Ich muss naturgemäß nicht sooo lachen, daher der Versuch einer ernsten Antwort. Nun, eine Expertenantwort kann ich leider nicht bieten. Aber eine Kandidatur für eine Vereinsführung beinhaltet meines Wissens jedenfalls die Bestätigung einer Bankgarantie, die man im Fall der Wahl vorlegen muss, da die Vereinsführung natürlich für Fehlverhalten haften können muss.
Du hast recht, dass Real Madrid, trotz der auffallenden Kürze der Statuten, hier trotzdem etwas sehr Konkretes stehen hat, also 15% des Ausgabenbudgets und die Pflicht, dass die Bankgarantie auf dem Privatvermögen basieren muss:
https://www.realmadrid.com/media/document/estatutos-sociales---real-madrid.pdf
Artikel 40.C:
3. Acompañar pre-aval bancario de cualquier Entidad de Crédito, Banco o Caja de Ahorros registrada en el Registro de Entidades del Banco de España, garantizando como mínimo un quince por ciento (15%) del presupuesto general de gastos del Club y en cuyo texto se hará constar que éste se convertirá automáticamente en aval definitivo en el caso de que dentro del procedimiento electoral actualmente en curso, resultase elegida dicha candidatura a Presidente y Junta Directiva del Real Madrid Club de Futbol y una vez el candidato a Presidente del Real Madrid Club de Futbol tome posesión del cargo.
4. En dicho aval deberá hacerse constar por la Entidad de Crédito, Banco o Caja de Ahorros que lo emita, que el mismo ha sido concedido teniendo en cuenta el patrimonio personal de los candidatos, y con la única y exclusiva garantía del patrimonio personal de dichos candidatos a la Junta Directiva.
In den Statuten des FC Barcelona steht konkret zur Bankgarantie nur:
48.4. Compromís de prestar aval si la llei ho exigeix. ("wenn das Gesetz es erfordert", und das tut es vermutlich, man erfüllt also wohl einfach die jeweils geltenden gesetzlichen Vorgaben für eine gültige Kandidatur)
Per a obtenir la proclamació de la Junta Electoral, cada proposta de candidatura ha d’anar acompanyada d’un document signat per tots els seus components en què es comprometin a prestar aval en cas de resultar elegits, d’acord amb el que disposen l’article 38 d’aquests Estatuts i la disposició addicional setena de la Llei estatal 10/1990, de 15 d’octubre, sobre l’esport, i disposicions que la desenvolupen, mentre l’ordenament jurídic exigeixi aquest requisit.
Das Thema der Haftung für wirtschafliche und finanzielle Entscheidungen wird an anderer Stelle ausgeführt:
Article 38è Responsabilitat dels components de la Junta Directiva
Els membres de la Junta Directiva són responsables de la seva actuació davant l’Assemblea General.
També són responsables mancomunadament davant dels socis, per les actuacions que puguin haver adoptat en l’àrea econòmica i financera del Club que contravinguin les disposicions d’aquests Estatuts, el Decret 58/2010, el paràgraf 4 de la disposició addicional setena de la Llei estatal 10/1990, de 15 d’octubre, sobre l’esport, i la resta de l’ordenament jurídic vigent. L’exigència legal de constituir avals bancaris per a respondre de les responsabilitats econòmiques que puguin afectar la Junta Directiva ha de ser duta a terme pels afectats en la forma i les condicions que en cada moment estableixin les disposicions legals vigents.
(Also wieder das Erfüllen der jeweils geltenden rechtlichen Vorgaben zur Haftung). Dann noch ein Paragraph, dass die Mitglieder der (potenziellen) Vereinsführung die Aufteilung der Haftung nach eigenem Ermessen festlegen können und entsprechend festschreiben müssen, natürlich auch in der Bankgarantie. Und ein weiterer, dass ein vorzeitiges Ausscheiden aus der Vereinsführung nicht von der Haftung befreit, außer die verbleibenden Mitglieder und/oder Nachfolger verpflichten sich, den Anteil zu übernehmen.
Was sind jetzt nun die gesetzlichen Vorgaben, auf die die Statuten gelegentlich verweisen? Das spanische Sportgesetz ist das hier
https://www.boe.es/buscar/pdf/1990/BOE-A-1990-25037-consolidado.pdf
Mit den Klubs, die immer noch Vereine sind, beschäftigt sich dessen Disposición Adicional Séptima, aber zum Thema Vereinsführung steht da ganz lapidar:
4. Los Estatutos de estos Clubes deberán libremente establecer los requisitos para ser miembro de sus Juntas Directivas, tales como antigüedad, avales, etc.
