. Starker Artikel.

Ich freue mich so sehr auf Xabi :):flag:

Eine Frage hab ich noch an dich:
Welche Spieler sollte man deiner Meinung nach für diese Taktik holen? Wer verkauft/gehen wird, scheint ja klar: Rodrygo, Vázquez, Vallejo, Mendy, Ceballos, Alaba, Fran García?. Auch Lunin soll nicht zufrieden sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lol
Erst liest man von Garmian gar nichts mehr und dann explodiert er!
Sehr krasse Analyse.

Ich fürchte mich jedoch sehr vor unseren Spielern^^
Die sind es nicht gewohnt so taktisch zu spielen, auch die Wachsamkeit bei Cama und Tchou (schnelles spielen) sehe ich noch nicht so.
Bin mal gespannt wie lange es dauern wird, bis man die ersten Automatismen sehen wird!
 
Bin gespannt wie Xabi Alonso den Spielern Defensivarbeit & Taktik eintrichtern will.
Wisst ihr noch wie unsere Spieler erfolgreich Antonio Conte verhindert haben, bevor er überhaupt da war? Unsere Spieler haben 0,0 Bock auf anstrengende Disziplinen und Defensivarbeit und werden abkotzen.
Nimm sie richtig hart ran Xabi! Nach dieser Saison kann niemand streiken und sich drücken.
 
Lol
Erst liest man von Garmian gar nichts mehr und dann explodiert er!
Sehr krasse Analyse.

Ich fürchte mich jedoch sehr vor unseren Spielern^^
Die sind es nicht gewohnt so taktisch zu spielen, auch die Wachsamkeit bei Cama und Tchou (schnelles spielen) sehe ich noch nicht so.
Bin mal gespannt wie lange es dauern wird, bis man die ersten Automatismen sehen wird!

Ich bezweifle, dass er seine fußballerische Idealvorstellung sofort zur Klub WM mitbringt. Wahrscheinlicher ist, dass er wie damals zu Beginn bei Leverkusen erst einmal beim einfachen Fußball Einmaleins ansetzt. Zum Beispiel geordnet stehen, Räume schließen, Zwischenlinien besetzen etc. Genau das würde die Mannschaft sofort auf ein höheres Level bringen. Versucht er dagegen direkt mit Vollgas seine Ideen durchzudrücken, könnte das enden wie bei Lopetegui und dann steht in sechs Monaten wieder Zidane an der Seitenlinie.
 
Ich bezweifle, dass er seine fußballerische Idealvorstellung sofort zur Klub WM mitbringt. Wahrscheinlicher ist, dass er wie damals zu Beginn bei Leverkusen erst einmal beim einfachen Fußball Einmaleins ansetzt. Zum Beispiel geordnet stehen, Räume schließen, Zwischenlinien besetzen etc. Genau das würde die Mannschaft sofort auf ein höheres Level bringen. Versucht er dagegen direkt mit Vollgas seine Ideen durchzudrücken, könnte das enden wie bei Lopetegui und dann steht in sechs Monaten wieder Zidane an der Seitenlinie.
Die beknackte Klub WM scheißt uns komplett rein. Ginge es nach mir würde ich nach dieser Horror Saison freiwillig drauf verzichten und die Zeit lieber zur Vorbereitung nutzen.
 
Bin gespannt wie Xabi Alonso den Spielern Defensivarbeit & Taktik eintrichtern will.
Wisst ihr noch wie unsere Spieler erfolgreich Antonio Conte verhindert haben, bevor er überhaupt da war? Unsere Spieler haben 0,0 Bock auf anstrengende Disziplinen und Defensivarbeit und werden abkotzen.
Nimm sie richtig hart ran Xabi! Nach dieser Saison kann niemand streiken und sich drücken.

Davon höre ich zum ersten Mal und wenn dann dürften das ja Spieler gewesen sein die überhaupt nicht mehr da sind.

@Garmian

Danke für die sehr treffende Aufarbeitung.
Ich hätte es aber ganz cool gefunden, wenn du auch etwas auf die „Schattenseiten“ eingegangen wärst, etwa, warum vieles davon diese Saison eben nicht mehr zu sehen war bzw. funktioniert hat. Die Analyse beschreibt ziemlich gut die vorherige Saison, aber diese Saison haben viele dieser Aspekte nicht mehr gegriffen. Vielleicht kannst du darauf auch noch eingehen für ein vollständiges Profil und was er verändern muss um bei Real erfolreich zu sein
 
Soweit ich das mitbekommen habe, rotierte er in der zweiten Saison deutlich weniger vor allem, weil das Leistungsgefälle zwischen erster und zweiter Garde spürbar größer wurde. Er griff immer häufiger auf seine Stammelf zurück, selbst wenn diese müde war. Dadurch litten die Einsatzzeiten der Ergänzungsspieler und damit auch ihre Leistung, wenn sie eingewechselt wurden. Ein weiterer Faktor war der Ausfall von Boniface. Der Kader war gut genug für eine Überraschungsmeisterschaft, aber nicht tief genug besetzt, um dauerhaft mit den Top Teams mitzuhalten.

Das klingt jetzt fast, als sei er im zweiten Jahr gescheitert. Der Maßstab ist halt eine nahezu perfekte erste Saison. Die zweite Saison war dennoch spektakulär. Bei Calcio Berlin erfuhr ich, dass die aktuelle Punkteausbeute – wenn die Meistersaion unberücksichtigt bleibt – die beste der Vereinsgeschichte seit 99 sei.
 
