
„Aktuelle Real-Mannschaft sehr hungrig und ehrgeizig“
MADRID. Den Eindruck, den unlängst etwa ein Toni Kroos gewann, hat inzwischen auch David Alaba gewonnen. So wie den deutsche Mittelfeldstratege zog es den österreichischen Defensiv-Spezialisten auf direktem Wege vom FC Bayern München und Real Madrid. Und Alaba spürt ebenso: Die Welt der Königlichen ist im Vergleich zu der des Bundesligisten noch mal eine ganz andere, eine größere.
„Beide stehen für absoluten Erfolg. Bayern München gehört zu den größten Vereinen auf der Welt, Real Madrid ebenso. Das nimmt sich nicht viel. Dennoch ist hier bei Real alles noch mal einen Tick größer, ohne despektierlich gegenüber Bayern zu sein“, sagte der 29-Jährige, der im zurückliegenden Transfer-Sommer ablösefrei von der Isar in die spanische Hauptstadt gekommen war, in einem Interview mit dem Sportmagazin KICKER.
Sowohl die Bayern als auch die Madrilenen hätten „einen tollen Stil, Fußball zu spielen“, findet Alaba. Die Unterschiede „liegen im Detail. Zudem ist dies immer abhängig vom jeweiligen Trainer und dessen Handschrift. Beim FC Bayern habe ich das über die Jahre immer wieder gemerkt, und das ist hier nicht anders. Über allem steht in beiden Klubs der Erfolg. Die aktuelle Real-Mannschaft ist sehr hungrig und ehrgeizig und geht in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Das war bei den Bayern nicht anders“, so der Linksfuß.
Alaba hat Kontakt zu Roberto Carlos und Raúl
Alaba sprach zudem über…
…die Nachrichten, die er nach seinem Clásico-Tor erhielt: „Das waren ein paar mehr als sonst, für das Tor wie den Sieg. Die Mannschaftskollegen haben gratuliert, es war sehr schön, vor allem aber für uns als Mannschaft sehr wichtig. Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen. Mein erster Clásico war etwas Besonderes für mich, umso schöner, dass ich getroffen habe. Es war auf jeden Fall ein wichtiges und spezielles Tor.“
…seinen Kontakt zu Real-Legenden: „Roberto Carlos fliegt bei jedem Auswärtsspiel mit, wir unterhalten uns öfter – weniger über Fußball, eher über das Leben hier an sich. Auch mit Raúl, dem Trainer der zweiten Mannschaft. Das sind Gespräche, die guttun. Ich habe versucht, Raúl auf Deutsch anzusprechen. Ein bisschen was ist bei ihm aus Schalker Zeiten hängen geblieben, aber nicht viel. ‚Wie geht’s?‘ hat er noch verstanden.“
„Vom ersten Tag an diese spezielle Aura und Atmosphäre gespürt“
…den Mythos Real Madrid: „Ich habe vom ersten Tag an diese spezielle Aura und Atmosphäre gespürt. Und man merkt die Geschichte dieses Klubs, wenn man über das Trainingsgelände oder durch die Stadt läuft. Dieser Verein ist etwas sehr Besonderes. Wer mit Fußball aufwächst, schon als Kind, muss sich nicht allzu groß mit Reals Historie auseinandersetzen. Wer diese Sportart liebt, bekommt diese Historie ein Leben lang mit. Man kennt die Legenden dieses Vereins.“

…die immer wieder aufkommenden Vergleiche mit Sergio Ramos: „Ich habe vom ersten Tag an betont, dass ich nicht hergekommen bin, um mit einem anderen Spieler verglichen zu werden. Ich bin hierhergekommen, um meine eigene Geschichte zu schreiben und mein Spiel zu spielen. Ich kriege die Vergleiche hin und wieder mit, beschäftige mich aber nicht groß damit. Die Leute akzeptieren, dass jetzt ich da bin und meinen Fußball spiele, meine Geschichte mit Real schreiben will. Außerdem sind wir unterschiedliche Spielertypen, die man kaum miteinander vergleichen kann.“