Ich würde davon ausgehen, dass die konkreten Minimalvorgaben, was eben z.B. die Haftungsübernahme betrifft, in anderen Rechtstexten stehen, die leichter regelmäßig angepasst werden können. Und vielleicht doch eher in regionaler Form als für ganz Spanien? Für katalanische Sportorganisationen aller Art gilt in erster Linie dieses Dekret samt Aktualisierungen des Textes
https://cido.diba.cat/legislacio/13...e-catalunya-departament-de-la-vicepresidencia
Aber es umfasst so viele verschiedene Arten von Sportorganisationen, dass im Kapitel über Vereine etwas so Konkretes wie die Haftungsübernahme durch Kandidaten für eine Vereinsführung und der Verlauf im Falle des Falles nicht ausgeführt ist. Diese Vorgaben müssen wohl irgendwo anders gemacht werden, und wer in dem Bereich tätig ist, ist darüber sicher auf dem Laufenden...
Andererseits... wie viele Sportklubs in Vereinsform mit beängstigend hohem Budget gibt es überhaupt? Wundert eigentlich gar nicht, dass so ein allgemeines Gesetz sich nicht mit der Möglichkeit von Milliardenschulden befasst, wenn ein Sportverein normalerweise eine überschaubare Gruppe von Amateuren und Freiwilligen ist. Wenn jetzt schon Zwergstaaten ihren Profiklubs die Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft vorschreiben.... War vor einigen Tagen im Stadion. Da ging jemand herum und verteilte die von Hand ausgefüllten und mit Plastik überzogenen Mitgliedskarten, ein anderer ging mit einem Plastikbecher herum, wo die Leute 5-Euro-Scheine reinsteckten. Naja, die Mitgliedsgebühr kann wohl so niedrig nicht sein, gefragt habe ich als Eindringling nicht, was die da machen, weil mir das doch peinlich war. (Die Anhänger frönen natürlich meist auch irgendeinem Zweitklub, um die Chance auf Erfolgserlebnisse ein wenig aufzubessern. Einer in meiner Nähe trug lustigerweise ein Shirt mit Barça-Wappen, aber eben farblich passend zum eigenen Klub LOL.)
Aber so ein Klub, der für ein internationales Spiel gerade einmal 500 Zuschauer zusammenbringt und natürlich nicht mit Millionären antritt, darf nicht mehr weiter als Verein geführt werden, so sieht die heutige Realität aus. In dem unbequemen Boot sitzt sehr wohl langfristig auch Real Madrid, wage ich zu behaupten. Würde an eurer Stelle den Feind eher anderswo sehen als in Katalonien. Also dort, wo irre Ausgaben nicht Fehlverhalten sind, das einen vor der ganzen Welt zum Gespött macht, und Schulden nicht existenzbedrohend. Aber die Anhängerschaft sich brüstet, "die beste Liga der Welt" zu haben, sich moralisierend über die eh nur virtuell existierende Superliga echauffieren und mit diversen Investoren in der Hinterhand die Liquidierung des "Schuldenklubs" fordern. Ziemlich pharisäerhaft für mein Gefühl. Naja, als lebendigen Boxsack gebe ich mich nicht her, weil ich halt wirklich beim besten Willen nichts verbockt habe, daher habe ich auch nicht mehr wirklich Lust, überhaupt irgendwelche "kritische" Barcelona-Artikel zu lesen oder hier was dazu zu schreiben, schon rein der psychischen Gesundheit halber...
Warum Bartomeu nicht mit seiner Haftung "den Klub rettet"? Naja, Milliardär ist er meines Wissens auch keiner und von der Höhe seiner Garantie habe ich leider auch keine Ahnung, wird aber vermutlich eher ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, wenn einfach das gesetzliche Minimum erfüllt wurde? Aber jemanden überhaupt zur Rechenschaft zu ziehen, der keinerlei Schuldeinsicht hat, ist eben nichts, was man in brauchbar kurzer Zeit hinbekommt. Mit dem Fehlverhalten der letzten Vereinsführung und ob dieses strafrechtliche Folgen hat, werden sich wohl Gerichte noch einige Jahre beschäftigen, Einblick habe ich da nun leider wirklich keinen. Ohne dass ein Gericht das Fehlverhalten bestätigt und benennt, ist die Haftung wohl eher eine zahnlose Formalität?
Ob Pérez mit dem eigenen Vermögen auch "den Klub retten" müsste, ohne dass ein Fehlverhalten nachgewiesen wird? Einfach nur, weil die Scheichs und sonstige Milliardäre langfristig den längeren Atem haben? Das wohl eher nicht. Real Madrid hat genauso wie Barcelona am Schluss der Statuten die Artikel über den Ablauf einer Liquidation oder Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft. Was natürlich eine Entscheidung der Mitglieder wäre.