Soweit ich das mitbekommen habe, rotierte er in der zweiten Saison deutlich weniger vor allem, weil das Leistungsgefälle zwischen erster und zweiter Garde spürbar größer wurde. Er griff immer häufiger auf seine Stammelf zurück, selbst wenn diese müde war. Dadurch litten die Einsatzzeiten der Ergänzungsspieler und damit auch ihre Leistung, wenn sie eingewechselt wurden. Ein weiterer Faktor war der Ausfall von Boniface. Der Kader war gut genug für eine Überraschungsmeisterschaft, aber nicht tief genug besetzt, um dauerhaft mit den Top Teams mitzuhalten.

Das klingt jetzt fast, als sei er im zweiten Jahr gescheitert. Der Maßstab ist halt eine nahezu perfekte erste Saison. Die zweite Saison war dennoch spektakulär. Bei Calcio Berlin erfuhr ich, dass die aktuelle Punkteausbeute – wenn die Meistersaion unberücksichtigt bleibt – die beste der Vereinsgeschichte seit 99 sei.

Der letzte Satz sagt einiges. Leverkusen ist überragender Vizemeister und das ist fast schon wie ein Titel. Er hat trotzdem in den letzten beiden Jahren mehr Punkte geholt als Bayern btw…und Bayern hat ganz andere Möglichkeiten als Leverkusen. Man darf nicht vergessen-> es ist immernoch fucking Leverkusen.
 
Naja da bin ich echt gespannt. Nach der Taktikanalyse sieht Vini vom Profil nicht wie ein Spieler aus den Xabi unbedingt möchte, er macht sogar eigentlich alles was Xabi nicht mag. Aber es ist eben alles nicht nur schwarz und weiß und wenn Xabi ein richtig guter Trainer ist, was ich glaube wird er nicht stur an dem Spielstil von Leverkusen kleben. Natürlich hat er seine Idee und das ist auch gut so, aber ich denke er wird auch wissen was Vini für ein grandioser Spieler ist und seine Stärken nutzen. Er könnte eigentlich der Frimpong des Real sein, der Spieler den es lohnt Freizustellen damit er die Räume bekommt um zu brillieren. Schnell denkende Spieler im Mittelfeld sehe ich mit Arda und Ceballos aber auch Tchouameni allemal. Auch Cama spreche ich diese Fähigkeit jetzt mal zu. Die größten Lücken haben wir wirklich in der IV. RV ist wie es aussieht mit TAA top besetzt. LV ist wohl in der mache und wird bestimmt mit Xabi abgesprochen.

Ei ei ei, war schon lange nicht mehr so gespannt auf einen neuen Trainer
 
@Garmian

Danke für die sehr treffende Aufarbeitung.
Ich hätte es aber ganz cool gefunden, wenn du auch etwas auf die „Schattenseiten“ eingegangen wärst, etwa, warum vieles davon diese Saison eben nicht mehr zu sehen war bzw. funktioniert hat. Die Analyse beschreibt ziemlich gut die vorherige Saison, aber diese Saison haben viele dieser Aspekte nicht mehr gegriffen. Vielleicht kannst du darauf auch noch eingehen für ein vollständiges Profil und was er verändern muss um bei Real erfolreich zu sein
Ich würde sagen Leverkusens Leistungsabfall in diese Saison ist das Ergebnis einer komplexen Mischung aus mentaler Müdigkeit, physischer Überlastung und strukturellen Problemen im Kader. Aber gehen wir gerne genauer drauf ein:


1. Mentale Aspekte: Vom Jäger zum Gejagten und schwächelnde Offensive
Nach der überragende letzte Saison agierte Leverkusen nun als Titelverteidiger, was eine veränderte Rolle mit sich bringt. Gegner sind besonders motiviert, den Meister zu schlagen, was zusätzlichen Druck erzeugt. Xabi, Xhaka und Hradecky haben mehrfach auf mentale Müdigkeit und fehlende Gier hingewiesen.

Die Offensive ist weniger effizient als in der Vorsaison. Die Torausbeute sank von durchschnittlich 2,9 Treffern pro Spiel in der Hinrunde auf 1,9 in der Rückrunde.


2. Überladung auf den Flügeln funktioniert nicht mehr
Letzte Saison war Leverkusens asymmetrisches Aufbauspiel über Grimaldo und Frimpong extrem erfolgreich. Die typische Struktur:
3-2-5 im Ballbesitz (mit Xhaka und Palacios als Doppelsechs)
  • Frimpong als invertierter Wingback oder hoher Außenläufer
  • Grimaldo als Hybrid zwischen Achter und Außenverteidiger
Problem diese Saison: Gegner antizipieren das. Viele Teams stellen jetzt bewusst eine Fünferkette dagegen, schieben den ballfernen Wingback hoch und doppeln auf dem Flügel. Dadurch werden Grimaldo und Frimpong neutralisiert — Raum für Überladungen fehlt. Xabi versuchte, dem entgegenzuwirken, indem er auf einen zentrierten Spielaufbau oder einen inversen Aufbau aus dem Zentrum setzte – etwa in einem 2-3-5-System mit Innenverteidigern im Halbraum.


3. Erste Linie zu inaktiv
Letztes Jahr startete Leverkusen Pressingwellen sofort nach Ballverlust, meist im 3-4-2-1. Boniface, Wirtz und Hofmann bzw. Adli bildeten eine extrem disziplinierte erste Linie. Dieses Jahr agiert diese Linie oft zu passiv. Leverkusens Pressing ist nicht mehr so konsequent wie in der letzte Saison. Die Mannschaft verliert häufiger entscheidende Defensiv Zweikämpfe und agiert insgesamt unkonzentrierter.


4. Kettenabstimmung bricht
Wenn die erste Linie überspielt wird, sind Xhaka und Palacios oft zu zweit gegen eine Überzahl. In mehreren Spielen sieht man genau das Muster:
Xhaka rückt raus, um den Ballführenden zu stellen.
Palacios zögert im Rückraum.
  • Der Zehner des Gegners (z.B. Brandt bei Dortmund) erhält den Ball in der „Pocket“ hinter Xhaka – Leverkusen ist sofort in Rücklage.

