Ich kenne mich mit religiösem fasten nicht aus, am Abend nach dem Sonnenuntergang darf er Nahrung zu sich nehmen, er darf nur den ganzen Tag keine Flüssigkeit zu sich nehmen oder?
Exakt.
Der Sonnenuntergang in Madrid wird heute beispielsweise um 20:58 sein.
Bei einem Heimspiel um 21:00, müsste Karim als zeitgleich beim Einlaufen – oder beim Münzwerfen vor den drei Schiedsrichtern – sein Fasten brechen.
Das wäre doch mal was für die Toleranz- & Respekt-Kapagne der FIFA: Der Linienrichter bringt Karim ein Glas Milch vorbei!
Bei der Leistung, die der junge Mann von Woche zu Woche an den Tag legt, wäre das eigentlich auch abseits von Ramadan das Mindeste!
Was bedeuteten die Datteln und das Glas Milch, sind diese beiden Lebensmittel Ausnahmen oder haben sie eine rituelle Bedeutung?
Weniger eine rituelle, sondern eher kulturelle, gar traditionelle Bedeutung. Deshalb auch keine Pflicht, bloß ein Brauch als Referenz auf die Lebenspraxis vom Propheten Mohammed.
Frühstückt man eigentlich noch ausgiebig vor dem Sonnenaufgang?
Verzeih mir die kleinliche, aber dennoch wichtige Korrektur: Man fastet nicht vom Sonnenaufgang bis zum -untergang, sondern ab Anbruch der Dämmerung bis zum Sonnenuntergang.
Deshalb gestaltet sich das Essen vor der Dämmerung leider nicht als gewöhnliches Frühstück um 6:30; stattdessen muss man den Wecker um 4 Uhr (!) stellen, damit man noch genügend Zeit hat wach zu werden, etwas Essen vorzubereiten, es zu sich zu nehmen, das Essen wieder abzuräumen, zu beten und – falls es mit der Arbeits- oder Schulzeit Sinn ergibt – sich nochmals hinzulegen um noch etwas Schlaf für den Tag ergattern zu können.
Sich morgens und abends den Bauch vollschlagen, hört sich für mich eher nach einem Gelage, als einem fasten an.

Würde den Geistlichen im Mittelalter nahekommen, die Enten zu Fischen erklärten und somit ihren Genuss während der Fastenzeit erlaubten...
Das mit dem "Bauch vollschlagen" ist einerseits ein weit verbreitetes Missverständnis und andererseits auch gleichzeitig ein verbreitetes "Problem", wenn ich das so nennen darf.
Ein Missverständnis, weil es schlichtweg unmöglich ist sich nach 14 Stunden Fasten auf leerem Magen die 2 bis 3 "verpasste" Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Versuch das mal. Das schafft kein Verdauungsmechanismus! Diese Völlerei, können sich nur diejenigen leisten, die auch abseits von Ramadan ohnehin schon zu viel essen.
Was mich zum nächsten Punkt, dem "Problem" am "Bauch Vollschlagen", bringt: Zuerst muss ich an dieser Stelle unterstreichen, dass es mir völlig egal ist, wie jemand seinen Glauben praktiziert. Das soll jeder für sich entscheiden.
Aber der Ramadan ist ein Monat des Verzichts, der Bescheidenheit, Genügsamkeit, Enthaltsamkeit, der Empathie Mitmenschen Gegenüber (Barca Fans ausgenommen), der Konzentration auf's Wesentliche im Leben. Deshalb ist es mir ebenfalls absolut schleierhaft, wieso man ausgerechnet in diesem so heiligen Monat, so dekadent Fastenbrechen muss oder direkt danach direkt wieder zur Kippe greifen kann und wieder in alte Muster verfällt.
Damit tut man nicht nur sich selbst keinen Gefallen, man lässt den Islam wie so oft ein keinem guten Licht erscheinen.