Bevor man wirklich zusperren müsste, würde ich doch annehmen, dass die Mitglieder im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas beitragen. Allein die Mitgliedsgebühr, mit deren Abbuchung jedenfalls mein Klub nicht einmal bis Weihnachten wartet, bringt doch ziemlich viele Millionen auf einmal in die Vereinskasse. Auch wenn realistischerweise nicht alles erwachsene und/oder zahlende Mitglieder sind. (Ein Teil sind Kinder und Jugendliche, Karteileichen sind nie vermeidbar, auch wenn der Klub wohl dauernd versucht nachzuvollziehen, wer noch dabei ist, auch wird die Mitgliedschaft ab 65 gratis, wenn man 40 Jahre dabei war.) Während Covid sind aber in der Tat auch in diesem Bereich erwartete Gelder abhanden gekommen, u.a. weil zugelassene neue Barcelona-Mitglieder nicht zur Zahlung der Mitgliedsgebühr anreisen konnten. Diese etwas antiquierte Vorgabe wurde nach einem Jahr Covid ausgesetzt. Laporta hat die Hürden für die Mitgliedschaft dann ganz entfernt. Man kann wohl seit ein paar Monaten auch per Online-Formular und -zahlung einfach so ohne Anwartschaft etc. Mitglied werden. Das haben wohl über 5000 auf einmal gemacht. Im Normallfall ca. 1 Million an Geldern... wird aber nicht ganz so sein, weil da wieder Kinder mit dabei sein werden, das erste Jahr wohl nach wie vor pro rata zu zahlen sein wird und diversen Spielerinnen und Spielern die nunmehr hürdenlose Mitgliedschaft seitens des Vereins verliehen wurde.
Wie auch immer... ja, könnte vielleicht ein Monatsgehalt hinlegen "zur Rettung", bin mir aber trotz relativ knapper eigener Kasse bewusst, dass ein Teil der Mitglieder sich viel weniger leisten kann bzw. gar nichts für so einen Zweck übrig hat. (Nachdem sich immer mehr wahrscheinlich die Mitgliedschaft gar nicht leisten können, woher sonst die Entscheidung, dass man diese bald auch in Raten zahlen können soll... Letzteres gilt auch für die Dauerkarten, deren Preis wohl wesentlich angehoben wurde, abgesehen von strikteren Regeln nach dem Eintracht-Debakel.) Von Laporta und Konsorten würde ich mir andererseits aber ganz andere Beträge erwarten, als ich mir leisten kann. Wenn sie ihren Verein lieben und nicht bloß zur Profilierung nutzen...
Wie die Zustimmung aussehen würde bezüglich einer finanzkräftigen Kapitalgesellschaft und beim anderen Extrem - Amateurfußball... KEINE AHNUNG! So gestreamte Versammlungen und Ähnliches lassen mich vermuten, dass meine Vorstellungen, Befürchtungen und Wünsche nicht besonders konform gehen mit einigen alteingesessenen Mitgliedern, wo ich doch öfter das Gefühl einer störenden, realitätsfernen Anspruchshaltung nicht los werde. Habe vor der Abstimmung auch keine mich überzeugende Antwort zum Stadionprojekt und dessen finanziellen Risiken erhalten. Naja, den echten Eindruck des derzeitigen Barcelonisme werde ich nur vor Ort halbwegs bekommen, das musste ich aber zuerst wegen Covid verschieben und jetzt wieder, hoffe aber, es während dieser Saison doch zu schaffen hinzufahren.
Fakt ist sicherlich, dass die neuen Statuten viel mehr Vorgaben zum Finanzgebaren und zur Sanktionierung von Fehlverhalten aller Art (auch der einfachen Mitglieder, wie eben z.B. die Sache mit der Eintracht bzw. Profite hinter dem Rücken des existenzbedrohten Klubs) enthalten werden. Die meisten eingereichten Änderungsvorschläge galten anscheinend solchen Themen. Es wird ein noch einmal viel längerer Text herauskommen, vielleicht gar Hunderte Seiten vs. die 24 Seiten von Real Madrid (naja, da werden die Details irgendwo anders stehen). Allein der Gegenspieler von Laporta, Víctor Font, hat über 600 Vorschläge eingereicht, deren konkreter Inhalt mir aber nicht bekannt ist. (Naja, dem geht es dann wohl auch wieder nicht nur um die Liebe zum Klub, sondern auch schon wieder um den nächsten Wahlkampf. Lässt sich halt schwer beurteilen, weil er noch nichts in verantwortlicher Position gezeigt hat. Auf die letzte Wahl soll er 10 Jahre hingearbeitet haben, und dann kam spät als letzter Kandidat Laporta daher, erschien nicht einmal zu allen Debatten, erstellte das kürzeste und vageste PDF zu seinen Vorstellungen und gewann trotzdem - sodass Fonts Ärger natürlich mehr als nachvollziehbar ist.) Ob alle Mitglieder mit Wahlrecht zu den neuen Statuten abstimmen können bzw. zu konkreten Punkten etc., wurde noch nicht angekündigt. Kleinere Änderungen werden in der Jahreshauptversammlung nur von den socis i sòcies compromissaris abgesegnet, aber für einen komplett neuen Text, was wohl der Plan ist, scheint das ja eher nicht ausreichend.