5. Jonathan Tah & defensive Führung
Tah hatte letzte Saison eine überragende Performance, auch als organisierender Abwehrchef. Dieses Jahr wirkt er inkonsequent im Herausrücken, zögerlich in 1-gegen-1-Situationen. Seine progressive Passrate (Progressive Passes per 90) ist laut FBRef von 5.6 auf 3.8 gesunken. Das hemmt den Aufbau erheblich.


6. Granit Xhaka: Kontrollverlust
Xhaka war Herzstück der Ballzirkulation – aktuell überdreht er. Letzte Saison war er die Anlaufstelle für den ruhigen, sicheren Ballbesitz und konnte mit seinen präzisen Pässen das Spiel aufbauen. Jetzt aber sind seine Pässe oft zu risikoreich, er spielt zu häufig auf enge Räume, die von den Gegnern antizipiert werden. Seine Passquote im letzten Drittel ist um fast 10 % gefallen (2023/24: 87 %, jetzt: 77,5 %). Das führt zu unnötigen Ballverlusten. Auch ist er nicht mehr so agil in der Rückwärtsbewegung. Wenn er nach einem Ballverlust nicht schnell genug reagiert, wird das Zentrum anfällig, was bei der aggressiven Spielweise von Leverkusen natürlich problematisch ist.


7. Florian Wirtz: Überfordert mit multipler Rolle
Florian Wirtz hat im Zentrum Probleme, weil er nicht mehr so die gleiche Freiheit hat wie in der letzten Saison. Er ist jetzt oft gezwungen, mehr auf den Flügel oder zwischen die Linien auszuweichen, statt zentral zu agieren. Das bedeutet, er kann nicht mehr wie früher im „Zwischenraum“ den Ball bekommen und sofort kreativ werden. Die Gegner decken ihn jetzt viel gezielter und stellen mehr Spieler auf ihn, was ihm den Raum nimmt. Zudem ist er oft gezwungen, sich mit zu vielen Aufgaben gleichzeitig auseinanderzusetzen: als Kreativer, als Vorbereiter und als Torschütze. Er muss zwischen verschiedenen Rollen wechseln, was ihn in seiner Dynamik bremst.


8. Tieferes, zentrumsorientiertes Mittelfeldpressing
Viele Teams ziehen sich in ein kompaktes 5-3-2 oder 4-4-2-Mittelfeldpressing zurück. Sie überlassen Leverkusen den Ballbesitz in ungefährlichen Räumen und attackieren dann im Umschaltmoment, wenn die Wingbacks hoch stehen.


9. Fokus auf diagonales Umschaltspiel
Ein beliebtes Muster: Ballgewinn im Halbraum, schneller diagonaler Ball auf den ballfernen Flügel, der Raum nutzt, da Grimaldo/Frimpong oft weit vorgeschoben sind. Das hat z.B Union Berlin erfolgreich gezeigt… einfache Vertikalität, cleveres Timing.


10. Mentale & energetische Abnutzung
Triple Belastung mit Bundesliga, Pokal und Champions League erhöht Regenerationsbedarf. Die Spieler sind müder und können nicht immer die gleiche Intensität aufrechterhalten. Allein die Teilnahme an der Champions League brachte eine höhere Belastung mit sich. Leverkusen musste mehr Spiele gegen stärkere Gegner bestreiten, was sowohl physisch als auch mental nicht einfach war.

Psychologischer Effekt: Die “Underdog-Mentalität” der Vorsaison ist weg. Jetzt spielte Leverkusen mit Erwartungsdruck, das verändert Risikobereitschaft und Spieltempo.


Zusammenfassend:
Viele der Probleme, die diese Saison bei Bayer auftreten, stellen sich in Madrid gar nicht, einfach weil die individuelle Qualität hier überragend ist. Bei Leverkusen sieht das anders aus: Der Kader hat sein Potenzial weitgehend ausgeschöpft, viele Spieler sind an ihrer Leistungsgrenze angekommen. Xabi Alonso hat in dieser Saison kaum etwas falsch gemacht, aber eine Kombination aus begrenzter individueller Klasse, hoher Belastung und kleineren Problemen hat ihren Tribut gefordert. Trotzdem ist Leverkusen souverän Vizemeister geworden, das spricht für die starke Arbeit von Xabi!
 
Anlässlich von Xabis Rückkehr nach Madrid habe ich mich hingesetzt und eine Taktikanalyse für euch geschrieben. Ich hoffe, sie gefällt euch und hilft euch, seine Spielweise ein bisschen besser zu verstehen. Grüße gehen raus an John auf X, dessen Arbeit mich zu dieser Analyse inspiriert hat.





Xabi Alonso: Eine hochstrukturierte Taktikmaschine



Real Madrid betritt eine neue Ära – die Ära der Taktik.

Xabi Alonso ist nicht einfach nur ein Trainer. Er ist ein Systemdenker. Ein Verfechter von schnellem, strukturiertem Fußball. Seine Spielweise hat eine klare Handschrift, und er lebt seine Prinzipien auf dem Platz mit absoluter Konsequenz. Werfen wir einen genauen Blick darauf.


1. Aufbauphase – Struktureller Ballbesitz mit dynamischer Dreierlinie

Die Kernidentität: Schneller Fußball – nicht nur schöner Fußball

Xabi Alonso ist überzeugt: Langsames, risikofreies Spiel tötet den Rhythmus. Sein Fußball lebt von Tempo. Aber nicht von Chaos – sondern von strukturierter Geschwindigkeit. Gemeint ist in erster Linie: Denkgeschwindigkeit.

