@El Bernabeu
Wir können gerne eine Diskussion über Perez führen, falls du willst. Der Artikel hat einige interessante Punkte und du hast einige gute Argumente.
Mein eigentliches Ziel war es aber, einfach nur mal klarzumachen, dass deine Forderung, "jeder Barcelona-Fan [müsse dann], der noch einen Funken Ehre verspürt, diesem Verein endgültig den Rücken kehren. Aber vermutlich sind die allermeisten Anhänger charakterlich genauso miese Typen wie deren Präsidenten, wo Selbstreflexion, Eigenkritik, Reue, Unrechtsbewußtsein schlicht nicht vorhanden sind.", ein Stück weit übertrieben ist. Man soll also dem Verein ohne wenn und aber den Rücken kehren, den man Jahre oder Jahrzehnte supportet hat, weil er wegen Korruption verurteilt wurde? Den Verein, in dem man Liebe, Geld und Zeit investiert hat? Die Trikots, die man gekauft hat, einfach wegwerfen? Kein Stadionbesuch, obwohl man als Kind davon geträumt hat? Die Stunden vor dem Fernseher und das Geld für die Streamingabos, um sich die Spiele anzuschauen, einfach so bereuen? Will jetzt natürlich nicht spekulieren, aber ich glaube, wenn es um deinen Verein ginge, würdest du das vermutlich anders sehen. Wenn du das im emotionalen Affekt geschrieben hast, auch ok. Wir sind ja schließlich immer noch Erzrivalen. Aber die Fans auch noch mit (bei Verurteilung) dann kriminellen Vorstandsmitgliedern gleichzusetzen, ist doch ziemlich weit weg von der Realität und hat mich dann gezwungen zu reagieren, weil das einfach eine persönliche Attacke ist, die man sich auch als Barca-Fan nicht gefallen lassen muss.
@Ricardo_Izecson_Goat
Danke für die Blumen, Bro. Gebe ich sehr gerne zurück. Man munkelt zwar, dass du seit deiner Rückkehr nur satirisch unterwegs bist, aber ich reagiere jetzt einfach mal.
Ja, eben das ist der Punkt, den ich gemeint hab. Man verfolgt den Verein so lange und so intensiv, steckt da so viel Energie rein, aber soll dann einfach sofort ohne zu zögern das Fandasein verlassen, weil man sonst charakterlos sei. Man hat den Verein ja nie lieben gelernt wegen der tollen Vorstände, sondern wegen historischen Momenten, die oft weit bis in die Kindheit zurückliegen. Wegen tollen Siegen oder schönen Toren. Wegen geilen Spielern oder ähnlichem. Und sowas dann aufzugeben ist natürlich nicht gerade eine legitime Forderung, erst Recht nicht wenn die gesamte Fußballwelt sich Stück für Stück durchkommerzialisiert hat und man auch gut argumentieren könnte, warum wir in diesen Zeiten nicht alle Fans von Hansa Rostock sind, weil bescheiden und klein. Wir alle kennen diese Forderung von einem deutschen Michel in unserem Umfeld. Dazu kommt dann halt die Doppelmoral. Wo zieht man eine Grenze? Ist es Korruption oder Verschuldung? Kommerzialisierter Topclub? Scheichklub? Schiribestechung? Steuerhinterziehung? Zwielichtiger Transfer? Nazis auf der Tribüne? Verkauf an Saudi-Arabien? Spieler, der das Gegenüber rassistisch beleidigte? Verein mit vermuteter Francovergangenheit? Verein, der sich als Katalonien aufspielt? Oder Verein, dessen Mitglieder Rolexskandale am Hals haben? Rein moralisch betrachtet (nicht juristisch!) könnte man auch gut argumentieren, warum es Real Fans gibt, die sich Vereinen, die TV-Rechte an private Unternehmen verkaufen (Entscheidung, die durch die Abstimmung der Mitgliederversammlung demokratisch legitimiert ist btw), moralisch aufspielen und gleichzeitig eigene Statuen haben, die allen eine Kandidatur auf die Präsidentschaft defacfo verbieten, die nicht für den Vorsitz des Vereins eine Garantie in Höhe von 15 Prozent des Budgets hinterlegen und damit (im Gegensatz zu Barca) deren Vorstände sich aufgrund dieser Wahlrechtseinschränkung deutlich schwerer demokratisch legitimieren lassen? Das war jetzt nur ein Beispiel. Du hast ja auch Juve genannt. Das selbe Prinzip der Fanaufgabe müsste dort ja jetzt schon gelten.
Zu Laportas Wirtschaftspolitik lässt sich einiges sagen. Ich denke, dass man die Folgen aber erst in einigen Jahren sehen wird. So ist das eben in der Wirtschaft. Gerade die Anteilsverkäufe sind ja äußerst kontrovers und auch sehr kritisierbar, wenn man will. Es sinken ja tatsächlich Einnahmen, weil man diese ja verkauft, logisch. Andererseits steigen sie auch wieder durch die erhöhten Einschaltquoten am TV, durch den erhöhten Verkauf von Merchandising, durch die erhöhten Stadionnamen, durch die erhöhte sportliche Attraktivität, die dann wieder Titel und folglich Einnahmen bringt. Deswegen, denke ich, kann man dieses Experiment erst in einigen Jahren beurteilen. Die einen sagen, man habe die Liquidität des Vereins gerettet. Die anderen sagen, man habe sich deutlich gestärkt. Und wiederum die anderen sagen, man habe seine Zukunft verkauft. Wir werden es sehen. Zudem ist das ja nicht das einzige: man muss die gesunkenen Gehälter miteinbeziehen, den Spotify-Deal, die Transfers an sich, den neuen Sportdirektor Alemany, den Kredit für das Stadion und natürlich was mit dem Rest des Geldes, das aus den Anteilsverkäufen rein kam, passiert (es wurde ja nur ein kleiner Teil in Spieler investiert). Geht das in den Schuldenabbau und Zinssenkung? Spart man das als Eigenvermögen als Notbremse für die Zukunft? Investiert man aggressiv in etwas rein? Das sind alles Fragen, die sind noch nicht beantwortet. Deswegen warte ich persönlich da ab. Aber wenn man die Logik des im Cashflow bleiben und des Stärken der Marke teilt, dann kann man in der Tat (vorsichtig) optimistisch sein.
@Sergio_Ramos
Deine notorisch-obsessive Beschäftigung mit den Barca Fans hier scheint aus den Ergebnissen der letzten Clasicos zu resultieren.