Meiner Meinung nach hat Perez Real etwas die Seele genommen und Real in eine Maschine verwandelt. Wirtschaftlich gesehen mit durchschlagendem Erfolg und auch sportlich unglaublich erfolgreich.
Trotzdem fehlen die del Bosques, Hierros, Redondos, Butrageneos, Casillas...einfach Spieler die diesen Verein LEBEN, lieben und repräsentieren. Dass ein Bale uns auf nem Plakat vor aller Welt lächerlich machen kann sagt eigentlich schon alles...
Ich hoffe dieses Gefühl kommt irgendwann wieder zurück. Auch CR7 konnte mir das nie vermitteln daß er sich voll und ganz mit Real identifiziert, dafür war und ist er viel zu sehr Egoist und Narzist und ich bin froh daß er weg ist, Sportlicher Erfolg ist nicht Alles.
Mir fehlt in der Perez Ära einfach irgend eine klare Vereins Philosophie. So sehr ich mich über "Mes que un club" oder "mia san mia" lustig mache, so sehr sind es ikonische und bekannte Parolen, die auch heute noch gültig sind und aktiv gelebt werden. Was hat Real dagegen? Die Königlichen, das weisse Ballett, Hala Madrid sind alles Identitäten aus dem letzten Jahrhundert, die zwar heute noch Gültigkeit haben, aber sicher nicht die ganze Gegenwart widerspiegelt. Wodurch zeichnet sich Perez aus? Los Galacticos? Ist mittlerweile bald 20 Jahre her, war eine Perversion des Glamour Gedanken und ist kläglich gescheitert. Calderon war ebenso eine gesichtslose Ära. Perez 2.0 ist... ja was genau? CR? Zidane? 4 CL Titel? Galacticos 2.0 ist 2009 ebenfalls kläglich gescheitert. Alles danach, Mou, Carlo, Zidane, CR, Bale, James usw. wirkte eher wie ein zufälliger Flickenteppich denn klar strukturiert. Man mag von Mou halten, was man will, es waren gefühlt wirklich die einzigen 3 Jahre, wo man eine klare Taktik, Philosophie und Kaderpolitik hatte. Carlo hat das ganze weiterentwickelt, sich aber in seiner eigenen Sturheit verrannt. Er war aber eher Pragmatiker, genauso wie Zidane, der dann die Früchte ernten konnte. Seit 2018 fehlt das ganze aber wieder, mit CR und Zidane wurden die beiden grössten Aushängeschilder gegangen, der Rest blieb aber. Man holte Lope als spanischen Nationaltrainer, er wurde nach 4 Monaten wieder gegangen. Dann hat man statt Conte Solari als Notnagel installiert. Was hat Solari ausgezeichnet? Regui, Vini und Isco Verbannen, was 2 Monate funktioniert hat, dann wieder weniger. Zidane 2.0 ist bisher vieles und gleichzeitig auch nichts, Dinge werden versucht, dann trotz Erfolg wieder abgebrochen, andere behält man bei, obwohl man mal für mal wieder auf die Schnauze fällt. In jüngerer Zeit setzt man vor allem auf Junge. Vini, Odry, Brahim, Kubo, Öde, Reinier usw. Alles schön und gut, aber auch hier. Dann verleiht man sie wie Lunin zu Klubs, wo sie kaum spielen, einfach weil der Klub Ronaldo gehört. Vini hockt hinter einem Bale, der längst weg sein sollte, auf der Bank usw. Einen klaren Plan scheint man nicht zu haben abgesehen von "holen wir mal, wird schon schief gehen".