• Schnelle Passfolgen
• Wenige Ballkontakte
• Vertikales Spiel nach vorne
• Permanente Bewegung
• Kein übermäßiges Dribbling, kein künstliches Verlangsamen

Es geht Alonso nicht um Ballbesitz um des Ballbesitzes willen. Die Formation ist ein Positionsgerüst, das schnelle Angriffe ermöglicht.

Primäre Formation: 3-4-2-1 / 3-2-5 im Aufbau
Ziel: Raumkontrolle über Zentrumsüberladung, asymmetrische Staffelungen & saubere Progression



Die Dreierkette: Risiko gehört zum Plan

Alonso hasst „Alibi-Verteidiger“. Seine Innenverteidiger müssen:
• Mutig nach vorn spielen
• Risiko-Pässe durch Linien spielen
• Pressingresistent sein
• Angriffe gezielt einleiten

Sie sind keine Sicherheitsgarantie – sie sind der erste Angriffsimpuls. Ballspielstarke Innenverteidiger sind Pflicht.
• Die Dreierkette mit Tah (zentral), Tapsoba (rechts) und Hincapié (links) ist die Grundlage des Spielaufbaus. Die Drei sorgen für einen sauberen Spielaufbau.



Die Schienenspieler: Asymmetrie als Waffe

Die Außenverteidiger – Grimaldo (LV) und Frimpong (RV) – Sie ziehen das Spiel auseinander, schieben hoch und breit: Schienenspieler oder Flügelverteidiger in einem 3-2-5.


Trent wird eine zentrale Rolle übernehmen – invertiert wie Grimaldo.
• Rückt beim Aufbau ins Zentrum
• Gibt das Tempo vor mit Kurzpässen
• Sorgt für Überzahl
• Spielt gefährliche Diagonalbälle und Verlagerungen


Auf der linken Seite wird ein klassischer Schienenspieler gebraucht. Gerüchte über eine Verpflichtung laufen – völlig logisch.
• Breite geben
• Ständige Überläufe
• Flankenläufe wie ein Flügelstürmer
• Präzise hohe und flache Hereingaben

Diese Asymmetrie ist gewollt: Eine Seite baut auf, die andere zieht auseinander. Beides dient dem Tempo – und der Struktur.




Mittelfeld = Rhythmusgeber

Direkt nach den Innenverteidigern liegt es am Mittelfeld, das Tempo hochzuhalten.
• Ballannahme unter Druck
• Direkt weiterspielen
• Kein Hängenbleiben – der Ball muss laufen
• Gegner ins Pressing locken – dann die Lücke nutzen

Denn: Wer den Ball zu lange hält, gibt dem Gegner Zeit zur Neuordnung. Wer ihn schnell unter Druck bewegt, bringt ihn aus dem Gleichgewicht.

Das Mittelfeld hat klare Aufgaben:
• Ständiges Scanning
• Ein- bis zwei Kontakte – nicht mehr
• Vertikales Denken in jeder Aktion

• Granit Xhaka und Palacios bilden ein tiefes Doppel-Zentrum, wobei Xhaka als Quarterback agiert – rhythmusbestimmend, vertikal initiierend. Eine Doppelsechs verbindet Defensive und Offensive.

• Die Halbräume sind mit Florian Wirtz (links) und Hofmann/Adli/Tella (rechts) besetzt – sie pendeln situativ im 10er Raum und agieren zwischen den Linien.

• Der Neuner presst, verbindet, läuft in die Tiefe und vollendet




Spielaufbau unter Druck: Risiko als System

Was verrückt klingt, ist Methode: Alonso will, dass der Ball bewusst zu Spielern unter Druck gespielt wird – vor allem in der ersten Aufbauphase. Warum? Druck zieht Gegner an – und öffnet Räume.
• Pässe in den Druck
• Direktes Klatschspiel
• Der freie dritte Spieler nutzt die entstehenden Lücken

So knackt Alonso tiefe Abwehrblöcke: durch Tempo, Bewegung und Dreiecksbildung.

Besonderheiten im Aufbau:
• Alonso nutzt asymmetrische Aufbaubewegungen: Beispiel – Frimpong bleibt extrem breit, Grimaldo rückt invers ein → linke Seite wird zu einem inversen Aufbaukanal.
• Diese Staffelung erzeugt Dreiecke um den Ball, erleichtert Progressionspässe (Third-Man-Kombinationen!) und sichert Restverteidigung durch gestaffelte Absicherung.


Was Xabi Alonso an Spielern nicht ausstehen kann:
• Innenverteidiger, die beim Aufbau zögern
• Zentrale Mittelfeldspieler, die nur Sicherheitsbälle nach hinten oder quer spielen
• Außenspieler, die zu lange am Ball kleben
• Dribbler, die das Tempo herausnehmen

Im Zentrum steht: Momentum. Wer es unterbricht, passt nicht ins System.
Das Mittelfeld: Es muss schnell ticken, nicht lange

Geschwindigkeit bricht Struktur
Xabis zentraler Gedanke: „Wenn du schnell spielst, muss der Gegner schnell reagieren – und verliert seine Ordnung.“

Er setzt auf:
• Schnelle Passmuster
• Dreiecke mit Zug nach vorn
• Spieler, die Gegner binden
• Rückpässe (selten) als Lockmittel – um dann vertikal zu explodieren



2. Zentrumsbesetzung & Überladungen – Das Prinzip der „kontrollierten Invasion“

• Leverkusen will ins Zentrum – aber nur vorbereitet.

Alonso lehrt seine Spieler, zuerst Breite & Tiefe zu schaffen, um dann mit gut getimten Bewegungen das Zentrum zu überladen.

Beispiel:
• Wirtz lässt sich fallen → zieht einen Sechser → öffnet den Kanal
• Gleichzeitig schiebt Grimaldo oder ein Achter in den offenen Raum → diagonaler Steckpass von Xhaka oder Wirtz → Durchbruch
• Diese Überladungen sind oft kurzzeitig, maximal effektiv. Es geht nicht um ständiges Ballbesitzgedröhne – sondern um gezielte Aktionen mit maximaler Wirkung.



