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„Das war nicht die Elf, die Benítez gewählt hätte“

Rafael Benítez' Clásico-Startaufstellung steht in der Kritik, doch war die aufgebotene Elf wirklich die favorisierte des spanischen Übungsleiters? In den Augen von Jamie Carragher definitiv nicht. Bei SKY SPORTS äußerte der ehemalige Premier-League-Profi jedenfalls die Vermutung, dass Florentino Pérez seine Finger im Spiel gehabt haben könnte. Die aufgebotene Formation ohne „echten Sechser“ würde in keinster Weise mit Benítez' Philosophie übereinstimmen.

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Rafael Benítez (l.) und Jamie Carragher beim FC Liverpool

„Der Rafa aus Liverpool würde sich nicht beeinflussen lassen“

MADRID. Bei den Königlichen befindet man sich noch immer auf Spurensuche nach den Gründen für die blamable Vorstellung im Clásico. Hinterfragt wird vor allem die Aufstellung von Rafael Benítez, der Luka Modric und Toni Kroos vor der Abwehr aufbot und durch den Verzicht auf den zuletzt starken Casemiro ohne einen defensiv orientierten Mittelfeldspieler in die Partie ging. Ex-Liverpool-Ikone Jamie Carragher, der zwischen 2004 und 2010 insgesamt sechs Jahre an der Anfield Road unter Benítez spielte, ist jedoch der Überzeugung, dass sein Ex-Coach jene Startaufstellung nicht ganz freiwillig aufs Feld schickte: „Das ist keine Mannschaft, die Benítez ausgewählt hätte. Ich weiß nicht, ob es die Leute über ihm sind, die sich einmischen, oder vielleicht ist es aufgrund des Drucks von der Presse. Ich weiß es nicht. Benítez spielt normalerweise mit zwei Sechsern. Sein bester Spieler in dieser Spielzeit war Casemiro, aber der blieb draußen“, so die Einschätzung des früheren Nationalspieler Englands.

Die Anfangsformation könne er sich nur durch extremen Druck von Seiten Florentino Pérez’ erklären, denn zu seinen Liverpooler Zeiten hätte sich „Rafa“ niemals auch nur in irgendeiner Weise von seinen Überzeugungen abbringen lassen: „Er würde sich nicht beeinflussen lassen, um ein bestimmtes Team aufzustellen, nicht der Rafa Benítez aus Liverpool. Er hatte schon immer einen starken Willen, niemand konnte ihn jemals ändern. Er ist in seinem Glauben unbeirrbar. Er würde sich nie etwas ausreden lassen, auch wenn ein Spieler ihm etwas einzureden versucht, würde er ihm sagen: ‚Nein, so ist es, wie wir es machen werden.‘ Er würde nie zugeben, wenn er falsch lag oder etwas schlecht machte. Ich weiß nicht, ob er Druck durch den Präsidenten bekommt – ‚Wir haben diese Stars gekauft und die müssen spielen‘ – und er sagte: ‚Okay, stellen wir diejenigen gegen Barcelona auf, so werden wir das tun. Du wirst das Ergebnis schon sehen.‘“

„Es herrscht ein großes Loch zwischen Angriff und Defensive“

Hauptgrund für das Auseinanderfallen gegen die Katalanen waren die riesigen Abstände zwischen den Mannschaftsteilen. Teilweise pressten vier Stürmer offensiv ohne jegliche Absicherung blind vorne drauf, während die Viererkette sowie Kroos und Modric mehr als zögerlich herausrückten und Barça sich somit nach Belieben durch das Mittelfeld kombinieren konnte. Für Carragher Madrids Todesurteil: „Es herrscht ein großes Loch zwischen Angriff und Defensive. Wir sprechen über Weltklasse-Spieler. Es fehlte Intensität. Dein Albtraum als Spieler, als Mittelfeldspieler ist es, gegen Barcelona zu spielen und die vorne nicht da, um dir zu helfen. Was kann schlimmer sein als das?“

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Zeitweise machte es gar den Eindruck, als würden die Spieler ihre eigenen Pläne verfolgen und agierten ohne Taktik und Konzept. In der Presse wird nicht nur aufgrund der Eindrücke aus dem Clásico von einem zerrüttetem Verhältnis zwischen Profis und Spieler berichtet. Dass der spanische Übungsleiter sein Team nicht in den Griff bekommen würde, glaubt die „Reds“-Legende zwar nicht, sieht allerdings doch gewisses Konfliktpotential innerhalb des Star-Ensembles: „Wenn er es nicht erreicht, dass die Spieler machen, was er sagt, würde der Rafa, den ich kenne, das ändern. Diese Spielzeit hat er einige Spieler nicht verwendet und die sind frustriert. Benzema wurde in vielen Spielen ausgewechselt und ist frustriert. Wir haben Cristiano gesehen, wie er seinen Arm um Laurent Blanc legte. James beschwerte sich, dass er in Form sei und fragte, wieso er nicht spiele. Aber jetzt, wo sie alle in Form sind, hat er sie aufgestellt.“

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

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