Wer Garcías Leistungen schon zuvor sachlich und neutral analysiert hat, konnte längst erkennen, dass in ihm mehr steckt, als ihm oft zugetraut wird. Die Kritik an seinen früheren Auftritten greift zu kurz und auch der direkte Vergleich zur aktuellen Form ist verzerrt. Fran war defensiv nie so schwach, wie manche behaupten. Warum sonst konnte Lamine Yamal im Clásico kaum Akzente setzen? Fran hielt ihn weitgehend in Schach ebenso wie zuvor andere Gegenspieler. Er hat das Potenzial für starke Leistungen immer schon angedeutet.
Das Problem war weniger seine Qualität als die Umstände. Unter Ancelotti war das Spiel nicht auf seine Stärken ausgelegt. Die Mannschaft agierte kaum kollektiv, die Mitspieler ignorierten seine Läufe, ließen ihn in der Vorwärtsbewegung regelmäßig im Stich und gaben ihm selten Rückendeckung. Vini ignorierte ihn im Angriffsspiel und ließ ihn in der Defensive zusätzlich allein. So sah seine Leistung schwächer aus, als sie tatsächlich war. Dabei ist Fran ein enorm lauffreudiger Spieler, mit einem ordentlichen Grundtempo, der in einem funktionierenden System genau das gibt, was ein moderner Außenverteidiger bringen muss. Nein, er ist aktuell nicht der beste LV der Welt, aber er gehört auch keinesfalls zu denen, die sich verstecken müssten.
Natürlich braucht Real auf dieser Position perspektivisch Verstärkung. Aber das reflexhafte Kleinreden junger Eigengewächse während man gleichzeitig jeden teuren Neuzugang trotz teils gravierender Schwächen weiter hochjubelt ist traurig. Dasselbe Spiel sehen wir bei Asencio. Er hat in einer schwierigen Phase mehr geliefert, als man erwarten konnte. Jetzt macht er im neuen System zwei Fehler und sofort wird er degradiert, während ein Rüdiger aktuell durchgängig wackelt und Huijsen mit einem naiven Foul davonkommt. Der Maßstab ist offensichtlich nicht derselbe.
Xabi Alonso scheint das zu erkennen, was viele Fans noch nicht sehen wollen. Spieler wie Fran oder Gonzalo sind eben nicht nur Kaderfüller, sondern Entwicklungsspieler mit ernsthaftem Potenzial. Dafür brauchen sie Spielzeit, Vertrauen und auch die Möglichkeit, Fehler zu machen. Wer ihnen das abspricht, bevor die Entwicklung überhaupt begonnen hat, versteht nichts von langfristiger Kaderplanung.