3. Flügelspiel & Vertikale Progression – Der “Frimpong-Effekt”

• Der rechte Flügel wird bewusst in Isolation gespielt – Frimpong bekommt oft 1-gegen-1-Situationen.
• Alonso stellt dafür gezielt die Staffelung so ein, dass der rechte Halbraum (Hofmann/Adli/Tella) tiefer spielt, um den Ball auf außen zu lenken.
• Frimpong ist dann der “Raumfresser” – mit extremem Speed, Timing und eins gegen eins Stärke.

Muster:
3rd-Man-Pass:
• Xhaka → Adli → Frimpong im Lauf
• Oder auch: Tah → diagonaler Chip Ball auf Frimpong in den Lauf



4. Gegenpressing & Restverteidigung – Das geheime Rückgrat

Kein wildes Draufgehen – Xabis Pressing ist getriggert und intelligent.
• Sobald Ballverlust – Leverkusen rastet kontrolliert aus:
• Innerhalb von 3 Sekunden setzt die erste Welle des Gegenpressings ein: vor allem durch Xhaka, Wirtz, Adli.
• Gleichzeitig ist die Restverteidigung auf Linie gestaffelt: einer aus der Dreierkette (oft Tapsoba) rückt ein, der andere sichert tief.
• Zone wird nie entblößt. Das ist fast schon dogmatisch bei Alonso – selbst bei extremen Überladungen bleibt ein Sechser oder Innenverteidiger als Korrektiv.



5. Pressingphasen – Hybrid aus Mannorientierung & Raumdeckung

• Pressingsystem variiert je nach Gegner:
• Gegen spielstarke Gegner wie Bayern → tiefes 5-4-1 mit Raumkompaktheit & Umschaltfokus
• Gegen tiefstehende Gegner → hohes 3-2-5-Pressing, mit mannorientierter Staffelung in der vordersten Linie

Trigger für Pressing:
• Schlechter erster Kontakt des Gegners
• Rückpass zum Keeper (dann Wirtz oder Stürmer mit hohem Sprintpressing)
• Pässe auf Außenverteidiger, die mit dem Rücken zum Spiel stehen



6. Offensive Prinzipien – Modular & situationsflexibel

Prinzipien statt starre Muster. Alonso nutzt:
• Positionsrotationen → z. B. Wirtz rückt auf den Flügel, Grimaldo übernimmt Halbraum
• Underlaps & Overlaps → besonders von Frimpong, oft durch Halbraum freigeblockt
• Laufweg-Variabilität der Achter/10er – mal direkt in die Tiefe, mal als Klatschspieler

Xabi Alonso arbeitet sehr sequencing-basiert:
• Jeder Angriff ist eine vorbereitete Sequenz
• Entscheidung wird in hohem Tempo gefällt.



FAZIT:
Schneller Fußball. Intelligenter Fußball. Strukturierter Fußball.
Xabi Alonso kommt nicht, um die Vergangenheit zu kopieren – sondern um die Zukunft zu gestalten. Und das auf Basis eines Wortes: GESCHWINDIGKEIT. Geschwindigkeit des Denkens.
Angesichts der Spielerprofile, der taktischen Struktur und der individuellen Qualitäten entsteht hier möglicherweise etwas Großes.


Jetzt erst die Zeit gefunden alles zu lesen. Stärkster Beitrag seit Entstehung von realtotal. Liest sich wie das Idealbild „Wie spiele ich 2025 als Team Fußball“
 
Ich würde sagen Leverkusens Leistungsabfall in diese Saison ist das Ergebnis einer komplexen Mischung aus mentaler Müdigkeit, physischer Überlastung und strukturellen Problemen im Kader. Aber gehen wir gerne genauer drauf ein:


1. Mentale Aspekte: Vom Jäger zum Gejagten und schwächelnde Offensive
Nach der überragende letzte Saison agierte Leverkusen nun als Titelverteidiger, was eine veränderte Rolle mit sich bringt. Gegner sind besonders motiviert, den Meister zu schlagen, was zusätzlichen Druck erzeugt. Xabi, Xhaka und Hradecky haben mehrfach auf mentale Müdigkeit und fehlende Gier hingewiesen.

Die Offensive ist weniger effizient als in der Vorsaison. Die Torausbeute sank von durchschnittlich 2,9 Treffern pro Spiel in der Hinrunde auf 1,9 in der Rückrunde.


2. Überladung auf den Flügeln funktioniert nicht mehr
Letzte Saison war Leverkusens asymmetrisches Aufbauspiel über Grimaldo und Frimpong extrem erfolgreich. Die typische Struktur:
3-2-5 im Ballbesitz (mit Xhaka und Palacios als Doppelsechs)
  • Frimpong als invertierter Wingback oder hoher Außenläufer
  • Grimaldo als Hybrid zwischen Achter und Außenverteidiger
Problem diese Saison: Gegner antizipieren das. Viele Teams stellen jetzt bewusst eine Fünferkette dagegen, schieben den ballfernen Wingback hoch und doppeln auf dem Flügel. Dadurch werden Grimaldo und Frimpong neutralisiert — Raum für Überladungen fehlt. Xabi versuchte, dem entgegenzuwirken, indem er auf einen zentrierten Spielaufbau oder einen inversen Aufbau aus dem Zentrum setzte – etwa in einem 2-3-5-System mit Innenverteidigern im Halbraum.