Mir fehlt einfach eine 3te Instanz in der Führung, wie sie bei den meisten Klubs Gang und Gäbe ist. Es gibt einen Präsidenten, der den operativen Teil des Klubs leitet und sich um die Finanzen kümmert. Den Trainer, der für die Taktik und Spieler zuständig ist. Und es sollte einen Sportdirektor geben, der die langfristigen sportlichen Ziele des Klubs im Auge hat und gemeinsam mit dem Trainer die Kaderpolitik betreibt. Letztere Instanz fehlt bei uns völlig. Und so entscheided entweder Perez alles mit einem Marionetten Trainer, der wenig zu sagen hat und der Sündenbock ist, oder man gibt dem Trainer die komplette Macht in die Hand, der dann teilweise sehr kurzfristige Entscheidungen fällt. Oder Perez kanns nicht lassen und dann gibts Zoff, weil man sich nicht einigen kann. Ceballos ist so ein Paradebeispiel. Er spielt ne gute U23 EM, man holt ihn, damit Barca ihn nicht bekommt, aber Zidane will ihn nicht und kann nichts mit ihm anfangen. Ceballos wird 1 Jahr lang ignoriert. Dann geht Zidane aus Unzufriedenheit und plötzlich kommt der Natitrainer, Ceballos ist plötzlich beliebt. Nach 4 Monaten kommt aber wieder ein neuer Trainer, und nach 4 weiteren Monaten Zidane wieder und wir sind wieder auf Feld 1. Dank der 24 Mio Klausel damals kann man Ceballos wohl ohne grossen Wertverlust oder sogar mit Gewinn weiterverkaufen, aber es waren 3 Geschenkte Jahre für Spieler, Verein und alle involvierten Trainer. Ich höre oft das Argument, dass zuviele Köche den Brei verderben. Wir haben aber das komplette Gegenextrem, dass eine oder zwei Instanzen alles alleine entscheiden, ohne Rückmeldung oder Absprache. Es funktioniert bei vielen Vereinen wunderbar, warum sollte es bei uns nicht so sein. Man führt auch gerne die 4 CL Titel dagegen an, ist für mich aber eigentlich genau die Antithese, wo man, wohl eher ungewollt, etwas aufgebaut hat. Perez hat Mou geholt und ihn machen lassen, womit er den Grundstein legen konnte und entsprechende Spieler geholt und ihnen eine Taktik eingeimpft hat. Carlo hat das ganze weiterenwtickelt und mit James und Bale 2 Verstärkungen bekommen, die insgesamt enttäuschend waren, aber doch gewisse Dinge erreicht haben, und konnte mir La Decima erste Früchte ernten. Zidane hat dann die noch bestehenden Schwachstelllen im Kader komplettiert und war die richtige Person, um eine sich in der Prime befindende, zusammengweschweiste Einheit zu 3 CL Titeln zu führen. Das war ein sich stetig aufbauender Prozess von 8-9 Jahren, nichts, was man in 1-2 Jahren mit willkürlichen Galacticos und Marionetten Trainern erreicht. Seit 2018 dreht man sich wieder im Kreis, kauft Junge Spieler, hält aber an den alten fest und auch an Zidane, der vieles und zugleich wenig ist.
Perez ist, was weiss ich, Er hat den Verein wirtschaftlich saniert und einige gute Entscheide getroffen, bewusst oder unbewusst, das muss man ihm lassen. Dem gegenüber stehen aber zig sportliche Einmischungen, die mehr zerstört als geholfen haben. Perez könnte ein Top Präsident sein, wenn er sich auf Manager Aufgaben beschränken würde, unsere besten Zeiten unter ihm hatten wir, als es genau das gemacht hat. Um das sporlliche sollte sich ein Sportdirektor kümmern, der langfristig plant und die Kaderpolitik entsprechend anpasst und einen Trainer holt, der dass auf dem Platz und in der Taktik umsetzen kann. Zum alleinherrschenden grossen Don fehlt Perez einfach die menschliche und sportliche Feinfühligkeit und das entsprechende Wissen. Real Madrid ist mehr als das, soviel mehr als nur ein Wirtschaftsobjekt eines kaltblütigen Managers. Und solange sich daran nichts ändert, wird sich auch langfristig und tiefgründig wenig ändern. Was nützen uns Haaland und Mbappe, wenn sie nicht wissen, was sie auf dem Platz tun sollen und alle 4 Jahre einen neuen Coach bekommen?
Es ist, wie du sagst, es fehlen einfach Leute wie Del Bosque, Hierro, Casillas, Guti, Bernabeu usw. Leute, die den Madridisimo von klein auf über Jahre eingesogen haben und ihn verkörpern. Leute mit Leidenschaft, Respekt und Charakter. Unsere bekannten Spieler sind ein dauervelretzter, wallisischer Golfer, ein algerisches Möchtegern Gangster und ein kolumbisches Model, schon traurig irgendwo.