„Anspruch in der Champions League wird sich nicht ändern“
…die Champions League und Favoriten: „Alle Titel sind Ziele. Aber ja, der Anspruch in der Champions League wird sich nicht ändern. Dieser Verein möchte für Erfolg stehen, entsprechend wird gearbeitet. Ob es am Ende reichen wird, ist allerdings eine andere Sache. Bayern München wird mit Sicherheit eine Rolle spielen. Liverpool ist stark, Chelsea, Paris, um nur ein paar zu nennen. Das macht es so besonders, die Champions League zu gewinnen. Es ist ein weiter Weg, auf dem es nicht einfach ist, das Finale zu erreichen und auch noch zu gewinnen. Es warten viele und schwierige Aufgaben.“
…LaLiga im Vergleich zur Bundesliga: „Schwierig zu sagen. Sie ist anders. LaLiga ist spielerisch etwas anderes. Selbst Levante oder Alavés versuchen, von hintenraus Fußball zu spielen. Als Innenverteidiger habe ich weniger Kopfballduelle nach Abstößen als in der Bundesliga. Dort wird steiler und direkter nach vorne gespielt, in Spanien dagegen sehr viel Wert gelegt auf Ballbesitz, auch bei den in der Tabelle weiter unten stehenden Teams.“
„Benzema wirkt inspirierend“
…Karim Benzema und dessen Wahrnehmung: „Sehr positiv. Er ist ein Leader auf und außerhalb des Platzes. Er geht vorneweg, arbeitet sehr hart. Ich sehe ihn täglich im Gym, seine Regeneration, seinen Körper pflegen. Er wirkt inspirierend, weil er jeden Tag einer der Ersten hier ist und auf dem Platz in jeder Trainingseinheit 100 Prozent gibt. In den Spielen sieht man dann, wie wichtig er für uns ist.“
…Benzema im Vergleich zu Robert Lewandowski: „Alles, was ich über Karim erwähnt habe, kann ich über Lewy genauso sagen. Sie hören nicht auf, hungrig und ehrgeizig zu sein und zu arbeiten. Das zeigen sie auf dem Spielfeld. Sie leben dafür und tun alles, um erfolgreich zu sein. Beide sind für ihre Teams unheimlich wichtig, gehen für ihre Mannschaft vorneweg.“
Alaba über Barça: „Es wird Zeit brauchen“
…Real-Mitspieler, die ihn in den ersten Tagen beeindruckt haben: „Ich war positiv angetan, wie professionell alle arbeiten. Man merkt, wie hier für diese Sportart gelebt wird. Toni Kroos kenne ich aus München, jetzt erlebe ich ihn hier. Er ist ein Beispiel. Toni und ich haben uns schon in München sehr gut verstanden, er war hier eine der ersten Bezugspersonen. Er hat mir sehr gut geholfen, auch privat, zum Beispiel bei der Haussuche. Auch seine Frau war meiner Freundin sehr behilflich.“
…den FC Barcelona: „Ich bekomme mit, dass sie keine leichte Zeit als Verein durchlaufen. Nichtsdestotrotz werden sie in Spanien zu unseren Hauptkonkurrenten zählen und es auch bleiben. Das ist immer noch eine gute Mannschaft mit Top-Einzelspielern, auch wenn sie in dieser Saison ihre Höhen und Tiefen hat. Sie wird bei den großen Titeln weiter eine Rolle spielen. Sie werden einen Umbruch durchleben, die jungen Spieler tragen schon jetzt eine große Verantwortung. Das sind sehr gute Talente mit großem Potenzial. Aber es wird Zeit brauchen. Sie haben ja trotzdem eine gute Mischung mit Leuten wie Gerard Piqué oder Sergio Busquets. Und mit Memphis Depay haben sie vorne Qualität dazubekommen.“
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