3. Erste Linie zu inaktiv
Letztes Jahr startete Leverkusen Pressingwellen sofort nach Ballverlust, meist im 3-4-2-1. Boniface, Wirtz und Hofmann bzw. Adli bildeten eine extrem disziplinierte erste Linie. Dieses Jahr agiert diese Linie oft zu passiv. Leverkusens Pressing ist nicht mehr so konsequent wie in der letzte Saison. Die Mannschaft verliert häufiger entscheidende Defensiv Zweikämpfe und agiert insgesamt unkonzentrierter.


4. Kettenabstimmung bricht
Wenn die erste Linie überspielt wird, sind Xhaka und Palacios oft zu zweit gegen eine Überzahl. In mehreren Spielen sieht man genau das Muster:
Xhaka rückt raus, um den Ballführenden zu stellen.
Palacios zögert im Rückraum.
  • Der Zehner des Gegners (z.B. Brandt bei Dortmund) erhält den Ball in der „Pocket“ hinter Xhaka – Leverkusen ist sofort in Rücklage.

5. Jonathan Tah & defensive Führung
Tah hatte letzte Saison eine überragende Performance, auch als organisierender Abwehrchef. Dieses Jahr wirkt er inkonsequent im Herausrücken, zögerlich in 1-gegen-1-Situationen. Seine progressive Passrate (Progressive Passes per 90) ist laut FBRef von 5.6 auf 3.8 gesunken. Das hemmt den Aufbau erheblich.


6. Granit Xhaka: Kontrollverlust
Xhaka war Herzstück der Ballzirkulation – aktuell überdreht er. Letzte Saison war er die Anlaufstelle für den ruhigen, sicheren Ballbesitz und konnte mit seinen präzisen Pässen das Spiel aufbauen. Jetzt aber sind seine Pässe oft zu risikoreich, er spielt zu häufig auf enge Räume, die von den Gegnern antizipiert werden. Seine Passquote im letzten Drittel ist um fast 10 % gefallen (2023/24: 87 %, jetzt: 77,5 %). Das führt zu unnötigen Ballverlusten. Auch ist er nicht mehr so agil in der Rückwärtsbewegung. Wenn er nach einem Ballverlust nicht schnell genug reagiert, wird das Zentrum anfällig, was bei der aggressiven Spielweise von Leverkusen natürlich problematisch ist.


7. Florian Wirtz: Überfordert mit multipler Rolle
Florian Wirtz hat im Zentrum Probleme, weil er nicht mehr so die gleiche Freiheit hat wie in der letzten Saison. Er ist jetzt oft gezwungen, mehr auf den Flügel oder zwischen die Linien auszuweichen, statt zentral zu agieren. Das bedeutet, er kann nicht mehr wie früher im „Zwischenraum“ den Ball bekommen und sofort kreativ werden. Die Gegner decken ihn jetzt viel gezielter und stellen mehr Spieler auf ihn, was ihm den Raum nimmt. Zudem ist er oft gezwungen, sich mit zu vielen Aufgaben gleichzeitig auseinanderzusetzen: als Kreativer, als Vorbereiter und als Torschütze. Er muss zwischen verschiedenen Rollen wechseln, was ihn in seiner Dynamik bremst.


8. Tieferes, zentrumsorientiertes Mittelfeldpressing
Viele Teams ziehen sich in ein kompaktes 5-3-2 oder 4-4-2-Mittelfeldpressing zurück. Sie überlassen Leverkusen den Ballbesitz in ungefährlichen Räumen und attackieren dann im Umschaltmoment, wenn die Wingbacks hoch stehen.


9. Fokus auf diagonales Umschaltspiel
Ein beliebtes Muster: Ballgewinn im Halbraum, schneller diagonaler Ball auf den ballfernen Flügel, der Raum nutzt, da Grimaldo/Frimpong oft weit vorgeschoben sind. Das hat z.B Union Berlin erfolgreich gezeigt… einfache Vertikalität, cleveres Timing.


10. Mentale & energetische Abnutzung
Triple Belastung mit Bundesliga, Pokal und Champions League erhöht Regenerationsbedarf. Die Spieler sind müder und können nicht immer die gleiche Intensität aufrechterhalten. Allein die Teilnahme an der Champions League brachte eine höhere Belastung mit sich. Leverkusen musste mehr Spiele gegen stärkere Gegner bestreiten, was sowohl physisch als auch mental nicht einfach war.

Psychologischer Effekt: Die “Underdog-Mentalität” der Vorsaison ist weg. Jetzt spielte Leverkusen mit Erwartungsdruck, das verändert Risikobereitschaft und Spieltempo.


Zusammenfassend:
Viele der Probleme, die diese Saison bei Bayer auftreten, stellen sich in Madrid gar nicht, einfach weil die individuelle Qualität hier überragend ist. Bei Leverkusen sieht das anders aus: Der Kader hat sein Potenzial weitgehend ausgeschöpft, viele Spieler sind an ihrer Leistungsgrenze angekommen. Xabi Alonso hat in dieser Saison kaum etwas falsch gemacht, aber eine Kombination aus begrenzter individueller Klasse, hoher Belastung und kleineren Problemen hat ihren Tribut gefordert. Trotzdem ist Leverkusen souverän Vizemeister geworden, das spricht für die starke Arbeit von Xabi!

Sehr stark, vielen Dank
 
Klingt alles sehr interessant und habe auch Bock.

Wenn sich das Forum schon über Carlos 4 Mittelfeldspieler aufgeregt hat, bin ich mal gespannt was passiert wenn Alonso anfängt wie bei Leverkusen 7 Verteidiger aufzustellen :D

Wobei, sind ja alle bei uns verletzt, geht also garnicht :D
 
Unser Hauptproblem bleibt einfach, dass wir zu viele Spieler haben, die zwar für sich genommen Weltklasse sind, in ihrem Spielprofil aber zu viele Überschneidungen haben. Im Mittelfeld haben wir das mit Tchoau, Fede, Cama und Jude. Glänzen allesamt über Dynamik und Robustheit. Keiner der genannten ist hingegen ein Kreativspieler wie Modric oder ein Spielgestalter wie Kroos. Identische Probleme haben wir an vorderster Front: Vini, Mbappe und Rodrygo sind allesamt am besten auf LF. Mbappe kann ST und Rodry kann RF, dennoch entspricht das nicht den Idealpositionen beider Spieler. Alle drei kommen über Tempo und suchen das 1 gg. 1. Kein klassischer Stürmer wie Joselu oder der spätere CR7 und auch kein mitspielender Stürmer wie Benzema. Diese Unausgewogenheit des Kaders wird auch für Alonso eine Herausforderung werden.
 
Anlässlich von Xabis Rückkehr nach Madrid habe ich mich hingesetzt und eine Taktikanalyse für euch geschrieben. Ich hoffe, sie gefällt euch und hilft euch, seine Spielweise ein bisschen besser zu verstehen. Grüße gehen raus an John auf X, dessen Arbeit mich zu dieser Analyse inspiriert hat.





Xabi Alonso: Eine hochstrukturierte Taktikmaschine



Real Madrid betritt eine neue Ära – die Ära der Taktik.

Xabi Alonso ist nicht einfach nur ein Trainer. Er ist ein Systemdenker. Ein Verfechter von schnellem, strukturiertem Fußball. Seine Spielweise hat eine klare Handschrift, und er lebt seine Prinzipien auf dem Platz mit absoluter Konsequenz. Werfen wir einen genauen Blick darauf.


1. Aufbauphase – Struktureller Ballbesitz mit dynamischer Dreierlinie

Die Kernidentität: Schneller Fußball – nicht nur schöner Fußball

Xabi Alonso ist überzeugt: Langsames, risikofreies Spiel tötet den Rhythmus. Sein Fußball lebt von Tempo. Aber nicht von Chaos – sondern von strukturierter Geschwindigkeit. Gemeint ist in erster Linie: Denkgeschwindigkeit.

• Schnelle Passfolgen
• Wenige Ballkontakte
• Vertikales Spiel nach vorne
• Permanente Bewegung
• Kein übermäßiges Dribbling, kein künstliches Verlangsamen

Es geht Alonso nicht um Ballbesitz um des Ballbesitzes willen. Die Formation ist ein Positionsgerüst, das schnelle Angriffe ermöglicht.

Primäre Formation: 3-4-2-1 / 3-2-5 im Aufbau
Ziel: Raumkontrolle über Zentrumsüberladung, asymmetrische Staffelungen & saubere Progression



Die Dreierkette: Risiko gehört zum Plan

Alonso hasst „Alibi-Verteidiger“. Seine Innenverteidiger müssen:
• Mutig nach vorn spielen
• Risiko-Pässe durch Linien spielen
• Pressingresistent sein
• Angriffe gezielt einleiten

Sie sind keine Sicherheitsgarantie – sie sind der erste Angriffsimpuls. Ballspielstarke Innenverteidiger sind Pflicht.
• Die Dreierkette mit Tah (zentral), Tapsoba (rechts) und Hincapié (links) ist die Grundlage des Spielaufbaus. Die Drei sorgen für einen sauberen Spielaufbau.



Die Schienenspieler: Asymmetrie als Waffe

Die Außenverteidiger – Grimaldo (LV) und Frimpong (RV) – Sie ziehen das Spiel auseinander, schieben hoch und breit: Schienenspieler oder Flügelverteidiger in einem 3-2-5.


Trent wird eine zentrale Rolle übernehmen – invertiert wie Grimaldo.
• Rückt beim Aufbau ins Zentrum
• Gibt das Tempo vor mit Kurzpässen
• Sorgt für Überzahl
• Spielt gefährliche Diagonalbälle und Verlagerungen


Auf der linken Seite wird ein klassischer Schienenspieler gebraucht. Gerüchte über eine Verpflichtung laufen – völlig logisch.
• Breite geben
• Ständige Überläufe
• Flankenläufe wie ein Flügelstürmer
• Präzise hohe und flache Hereingaben

Diese Asymmetrie ist gewollt: Eine Seite baut auf, die andere zieht auseinander. Beides dient dem Tempo – und der Struktur.




Mittelfeld = Rhythmusgeber

Direkt nach den Innenverteidigern liegt es am Mittelfeld, das Tempo hochzuhalten.
• Ballannahme unter Druck
• Direkt weiterspielen
• Kein Hängenbleiben – der Ball muss laufen
• Gegner ins Pressing locken – dann die Lücke nutzen

Denn: Wer den Ball zu lange hält, gibt dem Gegner Zeit zur Neuordnung. Wer ihn schnell unter Druck bewegt, bringt ihn aus dem Gleichgewicht.

Das Mittelfeld hat klare Aufgaben:
• Ständiges Scanning
• Ein- bis zwei Kontakte – nicht mehr
• Vertikales Denken in jeder Aktion

• Granit Xhaka und Palacios bilden ein tiefes Doppel-Zentrum, wobei Xhaka als Quarterback agiert – rhythmusbestimmend, vertikal initiierend. Eine Doppelsechs verbindet Defensive und Offensive.

• Die Halbräume sind mit Florian Wirtz (links) und Hofmann/Adli/Tella (rechts) besetzt – sie pendeln situativ im 10er Raum und agieren zwischen den Linien.

• Der Neuner presst, verbindet, läuft in die Tiefe und vollendet




Spielaufbau unter Druck: Risiko als System

Was verrückt klingt, ist Methode: Alonso will, dass der Ball bewusst zu Spielern unter Druck gespielt wird – vor allem in der ersten Aufbauphase. Warum? Druck zieht Gegner an – und öffnet Räume.
• Pässe in den Druck
• Direktes Klatschspiel
• Der freie dritte Spieler nutzt die entstehenden Lücken

So knackt Alonso tiefe Abwehrblöcke: durch Tempo, Bewegung und Dreiecksbildung.

Besonderheiten im Aufbau:
• Alonso nutzt asymmetrische Aufbaubewegungen: Beispiel – Frimpong bleibt extrem breit, Grimaldo rückt invers ein → linke Seite wird zu einem inversen Aufbaukanal.
• Diese Staffelung erzeugt Dreiecke um den Ball, erleichtert Progressionspässe (Third-Man-Kombinationen!) und sichert Restverteidigung durch gestaffelte Absicherung.


Was Xabi Alonso an Spielern nicht ausstehen kann:
• Innenverteidiger, die beim Aufbau zögern
• Zentrale Mittelfeldspieler, die nur Sicherheitsbälle nach hinten oder quer spielen
• Außenspieler, die zu lange am Ball kleben
• Dribbler, die das Tempo herausnehmen

Im Zentrum steht: Momentum. Wer es unterbricht, passt nicht ins System.
Das Mittelfeld: Es muss schnell ticken, nicht lange

Geschwindigkeit bricht Struktur
Xabis zentraler Gedanke: „Wenn du schnell spielst, muss der Gegner schnell reagieren – und verliert seine Ordnung.“

Er setzt auf:
• Schnelle Passmuster
• Dreiecke mit Zug nach vorn
• Spieler, die Gegner binden
• Rückpässe (selten) als Lockmittel – um dann vertikal zu explodieren



2. Zentrumsbesetzung & Überladungen – Das Prinzip der „kontrollierten Invasion“

• Leverkusen will ins Zentrum – aber nur vorbereitet.

Alonso lehrt seine Spieler, zuerst Breite & Tiefe zu schaffen, um dann mit gut getimten Bewegungen das Zentrum zu überladen.

Beispiel:
• Wirtz lässt sich fallen → zieht einen Sechser → öffnet den Kanal
• Gleichzeitig schiebt Grimaldo oder ein Achter in den offenen Raum → diagonaler Steckpass von Xhaka oder Wirtz → Durchbruch
• Diese Überladungen sind oft kurzzeitig, maximal effektiv. Es geht nicht um ständiges Ballbesitzgedröhne – sondern um gezielte Aktionen mit maximaler Wirkung.



3. Flügelspiel & Vertikale Progression – Der “Frimpong-Effekt”

• Der rechte Flügel wird bewusst in Isolation gespielt – Frimpong bekommt oft 1-gegen-1-Situationen.
• Alonso stellt dafür gezielt die Staffelung so ein, dass der rechte Halbraum (Hofmann/Adli/Tella) tiefer spielt, um den Ball auf außen zu lenken.
• Frimpong ist dann der “Raumfresser” – mit extremem Speed, Timing und eins gegen eins Stärke.

Muster:
3rd-Man-Pass:
• Xhaka → Adli → Frimpong im Lauf
• Oder auch: Tah → diagonaler Chip Ball auf Frimpong in den Lauf



4. Gegenpressing & Restverteidigung – Das geheime Rückgrat

Kein wildes Draufgehen – Xabis Pressing ist getriggert und intelligent.
• Sobald Ballverlust – Leverkusen rastet kontrolliert aus:
• Innerhalb von 3 Sekunden setzt die erste Welle des Gegenpressings ein: vor allem durch Xhaka, Wirtz, Adli.
• Gleichzeitig ist die Restverteidigung auf Linie gestaffelt: einer aus der Dreierkette (oft Tapsoba) rückt ein, der andere sichert tief.
• Zone wird nie entblößt. Das ist fast schon dogmatisch bei Alonso – selbst bei extremen Überladungen bleibt ein Sechser oder Innenverteidiger als Korrektiv.



5. Pressingphasen – Hybrid aus Mannorientierung & Raumdeckung

• Pressingsystem variiert je nach Gegner:
• Gegen spielstarke Gegner wie Bayern → tiefes 5-4-1 mit Raumkompaktheit & Umschaltfokus
• Gegen tiefstehende Gegner → hohes 3-2-5-Pressing, mit mannorientierter Staffelung in der vordersten Linie

Trigger für Pressing:
• Schlechter erster Kontakt des Gegners
• Rückpass zum Keeper (dann Wirtz oder Stürmer mit hohem Sprintpressing)
• Pässe auf Außenverteidiger, die mit dem Rücken zum Spiel stehen



6. Offensive Prinzipien – Modular & situationsflexibel

Prinzipien statt starre Muster. Alonso nutzt:
• Positionsrotationen → z. B. Wirtz rückt auf den Flügel, Grimaldo übernimmt Halbraum
• Underlaps & Overlaps → besonders von Frimpong, oft durch Halbraum freigeblockt
• Laufweg-Variabilität der Achter/10er – mal direkt in die Tiefe, mal als Klatschspieler

Xabi Alonso arbeitet sehr sequencing-basiert:
• Jeder Angriff ist eine vorbereitete Sequenz
• Entscheidung wird in hohem Tempo gefällt.



FAZIT:
Schneller Fußball. Intelligenter Fußball. Strukturierter Fußball.
Xabi Alonso kommt nicht, um die Vergangenheit zu kopieren – sondern um die Zukunft zu gestalten. Und das auf Basis eines Wortes: GESCHWINDIGKEIT. Geschwindigkeit des Denkens.
Angesichts der Spielerprofile, der taktischen Struktur und der individuellen Qualitäten entsteht hier möglicherweise etwas Großes.

Vielen Dank für diese ausführliche Analyse. Das hilft mir sehr, mich auf die Saison vorzubereiten. War ein paar Jahre sehr inaktiv und bin in erst in den letzten zwei Saisons wieder dazugestoßen. Hala Madrid!
 

Heutige Geburtstage

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